Die Färber

Der  Färber  färbt bzw. durchfärbt  Wolle, Garne und Textilien
– ursprünglich mittels verschiedenster Naturmaterialen und später auch mit Chemikalien.

Gemälde: drei mittelalterliche Färber rühren mit hölzernen Färberstöcken in einem großen mit Färberflotte gefülltem Holzbottich
1445, Erfurt – Färberaltar der Barfüßerkirche

Die Färberei galt im Mittelalter als schmutziges Geschäft, weil die Färber u.a. mit übel riechenden Substanzen (wie Urin) umgingen – was ihnen obendrein den Ruf einbrachte, selber unrein zu sein.
Wegen der extremen Geruchsbelästigung waren die Färberküchen am Rande von Ortschaften und, ob des hohen Wasserbedarfs, direkt an fließenden Gewässern angesiedelt. Meist befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft die Viertel der Textilbranche, denn ihre Arbeit war ja eng verbunden und abhängig von der der Weber und Tuchmacher.

Färber

Das Färberwesen hat eine lange Tradition, aber erst im Mittelalter fand im Rahmen allgemeiner Spezialisierungen eine Differenzierung und Unterscheidung von verschiedenen Färbern statt.

unterschieden nach Farben

Foto: Glasfläschen mit farbigem Pulver
2019 – [Foto: Sulamith Sallmann]
  • Schwarzfärber – waren Spezialisten für das Färben von Schwarz
  • Blaufärber – nutzten v.a. heimischen Waidund und Indigoimport für Blaufärbungen
  • Rotfärber –  fertigten die roten Tuche für Klerus und Adel
  • Buntfärber –  waren die herkömmlichen Färber ohne Begrenzung auf nur eine Farbe
  • Schönfärber – verwendeten v.a. fremdländische Farbmittel und feine Stoffe

unterschieden nach Material

s/w Zeichnung: vorn links hängen Garne an Stöcken in Färbekessel, dahinter spült Färber gefärbte Garne in Wasserbecken, vorn rechts hängen Garne auf einem Gestell zum Trocknen
Garnfärber
  • Leinwandfärber (auch Schlecht- o. Schlichtfärber genannt) – färbten Flachsfasern
  • Tuchfärber (= Wollfärber) – spezialisiert auf das Färben von tierischer Wolle
  • Baumwollfärber – spezialisiert auf das Färben von Baumwolle
  • Bogolanfärber (auch Schlammfärber genannt) – afrikanisch-asiatische Baumwollfärbetechnik mit Schlamm
  • Seidenfärber – spezialisiertauf das Färben von Seide
  • Garnfärber – spezialisiert auf das Färben fertig gesponnener Garne

Berufsbezeichnungen

Färber, Färberin, Ferber (veraltet), Schlichtfärber, Schlechtfärber

>> in anderen Sprachen
Albanisch:bojës
Bulgarisch:бояджия
Dänisch:farver
Englisch:dyer
Esperanto:tinkturisto
Finnisch:värjääjä
Französisch:teinturier
Griechisch:βαφέας
Isländisch:litarefni
Italienisch:tintore
Latein:tinctor, infector
Niederländisch:verwer
Norwegisch:fargestoff
Polnisch:farbiarz
Portugiesisch:tintureiro
Rumänisch:vopsitor
Russisch:красильщик
Schwedisch:färgare
Slowakisch:farbiar
Slowenisch:barvar
Spanisch:tintorero
Tschechisch:barvíř
Türkisch:boyacı
Ungarisch:ruhafestő

Berufsfamilie:   Färber
Spezialisierungen:   Blaufärber, Rotfärber, Buntfärber, Schwarzfärber, Garnfärber, Seidenfärber, Tuchfärber, Rauchfärber, Kunstfärber, Waidfärber
verwandte Berufe:   Batik(färb)er, Bandhani-Färber, Blaudrucker, Bogolanfärber, Rauchfärber (Leder- und Fellfärber), Zobelfärber, Federfärber, Strohfärber, Holzfärber, Stoffdrucker


Zunft-, Innungs-  und Berufszeichen

Eigene Zünfte  der Färber entstanden – im Gegensatz zu anderen Zünften – erst gegen Ende des Spätmittelalters. Zuvor waren die Färber sogenannte Lohnwerker (Lohnarbeiter) der anderen tuchverarbeitenden Zünfte.


Das Färben im Wandel der Zeit

Die Färber im 15.Jh.

farbige Buchmalerei: zwei Färber rühren in beheizten Färberbottich herum, während andere vonehme Leute beobachtend herumstehen
1482

Die Färber im 16.Jh.

altes Sammelbild: zwei Färber in der Färberstube
[Tengelmann]

Der Ferber.
Grau und blaß sind die Tuche und Leinen ohne des Färbers nützliches Tun. Alle Gewerbe und kostbar und grob, taucht er in dampfende Farbe, in Indigo, Purpur und Scharlach hinein. Hoch ist geachtet die Buntfärberkunst, aber die Zahl ihrer Meister ist klein, denn es gibt keine einzige Stadt, die mehr als ein Dutzend Zunftbrüder hat. Urkundlich wird zuerst die Augsburger Einung genannt, um 1300 aber ist das Handwerk weit bekannt.“

(Tengelmann-Sammelbild: Wahrhafftige und Eigentliche beschreibung von den Ständen, Zünften und Handwerken um 1575)

Die Färber im 17.Jh.

Kupferstich: Färber zieht Stoff mittels einer Winde durch Färberbottich; im Hintergrund waschen zwei weitere Stoffe im Fluß
1698 – Ständebuch [Christoph Weigel]

Hier ist kein Streit, nur Einigkeit.

Durch Farbe Herz und Seele gantz
Jesus – Blut mit Purpur – Blank,
dem Aug des Nächsten zugefallen;
Daß, (wie die Farbe Schönheit bringt,
wann sie durch bleiche Wollen dringt,
dein Licht u. Schmuck hofft in uns alle.

Originaltext zum Stich von Weigel

Die Färber im 18.Jh.

Die Färber im 19.Jh.

Die Färber im 20.Jh.


Vorbehandlung des Färbegutes

Buchcover: Deutscher Färberkalender von 1929 mit Werbung für Sauerstoffbleiche
1929

Um besonders brilliante oder helle Färbungen zu erzielen bleichte man Stoffe vorab – siehe Bleicher.
Damit  Wolle, Garne und Stoffe überhaupt Farbe annimmt müssen diese zunächst gewaschen und gebeizt werden. Die Beizlösung wird mit Wasser und Beizmitteln angerührt, das Farbgut hinzugefügt und ca. 1 Stunde darin belassen.

althergebrachte Beizmittel:
Alaun,  Ammoniak  (z.B. Pferdeurin),   Chrom,   Eisen,   Essig,  Weinstein,   Zinn


Färbertürme

Färbertürme dienten dem Aufhängen langer Stoffbahnen zum Trocknen. Leider sind heute nicht mehr viele dieser Türme erhalten. Konnte sich eine Gemeinde keine Färbertürme leisten, wurden die gefärben Stränge und Stoffe auch auf Leinen, Gestellen oder einem Zaun aufgehängt.  Neben den Färbern wurden diese Türme auch von den Bleichern der Stadt benutzt.


Berufsrisiken und Berufskrankheiten der Färber

  • Asthma
  • Brustwassersucht
  • Hautausschlag und -geschwüre
  • Katarrhe
  • Metallkoliken (vom Blei)
  • Rheumatismus
  • Schwindsucht
  • Vergiftungen
  • Wechselfieber

„Die Arbeiter in den Färbereien sind vor allem durch die Einwirkung giftiger Farbstofflösungen und Beizen gefährdet. So erzeugt chromsaures Kali besonders am Handrücken Bläschenausschläge und Geschwüre, und ähnlich wirkt Pikrinsäure. Bei Verarbeitung von Zinn-, Zink- und Bleisalzen sind Vergiftungen nicht selten.
Jedenfalls sollten in Färbereien genügende Waschvorrichtungen und besondere Eßräume vorhanden sein, außerdem sind mit Rücksicht auf die vielerlei schädlichen Dämpfe, die sich bei den verschiedenen Färbeprozessen entwickeln, hohe, lufige und gut ventilierte Arbeitsräume zu verlangen. Sehr schädlich wirkt die große Nässe und der jähe Temperaturwechsel; aber auch bei asphaltierten Fußböden, leistungsfähigen Abzügen für den Wasserdampf und zweckmäßiger Kleidung treten Katarrhe und rheumatische Leiden häufig genug auf. Daß die nötigen Vorrichtungen gegen Verbrühungen und gegen die Gefahren, die Waschräder, Zentrifugen, Walzen etc. herbeiführen, zur Anwendung zu bringen sind, ist selbst verständlich.“

(Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, 1902–1920)


Sprüche und Redewendungen

  • Färber erkennt man an den Händen.