Berufsbezeichnungen
Blaufärber, Blaufärberin, Waidfärber, Indigofärber, Blawferber, Weydtferber
Blaufärber in anderen Sprachen
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Englisch: | blue dyer |
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Finnisch: | … |
Französisch: | teinturier bleu |
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Italienisch: | tintore alticcio |
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Latein: | tinctore caeruleus, infector caeruleus |
Lettisch: | … |
Litauisch: | … |
Niederländisch: | blauwverwer |
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Polnisch: | farbiarz niebieski |
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Rumänisch: | vopsitor albastru |
Russisch: | … |
Schwedisch: | blåfärgare |
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Slowenisch: | … |
Spanisch: | tintorero azul |
Tschechisch: | … |
Türkisch: | … |
Ungarisch: | ruhafestő kék |
Berufsfamilie: Färber
verwandte Berufe: Schwarzfärber, Blaudrucker
Zunftzeichen der Blaufärber
„Die Blaufärber waren die zweite Sparte, die sich nach den Schwarzfärbern als Spezialisierung der Färber herausbildete.
Das ursprüngliche Blaufärbemittel in Europa wurde vom Färberwaid (sog. falscher Indigo) gewonnen.
Den ersten echten Indigo brachte Marco Polo zwar bereits im 13. Jahrhundert von seinen Reisen aus dem Orient mit nach Europa, doch erst im 18. Jahrhundert setzte sich Indigo-Import durch.
Wissenschaft und Forschung begannen daraufhin, sich intensiever für den Indigo zu interessieren und lernten seine Struktur zu entschlüsseln und nachzubauen. Um 1870 gelang Adolf von Baeyer erstmals eine Indigosynthese. Im 20. Jahrhunderts löste dann der billigere synthetischen Indigofarbstoff zunehmend den natürlichen ab.
Der wichtigste Teil der Wollfärberei ist die Blaufärberei,
welche die schönsten und dauerhaftesten Farben mit Indigo erzielt.
Mit Indigo färbt man in der Küpe, oder man benutzt ihn in der Form von Indigokarmin (Indigosulfosäure / sog. Sächsischblau), erhält aber nach der letztern Methode ein viel weniger beständiges Blau.
Merinos und ähnliche Stoffe färbt man auch mit Berliner Blau (Preußischblau), ordinäre mit Blauholz und Kupfervitriol (Holzblau).
Berliner Blau erzeugt man entweder in der Weise, daß man die Wolle mit Eisenoxydlösung tränkt und dann durch eine mit Schwefelsäure angesäuerte Lösung von gelbem Blutlaugensalz zieht, oder man taucht die Wolle in eine Lösung von gelbem oder rotem Blutlaugensalz mit Schwefelsäure oder Alaun und setzt sie dann der Luft aus. Hierbei zersetzt sich die aus dem Blutlaugensalz frei gemachte Ferro-, resp. Ferricyanwasserstoffsäure in Blausäure, welche entweicht, und in Berliner Blau, welches sich auf die Faser niederschlägt.
Zum Färben mit Blauholz und Kupfervitriol kocht man Blauholz mit Wasser, setzt Alaun, Weinstein und Kupfervitriol zu und kocht die Wolle in dieser Brühe. Dann schönt man die Wolle durch Kochen in einem Bad von Blauholz, Zinnchlorür, Alaun und Weinstein.
Auf Kammwolle benutzt man von den Teerfarben hauptsächlich Alkaliblau und Methylenblau.“
[Meyers Konversationslexikon, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien, 1885-1892]
Färberpflanzen
Färberwaid – (Isatis tinctoria)
Bis zum Mittelalter stand für die Blaufärberei in Europa allein der bereits in der Antike eingebürgerte Färberwaid zur Verfügung. Zwar gab es einige Rezepte zur Blaufärberei mit Beeren und Kornblumenblüten, allerdings sind diese Farbstoffe weder licht- noch waschecht, was in kurzer Zeit zu einem Ausgrauen des Farbtons führte. Der aus Waid gewonnene Indigo hingegen ist sehr beständig. Allerdings ist das Färben mit Waid auch eine der aufwendigsten und kompliziertesten Färbungen. Nicht ohne Grund bildeten die Blaufärber schließlich eine eigene Zunft.
Auch Indigo aus Waid ist ein sog. Küpenfarbstoff – das heißt, man färbt mit einer Vorstufe des eigentlichen Farbstoffes und lässt diesen dann oxidieren, um den endgültigen Farbton zu erhalten. Dies führte natürlich auch zu einer Verteuerung des Farbtons, gerade dunkle Blautöne, die mehrere Färbegänge erforderten, waren für viele Menschen nicht erschwinglich. Deshalb spielte die blaue Farbe für einfache Leute lange Zeit keine Rolle. Der Adel hingegen konnte sich das leisten – und nachdem König Ludwig IX. von Frankreich im 13. Jahrhundert das Blau zu seiner Wappen- und Waffenfarbe gemacht hatte, beförderte das die Nachfrage in den höheren Kreisen.
Deutsches Hauptanbaugebiet des mehrjährigen Waids war Thüringen – geschätzt waren ca. 3750 ha mit der Pflanze bestellt. Von dort gelangte er u.a. auch in die Mark Brandenburg. Waid war aber auch in Frankreich (z.B. in der Gegend um Toulouse) und anderen Ländern Mitteleuropas weit verbreitet. Im Süden wurde durch das warme Klima eine besonders hohe Waid-Qualität erreichte.
Die Ernte der farbstoffhaltigen Blätter begann im Juni. Eine zweite und dritte Ernte folgte jeweils im Abstand von 7 Wochen. Die Waidblätter wurden mit einem Waidmesser so abgestoßen, dass der Wurzelstock nicht beschädigt wurde. Die Blätter wurden in Körben eingesammelt, zum Bach getragen und gewaschen. Auf dem Waidanger oder einer anderen Grasfläche zum Trocknen ausgelegt.
Die weitere Bearbeitung erfolgte in einer Waidmühle. Diese bestand hauptsächlich aus einem Waidmühlenstein. Durch die Mitte des großen Mühlsteines ging ein Balken, der zentral an einem drehbaren Balken befestigt war. Der Boden war mit Steinen glatt gepflastert. Zum Antrieb wurden Pferde an dem, über den Waidstein hinausragenden Teil des Querbalkens angespannt und zogen den Waidstein im Kreis. Der Waidstein war am Rand wie ein Zahnrad eingekerbt und verlief in einer Rinne. In die Rinne wurden die Waidblätter geschüttet und durch den Waidstein zermalmt. Aus der zerriebenen Masse wurden Ballen geformt und auf so genannten Horden getrocknet. Damit war die eigentliche Arbeit des Waidbauern beendet.
Für die Gewinnung des Farbstoffs waren mehrere Gärungsprozesse notwendig. Ein erster fand unmittelbar nach der Ernte während dem oben beschriebenen, Waschen, Mahlen und Trocknen statt. Zur Weiterverarbeitung wurden – nach Bedarf, vorwiegend in den Wintermonaten – die Rohstoffballen auf einem Waidboden ausgeschüttet, mit einem Hammer zerschlagen, mit Wasser und Urin befeuchtet, nach Zugabe von Pottasche mit Harken ausgebreitet und einer erneuten Gährung überlassen.
Nach dem Gährprozess wurde die Masse entweder angetrocknet zu einer Paste (meist in Kugelform) verknetet oder vollständig getrocknet, nochmals zerschlagen und gesiebt. 300 kg Pflanzenmaterial lieferten etwa 1 bis 1,5 kg Farbstoff.
Die Blaufärber erwarben das Färbemittel als Paste oder Pulver und setzten damit in ihren Küpen mit Wasser und Urin eine gärende, vorerst noch farblose Brühe an. Durch Umrühren nimmt das Färbebad (Küpe genannt) im Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft nach und nach in einen gelbgrünen Ton an.
Indigo – (Indigofera tinctoria)
Im ausgehenden Hochmittelalter begann der Import von indischem Indigo, dessen Farbkraft deutlich höher ist. Auch lieferten die indischen Pflanzen die dreißigfache Farbstoffmenge im Vergleich zu Färberwaid.
Die Verwendung von Indigo – (griechisch) indikón: das Indische – lässt sich in Ägypten, China und Indien bis ins Altertum zurückverfolgen.
blaugefärbte Gewebe
Spuren der Blaufärber in unserer Alltagssprache
ein Blaues Wunder erleben‘
‚blaumachen – blau machen‘
‚Er kann hexen wie blaufärben.‘
‚Wenn man nicht spinnt und nicht webt, kann man sich den Hintern blaufärben lassen.‘
Buchempfehlungen
- Olivier Bleys: Die Blaufärber. Historischer Roman. 2003
- Alice Frontzek: Blaues Gold. Ein Erfurter Waid-Roman. 2016