Der Lodenweber ist darauf spezialisiert, dichte und widerstandsfähige Wollstoffe
aus nichtgezwirntem Streichgarn mit einer eher weniger glatten Oberfläche herzustellen.
Die Spuren der Lodenweberei lassen sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen.
Klassische Lodenfarben sind graubraun, schwarzmeliert, rotbraun und olivgrün.
L o d e n war traditionell der widerstandsfähige Kleidungsstoff der Landbevölkerung Europas,
der insbesondere in gewalkter Form wegen seiner Wind- und Regendichtigkeit geschätzt wurde.
Noch heute ist Loden der Klassiker für Trachten-, Funktions- und Outdoor-Kleidung.
Berufsbezeichnungen
Lodenweber – (veraltet) Loder, Loderer, Lodler, Lodner, Lodweber, Lodenmacher, Lodwirker
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | лоден тъкач |
Dänisch: | lodevæver |
Englisch: | loden weaver |
Französisch: | tisserand de loden |
Italienisch: | tessitore di loden |
Niederländisch: | lodenwever |
Polnisch: | tkacz loden |
Portugiesisch: | tecelão de loden |
Rumänisch: | loden țesător |
Russisch: | ткач грубошерстного сукна |
Schwedisch: | lodevävare |
Slowakisch: | lodenovský tkadlec |
Slowenisch: | tkalec za loden |
Spanisch: | tejedor de loden |
Tschechisch: | lodenovský tkadlec |
Türkisch: | loden dokumacı |
Ungarisch: | lóden takácsok |
verwandte Berufe: Wollweber, Walkmüller, Filzer, Hutmacher
Den Verfertigern des Grautuchs war der Lodenweber oder Loder am nächsten verwandt; bezeichnete doch schon das altfriesische Wort ‚lotha‚ einen Mantel, Gewand oder Decke aus grobem Wollstoff, der einer Färbung nicht bedurfte, also ein natürliches Grautuch darstellte.
Unter Lode oder Loden (althochdeutsch: lodo, ludo) verstand man ursprünglich die Zotte oder Flocke im Pelz eines Tieres, dann übertragen ein grobes Schafwollzeug, einen zottig-rauhen, flauschigen Stoff.
In Bayern hießen die Verfertiger dess Loden Loderer oder Lodler, die z.B. in München bis 1428 auch Hüte und Filze machten, wogegen die Huterer (Hutmacher) auch Loden erzeugten.
In Augsburg, wo die Anfertigung des Lodens in besonders hohem Rufe stand, hatten die Loderer, Tuchmacher und Tuchscherer bereits eine eigene Walkmühle nebst Bleichgarten und besaßen im städtischen Rathause ein Gewölbe zum Feilhalten ihrer Waren; auch in Erding und Nördlingen bestanden namhafte Lodenwebereien.
In Nürnberg hieß die heutige Ottostraße nach dem Lodergewerk Lodergasse und in Passau wurde die jetzige Theresienstraße, ehemalige Reitgasse, 1332 Lodergasz genannt.
[Erwin Volckmann ‚Alte Gewerbe und Gewerbegassen‘ – 1921]
Zunftwappen
Zünfte der Lodenweber existierten seit dem 13. Jahrhundert.
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Die Arbeit der Lodenweber
Vor 500 Jahren
Grundlage für die damalige Lodenherstellung waren Bauern in unmittelbarer Umgebung, von deren Schafen die Wolle stammte. Die frische Schurwolle wurde ursprünglich von den Bauern mit zwei mit Nägeln beschlagenen Brettern aufgelockert und mit dem Spinnrad von den Bäuerinnen und ihren Mägden an den langen Winterabenden zu festen Fäden gesponnen. Gelernte Weber wanderten von Hof zu Hof und webten auf dem Webstuhl des Hauses das lockere Wollgewebe.
Dieses rohe Lodengewebe brachten die Bauern dann zum Lodenwalker, wo es in warmem Wasser mit durch Wasserkraft betriebene, schwere Holzhämmer energisch gewalkt und gestampft wurde. Dabei verdichteten und verfilzten die Wollfasern untereinander, so dass schlussendlich der wasser- und winddichte Walkloden dabei heraus kam. Damit die aufgenommene Feuchtigkeit langsam abgegeben und das Gewebe nicht spröde wurde, erfolgte das anschließende Trocknen des Lodenstoffes stets an der frischen Luft.
Heute sind bei allem technischen Fortschritt
noch immer zahlreiche Arbeitsgänge notwendig
Das Wolfen:
abgestimmt auf die weitere Verwendung werden verschiedene Rohwollsorten und Farben
in einer Maschine von mit Zähnen bestückten Walzen gerissen und vermischt
Das Krempeln:
durch mit vielen Nadeln bestückte Walzen einer Krempelmaschine wird die Rohwolle
zu einem feinen Vlies gekämmt und in schmale Bahnen, Vorgarn genannt, geteilt
Das Spinnen:
in der Ringspinnerei wird das Vorgarn, je nach weiterer Verwendungsart
in verschiedenen Stärken, zu festen Fäden versponnen
Das Zwirnen und Spulen:
um mehr Festigkeit zu erlangen werden mehrere Fäden miteinander verzwirnt
und auf Spulen verbacht (durch unterschiedliche Geschwindigkeiten beim Drehen
können auch verschiedene Garneffekte, bspw. Noppen, erzielt werden)
Das Weben:
die fertigen Garne werden mittels Webmaschinen zu verschiedenen Wolltüchern verwebt;
je nach Verwendungszweck wird als Webtechnik Leinwand-, Köper- oder Doublebindug eingesetzt
Das Walken:
das Wolltuch wird in einer Walkmaschine in handwarmem Wasser unter Zugabe von Kernseife
durch Druck und Reibung gewalkt; durch Filzen und Verdichten wird das Tuch ca. 40 % kleiner
Die Nachbehandlung:
je nach Bedarf wird der fertige Lodenstoff gefärbt …
zur Verhinderung elektrostatische Aufladung mit Naturkarden aufgeraut …
auf einer Schärmaschine von abstehende Fasern befreit …
geplättet, was im Fachjargon ‚Blattln‘ heißt …
und sein Oberflächenglanz mittels einer Dekatiermaschine verfeinert
Lodenkleidung … gestern und heute
Zeitspuren
• In alten Münchener Schriften gefundene Vermerke zum Gewerberecht der Lodler
anno 1425:
… ain rat hat den lodern derlawbt, das sie jr lernknecht nicht mynder dann auf drew jar aufs mynst dingen sullen …
anno 1443:
… kain lodler mer leynes würcken sol weder gesten noch burgern weder aigens noch vmb lon […]
desgleichen sol kain leinweber kainen loden mer machen …
anno 1495:
… füro weder lodler noch ander kainerley wol kauffen sollen, dann die ainer selb verarbayten wolle …
• Werbung für Lodenwaren von 1912
Wie der Schlemm Hartl ein Lodenweber wurde – Reportage von 1957
Über der Straße, die vom Tegernsee zum Achensee führt, liegt, von Sonne und Wetter braun gebeizt und noch mit Legschindeln gedeckt, ein uraltes Bergbauernhäusl. Die Leute nennen es „beim Wau“ und bewohnen tut’s der Schlemm Hartl vom Schlemmhof in Oberach am Fuße des Wallberges. Sieht man durch eines der kleinen Guckerl, neben dem sich ein Stoß Lodenballen auftürmt, aus dem Raum, in dem sich der Schlemm Hartl eine Webstube eingerichtet hat, so gleitet der Blick über Gehöfte und Häuser der Ortschaft Glashütte hinweg und hinauf zu den Gipfeln des Roß- und Buchsteines. […] Hier sitzt der Hartl, als ‚Loderer‘ längst weit und breit bekannt, vor seinem Webstuhl, unterbricht das ‚Schlagen‘ und erzählt aus seinem Leben die Geschichte, wie er der heute 52jährige, zum Weber wurde.
Es war an einem schönen Junisonntag des Jahres 1932, berichtet der Hartl, da wollte ich zum Keim Pauli, um mich mit ihm über das Abstimmen des Geläuts für das Almvieh meines elterlichen Hofes zu besprechen. Der Pauli lebte damals in einem Zimmer eines langgestreckten Gebäudes, das zu den Besitzungen des Herzogs Ludwig Wilhelm in Kreuth gehörte und das zum größeren Teil von Prinz Albrecht bewohnt wurde. Ganz gemütlich versuchte ich durch den schönen Garten in das Haus zu kommen. Ein junger stämmiger Mann mit einem Schnurrbart, den ich, weil er mit Blumen rumhantierte, für einen Gärtner hielt, fragte mich: »Wo willst den hin?« »Zum Kiem Pauli.« »Der ist nicht daheim. Kann ich vielleicht was ausrichten?« »Na, das nutzt mir nix, i komm a andermal wieder.« »Von woher bist denn?« » Vo Oberach.« »Bist vielleicht vom Schlemm?« »Ja.« »Ich bin der Albrecht.« Da hab ich aber dann gleich den Hut gezogen und gesagt: »Schön Grüß Gott, Königliche Hoheit!«
Das war zunächst der kurze Dialog, der die Einleitung zu einem längeren Gespräch bildete, und in das sich später auch noch der Herzog Ludwig Wilhelm, der Onkel des Prinzen einschaltete. Ein Gespräch, das von einschneidender Bedeutung für den späteren Lebensweg des Hartl weden sollte.
»Schöne Strümpf hat er,« meinte der Herzog, »und’s Hüatl war a net zwider, aber die Jopp’n halt, die könntst‘ dir selber machen, die brauchst dir net im Laden kaufen.« »Wia das gehn könnt, tät mi scho interessieren,« dachte und sagte der Hartl.
Recht freundlich forderte der Herzog ihn, den Bauernburschen auf, doch einmal zu „der Schanz“ zu kommen, um sich dort den aufgestellten Webstuhl anzuschauen, auf dem die Stoffe für die Bediensteten des herzoglichen Hauses den Winter über angefertigt wurden. Es hat noch einige Zeit gedauert, bis auf dem Umweg über den Kiem Pauli endlich der 3. Oktober, nachdem das Vieh von den Almen abgetrieben war, als Zeitpunkt zur Besichtigung festgelegt werden konnte. Am liebsten wäre der Hartl gleich wieder aus dem Holzblockhäusl, in dem sich der Webstuhl befand, davongelaufen, so erschreckt hat er sich über das komische Ding. Mit gutem Zureden, und weil er sich nicht blamieren wollte, hat er sich dann zusammen mit einem Dirndl aus der Gegend daran gemacht, das Weben zu erlernen. Ein altes, mit zwei Brillen bewaffnetes Manderl, ein pensionierter Webmeister der Firma Lodenfrey, hat es den Zweien beigebracht. […]
Der Herzog bemühte sich selbst, das Material für naturfarbenen Loden herbeizuschaffen. 1934 ließ er deshalb eigens braune Schafe aus Obergurgl im Oetztal einführen. […] Bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges webte nun der Hartl fortan Lodenstoffe für sich, seine Angehörigen und Freunde im Schlemmhof auf dem ihm leihweise von seinem Gönner überlassenen Webstuhl. Aus sibirischer Gefangenschaft kehrte er 1946 in seine Bergheimat zurück. Durch Vermittlung seiner herzoglichen Freunde konnte er das Waugütl mit dreißig Tagwerk Grund oberhalb der Glashütte […] in Pacht nehmen und begann dort ein mühsames und arbeitsreiches Bauernleben.
Mit Holzarbeiten, dem Weben von Fleckerlteppichen und Lohnweberei fristete sich der Hartl zunächst durch die Vorwährungszeit. Zug um Zug schaffte er sich die Existenzgrundlage, die es im möglich machte, seine 1947 gegründete Familie sicher und ausreichend zu ernähren. Mit der Landwirtschaft allein wäre ihm das nicht gelungen, denn dazu war das Sacherl doch zu klein und zu wenig ertragreich. Leicht fällt es ihm aber gerade nicht, die Bauernarbeit neben der Weberei zu betreiben, denn die steilen Bergwiesen rund um das Haus müssen mit der Hand und das Heu Netz für Netz auf dem Rücken eingebracht werden. Dabei warten die Kunden in Stadt Land auf den von ihm gewebten Loden, der sich sehen lassen und auf den er auch wirklich stolz sein kann. […] Vom Klagen und Jammern ist er aber keiner, der Loderer, und zum Abschied meinte er, und es klang aus aufrichtigem Herzen:
»Schwer is d’Arbat scho, aber schön!«
[Maximimilian Eltrich – 1957]