Die Seidenweber – früher häufig noch Seidenwirker genannt –
sind auf das Verarbeiten von Seide und Halbseide* spezialisierter Weber.
* Gewebe, das mit einem Schussfaden aus Seide und Kettfäden aus weniger edlem Garn (meist Baumwolle
oder Leinen) gefertigt wird; die Oberseite des Stoffes erscheint mit dem Glanz der Seide.
Das Weben von Seide, insbesondere von Seidenbrokat, verlangt vom Weber ein Höchstmaß an Perfektion sowie ein exzellentes Gefühl für das Material. Seidenfäden reißen beim Weben sehr leicht und sollten am Geweberand neu angesetzt werden. Knoten von gerissenen Fäden sind im glatten und sehr feinen Seidengewebe nur sehr schwer oder gar nicht zu verstecken und würden deren Wert erheblich mindern.
Die aus Asien stammende Kunst des Seidenwebens verbreitete sich in Europa von Italien aus; die toskanische Stadt Lucca gilt als Ausgangspunkt der europäischen Seidenweberei im 12. Jahrhundert. In Frankreich entwickelte sich Lyon zum Zentrum der Seidenweberei und Köln war im 16. Jahrhundert die erste deutsche Stadt mit einem bedeutenden Seidengewerbe. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entstanden weitere bedeutende Standorte der Seidenfabrikation in Berlin, Krefeld und Wien.
Berufsbezeichnungen
Seidenweber und Seidenweberin, Seidemacher, Seidenwirker, Seidenwerker
– (veraltet) Seydenwäber, Sydenwewer, Sidenweber, Seidenwebere
Seidenweber in anderen Sprachen
bitte hier aufklappen
Bulgarisch: | копринен тъкач |
Chinesisch: | 絲織 |
Englisch: | silk weaver |
Esperanto: | silka teksisto |
Französisch: | tisserand de soie, tisserande de soie |
Griechisch: | μεταξιού υφαντή |
Indisch: | रेशम बुनकर |
Italienisch: | tessitore di seta |
Japanisch: | シルクウィーバー |
Lateinisch: | liciatorium sericum |
Polnisch: | tkacz jedwabiu |
Portugiesisch: | tecelão de seda |
Rumänisch: | țesător de mătase |
Russisch: | ткач шелка |
Slowakisch: | hodvábny tkáč |
Slowenisch: | svilen tkalnik |
Spanisch: | tejedor de seda |
Tschechisch: | hedvábné tkalcovství |
Türkisch: | ipek dokumacı |
Ungarisch: | selyemszövő |
Spezialisierungen: Seidenbandweber, Seidenbildweber
verwandte Berufe: Seidenfärber, Seidenspinner, Seidenhändler, Seidenzüchter, Weber
Seidenweber verarbeiten die verzwirnten Fäden der echten oder edlen Seide
und der wilden Seide zu Geweben, die je nach nach Webtechnik (Bindung) als
Taft (Taffeta),
Sergen (Atlas, Brokat, Croisé, Drap de Soie, Levantine, Satin),
Samt (Felbel, Plüsch. Sammet) oder
Gazen (Barège, Chiffon, Flor, Marly, Krepp, Stramin)
bezeichnet werden.
[Rudi Palla ‚Falkner, Köhler, Kupferstecher‘ – 1997]
Seidenstoffe
Anzeige
Seidenweber bei der Arbeit
Seidenweber im 18.Jh.
Seidenweber im 19.Jh.
Seidenweber im 21.Jh
Dies & das
• Die Seidenweber von Krefeld
In Krefeld hat die Seidenweberei dank der Herren ‚von der Leyen‘ eine lange Tradition. Im Jahre 1720 gründete Peter von der Leyen (1697–1742) eine Firma zur Herstellung von Seidenbändern und Samtwaren. 1731 gründeten die Brüder Friedrich (1701–1778) und Heinrich (1708–1782) eine neue Firma, die sich aufgrund zahlreicher Privilegien (bspw. das preußische Seidenmonopol) und der Protektion seitens der preußischen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. alsbald zu einer Weltfirma entwickelte.
1763 arbeitete bereits die Hälfte der 6082 Einwohner Krefelds im Leyenschen Familienbetrieb,
dazu viele Menschen aus umliegenden Ortschaften. 1768 wurden mehr als 3000 Arbeitskräfte
beschäftigt und über 700 Webstühle betrieben.
Diese Situation machte die Stadt Krefeld sehr wohlhabend und zeitigte ihren noch heute gültigen Beinamen ‚Samt- & Seidenstadt‘.
Die Leyenschen Seidenfabrikanten, die es im 18. – 19. Jahrhundert zu großem Ansehen, Reichtum und v.a. zu Unabhängigkeit von und zum Einfluss auf die Obrigkeit gebracht hatten, wurden als ‚Seidenbarone‘ bezeichnet.
Als erster aus dieser Familie war dies Friedrich Heinrich von Friedrich von der Leyen (1769–1825). Er war äußerst erfolgreich und mit seinem Vetter Friedrich in 3. Generation Geschäftsführer der Samt- und Seidenfirma ‚Friedrich und Heinrich von der Leyen & Cie.‘. Diese belieferte fast den gesamten europäischen Adel mit kostspieligen Tüchern und Seidenstoffen wie Samt und Seidenbrokat. Durch seine Erhebung in den preußischen Adelsstand wurden er und seine Nachfahren, die Freiherren von der Leyen, tatsächlich zu Baronen. Letzter aktiver Seidenhersteller und Kaufmann aus dieser Familie war Gustav Heinrich Freiherr von der Leyen (1801-1857).
• Die Seidenbildweberei
Vor über 150 Jahren entwickelte der Brite Thomas Stevens die Herstellung von Seidenwebbildern und hätte sich wohl kaum vorstellen können, wie begierig seine Produkte heute von Sammlern gesucht werden.
Das nachfolgende Bild ist 1860 mittels Seidenbandwebtechnik entstanden und war schon zu seiner Zeit ein begehrtes wertvolles Produkt der ersten maschinell hergestellten Seidenwebbilder.
• Seidenmuseen
Das Nationale chinesische Seidenmuseum ist das größte seiner Art und besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen aus der über 5000jährigen Geschichte der Seide.
Etwas weniger weit entfernt ist das Haus der Seidenkultur in Krefeld zu empfehlen.
Buchempfehlungen zur Seidenweberei
Otto von Falke ‚Kunstgeschichte der Seidenweberei‘
– Wasmuth Verlag, 1921
Ursula Niehaus ‚Die Seidenweberin‘
– Knaur Velag, 2009
Martina Rauen ‚Die Seidenbaronin‘
– Rowohlt Velag, 2012
Ulrike Renk
‚Die Frau des Seidenwebers‘
– Aufbau Velag, 2017