Der Kammmacher

Der Kammmacher schneidet bzw. schnitzt Kämme für verschiedenen Verwendungszwecke – neben dem bekannten Frisierkamm brauchte es z.B. auch welche für die Textilfabrikation.

Kamm
1888, Schottland

Aus dem Horn, das vom Abdecker, Metzger oder Gerber bezogen wurde, fertigten sie mit Säge, Messer und Feile folgende Produkte: Schmuckkämme für Damen, Grämpel oder Strähle für Wollkämmer und Pulverhörner. Einfache Kämme wurden aus Holz und Horn hergestellt, Luxuskämme entstanden aus Elfenbein und Schildplatt. Im 17. Jahrhundert wurden die Frisuren immer aufwändiger, und das heimische Horn entsprach nicht mehr den Qualitätsanforderungen. Die Kammacher importierten Ochsenhorn aus Brasilien, England, Russland und der Türkei. Sie verkauften ihre Ware in eigenen Läden, und Krämer boten Kämme auf Jahrmärkten an, und Hausierer sorgten für zusätzlichen Absatz, bis im 19. Jahrhundert das Horn erst durch billigeren Kautschuk und später durch das Celluloid verdrängt wurde, wobei Maschinenproduktion die handwerkliche Arbeit ersetzte.

Hergestellt wurden Kämme früher aus Horn (Geweih) oder Holz , sowie aus Elfenbein, Fischbein und Knochen.
In moderner Zeit wird industriell v.a. Kunststoff, seltener Holz, dafür verwendet.


Berufsbezeichnungen

Kammacher, Kammmacher, Kammmacherin, Strählmacher, Grämpelmacher, Grempelmacher, Kamm(en)scherper, Kammenschmied, Kampelmacher, Streler, Strelmacher, Hornrichter

in anderen Sprachen
Bulgarisch:
Dänisch:
Englisch:manufacturer of combs, comb maker
Esperanto:
Französisch:fabricant de peigne
Isländisch:
Italienisch:produttore di pettine
Lateinisch:factorem rarum pectine denset
Niederländisch:
Norwegisch:
Polnisch:
Portugiesisch:
Rumänisch:
Russisch:
Schwedisch:kam kokare
Slowakisch:
Slowenisch:glavnik za kavo
Spanisch:peinetero
Tschechisch:
Türkisch:tarak makinesi
Ungarisch:fésűs

verwandte Berufe:   Bürstenmacher


 Werkzeuge der Kammmacher

(Kamm)Schneidemaschine, Bandschleifmaschine, Polierscheibe, Schneideisen, Rumpel, Kluppe, Schraubstock, Filzgeige

Feilen: Bestoßfeile, Propffeile, Messerfeile, Hornfeile, Spitzfeile
Sägen: Schrotsäge, Oertersäge
Messer: Behaumesser, Schabmesser, Handmesser


Frisier- und Schmuckkämme

Frisierkamm, Griffklamm, Lockenkamm, Haarkamm

afrikanischer Holzkamm mit Gesicht
afrikanischer Holzkamm

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Der Kammacher macht aus Horn, Elfenbein und Schildkröten-Schaalen allerley Arten von Kämmen: vornehmlich Haare- frumme- Chignon- Frisir- und Staubkämme. Er zerstückt nehmlich das Horn oder den Elephantenzahn, nach der Dicke in Schrote und Klöze. Diese Klöze werden alsdenn der Länge nach, in dünne Tafeln oder Platten zerschnitten, dieselben an der Zahnseite geschärft, und in die Kluppe gespannt; Dann schneidet er auf den beyden Seiten der Platte, mit dem Schneideeisen oder Rumpel die Zähne aus. Diese Zähne werden alsdenn mit einer Messerfeile gespizt, und endlich mit einem Handmesser geschabet und mit einem Filztuche glatt gerieben. Zu all diesen Arbeiten braucht der Kammacher die Schrot- und Oertersäge, den Schraubstock und die Kluppen, das Behau- und Schabmesser, die Bestoß- Horn- Pfropf- und Spizfeile, und die Filzgeige zum Poliren.
(aus: Hrsg. J.S.Stoy. Bilder-Akademie für die Jugend. Nürnberg 1784)


Sammelbild: Mann schaut Kind dabei zu, wie es den Hund kämmt

Aus Buchsbaum, Horn und Elfenbein mußten gute Kämme sein.
Das Handwerk ist schon früh bekannt und häufig anders zubenannt.
Kammscherper, Kammenschmiede, Strahlenmacher und noch mehr sind der Namen des Gewerbes.
Kammacher machten nicht Kämme nur für Frauen und für Herren,
auch die Strählen für den Wollstoff fertigten die Meister gern, die der Wollkämmer gebrauchte.
1360 nennt uns Frankfurt die Hantierung,
1560 zeigt uns Nürnbergs Zunft das Wappen.
(Tengelmann-Sammelbild. Wahrhafftige und Eigentliche beschreibung von den Ständen, Zünften und Handwercken um 1575.)


roter Kamm

Die Kammmacherarbeiten in Österreich

„Die Kammmacher (an einigen Örtern auch Hornrichter genannt) sind zünftige Handwerker, welche aus Horn, Schildkrötenschalen, Bein und Elfenbein, aud mitunter aus Holz und Metall Kämme zum Kämmen und Aufstecken der Haare, dann Pulver- und Jagdhorner, Hörner für Nachtwächter, hornene Griffel, Schalen für Mahler, Paletten, Streich- und Falzbeine, Schuhzieher, Lineale, Zungenschaber etc. verfertigen. Die Ordnung des Handwerks ist in den Kammmacher-Innungs-Privilegien vom 17. Febr. 1751 ausführlich festgesetzt, und darin auch eine vierjährige Lehrzeit und die Meisterstücke bestimmt.
Die Materialien des Kammmachers sind bereits im Allgemeinen genannt worden. Der österr. Kammmacher benutzt meist ungrisches Horn, welches wenig dem irländischen, das für das beste in der Welt gilt, nachstehet. Aus einem schönen ungrischen Horne lassen sich bey wirthschaftlicher Gebahrung 4 bis 5 Kämme schneiden, zumahl, wenn man zwey aus demselben Stück mit Benutzung des sonstigen Abfalles zu dem entgegenstehenden Kamme auf einmahl schneidet. Vom Schildpatt schätzt der hiesige Kammmacher am meisten das westindische. Von Hölzern wird vornehmlich Eben- und Buchsbaumholz, von Metallen Messing und Kupfer zu Kämmen verarbeitet; in Frankreich macht man aber auch Kamme aus Bley, welche beym Schwarzfärben der Haare benutzt werden, oder, wie manche glauben, vor dem frühen Grauwerden der Haare schützen sollen, und seit Kurzem werden zu Horzowitz in Böhmen auch Kämme aus Eisen gegossen. […] Ist das Horn durch das letzte Bestoßen mit der Bestoßtheile zu dünnen Blättern bearbeitet, so wird die Länge der Zähne mit dem Risse oder der Rißplatte vorgezeichnet, dann der Kamm in der Kluppe (einer Art von hölzernem Schraubftock) befestiget und so die Zähne eingefügt. Grobe Zähne sägt der Kammmacher aus freyer Hand mit dem Schneideeisen ein; feine Zähne aber werden gerumpelt, d. i. mit dem Rumpler oder dem sogenannten Zeuge ausgeschnitten, das aus 2 Sägeblättern mit sehr kleinem Zwischenraume zusammengesetzt ist. Die gewöhnliche Doppelsäge ist aber im Vergleiche gegen die französische sehr unvollkommen. Diese läßt sich nähmlich mittels Einschiebung eines Holzes so genau stellen, daß die beyden Sägeblätter jederzeit die Richtung erhalten, welche der Kammmacher verlangt, sie mag enge oder weitere Zwischenräume haben. Die besten Werkzeuge für Kammmacher werden zu Jory, 5 Meilen von Paris, gemacht. In Frankreich gibt es auch andere brauchbare Maschinen zum Einschneiden der Zähne. In der neuesten Zeit wurde eine solche Vorrichtung von Magno erfunden, die er aber, da er sie selbst benutzt, geheim hält. Auch in England wird es ohne Zweifel dergleichen Maschinen geben. Wenn die Zähne geschnitten sind, werden sie mit Feilen gespitzt, mit dem Zieheisen gerundet, hierauf der Kamm überall gleichmäßig mit dern Handmesser beschabt, mit Schachtelhalm, gepulvertem Bimsstein oder Kreide mittels eines Tuches gerieben (geschliffen und polirt), wobey man sich noch immer am vortheilhaftesten des Ballens der Hand bedient, endlich eingeöhlt, oft auch vor der letzten Vollendung schildpattartig gebeitzt. In der neuern Zeit hat man auch Schildpatt und Horn so an einander zu löthen (zu schweißen) gelernt, daß ein Kamm, der aus mehreren Stücken zusammengesetzt ist, nur aus einem Stücke zu bestehen scheint. Da die Kämme selbst sehr verschieden sind, so gibt es auch vielerley Werkzeuge und mannigfaltige Handgriffe zu deren Verfertigung, welche aber hier nicht angeführt werden können.
Die Hauptgattungen der Kämme, weldche von den inländischen Kammmachern verfertiget werden, sind folgende: 1) Chignonkämme aus Horn, Schildpatt, seltner aus Elfenbein und Holz. Man macht sie von verschiedener Größe, die nach Nummern (in Wien z. B. von Nr. 1 bis 6, wovon die letzten die kleinsten sind) im Handel bestimmt wird, einfach (oder platt), halbrund, durchgeschnitten, Imverialkämme etc. Die Chignonkämme aus Elfenbein sind sehr dauerhaft, haben aber, wie jede Elfenbeinwaare, den Fehler, daß sie ihre Weiße verlieren und gelb werden. 2) Vorsteckkämme aus denselben Materialien, mit schmaler, gebogener Platte 3) Ausrüstkämme mit weit

aus einander stehenden Zähnen, meist von Horn oder Bein, seltner von Schildpatt. 4) Frisirkamme, länglich, mit schmalen und breiteren Zähnen, auch mit Handhaben, aus Korn, Schildpatt, Bein oder Elfenbein. 5) Staubkämme mit sehr engen Zähnen, aus Horn, Bein, Elfenbein, Schildpatt und Buchsbaumholz, zum Reinigen des Kopfes. Ein französischer Staubkamm hat die Zähne so fein eingeschnitten, daß auf den Zoll 40 bis 48 zustehen kommen, und doch arbeitet der französische Geselle in einem Tage 5 bis 6 Dutzend solcher Kämme, während der hiesige an 12 bis 18 Stück vollauf zu thun hat. Die Vortrefflichkeit seiner Werkzeuge setzt jenen in Stand, nicht nur gut, sondern auch sehr schnell und wohlfeil zu arbeiten. Ähnliche Kämme für die Türkey, die in Wien gemacht werden, haben längere und sehr enge stehende Zähne, und oft werden sie mit dunklen, parallellaufenden Streifen gebeitzt. 6) Kleine Kämme, wozu die Lockenkämme, Bart-, Augenbraunen – und Pinselkämme gehören. 7) Metallkämme, vorzüglich aus Messing und Kupfer, wovon aber die mit weit aus einander stehenden Zähnen gegossen, und von anderen Gewerbsleuten verfertiget werden. Im J. 1820 schlug Mignot elastische Kämme vor. Die übrigen Arbeiten, welche der Kammmacher nebst den Kämmen noch liefert, sind oben genannt. Zudem bat die Staatsverwaltung auch bey diesem Gewerbszweige manche läftige Bande des Zunftzwanges gelöst, und z. B. mehreren Kammmachern die Erlaubniß ertheilt, aus den Abfällen des EIfenbeins für eigene Rechnung Drechsler-Arbeiten verfertigen zu lassen, so wie gegenseitig auch einigen Drechslern die Verfertigung der Elfenbeinkämme gestattet wurde, da bey der Fabrication der Billardkugeln (wenn man, wie es bey diesem theuren Materiale nothwendig ist, sparsam verfahren will) flache Zwischenstücke erübrigen, die gerade zu Kämmen benutzt werden können, und die der Drechsler sonst unter dem wahren Werthe den Kammmachern überlassen mußte.
Die Kammmacher-Arbeiten haben sie seit mehreren Jahren im Inlande sehr vervollkommnet, während man früher in diesem Zweige noch sehr hinter dem Auslande zurückstand. Besonders hat Wien sehr große Fortschritte in Verfertigung der feineren Kämme gemacht. Schon im J. 1788 wurde von Bellemo eine Kammfabrik nach venetianischer Art errichtet und selbe noch im folgenden Jahre sehr unterstützt. Die übrigen Kammmacher blieben bis in die neueste Zeit noch zurück, bis auch in dieses Gewerbe mehr Thätigkeit und Leben gebracht wurde. Jetzt ist man bereits so weit, daß insbesondere die Chignonkämme aus Korn und Schildpatt in Wien eben so gut, wo nicht besser, als in Frankreich und England gemacht werden, wo doch die Kammmacherey auf einem so hohen Grade der Vollkommenheit steht. Die Güte des ungrischen Horns begünstiget die hiesigen Kammmacher vorzüglich; auch in der Beitze hat man hier Vortheile, welche man anderwärts noch wenig zu kennen scheint. Weniger gut als im Auslande werden alle jene Kämme verfertiget, deren Zähne sehr enge stehen, z. B. die Staubkämme aus. Elfenbein und Buchsbaumholz, wovon jene in Wien erst seit dem J. 1767 verfertiget werden. Der Grund liegt in der Unvollkommenheit der hiesigen Werkzeuge, zumahl der Doppelsägen und der Feilen, welche letzteren das Horn nicht ritzen dürfen, fondern ritzenlos machen sollen, ferner auch darin, daß man in den inländischen Werkstätten die Arbeiten zu wenig theilt, und ein und derselbe Geselle nicht nur den in Arbeit genommenen Kamm ganz vollenden, sondern auch alle Gattungen allein verfertigen foll. In der Regel macht der Arbeiter nur das ganz vollkommen, was er immer unter der Hand hat, und nur fortwährende Übung kann ihn auf eine höhere Stufe der Ausbildung stellen. In Frankreich dagegen darf derjenige, welcher die Zähne einschneidet, die bey den feinsten Kämmen eine sehr geübte Hand fordern, nicht auch die gröbere Arbeit, wie das Pressen der Hornplatten u. dgl. verrichten. Bey der Fabrication der Chignonkämme ist die Arbeit dort auf folgende Art getheilt. Der Meister übergibt das geschnittene Horn einem Gesellen, der nichts anders thut, als daß er selbes in Platten verwandelt und dem Kamme die krumme Gestalt gibt; andere Arbeiter sind für das Einschneiden der Zähne, für das Raspeln oder Schaben: das Abschleifen, Beitzen und Poliren wird wieder von anderen Personen, meistens Weibern, verrichtet. Außerdem gibt es eigene Gesellen, die bloß Buchsbaum- und Elfenbeinkämme verfertigen. Unter den gegenwärtig in Wien und dessen Umgebung bestehenden Kammmacher-Werkstätten gehören zu den bedeutendsten, und zwar in Chignon-, Frisir- u.a. Kämmen, jene des Victor Voladier, eines gebornen Parisers, mit 15 Arbeitern, die Fabrik des Franz Findling zu Hiezing, die Werkstätten von Ertl in Sechshaus, Erhard in Bruck an der Leytha, Albert Eisbold, Franz Auer, Jos. Deder u. a. in Wien. Unter die ausgezeichnetsten Arbeiten Valadiers gehört der im National-Productens-Cabinete des k. k. polytechnischen Instituts aufbewahrte 54 Fuß lange, aus einem einzigen ungrischen Horne verfertigte Kamm, und ein anderer kreisrunder, der am äußern und innern Rande mit Zähnen versehen ist. Auch in den übrigen Provinzen gibt es gute Kammmacher. In Grätz betreibt Franz Straffinger eine Kammfabrik, welche nebst den 5 dortigen Meistern bloß Luxuskämme von vorzüglicher Art, auch große Kamme im italienischen Geschmacke verfertiget. In Prag sind 17 Kammmachermeister, worunter sich Math. Longin in Waaren aus Elfenbein, Schildpatt, Horn u. s. w. auszeichnet. Nebst dem befinden sich in Mailand, Triest, Görz, Venedig, Laibach, Innsbruck, Salzburg, Brünn u. s. w. geschickte Kammmacher; doch beschränkt sich die Fabrication größten Theils auf ordinäre Artikel. In Mailand verdient Peter Derla wegen seiner Arbeiten aus Büffelhorn, in Görz Ferd. Kretschmann, in Salzburg Stephan Preifinger, in Brünn Festa und Walter u. a., als sehr geschickte Arbeiter genannt zu werden. In mehreren Comitaten Ungarns gibt es Kammmacher, die, mit Ausnahme weniger Städte, fast durchgängig ordinäre Hornkämme liefern. In Siebenbürgen ist der Kammmacher kein unbedeutender Handwerker, indem besonders seine ordinären Kämme zum Gebrauche der Landleute durch die serbischen und griechischen Handelsleute zu vielen Tausenden in die angränzenden Länder verführt werden. Nebst diesen verfertiget er noch mehrere größere Kämme von Horn, selbst ausgeschnittene Chignonkämme, ferner Messerschalen, Pfeifenmundstücke u. dgl. Dieß ist der Fall auch in der siebenbürgischen, wie in der übrigen Militär-Gränze, wo es, wie z. B. in der banatischen Gränze, noch eigene Hornschneider, meist Meubanater, gibt, welche aus Rinds- und Schafbockshörnern und Rehgeweih Messer- und Gabelschalen, Scheiden, Pulverhörner und Salzfäßchen verfertigen.

Der Handel mit Kämmen ist seit dem, als die Fabrication sich erhoben hat, bedeutender geworden, und besonders versorgt Wien die meisten Provinzen, vorzüglich Ungarn, Galizien und Ober-Italien mit feineren Kämmen; auch Grätz macht mit seinen feineren Kämmen, wovon in Wien eine Niederlage besteht, gute Geschäfte. Von Wien aus sind auch die Sendungen zur Leipziger Messe und nach dem russischen Polen, wo Baladier eine Niederlage zu Warschau hält, nicht unbedeutend. Der Fabrikant muß hierbey die Form nicht vernachlässigen, welche der dortige Kaufmann verlangt. In Teutschland will man die Kämme nicht garzu breit, aber höher; für Polen, wo die Größe der Kämme, die man begehrt, nicht Folge der Mode, sondern des stärkern Haarwuchses beym weiblichen Geschlechte ist, werden sie am breitesten gemacht, gewöhnlich 9 Zoll breit und 2 Zoll hoch.
Nach fremden teutschen Staaten ist der Verkehr unbedeutend, da sich in mehreren Städten, wie in Berlin, Hamburg etc. geschickte Kammmacher, zum Theil Franzosen, etablirt haben. Daß aus Siebenbürgen viele ordinäre Kämme ausgeführt werden, ist schon oben gesagt worden. Im J. 1807 betrug die Ausfuhr an Kämmen aus den teutschen Erbländern nach dem Auslande oder nach Ungarn nur erst 45,299 Stück, welche Zahl sich seit- dem bedeutend vermehrt hat. Denn von Wien allein wurden in den 5 Jahren 1812 bis 1816, 87 Pf. Kämme von Schildpatt und Elfenbein, 655,870 St. Kämme von Horn nach dem Auslande oder nach Ungarn ausgeführt, und dagegen nichts eingeführt.
In Ansehung des Zollwesens sind die Kämme ganz den Krämerey- und Galanteriewaren gleichgesetzt, folglich ist der Verkehr zwischen den alten und neu erworbenen Provinzen, mit Ausnahme von Ungarn, Siebenbürgen, Dalmatien, Istrien und den Freyhäfen von Triest und Fiume zollfrey; die Einfuhr vom Auslande ist im ganzen Umfange der Monarchie verbothen, und wird nur Privaten zu eigenem Gebrauche gegen einen eigenen Paß und einen Zoll von 36 Kr. vom Guldenwerthe gestattet. Bey der Ausfuhr dagegen wird vom Guldenwerthe nur 1/4 Kr, bezahlt.“


Stephan Ritter von Keess: Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens in österreichischen Kaiserstaate – vorzüglich in technischer Beziehung. 1819, Wien


2018 gibt es nur noch einen zünftigen Hornkammmacher in Österreich. Thomas Petz führt die seit 1862 in Wien bestehende Werkstatt seiner Vorfahren weiter.
www.petz-hornmanufaktur.at

Will man Kämme aus Horn anfertigen, benötigt man zunächst tierische Hörner. Jedoch Hörner von europäische Rindern sind nicht gut geeignet, da diese nicht stabil genug sind. Zur Fertigung von Kämmen benötigt man sehr große Hörner, wie zum Beispiel von Rindern aus Indien, Südafrika und Brasilien. Diese müssen dann aufgesägt, zu Platten gepresst und so mindestens drei Monate getrocknet und gehärtet werden.
Aus den ausgehärteten Hornplatten können dann die Kämme oder auch andere Objekte, wie zum Beispiel Schuhanzieher, hergestellt werden. Im über 100°C heißen Ölbad werden die Rohlinge gebogen. In der Kammschneidemaschine werden die Zähne geschnitten, welche aber anschließend noch von Hand mit einer Schleifscheibe bearbeitet werden müssen, damit ja kein Grat zurück bleibt, denn Horn ist ein sehr hartes Material und muss deshalb sehr gut verarbeitet werden, damit man sich beim Kämmen nicht die Kopfhaut oder Haare verletzt. Zu guter Letzt wird der Kamm geschliffen und poliert, so dass das Unikat seine einzigartige Maserung zeigt.