Die Köhler verarbeiten Holz zu Holzkohle. Nicht selten waren sie Holzhauer und Köhler in einem. Erst als die Nachfrage im 18.Jh. nach Holzkohle stieg, trennten sich die Tätigkeiten. So verdingten sich die Köhler, die die Meiler nur im Sommer und Frühherbst anlegen konnten, mitunter in den Winter- und Frühjahrsmonaten als Holzfäller, um ihren schmalen Lohn aufzubessern. Umgedreht arbeiteten aber in den seltensten Fällen Holzhauer als Köhler. Dafür bedarf es einiges an Wissen und Geschicklichkeit, um die optimale Menge an Holzkohle zu gewinnen.
Der Köhler nutzte als Waldarbeiter ein seit dem Altertum bekanntes Verfahren, um Holzkohle zu gewinnen: Die Kohlenbrennerei in einem Meiler. Große Holzscheite wurden stehend oder liegend in halbkugelförmigen Haufen (Meiler) um 3 in der Mitte errichtete Pfähle (Quandel) aufgesetzt und mit einer Schicht aus Erde und Grasnarbe abgedeckt. Unter dieser Decke wurde die Verbrennung durch sparsame Luftzufuhr so gesteuert, dass nur wenig Holz, aber das sich entwickelnde Gas verbrannte. An der Farbe des Rauches konnte der Köhler erkennen, wann die Verkohlung des Holzes abgeschlossen war. Nun konnte der Meiler abkühlen, und die Kohle wurde gezogen. Das schwarze Produkt wurde an Schmiede und zur Metallschmelze an Hütten geliefert. Im Saarland waren die Holzkohleöfen bis um 1870 in Betrieb. Holzkohle wurde auch zur Schießpulverherstellung genutzt (Schwarzpulver) und bei der Anfertigung von Tinte und Tusche verwendet. Metall konnte mit Holzkohle poliert werden. Auch wurde fauliges Wasser mit frischer Holzkohle gefiltert.
Durch den Einsatz von Steinkohle und den englischen Puddleöfen, ging der Bedarf an Holzkohle Ende des 19.Jh. enorm zurück und man fand immer seltener die meist im Wald oder am Waldesrand hausenden Köhlerfamilien, die kaum Kontakt zu der einheimischen Landbevölkerung hatten. Oft wurden sie als “ex sylva” = “aus dem Wald” bezeichnet.
Berufsbezeichnungen
Köhler, Köhlerin, Aschenbrenner, Kohlbrenner, Kohlenbrenner, Kohler, koler (15.Jh.)
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verwandte Berufe: Holzfäller, Waldarbeiter, Schlittler
Der Köhler im 17. Jahrhundert
„Die Gesellschaft hat Gewalt,
sie macht glühend oder kalt.
Bleich wie der Kohlen muntern Glut
auffhilft, das was sie solt zu ersticken;
So läßt ein Tugend heisser Mut,
beschwert, den treuen ??ffer blicken,
und zündet, wo er immer kan,
für Nachfolg andre Herzen an“
Der Köhler im 18. Jahrhundert
„Die Versorgung der Eisenhütten mit Holzkohle wurde im Laufe des 18. Jahrhunderts immer schwieriger, da der Wald nicht so schnell nachwuchs, wie er gerodet wurde. Für die Herstellung eines Wagen Roheisen in 24 waren 4,5 Wagen Holzkohle und hierfür waren 36 Wagen Holz erforderlich. Das entspricht der Rodung einer Fläche von 1,5 ha bei 16-18 jährigem Niederwald.
Von der Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit des Köhlers hing die Ausbeute beim Verkohlen ab. Dieser Prozeß konnte durch Luftzufuhr reguliert werden. Durch Öffnen und Schließen von Löchern in der Meilerdecke regelte er die Zufuhr der Luftmenge ins Innere des Meilers. Bei der Auswahl des Meilerplatzes wurde somit besonders auf die Windverhältnisse geachtet. Aber auch die Nähe zum Holzschlag und die Bodenbeschaffenheit waren wichtig. In Hanglage war es am einfachsten, das Kohlholz bergab zum Meiler zu schaffen. Ein sandiger Ton-Lehmboden war der optimale Boden. Gern wurden bereits benutzte Meilerplätze wiedr verwendet, da der Ertrag hier höher war als auf neu angelegten Plätzen. Die Meilerplätze sind heute noch vielfach als kreisrunde ebene Flächen auf dem Waldboden in Buchenwäldern sichtbar. Dort finden sich auch beim Graben Reste von Holzkohlen. Als Mittelpunkt des Meilers richtete der Köhler den „Quandelpfahl“ auf, zog um diesen einen Kreis von ca. 9-10 m Durchmesser. Von außen nach innen stieg die Bodenfläche etwas an, um die wässerigen Niederschläge beim Verkohlen abfließen zu lassen. Um den Quandelpfahl ließ er einen schachtförmigen Hohlraum, der mit leicht brennbarem Material gefüllt war. Das Meilerholz schichtete er nun lagenweise zu einem Meiler auf. Die Hölzer wurden mit dem starken Ende nach unten gesetzt. Im zentralen Bereich baute er noch eine Haube aus Kleinholz. Größere Hohlräume füllte der Köhler mit Kleinholz. An der windabgewandten Seite des Meilers befand sich das Zündloch. Zum Schluß bewarf der Köhler den Meiler mit Erde. […]„
(aus: Schmelzer Heimathefte. Nr.10, Historischer Verein Schmelz e.V., 1998)
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Der Köhler im 19. Jahrhundert
„Will man das Treiben und Leben der Köhler recht kennen lernen, so muss man sie zur Nachtzeit besuchen. Da schimmern ihre Feuer durch den dunklen Wald. Da sieht man sie im Tannendickicht auf ihren finsteren Wegen mit großen Fackeln von einem Meiler zum andern eilen. [Früh aufstehen gehörte zu den ersten Regeln des Köhlers. Er mußte vor Sonnenaufgang die fertigen Kohlen – Anm. Schmelzer Heimathefte, Nr.10, 1998] ausziehen, da so die noch brennenden eher entdeckt und ausgelöscht werden konnten. Im Herbste, um Martini oder 8 Tage nach Martini, wenn die Schneegestöber anfangen, hört das Kohlebrennen auf.“
(aus: Deutsches Lesebuch. von Johann Georg Kohl, 1876)
Die Köhler und ihre Hütten
„Der Stand und die Kunst der Köhler, die Ars carbonaria, scheint schon so alt wie die geschichte. denn bereits einige Schriftsteller der Hellenen und Römer, z.B. Theophrast und Plinius, sprechen von ihr in Italien und Griechenland, und schildern sie im ganzen ungefähr ebenso, wie sie jetzt noch bei uns betrieben wird.
Auch in unsern deutschen Gebirgen, und namentlich im Harz, sind die Köhler vermuthlich uralte Eingesessene. Schon in den frühesten und erhaltenen Edicten der Herzöge von Lüneburg und der anderen ‚Harzfürsten‘, in denen sie die Angelegenheiten ihrer ‚Berg- und Waldleute‘ ordnen, kommen auch die ‚carbonarii‘ oder Köhler vor. Da die Producte ihres Gewerbes dem Bergbau von vornherein so nothwendig waren, mögen sie bereits mit den ersten Anfängen des Bergbaues sich im Wald festgesetzt und verbreitet haben.
Obwohl in neuerer Zeit durch die wachsenden Erleichterungen des Verkehrs und insbesondere durch die Eisenbahnen, den Hochöfen und Hüttenwerken unserer Erzgebirge manche Brennmaterialien, namentlich Steinkohlen und Coaks reichlicher zugeführt und daselbst auch häufiger als sonst benutzt werden, und obgleich demnach die Köhlerei ein wenig darunter leiden mag, so will dies im Ganzen doch nicht viel sagen. Die Holzkohlen behalten noch immer manche Vorzüge vor den Steinkohlen, und namentlich ist die ganze Eisenproduction vorzugsweise an sie gewiesen, da das mit ihnen behandelte Eisen vor dem mit Steinkohlen geschmolzenen Vieles voraus hat.
Vorläufig sind daher noch die Wälder des Harzes mit Köhlern erfüllt. Und überschaut man bei der Besteigung eines Berges einen weiten District, so sieht man ihre Meiler aus allen Thälern und Waldverstecken munter aufdampfen. Auch giebt es noch in jeder im oder am Harze gebauten Stadt wenigstens einige, zuweilen ein halbes Dutzend oder mehr Köhlermeister, welche von da aus die der Stadt angehörigen Walddistricte ausbeuten.
Obwohl demnach das Köhlergewerbe in allen Stödten und Dörfern des Harzes, selbst in den kleinen, hübschen Fürsten-Residenzen, heimisch geworden ist, so hat es sich doch, wie es auch mit den anderen Künsten und Gewerben geschehen ist, in einigen Ortschaften vorzugsweise eingenistet.
Die Waldleute gewisser Dörfer sind als Köhler durch den ganzen Harz hin berühmt. Da ihre eigenen Gehölze ihnen nicht Beschäftigung genug gewähren, so lassen sie sich überall gebrauchen. Obwohl am Rande des Harzes wohnend, haben sie ihre Kohlenstätten bis tief ins Gebirge hinein, um den Brocken herum, und auch in den Wäldern des östlichen Harzes. Sie ziehen dahin zu ihrem Geschäfte im Frühling aus und kehren oft erst spät im Herbste zu ihren Dörfern zurück. Ja viele von ihnen, die nichts auf der Welt als das Kohlenbrennen verstehen und sich an ein Wanderleben gewöhnten, haben sich dann auch wohl zu weiteren Reisen bestimmen lassen. Man trifft hie und da einige, welche Kohlen brennend ganz Norddeutschland, Polen und Rußland durchzogen, wohin irgend ein Edelmann sie berief, um dort seinen lettischen, esthnischen oder slavischen Leibeigenen als Lehrmeister in der Ars carbonaria zu dienen.
Die Köhlerei und das Köhlerleben muß Einer, wenn er es recht gewohnt werden will, von Jugend auf betreiben. Gewöhnlich nimmt daher der Vater Kohlenmeister schon seinen kleinen Sohn als ‚Hulpen‘ (Gehülfen) oder Knecht mit in den Wald, und dieser folgt ihm nachher in dem Amte. Ich traf wenige Köhler, die mir nicht wenigstens bis zu ihrem Großvater hinauf nachweisen konnten, daß eine ‚Kohlstelle‘ in ihrer Familie existiert habe.
[…]
Weil die leichten Kohlen auf den schwierigen Waldwegen viel besser zu verfahren sind, als das schwere Brenn- und Bauholz, so fällt man dieses lieber in der Nähe der Ortschaften und Landstraßen, während man umgekehrt das Kohlenbrennen in den unzugänglichen Bergverstecken vornimmt. Wo man daher in einer ganz entlegenen Gegend auch sonst kein anderes menschliches Etablissement mehr findet, da stößt man doch noch auf eine Köhlerhütte.
[…]
Im Harz nennt man eine solche Köhlerbehausung eine ‚Köthe‘ und dieselbe ist gemeiniglich folgendermaßen beschaffen: Es ist ein kegelförmiges, aus zusammengestellten Baumstämmen construirtes und mit großen Rindenlappen oder Rasenstücken dicht bedecktes Hüttchen.
Wie bei den Indianern Amerika’s, brennt in der Mitte desselben ein nie erlöschendes Feuer, um das rund herum an den Wänden die mit Heusäcken gepolsterten Bänke oder Ruhebetten der Bewohner und nebenher am Eingange ihre kleinen Schränke und Vorrathslasten stehen. Dabei gilt die allgemeine Regel, daß jedesmal die Bank zur Rechten des Eingangs für den Herrn oder Meister, die zur Linken für seinen ersten und zweiten Knecht oder seinen sogenannten ‚Hulpen‘ bestimmt ist. Auf der Bank, geradeaus im Hintergrunde der Höhle, da kauern die kleinen Köhlerbuben oder die sogenannten ‚Hai-Jungen‘.
Ein paar Bretter sind vor der Hütte zusammengenagelt, zum Schutze eines zottigen, aber treuen Hundes, dem die guten Leute in ihrer Abwesenheit die Bewachung ihrer Habseligkeiten anvertrauen, und etwas weiter unten am Bergabhange haben sie ein paar breite Rindenlappen an Stangen befestigt und aufgespannt, die den Stall für die ihnen nöthigen Pferde vorstellen.
[…]
In der Nähe der Köthe zeigt sich auch meistens ein stets schmauchender Meiler. Gewöhnlich aber besorgen, bauen und brennen sie fünf oder sechs Meiler zu gleicher Zeit, und diese liegen dann in mehr oder weniger großen Entfernungen von ihrer Behausung, bergauf oder thalabwärts, je nachdem das Holz, welches zur Verkohlung bestimmt war, deponirt oder je nachdem zwischen den Klippen oder Felsen hier oder dort eine passende Kohlstätte gefunden werden konnte.
All diese Etablissements zusammen oder die von ihnen erfüllte Waldstrecke nennen sie ihren ‚Kohl-Hai‘ oder Kohl-Gehäu‘ (von Hauen). – Zu allen jenen Meilern führen von der centralen ‚Köthe‘ aus durch den ganzen Kohl-Hai hin mehr oder weniger bequeme Wege, die sie zu ihrem Gebrauche improvisirten und die sie im Verlaufe des Sommers manches hundert Mal bei Tag und bei Nacht zu bewandeln haben.
Vorzugsweise aber bei Nacht. Denn viele ihrer Arbeiten müssen gerade vor Tagesanbruch vollendet sein, z.B. wenn ein Meiler ‚gar geworden‘ ist, das Herausziehen und Löschen der Kohlen und ihre Bereithaltung für die Kohlenfuhrleute, die schon mit dem frühen Morgen ankommen, um die Waldwaare zu empfangen, zu verladen und zu den entlegenen Hütten und Schmelzwerken zu fahren.
Andere Köhlerarbeiten können ihrer Natur nach in der Nacht gerade am besten ausgeführt werden, z.B. alle die, wobei das in der Finsterniß schimmernde Feuer des Meilers als Wahrzeichen dienen mag. Auch müssen die brennenden Meiler zu jeder Zeit, bei Tage wie bei Nacht, überwacht werden. Und gerade wenn das Wetter, wie sie sich ausdrücken, recht ’strambulstrig‘ wird, wenn etwa ein starker Wind oder ein Gewitter sich aufmacht, dann müssen die Köhlerknechte und ‚Haijungen‘ recht schnell in die Nacht hinaus und zu denjenigen Meilern eilen, zu denen der Meister sie beordert, weil dann die Gefahr, daß sich etwas Verkehrtes ereigne am größten ist.
Das Feuer innerhalb eines großen, oft hundert Malter Holz enthaltenden Meilers so zu leiten, oder, wie die Köhler sagen, ‚zu regieren‘, daß es alle Theile der Masse gleichmäßig und eine nach der anderen durchhitze, daß es stets bei einer glimmenden und schwehlenden Gluth bleibe, daß es nirgends zu einem flammenden Brande komme, ist eine Kunst, über die man schon umständliche Tractate geschrieben hat und die den armen Köhlermeistern nicht wenig Kopfbrechens verursacht.
Trotz aller Vorsicht ist das Feuer, dies Naturkind, oft eigensinnig genug und will auf seiner eigenen Spur wandeln. Es arbeitet sich nicht selten versteckte Canäle und Luftlöchter durch den dicken, fechten Erd- und Rasenmantel, mit dem man den Meiler bedeckt hatte, und namentlich, wenn ein Sturm ihnen die Hand reicht, da ist die Gefahr nicht gering, daß die Flammen herausbrechen und statt das Holz langsam, wie sie es sollten, in Kohlen zu verwandeln, es schnell zu Asche verzehren.
Ja mitunter, namentlich enn das Werk nicht ganz regelrecht und kunstgemäß gebaut war, und wenn man den in den hundert Maltern entwickelten Dämpfen und Gasen nicht rechtzeitig Luft gab, zeigt sich der Meiler, wie die Köhler sich ausdrücken, ‚aufrührerisch‘. Es entstehen in ihm bei überhandnehmender Gluth plözliche Erschütterungen, sogenannte ‚Bebungen‘. Die colossale Klozpyramidewird einmal lebendig. Der Meiler schüttelt sich wie ein Pferd, explodirt mit Lärm und Gekrach, wirft seinen ganzen Erdmantel ab und lodert plötzlich in hellen Flammen empor.
Zuweilen sind schon bei solchen Gelegenheiten nicht nur auf des armen Köhlermeisters Kosten seine Meiler niedergebrannt, sondern sogar auch auf des Königs von hannover Kosten ganze Waldstrecken in Brand gerathen. Die alten drakonischen Waldgesetze des Harzes bedrohten ehemals die armen Köhler für ihre Unachtsamkeit ‚mit schwerem Gefängniß‘, ja ‚mit Leib- und Lebensstrafen‘. Und auch jetzt ist noch immer der Geldschaden oder die Absetzung aus ihrem Amte und ‚Ausweisung aus dem Walde‘ hart genug für sie.
Und solche Unglücksfälle zu vermeiden, müssen sie nun an dem Mantel der Meiler fleißig arbeiten und flicken. Wo sich ein Durchbruch oder ein sogenanntes ‚Rißloch‘ zeigt, muß es verstopft, wo der Regen etwas abwusch, muß wieder nachgeholfen werden. Auch klopfen sie beständig mit ihrem sogenannten Wehrhammer an ihre ‚Meiler‘, um an dem Tone zu hören, ob inwendig Alles richtig, oder ob daselbst nicht etwa eine Lücke oder ein ‚Aschenbrand‘ entstanden sei, wie ein Weinküper an sein Weinfaß pocht, um zu hören, wie weit es voll ist.
Hat sich der Wind nach Osten gedreht, so muß man die Luftlöcher auf dieser Seite verschließen, aber auf der entgegengesetzten neue einstoßen. Ist in der mittleren Achse des Meilers bei dem sogenannten ‚Quendelstabe‘, wo man das Ganze angezündet hat und wo immer die meiste Gluth concentrirt ist, das Holz zu Asche verbrannt und ein leerer Raum entstanden, so muß man hier neue Klötze nachstopfen und den stets hungrigen und verdauungsluftigen Magen des Meilers Tag und Nacht füttern, damit er immer gefüllt sei und nicht begierig den ganzen Rest verzehre. Wasser und feuchtes Erdreich muß man stets bei der Hand haben, um den Panzer der die Gluth in sich zusammenhält, zu stärken.
[…]
Da hat man auch manchmal ein ganz prachtvolles Schauspiel, wenn man es gerade trifft, daß ein Meiler eben durch und durch gar geworden war, und nun, wie es die Köhler nennen, ‚durcheimerte‘. Hierbei wird der große Kegel dann, wenn Alles richtig verlief, auf einmal in seinem ganzem Umfange glühend, ohne zu flammen, und schimmert weit hinaus, als wenn der aufgehende Mond in den Wald gefallen wäre. Es ist dies ein Zeichen, daß die Arbeit vollendet sei und die Ausräumung und Abkühlung beginnen könne. Dabei ‚ledauzen‘ (jodeln) dann auch wieder die Köhlerbuben laut ins Thal hinaus.
[…]
Im Herbste, um Martini oder acht Tage nach Martini, wenn die Schneegestöber durch den Harz zu ziehen anfangen, hört das Kohlenbrennen auf, aber nicht die Arbeit des Köhlermeisters. ‚Meister muß sich immer plagen.‘ Bald nachher beginnen schon wieder die Geschäfte für den Feldzug des folgenden Frühlings. Der Köhlermeister hat mit der Forstbehörde zu verhandeln über die Bestimmung der Waldgegend, wo er diesen nächsten Feldzug eröffnen könne. Der Kohlhai, die Meilerstätten müssen gewählt, in ihrer Nähe das Holz, ehe der Saft in die Bäume tritt, gefällt und zerkleinert und auf Schnee und Schlitten zu der Stätte herangeführt werden.“
(aus: „Deutsche Volksbilder und Naturansichten aus dem Harze“ von Johann Georg Kohl, 1866)
Der Köhler 1926
„Bei einer Wanderung durch unser heimatliches Bergland, wie Harz, Solling usw., glückt es uns vielleicht noch einmal, mitten im Walde, weit ab von menschlichen Ansiedlungen, ganz unverhofft den Köhler anzutreffen. Er steht zufällig vor seiner aus Baumstämmen erbauten und mit Borke oder Grasboden bedeckten Köte, die unten groß ist und nach oben spitz zuläuft. In ihrem Innern ist’s fast dunkel. einige Pritschen zum Ruhen stehen an der runden Wand, ein schlichter Tisch mit Bänken und einige Kleiderhaken sind die ganze Ausstattung. Mitten in der Köte befindet sich die Feuerstätte. Mehrere sich verschließbare Kisten enthalten Lebensmittel, wie Brot, Kartoffeln, Wurst und Mehl.
Es geht auf Mittag. Da die Frau gestern erst wieder die Lebensmittel aufgefüllt hat, so will der Köhler heute für sich und seine Gesellen Rührei braten, wozu jeder eine dicke Scheibe Brot verzehrt. Ist die Mahlzeit fertig, so schlägt der Meister mit einem Holzhammer gegen ein an einem Stricke freihängendes Buchenbrett. Der laute Klang ruft dann die Seinen in die Köte. Vom Frühling bis zum Herbste hausen die Köhlersleute im Walde, und nur selten geht mal einer auf einige Stunden ins Dorf hinab.
In einiger Entfernung von der Köte steht schon wieder ein neuer „Meiler“. Das Holz, das der Schlittner zusamengeholt, ist kunstgerecht zu einer großen und hohen Halbkugel aufgebaut worden. Eine Decke von Zweigen und vor allen Dingen Erde umhüllt den Meiler. In der decke aber sind Löcher angebracht, welche den Rauch des angezündeten Meilers entweichen lassen. Durch Öffnen und Schließen dieser Löcher wird das unsichtbar weiterbrennende Feuer in regelmäßigem Zuge gehalten. Nachdem der Meiler einige Wochen gebrannt hat und die Holzkohle gut ist, was an der Farbe des Qualmes zu sehen ist, wird die Decke wieder fortgeschaufelt. Das Holz im Meiler ist aber nicht verbrannt, sondern nur verkohlt, weil ja die zur Verbrennung nötige Luft mit ihrem Sauerstoff fehlte. Die glänzende schwarze Holzkohle wird nun, nachdem sie erkaltet ist, auf Wagen fortgeschafft.
Dieser noch aus dem Altertum stammende Meiler- oder Köhlerbetrieb im freien deutschen Walde geht aber allmählich immer mehr zurück, und hier und da, wo sonst noch Köhler arbeiteten, sieht und hört man jetzt von ihnen nichts mehr. Immer mehr verwendet man heutzutage runde oder eckige gemauerte Meileröfen. Sie gestatten eine leichtere, vollständigere Gewinnung der Nebenprodukte, wie Teer und Holzessig, die beim schlichten, ursprünglichen Meilerbetriebe in der Regel verloren gehen. Diese Öfen liefern aber geringere Ausbeute und weniger gute Holzkohle. […]“
(aus: Alte Berufe Niedersachsens. Hrsg. Ernst Bock, 1926)
1909, Köhlerhütte und aufgeschichteter Kohlenmeiler in Niedersachsen – [Fotos: Oswald Reissert]
Redewendungen und Spruchweisheiten
- Man kann nicht Köhler und Bleicher zu gleicher Zeit sein.
- Ein Köhler schwärzt den andern.
Harzer Köhlerlied
„Die Köhlerei ist im Harze so gut wie untergegangen und nur selten noch sieht man einen Meiler rauchen, das alte Geschlecht der Köhler stirbt aus und nur noch wenige Greise vermögen heute Auskunft zu geben über die alten Sitten und Gebräuche.
[…]
Von Klingenbiel stammt auch das nachstehende, echt volkstümliche Harzer Köhlerlied, der es aus der Erinnerung niederschrieb, halb hoch-, halb niedereutsch. So sagt er, sei es auch gesungen worden, heute kennt es ausser ganz alten Köhlern niemand mehr.
Kommt der liebe Frühling an
Geht as Kohlen auch bald an.
In der lieben Sommerzeit
Ist das Kohlen meine Freud.
Einer kann es nicht allein,
Lieber lasst das Kohlen sein,
Knecht, Schlittler, Junge muss auch dabei,
Nur so kann das Kohlen sein.
Junge, ga mal in de täler
Hâl mek mal ’n pâr kwandelpäle.
Hîr legge ek de splittern hen
Hîr legge ek de stäkkluft hen.
Junge ga du da mal her,
Sei mal tau wo geit dat pärd,
Bring et her und scharr et an
Dat de slitten gâen kann.
Junge fahre fleissig her
Sein die Klötze auch noch so schwer
Krieg ich sie in meine Händ
Steil ich sie alle auf einen End.
Ist der Meiler ganz profekt,
Morgen wird er angesteckt.
Junge, ga du da mal rum,
Höre mal tau wo de mîler brummt.
Kimmt de leiwe sinnabend ran,
Dat wei könnt entgegen gân,
Frûe! sette dek an’n brink hen,
Wi willt erst mal brennewin drinken.
Das Ganze schildert also den Aufbau des Meilers, das Heranschleppen des Holzes auf pferdebespannten Schlitten, das Anzünden des Meilers, das Zusammentreffen des Köhlers am Sonnabend mit seiner Frau, mit der er sich auf einem Brink (Hügel) niedersetzt und erst einmal Branntwein trinkt.“
(Beitrag von R. Andree in der „Zeitschrift für Volkskunde„, Band 7, 1897)
Utensilien
Hillebille (Signalinstrument), Wehhammer, Quendelstab, Fackeln
Die Köhlersuppe
– auch Köhlerpuff oder Schiebensuppe (Scheibensuppe) genannt –
Diese spartanische Suppe wurde tagein, tagaus von den Köhler gegessen,
Schwarzbrot wird in dünne Scheiben geschnitten und in einen Topf gepackt. Darüber wird jede Menge Salz getreut und ein bisschen Rinderschmalz hinzugefügt. Nun wird das Ganze mit kochendheißem Wasser übergossen und fertig ist die Suppe. Sie schmeckt kräftig und ein wenig säuerlich.
Sollte mal ein Ei verfügbar sein, wird es gerne untergemischt.