Der Pergamenter

altes Pergament aus Frankreich
Pergament, Schriftstück
beschriebenes Pergament von 1550

Die Arbeit der Pergamenter.
Echtes Pergament wurde früher aus Tierhäuten hergestellt und diente im Mittealter zum Beschreiben. Aus Pergament werden heutzutage noch die Felle für Trommel und Pauken hergestellt.
Das Handwerk der Pergamenter war eng mit dem der Gerber verwandt, was sich auch darin zeigte, dass die Pergamenter häufig der Gerberzunft mit angeschlossen waren. Die Lehrzeit betrug 2-3 Jahre und anschließend folgten noch ebensoviele Wanderjahre.


Das Pergament

Pergamenter, Pergament
echtes Pergament von 1574

„Pergament n. ‚zum Beschreiben hergerichtete Tierhaut, Schriftstück, alte Handschrift auf dieser Haut‘. Die Bezeichnung ist vom Namen der antiken kleinasiatischen Stadt Pergamon abgeleitet, in der die Verarbeitung von Tierhäuten zu Schreibmaterial entwickelt worden sein soll; jedenfalls dient die um 180 v.u.Z. erfundene Pergamentherstellung (nach einem Exportverbot für ägyptischen Papyrus) dem Aufbau der pergamenischen Bibliothek. …“

  • Schreibpergamente => aus Häuten von Lämmern, Kälbern und Ziegen
  • Bucheinbände => aus Häuten von Schweinen
  • Trommelfelle => aus Häuten von Kälbern
  • Paukenfelle => aus Häuten von Eseln

Berufsbezeichnungen

Pergamenter, Permennter, Pergamentmacher, Pirmenter, Buchfeller, Weißgerber, Birmenter

in anderen Sprachen
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Englisch:parchment maker
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Berufsfamilie:   …,   …,   …
Spezialisierungen:   …,   …,   …
verwandte Berufe:   Papiermacher, Gerber


Pergamenter
1730 [Weigel]

Wol dem oft geschaut, Der Sünden-Rechenhaut.

Will uns der Ehre Kerze blenden,
und von dem wahren Licht abwenden,
das nie verlieret Glanz und Schein:
So muß ein Schirm der blöden Augen,
damit sie scharff zu sehen taugen,
die Sterblichkeits-Betrachtung seyn.


Werkzeuge

Schabebaum, Schabemesser, Kalkwischer


Die Herstellung von Pergament

Von den Schlächtern und Abdeckern erhielt der Pergamenter die Häute der toten Tiere und weichte sie ein. Dann wurden sie gereinigt und mit Kalk behandelt. Anschließend enthaart und gewaschen. Auf dem Schabebaum wurden sie ausgestrichen und darauf in einen Rahmen gespannt. Sie wurden dünn geschabt und schließlich getrocknet.
Das zum Beschreiben benötigte Pergament musste von beiden Seiten geschabt werden und erfuhr außerdem noch eine Behandlung mit Kreide. Dann wurde es nochmal mit dem Bimsstein abgerieben und bekam mitunter einen Anstrich mit Bleiweißölfarbe.


Das Herstellen von Pergament im 18. Jahrhundert

„In den allerältesten Zeiten schrieb man bereits auf Hammel- und Ziegenfellen, und der egiptische Prinz Ptol. Philadelph bewunderte die Dünnheit derjenigen Membran, auf welche ihm der Hohepriester Eleazar eine Abschrift von den fünf Büchern Mosis übersandte, und welches ohngefehr 277 Jare vor der Geburt Christi geschahe. Man gebrauchte Schaf- Kalbs- und Bokkshäute dazu. Man hies es Pergamentpapier von der Erfinderin desselben, der Stadt Pergamus, und diese erfand es aus Noth und Rache, als ein egiptischer König Ptolom. Epiphanes die Ausfur des egiptischen Schilpappiers verboten hatte, um der Errichtung einer Bibliothek zu Pergamus die gröste Schwierigkeit in den Weg zu legen. Eumenes der zweete lies daher Thierhäute zum Abschreiben der Handschriften zurichten.
Man ahnte also den verschiednen Lagen der Fasern des egiptischen Schilfes glükklich und zwar bis zum Uebertreffen nach; man sahe in der Haut eben diese Fasern, eben dieses Zellgewebe, einen dauerhaften Leim, alles von einerlei Wesen, und man wandte seit der Zeit diese elastische Dekke der Thiere, unter der die Muskeln mit der Verlängerung und Verkürzung der Fasern den Willen eines geistigen Wesens harmonisch verbinden, zu den Schriften an. Folglich ist das Pergament eine Hammelhaut, die in Kalk gelegt und beschabt worden; eigentlich aber sollte Pergament nur von den Kölberhäuter gemacht werden. Seine Vollkommenheit bestehet in der Weise, Feinheit, in der Steifigkeit, und daß man den Handgriff verstehet, ihm seine Fettigkeit zu nehmen. Kalbspergament ist größer, dikker, halbdurchsichtig, weisser, glätter, weniger dem Flekken unterworfen, und wird nicht so gelb, als das von Hammeln. Jungfernpergament wird von junger Bokkshaut gemacht, welche schon zum Handschuhmachen nicht mehr taugt. Das von Kälbern und Ziegen dient zu den Trommeln, noch besser aber das von den Wolfshäuten, wenn sie nicht sehr zerschossen sind. Die Felle von Hirschen und Rehen fallen zudikke aus, und daher bearbeitet man sie lieber auf Gemsenart mit Oel vor die Handschuhmacher. Schweinshäute auf Pergamentart dienen zu Sieben und Bücherbänden, Eselspergament zu den Pauken, und mit Tinte darauf zu schreiben, und das geschriebene mit dem Speichel auszulöschen, und das von Schafen und Lämmern hält man höher, als das Hammelpergament.
Die mehresten Pergament werden im Frühjahr gemacht, nämlich von den allerschwächsten Hammelfellen, weil die von alten zufett und flekkig sind. Wenn der Fleischer die Hammelfelle abgezogen, müssen sie nicht lange herumliegen, sondern dem Weisgerber bald eingehändigt weren, indem sie sonst Stokkflekke bekommen, sich erhizzen, wenn sie in Haufen liegen, weich werden, und unter dem Eisen gar zerreissen. Trokkne Häute weicht man man 2 oder 3 Tage in Wasser ein, und man wäscht im Strome das Blut davon. Alte oder steifgewordne Häute, welche im Wasser nicht recht weich werden wollen, werden auf dem Schabebaum mit einem Eisen von abgenüzzter Schneide gelinde geschabt.
Der Schabebaum, von 4 bis 5 Fus Länge, ist ein ausgehölter, halbgespaltner Baum, der mit dem einen Ende, wie beim Gerber, auf dem Bokke liegt, und mit dem andern Ende auf der Erde ruht, und das Schabemesser krumm, von stumfer Schneide. Ein Arbeiter kann in einem Tage 200 Felle waschen und schaben. Um den Hammelfellen die Wolle zu benehmen, bedient man sich des gelöschten Kalkes, der wie ein dünner Brei und kalt geworden seyn mus. Das Fell wird auf der Erde, mit der Wolle unter sich, ausgebreiter, die Fleischseite wird mit mit dem Kalkwischer, der mit etlichen Fellen umwikkelt ist, gekalkt, und man legt ein Fell nach dem andern mit der gekalkten Fleischseite auf einander. Alle Stellen müssen gleichförmig mit Kalk bestrichen werden; wo der Kalk mehr oder weniger wirkt, entstehen, wie auch an den gestokkten Stellen, Flekke. So läst man die Häute im Sommer 5 oder 6 Tage, im Winter 3 Wochen legen, bis die Wolle lösläst, weil der Kalk die Haarzwiebel zerstöret hat. Ein Schefffel Kalk ist zu 100 Hammelfellen hinreichend, um die Wolle abzulösen. An andern Orten erweicht man nur die Felle in Wasser, man bringt sie 2 Tage lang in Kalk, man rauft mit der Hand die beste Wolle aus, und die gröbere wird durchs Schaben wegebracht.

[…]
Die Pergamentmacher machen einer gegen den andern aus dem Färben des Pergaments ein Geheimnis. Zu dem grünen kocht man indessen 1 Quentchen gereinigten Weinstein in 1/2 Pfund Wasser, man wirft 1 Unze gepulverten Grünspan dazu, man giest 1 Löffel voll Scheidewasser zu, und man trägt diese Farbe auf ein etwas feuchtes Pergament laulich auf. Zulezzt überfirnist man das gefärbte Pergament.“


(aus: Johann Samuel Hallens, Professors der Historie bei dem Königlichen Preussischen Kadettenchore in Berlin, Werkstäte der heutigen Künste, oder, Die neue Kunsthistorie. 1761)