Die Bibliothekare

Foto: Bücherbus frontal mit Aufschrift "Bibliothek", Winter

Gemälde: Bibliothekar steht auf Leiter in ein Buch vertieft, vor Bücherregalenei
19.Jh. – [Carl Spitzweg]

Der Bibliothekar und die Bibliothekarin.
Es lässt sich nicht genau sagen, wann es die ersten Bibliotheken und somit die ersten Fürsorger für schriftlich festgehaltenes Material gab.
Doch mit Gewissheit lässt sich sagen, dass bereits beschriebene Ton- und, Wachstafeln und ebenso Tierhäute, die eine wichtige Bedeutung hatten, verwahrt wurden.
Steígen wir ein in die Zeit als die ersten Klosterbibliotheken entstanden. Das war in der Historie bis zum Ende des 19.Jh. auch die einzige Umgebung, in der Frauen in ihrer Rolle als Nonne, Bibliothekarinnen waren. Die im 15.Jh. größte deutsche Bibliothek, die von Nonnen gepflegt wurde, war die des St.-Katharinen-Klosters in Nürnberg. 600 Handschriften beherbergte sie zu der damaligen Zeit. Die Klosterbibliotheken erhielten gerade wieder einen Aufschwung, nachdem sie schon fast verschwunden waren, aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen. Bereits im 13.Jahrhundert eröffneten viele Universitätsbibliotheken ihre Pforten. Prag, Wien, Heidelberg, Köln und Erfurt waren die Vorreiter und konnten ein sehr umfangreiches Repertorium vorweisen.


Stich: mobiler Bibliothekar
17.Jh.

Berufsbezeichnungen

Bibliothekar, Bibliothekarin

Bibliothekar in anderen Sprachen

bitte hier aufklappen
Bulgarisch:
Dänisch:bibliotekar
Englisch:librarian
Finnisch:kirjastonhoitaja
Französisch:bibliothécaire
Isländisch:
Italienisch:bibliotecario
Lateinisch:Bibliothecarius
Niederländisch:bibliothecaris
Norwegisch:
Polnisch:bibliotekarz
Portugiesisch:bibliotecário
Rumänisch:
Russisch:
Schwedisch:bibliotekarie
Slowakisch:knihovník
Spanisch:bibliotecario
Tschechisch:
Türkisch:kütüphaneci
Ungarisch:könyvtáros

Einsortieren der zurückgebrachten Bücher.
1877, England

Spezialisierungen:   Bibliotheksdirektor, Oberbibliothekar
verwandte Berufe:   Buchhändler


Einige historische und aktuelle Aufgaben der Bibliothekare

  • Abschriften anfertigen (veraltet)
  • Ausbessern von Rollen (veraltet)
  • Buchpflege
  • Heraussuchen von Büchern/Rollen/Medien
  • Wiedereinstellen von Büchern/Rollen/Medien
  • Anschaffung von Büchern
  • Ordnen nach System
  • Inventarisieren
  • Schutzumschlag anfertigen
  • Beschriften der Mücher und Medien
  • Ersetzen schlechter Exemplare
  • Ausleihe
  • Leserbetreuung
  • Planung von Leseveranstaltungen

Arbeitsorte

  • Arbeiterbibliothek
  • Bücherhallen
  • Dombibliothek
  • Dorfbibliothek
  • Fahrbibliothek (Autobibliothek)
  • Gesellschaftsbibliothek
  • Handbibliothek
  • Hofbibliothek
  • Kabinettsbibliothek
  • Kinderbibliothek
  • Kirchenbibliothek
  • Kollegialbibliothek
  • Klosterbibliothek
  • Museumsbibliothek
  • Musikbibliothek
  • Nationalbibliothek
  • öffentliche Bibliothek
  • Palastbibliothek
  • Präsenzbibliothek
  • Programmbibliothek
  • Provinzbibliothek
  • Schlossbibliothek
  • Schulbibliothek
  • Senatsbibliothek
  • Staatsbibliothek
  • Stadtbibliothek
  • Tempelbibliothek
  • Universitätsbibliothek

altes Hinweisschild
2020, Berlin – [Foto: Sulamith Sallmann]

Abteilungen

Die Akzession = Die Erwerbungsstelle

Durch Kauf, Schenkung, Tausch, Pflichtexemplare gelangen die Schriften in den Bibliotheksbestand.
Nach Erhalt werden sie in einer Liste inventarisiert und bekommen eine Inventarnummer und einen Bibliothekseigentumsvermerk (z.B. Stempel). Dann wird der zukünftige Standort festgelegt und mit einer entsprechenden Signatur, bzw. Standortnummer, versehen.

Die Leihstelle

Die Leser können entweder kostenlos oder für einen sehr geringen Jahresbeitrag einen Bibliotheksausweis erhalten und damit Bücher und andere Medien, ja sogar CDs, Spiele u.ä. aus der Bücherei für einen bestimmten Zeitraum entleihen. Früher enthielten die Leihbücher einen Zettel oder eine Leihkarte, auf der das Fälligkeitsatum zum Zurückbringen des Buches geschrieben oder gestempelt wurde. heute erfolgt dies alles elektronisch und kann per Internet jederzeit eingesehen werden. Überzieht der Benutzer das Datum, werden festgelegte Säumnisgebühren fällig.
Gebühren werden ebenfalls fällig, wenn man sich ein Buch aus einer anderen Bibliothek, per Fernleihe also, zu einer bestimmten Bücherei bestellt. Ebenso bei gleichem Rückweg.

Die Fachreferate

Die Auskunft


Sortiersysteme

  • Zettelkasten/Zettelkatalog

Bibliographische Hilfsmittel

Buchführer, Buchkataloge, bibliographische Verzeichnisse


Desiderata

Übersicht über fehlende oder verloren gegangene Bücher und Medien.

z.B. durch Diebstahl, Ungeziefer, Säure im Papier, mutwillige oder versehentliche Beschädigung, Vernichtung aus politischen Interessen


antike Bibliotheken

Die Buchrollen wurden um einen 20-30cm langen Stab gewickelt. So wurden sie in Holzkästen oder Wandnischen, die zu einem Schrank zusammengefügt waren, aufbewahrt. Hin un wieder waren die Schränke auch numeriert. Aus den Buchrollen hingen Schildchen, die s.g, „tituli“ heraus, um den gewünschten Text schneller und einfacher finden zu können. Ausgerollt ergaben die Rollen durchschnittlich eine Länge von 7-8m. Die Schriftstücken mussten vor Ort eingesehen werden und wurden nur in Ausnahmefällen an hochrangige Leute auch außerhalb der Bibliothek verliehen.


angekettete Bücher

Im 14. Jh. verschärfte sich die Benutzerordnung und die Bücher wurden vielerorts an Ketten gebunden. Dazu errichtete man Pulte, um die Bücher zum Lesen darauf ablegen zu können. In Herford/England hat sich bis heute die Chained Library mit ihren 1500 an Ketten gelegten Büchern erhalten.


Das Bücherrad

Erfunden wurde es im 16.Jh. von Agostino Ramelli und erlaubte dem Bibliotheksnutzer, in mehreren Büchern gleichzeitig zu lesen und zu arbeiten. Mehrere Lesepulte sind radial angeordnet, auf denen man die Bücher an entsprechender Stelle aufgeschlagen liegen lassen kann und mittels Zahnradmechanik zu einem anderen Buch drehen kann. Das war bei den großen und schweren Folianten sehr von Vorteil.
Ein nachgebautes Bücherrad kann man sich im Museum „Altes Zollhaus“ in Hitzacker (Niedersachsen) ansehen und auch ausprobieren.


Ausbildung und Berufszulassung

Bayern 1864:

  • ausreichende Kenntnisse in drei Fremdsprachen
  • akademisches Studium
    ODER
  • eine litarirische Tätigkeit von mind. vier Jahren

Preußen 1894:

  • zweijähriger Volontärdienst bei der Königlichen Bibliothek zu Berlin oder einer der Königlichen Universitätsbibliotheken

um das Volontariat antreten zu können, benötigt man

  • das Reifezeugnis eines deutschen humanistischen Gymnasiums
  • Nachweis über Prüfungserfolg entweder in Jura, Medizin oder Lehramt an einer höheren Schule ODER Genügung der Habilitationsleistung einer deutschen Uni
  • Nachweis, dass der Bewerber von einer deutschen Uni auf Grund einer gedruckten Dissertation und mündlichen Prüfung zum Doktor oder Lizentiaten promoviert worden ist
  • Zeugnis über die bisherigen Führung
  • ärztliche Gesundheitsbescheinigung
  • Nachweis über die finanziellen Mittel für den Unterhalt zweier Jahre (ca. 1500 – 2000 Mark)

nach dem Volontariat wurde geprüft:

  • Kenntnisse in Bibliotheksverwaltung
  • Kenntnisse der bibliographischen Hilfsmittel
  • Kenntnisse der allgemeinen Literaturgeschichte
  • ausreichende Kenntnisse in Englisch, Französisch und Italienisch
  • allgemeines Wissen zum Schrift- und Buchwesen
  • vorteilhaft: spezielle Kenntnisse der Paläograohie oder Incunabelkunde

berühmte Bibliotheken

  • um 115 Celsusbibliothek von Ephesus
  • Bibliothek von Alexandria
  • Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel (8.Weltwunder)

einige Berühmtheiten, die in einer Bibliothek arbeiteten

  • Friedrich Hölderlin war von 1804-1806 landgräflicher Hofbibliothekar in Homburg
  • Franz Grillparzer arbeitete um 1812/13 für ein paar Monate an der Wiener Hofbibliothek
  • Iwan Krylow arbeitete ab 1812 als kaiserlicher Bibliothekar in St. Petersburg
  • Hoffmann von Fallersleben war von 1836-1838 an der Universitätsbibliothek in Breslau tätig und 1860-1874 als Schlossbibliothekar in Corvey
  • Ludwig Bechstein war von 1831 an Kabinettsbibliothekar und ab 1833 Vorstand der Herzoglichen Bibliothekar in Meiningen
  • Alexandre Dumas war Bibliothekar des Herzogs von Orleans
  • Friedrich Hebbel arbeitete ohne Gehalt als Hofbibliothekar beim Großherzog von Sachsen-Weimar
  • Anatol France arbeitete in der Pariser Senatsbibliothek
  • Adam Mickiewicz arbeitete als Bibliothekar im Pariser Exil
  • Ricarda Huch war als Assistentin in der Stadtbibliothek Zürich tätig
  • Immanuel Kant arbeitete von 1766-1772 an der Königsberger Schlossbibliothek
  • Jakob Grimm war 1808 als Privatbibliothekar des Königs Jérôme tätig
Menschen lesen an Tischen
[Franz Kiederich]

Schutzgötter

  • Seschat/Seschet (die Schreiberin) war als ägyptische Göttin u.a. für den Schutz der Tempelbibliotheken zuständig
  • Thot in seiner göttlichen Funktion als Schutzherr über die ägyptischen Bibliotheken

Sprüche und Zitate

„Es sind die Bibliotheken, die das Gedächtnis der Menschheit darstellen. Sie bilden unser Bewusstsein.“ Günter Weisenborn


Lieder

aus den 1970ern; zu singen nach der Melodie von „Wann wir schreiten, seit an seit…“

altes Schild
2018, Berlin – [Sulamith Sallmann]

Mit Ordnungssinn und Pietät
aller Menschheit Geist verwalten,
ihn als Leuchte erst entfalten
und als Licht dem Autor halten,
||: bis ein neues Buch entsteht. :||

Mancher hochgelobte Band
mancher hochgeschätzten Größen
würde unbedarft verwesen,
drückten wir ihn nicht mit Ösen
||: unsern Lesern in die Hand :||

Wer da glaubt, im Bücherstaub
gängen Lust und Lied verloren,
sagt es ihm in beide Ohren:
Noch ist uns kein Sinn vergoren,
||: hinter Blässe grünt noch Laub. :||



Veröffentlichungen

„Der Bibliothekar“ von Gustav von Moser, Schwank in vier Akten, um 1891


Buchtipps

  • Gottfried Rost: Der Bibliothekar. Schatzkämmerer oder Futterknecht? – Historische Berufsbilder, Edition Leipzig, 1990 – ISBN 3-361-00265-6
  • Martin Schrettinger: Versuch eines vollständigen Lehrbuchs der Bibliothek-Wissenschaft oder Anleitung zur vollkommenen Geschäftsführung eines Bibliothekars. München, 1829
  • Friedrich Adolf Ebert: Die Bildung des Bibliothekars. Leipzig, Steinacker und Wagner, 1820
  • Horst Kunze: Zum Berufsbild des Bibliothekars und seiner Ausbildung. 1976
  • Wilhelm Paszkowski: Der Bibliothekar. Leipzig, C.Banges Verlag, 1902

Film

1947 (englisch)

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