Fingerhüter nannte man die Handwerker, welche auf das Herstellen von Fingerhüten spezialisiert waren.
Im heutigen Sprachgebrauch würden wir diesen ausgestorbenen Beruf wohl eher als Fingerhuthersteller bezeichnen.
Während der moderne Fingerhut hauptsächlich als mechanischer Schutz
gegen unbeabsichtigtes Verletzen der Finger beim Nähen dient,
wäre in den Zeiten, als es Felle und grobes Tuch zu vernähen galt,
diese mittels einer Nadel zu durchdringen ohne solch ein
nützliches Hilfsmittel kaum möglich gewesen.
Berufsbezeichnungen
Fingerhüter, Fingerhutmacher – (veraltet) Fingerhuter, Fingerhuetter, Fingerhütter, Vingerhuter
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | напръстник |
Dänisch: | fingerbold maker |
Englisch: | thimble maker |
Esperanto: | dikfabrikisto |
Finnisch: | sormusteiden valmistaja |
Französisch: | fabricant de dé à coudre |
Isländisch: | fingur framleiðandi |
Italienisch: | creatore di ditale |
Lateinisch: | factorem thimble |
Niederländisch: | vingerhoed maker |
Norwegisch: | fingerbøl produsent |
Polnisch: | naparstek |
Portugiesisch: | fabricante dedal |
Rumänisch: | producător de deșeuri |
Russisch: | наперсток |
Schwedisch: | fingerborgstillverkare |
Slowakisch: | náprstok |
Slowenisch: | timerski izdelovalec |
Spanisch: | fabricante de dedal |
Tschechisch: | náprstek výrobce |
Türkisch: | yüksük makinesi |
Ungarisch: | gyűszű készítő |
verwandte Berufe: Messingbrenner, Schmiede
Zunftzugehörigkeit
Bereits im Jahre 1373 werden in Nürnberg erste zünftige Fingerhutmacher erwähnt. Seit 1537 sind sie dort einer Berufsordnung unterworfen und ihr Handwerk damit ein geschützter Beruf. Die Nürnberger Fingerhüte gehörten zu den weltweit gehandelten Exportartikeln und wurden millionenfach produziert.
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Die Arbeit der Fingerhüter
In der Regel fertigte man Fingerhüte aus Metall. Dazu schlugen die Fingerhüter mit stählernen Stanzen die Formen aus Messing-, Eisenblech- oder Edelmetallstreifen mit freier Hand aus. Abschließend wurde die Oberfläche mittels Punzen mit kleinen Vertiefungen – sog. Grübchen – versehen, um beim Nähgebrauch ein rutschsicheres Abstützen der Nadel auf dem Fingerhut zu gewährleisten.
Text zum Sammelbild:
Des Fingerhuters Lob und Preis
Hans Sachs im Vers zu singen weiß.
Das Handwerk, das er wohl beschrieben,
ward 1440 schon betrieben.
[Tengelmann-Sammelbild mit historischer Abb. von ca. 1575]
Auß Messing mach ich Fingerhüt /
Blechweiß / werden im Feuwer glüt /
Denn in das Eysen glenck getriebn /
darnach Löchlein darein gehiebn /
Gar mancherley art / eng und weit /
Für Schuster und Schneider bereit /
Für Seidensticker und Näterin /
Deß Handwercks ich ein Meister bin.
1568 – [Jost Amman / Hans Sachs]
1698 – [Christoph Weigel]
Fingerhüte
Fingerhüte werden in verschiedenen Größen hergestellt, die sich nach der Dicke der Finger der Arbeitshand richten. Sie können sowohl die Form eines kleinen Bechers haben als auch die Form einer beidseitig offenen Röhre, man nennt sie dann ‚Nähring‘.
Während verschiedener Zeitepochen wurde neben Metall auch andere Materialien, bspw. Holz, Porzellan oder Glas, zur Fingerhutherstellung verwendet; heutzutage sind sie (industriell gefertigt) oft aus Kunststoff.
Fingerhüte, die teils sehr kunstvoll verziert wurden, sind heute beliebte Sammelobjekte.