Zirkuskünstler sind eine meist temporäre Gruppengemeinschaft von Artisten,
die in Vorstellungen mit verschiedenen artistischen – sog. ‚zirzensischen‘ – Darbietungen
im Unterhaltungsunternehmen Zirkus vorführen.
Es riecht nach Sägespänen und wilden Tieren. Musik ertönt. Hereinspaziert, meine Damen und Herren! Die Menge hält den Atem an. Artisten in Fantasiekostümen fliegen unter dem Zeltdach umher.
»Was für Menschen, diese Artisten!
Aber sind es denn welche?«
[aus Thomas Mann
‚Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull‘ – 1954]
Die bunte Vielfalt der Zirkuskünstler
Die mit einem * versehenen Sparten gehören zu den
klassisch traditionellen Darbietungen.
- Antipodisten
- Akrobaten *
- Clowns *
- Dompteure *
- Dresseure *
- Equilibristen *
- Fakire
- Feuerkünstler
- Jongleure *
- Kaskadeure
- Kontorsionisten
- Kraftakrobaten
- Kunstradfahrer
- Kunstreiter *
- Luftakrobaten
- Messerwerfer
- Pantomimen
- Schlangenbeschwörer
- Seiltänzer *
- Stelzenläufer
- Trampolinartisten
- Trapezkünstler
- Zauberkünstler *
Berufsbezeichnungen
Zirkuskünstler und Zirkuskünstlerinnen, Zirkusartisten, Zirkusdarsteller, Zirkusleute
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | цирковите художници |
Dänisch: | cirkusartist |
Englisch: | circus artists |
Französisch: | artistes de cirque |
Italienisch: | artisti circensi |
Niederländisch: | circusartiest |
Norwegisch: | sirkusartist |
Polnisch: | artystów cyrkowych |
Portugiesisch: | artistas de circo |
Rumänisch: | circ artiști |
Russisch: | цирковые артисты |
Schwedisch: | cirkusartist |
Slowakisch: | cirkusový artista |
Slowenisch: | cirkuške umetnike |
Spanisch: | artistas de circo |
Tschechisch: | cirkusový artista |
Türkisch: | sirk sanatçıları |
Ungarisch: | cirkuszi művész |
verwandte Berufe: Fahrendes Volk
Die „Erfindung“ des Zirkus
Der Engländer Philip Astley (1742-1814)
gilt als Begründer des modernen Zirkus.
Im Jahr 1768 eröffnete er in London eine Reitschule, wo er vormittags unterrichtete und nachmittags Vorführungen gab. Für seine Arena wählte er die runde Form, weil das Publikum das Geschehen so am besten überblicken konnte, und benannte sie nach dem Vorbild des römischen Circus Maximus ‚C I R C U S‘.
Anfangs hatte die Manege einen Durchmesser von 19 Meter, später änderte er ihn auf 13 Meter; was bis heute Standard geblieben ist.
Nach einigen einigen Spielzeiten ergänzte er seine Arena mit einer Plattform, Sitzen und einem Dach. Und alsbald engagierte er weitere Dressurreiter, ein Orchester, einen Clown, Jongleure und andere Artisten. So begründete er ein Zirkusunternehmen, wie man es bis heute kennt. Raubtiere im Zirkus zu präsentieren, wurde allerdings erst nach Astleys Tod üblich.
Durch seinen guten Ruf und seine wirtschaftliche Geschicklichkeit gelang es Astley, über England hinaus zu expandieren; 1782 gründete er den ersten Zirkus in Paris und eröffnete in der Folgezeit 18 weitere Zirkusse in verschiedenen europäischen Städten.
Zirkusbauten
Neben Zirkusvorstellungen, die im Freien oder in provisorisch errichteten hölzernen Schaubuden, teils auch in bestehenden Theatergebäuden abgehalten wurden etablierten sich ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert zahlreiche feste Zirkusgebäude. Die Form dieser Bauten leitete sich von der runden, seltener ellipsenförmigen Manege ab.
Der Wanderzirkus
Der klassisch bekanntest Zirkus ist der Wanderzirkus; meist Familienunternehmen,
die mit einem Zirkuszelt – früher auch als ‚Chapiteau‘ bezeichnet, von Ort zu Ort ziehen.
Große Zirkuszelte, wie sie heute selbstverständlich zum Zirkus gehören,
gab es allgemein erst ab Beginn des 20. Jahrhunderts.
Dies & das
• Der Zirkusmann
Oh, in dem Zirkus ist es schön,
Was sind für Wunder da zu sehn!
Der eine auf dem Kopfe steht,
Auf einem Seil der der andre geht,
Der dritte auf dem Pferde springt,
Sich durch die Luft der vierte schwingt;
Und einer einen Stuhl gar hält.
Auf seinen Zähnen aufgestellt,
Und auf dem Suhle turnen noch
Zwei Jungen – denkt euch dieses doch.
Wärst du wol gern ein Zirkusmann,
der solche Dinge machen kann,
Auf Pferden springt, auf Seilen tanzt?
Nein! Werd was andres, wenn du kannst!
Farblitho von ca. 1860
• Schmunzelecke
• Zirkuskünstler als Briefmarkenmotiv
Buchempfehlungen
Joseph Halperson ‚Das Buch vom Zirkus‘
– Verlag Ed. Lintz, 1926
Sylke Kirschnick ‚Manege frei! – Die Kulturgeschichte des Zirkus‘
– Theiss Verlag, 2012
Daniel Noel ‚The Circus. 1870s–1950s‘
– TB-Bibliotheca Universalis, 2016 (multilingual)
Kinderbuch
Ilse Prüfer ‚Hurra!
Der Zirkus kommt!‘
– Verlag A. Anton & Co, 1939
Ausbildung
Der Nachwuchs von Zirkuskünstlern – nach wie vor –
am häufigsten durch die Eltern und/oder andere Artisten ausgebildet.
Unabhängig davon gibt es in Berlin 3 Vorbereitungsschulen, die eine Ausbildung zum staatlich geprüften/staatlich anerkannten Artisten anbieten: die Staatliche Ballettschule, die Schule für Artistik und die Private Etage.
Eine Berufsfachschulen mit einer vollwertigen Ausbildung für Kinder und Jugendlichen mit herausragendem Talent ist der Circartive in Gschwend (Baden-Württemberg).
Renomierte ausländische Hochschulen mit Fachrichtung Artistik sind:
ÉNC – École Nationale de Cirque in Montreal (Kanada)
CODarts – Hogeschool voor de Kunsten in Rotterdam (Niederlande)
ACAPA – Fontys Academy for Circus Arts and Performance in Tilburg (Niederlande)