Die Leichenträger

Litho: Gruppe von Sargträgern

Leichenträger  (= Sargträger) sind Personen, deren Aufgabe es ist, bei einer Bestattung den Sarg von der Trauerfeier
oder dem Friedhofseingang bis zur ausgehobenen Grabstätte zu bringen.

Farbfoto: Fiedhofstor bei Aprilschnee
2008, East Sussex – ‚The Tapsel Gate‘

 

Sargträger können vom Bestatter, der Friedhofsverwaltung oder der Stadtverwaltung gestellt werden, wobei die von der Friedhofs- und Stadtverwaltung vermittelten in der Regel ehrenamtlich Tätige sind.
Darüber hinaus gibt es inzwischen auch diverse Dienstleistungsbetriebe, die sog.  ‚Sargträger-Dienste‘  anbieten.
Natürlich ist es auch heute noch möglich, dass Personen aus dem privaten Umfeld des Verstorbenen das Tragen beim  ‚Letzten Geleit‘  übernehmen.

 

 

Aquarell: vor gotischem Türeingang stehend Hausdiener und Reitendiener in Tracht
1841, Lübeck

(auch Reiten-Diener oder Reitende Diener genannt) waren ursprünglich berittene Ratsdiener in den norddeutschen Städten. Sie bedienten Ratsherren und Bürgermeister bei Ratssitzungen und Festbanketten, dienten als deren Leibwache, waren Kuriere, Polizeitruppe wie auch Eskorte der Delinquenten zur Hinrichtung.

Holzstich: Trauerprozession auf städtischer Straße, voran Reitendiener mit Sarg, gefolgt von weiteren reitendienern und Trauernden
1866 – ‚Die hamburger Reitendiener‘

In Hamburg entwickelte sich der Brauch, dass die Reitendiener gegen Bezahlung sowohl bei Hochzeiten dem Brautpaar aufwarteten, als auch bei Begräbnissen das Gefolge bildeten und den Sarg zu Grabe trugen. Meist trugen sie eine blaue, silberbetresste Montur, bei Begräbnissen indes eine Mischform aus schwarzer holländischer und spanischer Tracht, Schnallenschuhe und Trauerdegen.

 

Nachdem dieser Brauch 1866 abgeschafft wurde, bildeten Hamburger Bestatter noch im selben Jahr den  ‚Beerdigungsverein St. Anschar‘.  Seither stellt dieser die Träger, die ähnlich gekleidet sind wie die ehemaligen Reitendiener.

 

sw Foto: Sargträger im Reitendiener-Ornat - 1933, Hamburg

1933 – Feierliche Beisetzung von Dr. Wilhelm Cuno
(Reichskanzler a.D. und Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie)
auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg
mit Sargträgern im Reitendiener-Ornat
[BArch]

 

 

 


Berufsbezeichnungen

Leichenträger,   Sargträger
Dänisch:
Englisch:
Französisch:
Italienisch:
Lateinisch:
lig bærer
pall bearer
porteur de cercueil
portatore della bara, monatto
vespillo
Niederländisch:
Polnisch:
Portugiesisch:
Spanisch:
Ungarisch:
lijkdrager
tragarz niosący trumnę
portador fúnebre
portador del féretro
koporsó hordár

verwandte Berufe:   Leichbitter,   Bestatter,   Totengräber


 

Es ist eine Ehre, ein Sargträger zu sein.
Auch Passanten an der Straße können den Toten ein Stück auf dem letzten Weg begleiten.
Der Überlieferung nach versprach man sich früher vom Tragen der Totenbahre Vergebung der eigenen Sünden.

 


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Arbeiten als Leichenträger

Wer als Sargträger Dienst tun möchte, muss unter physischer Belastung langsam sein, bzw. gehen können. Das Allerwichtigste bei dieser Arbeit ist, dass alles in Würde und Achtsamkeit geschieht. Dem Anlass entsprechend haben die Träger eines Sarges ergo seriös und gepflegt aufzutreten. Untereinander sollten sie sich mit nur wenigen Worten – besser noch: mit Gesten – verständigen können und das Schweigen der Trauernden nicht stören.

sw Foto: sechs Männer lassen an Seilen einen Sarg ins Grab hinab
‚Das Ablassen des Sarges‘

In der Regel braucht es sechs Sargträger pro Beerdigung.
Aufgrund der Schwere eines Sarges sollten diese kräftig genug und größenmäßig abgestimmt sein.

Dieser Dienst beinhaltet auch harte, körperliche Arbeit, v.a. beim Ablassen des schweren Sarges mittels Seilen oder Gurten in die Erde. Wunde Hände gibt es dazu nicht selten gratis, denn Loslassen geht während dieses Vorgangs natürlich nicht. Angeraten ist auch ein gute psychische Verfassung.

 


 

Comiczeichnung: vier schwarz gekleidete Herren mit Zylinderhut ohne Sarg laufen, als trügen sie einen