Fächermacher stellten Fächer zur Kühlung des Gesichts und zum Schutz gegen Sonne und Insekten her.
Geschätzt wurden Fächer natürlich auch als modisches Accessoire.
Vom 17. bis 19. Jahrhundert erlebte der Fächer in Europa seine Glanzzeiten und erhielt im gesellschaftliche Kontext den Stellenwert eines Luxusgutes. Er galt als ‚Rangabzeichen‘, das Stand und Ansehen, wie auch Kunstverständnis und feinen Geschmack signalisierte.
Berufsbezeichnungen
Fächermacher u. Fächermacherin – (veraltet) Wedelmacher, (österr.) Waderlmacher
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | производител на ветрила |
Englisch: | fan maker |
Französisch: | eventailliste |
Italienisch: | produttori di ventaglio |
Niederländisch: | waaiermaker |
Polnisch: | producent wachlarz |
Portugiesisch: | produtor de torcedor |
Russisch: | производитель от веер |
Schwedisch: | tillverkare av solfjäder |
Spanisch: | fabricante de abanico |
Tschechisch: | výrobce vějíř |
Spezialisierung: Fächermaler
verwandte Berufe: Kammmacher, Schirmmacher
Zunftzugehörigkeit der Fächermacher
Gründungen von Fächermacher-Zünften sind belegt
anno 1678 in Paris und anno 1709 in London.
Im deutschsprachigen Raum gab es eher
Zusammenschlüsse mit anderen ähnlichen Handwerken,
wie bspw. den Kammmachern und Beinschneidern.
Der Fächer
F ä c h e r – Geräte verschiedener Konstruktion, die seit alter Zeit bei vielen Völkerschaften im Gebrauch sind, um sich Kühlung zuzufächeln oder zufächeln zu lassen.
Die einfachsten F. bestehen aus einem Stiel, an dem ein Baumblatt, im Süden und in den Tropen ein Palmblatt, aus dem der spätere Faltfächer entstanden ist, ein Stück Papier oder Seidenzeug befestigt ist (Wedel, Blattfächer, Fig. 1). Derartige F., bei denen die in einem lackierten Ring ausgespannte Seite bemalt ist, sind noch gegenwärtig in China und Japan im Gebrauch und auch bei uns eingeführt worden. Im Altertum spielten aber auch F. aus Federn, namentlich solche aus Pfauenfedern (Federfächer, Fig. 2), eine große Rolle, und in den Tropen benutzen die Eingebornen gleichfalls Federfächer. Im Mittelalter war der F. besonders in Spanien und Italien im Gebrauch, wo er aus einem viereckigen aufgespannten Stück Stoff, bemaltem Pergament oder Geflecht bestand, das an das obere Ende eines langen Stieles befestigt wurde (Fahnenfächer, Fig. 3). Im 16. Jahrh. kam er nach Frankreich und Deutschland, und seit dem 17. Jahrh. ahmte man die chinesischen F. nach, bei denen eine Anzahl schmaler, keilförmig geschnittener Blätter an dem einen Ende durch einen Draht zusammengehalten wird, so daß man den F. beliebig entfalten und wieder zusammenlegen kann.
Diese F. (Faltfächer, Fig. 4) wurden unter Ludwig XIV. zu einem beliebten Luxusgegenstand und in der verschiedensten und kostbarsten Weise verziert. […] Die einzelnen Stäbe wurden aus Perlmutter, Elfenbein, Schildkrot, Edelmetall etc. gefertigt, mit Gravierungen, Malereien, Inkrustierungen u. dgl. verziert (Fig. 5) und an den obern Enden bisweilen noch mit Pfauen-, Adler- oder Straußfedern versehen. Für Faltfächer, die unten aus Stäben, oben aus Stoff bestanden, benutzte man Atlas, Seide oder ganz seines Leder und verzierte sie mit Gouachemalereien, die im 18. Jahrh. meist von hervorragenden Künstlern oder nach Vorbildern von solchen (Watteau, Boucher) ausgeführt wurden (Fig. 6). Sie verschwanden dann seit der Revolutionszeit, sind aber jetzt wieder sehr in Aufnahme gekommen. Wie früher werden die F. durch das Zusammenwirken von Malerei und Kunstindustrie oft zu Kunstwerken ersten Ranges erhoben. […] Daneben sind auch Federfächer, namentlich aus Straußfedern, im Gebrauch. In China und Japan sind F. noch heute die beständigen Begleiter von Männern und Frauen. Für den Massenbedarf werden sie aus buntem Papier (Seiden- oder geöltem Papier) gefertigt und demgemäß schnell abgenutzt.[Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1906]
Fächer aus verschiedenen Ländern und Zeiten
- Andalusischer Fächer aus dem 18. Jahrhundert
- Französischer Fächer aus der Zeit Ludwig des XV.
- Palmblattfächer
- Japanischer Fächer
- Geflochtener Blattfächer
- Fächer aus dem 17. Jahrhundert
- Altindischer Blattfächer
- Indischer Fahnenfächer
- Fächer aus der Zeit Ludwig des XV.
- Hochzeitsfächer
- Federfächer aus der Zeit Ludwig des XIV.
- Fächer der Herzogin von Burgund aus dem 15. Jahrhundert
- Autogrammfächer
Fächerangebote in Katalogen um 1900
Das Handwerk der Fächermacher
Die Herstellung von Fächern lag nie in einer Hand allein; während der Fächermacher selbst für das Zusammensetzen der Fächerteile Sorge trug, nutzte er für die Herstellung derselben meist die Zuarbeit von anderen Kunsthandwerkern. Er ließ bspw. die Stäbe von Schreinern, Drechslern oder Beinschneidern anfertigen … die Blätter von spezialisierten Fächermalern gestalten … und auch Ledermacher, Stickerinnen, Federschmücker usw. hatten ihren Anteil.
1770, Frankreich [Diderot et d’Alembert ‚Enzyklopädie der Wissenschaften, Künste und Handwerke‘]
Das Material aus dem Fächer gemacht werden
Zur Herstellung von Fächern kann alles erdenkliche Material genutzt werden:
Bambus-, Sandel-, Zedern- oder anderes Edelholz … Edelmetall … Elfenbein, Schildpatt und Perlmutt …
Blätter, Pflanzenfasern und Federn … dünnes Leder (sog. Schwanenhaut), Pergament, Papier und Kunststoff …
Seide oder andere feine Stoffe … auch Spitze ist Spitze …
Fächerarten
Handfächer
Blattfächer
Fächer (jap. Uchiwa) mit starrer Form, bestehend aus am oberen Ende vielfach
aufgesplisstem Stab (meist Bambus), der mit Papier oder Stoff überzogenen ist;
in Asien verbreitet seit dem 6. Jahrhundert
Fahnenfächer
Fächer in Form eines starren, viereckig aufgespannten Stück Stoff,
Pergament oder Geflecht an einem Haltestab;
im Mittelalter besonders in Spanien uns Italien in Gebrauch
kam er im 16. Jahrhundert nach Frankreich und Deutschland
Briséfächer
einfachste Art faltbarer Fächer, bestehend aus aufeinandergelegten Keilen,
die am unteren Ende durchbohrt von einem Dorn und
im oberen Bereich durch ein Band zusammengehalten werden;
sehr verbreitet im frühen 19. Jahrhundert v.a. in China, seltener in Europa
Faltfächer
verbreitetste Fächerart, bestehend aus dünnen Stäben, welche ebenfalls
am unteren Ende durch einen Dorn zusammengehalten werden, während
das auf die Stäbe aufgeklebte Fächerblatt die obere Verbindung darstellt
Cabrioletfächer
Variante des Faltfächers, bei dem das Blatt in 2 (manchmal auch 3) Halbkreise
geteilt ist; wurde ursprünglich Mitte des 18. Jahrhunderts in Frankreich
gefertigt und war wohl ob seiner ‚Gucklöcher‘ beliebt
Ballonfächer
Variante des Faltfächers, bei dem die Stäbe zur Mitte hin länger werden,
so dass das Blatt der Form eines Heißluftballons ähnelt;
populäre Form um 1890 bis 1920
Teleskopfächer
Variante des Faltfächers, bei der das Blatt an den Stäben entlang
auf- und nieder geschoben werden kann (ganz nach unten geschoben,
ist er nur etwa halb so lang wie ein normaler Faltfächer)
Federfächer
Variante des Faltfächers, bei dem anstelle des Blattes Vogelfedern
(häufig vom Strauß) auf die Stäbe aufgeklebt wurden; sehr beliebt
v.a. als Ballfächer vom späten 19. bis frühen 20. Jahrhundert
Radfächer
Fächer mit stablos gefaltetem Blatt zwischen zwei langen mit einem Dorn
verbundenen Deckstäben, der sich 360° kreisförmig auffächern lässt und
die Deckstäbe dann zusammen den Haltestiel bilden
Parasolfächer
Variante des Radfächers bei dem sich mittels eines Gelenks der Haltestab
kippen lässt, wodurch dieser Fächer auch als Mini-Sonnenschirm
benutzt werden kann
Eiserner Fächer
japanischer Kriegsfächer (鉄扇, Tetsu-Sen) – auch Tessen genannt –
war eine verborgene Waffe der Samurai, bei denen die Deckblätter,
teils aber auch alle Rippen aus Metall waren
Feuerfächer
Fächer aus festem Metall mit Dochtband an den äußeren Enden,
der für Feuerdarbietungen verwendet wird
(hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt)
Deckenfächer
• Deckenfächer
Punkah
an der Zimmerdecke befestigter Schwingfächer, der sich zur Kolonialzeit
gegen Ende des 18. Jahrhunderts insbesondere in Indien durchsetzte;
früher rein manuell bewegt, sorgt heute computergesteuerte Technik
moderner Punkahs für lautloses langsames Pendeln
Ein Punkah wurde von einem im Nebenraum
sitzenden Diener, dem Punkahwallah,
manuell per Seilzug bewegt.
‚Britische Lady unter einem traditionellen Pankha sitzend‘
(deutlich zu erkennen der Seilzug zum Punkahwallah)
– 1863, Indien (Baharampur)
Der Fächer in Asien
Ein unentbehrliches Zubehör der Kleidung beider Geschlechter war während der wärmeren Jahreszeit der Fächer. Bereits während der Schang-Zeit kam Fächern die Funktion von Würdezeichen der Herrscher zu. Zeitweilig dienten Roßschweife als Fächer, namentlich in den Kreisen der Oberschicht. Grundsätzlich gab es zwei Fächertypen: den starren Blattfächer sowie den zusammenfaltbaren Klappfächer.
[Walter Böttger: Kultur im alten China. Urania Verlag, 1977]
Vorbild des erstgenannten, der auch zeitlich vorausging, waren große Blätter, während bei der Erfindung des Faltfächers der Vogel- oder Fledermausflügel Pate gestanden haben soll; übrigens stammt der Faltfächer aus Japan und gelangte erst im 11. Jh. über Korea nach China. Blattfächer konnten aus Stroh oder Bambus geflochten sein. Oft bestanden sie auch aus einem Pflanzenblatt, aus Papier oder Seide, von einem Bambusrahmen gefaßt. Das Material der Klappfächer war Bambus, Sandelholz, Elfenbein, Lack, Schildpatt oder Seide. Die bemalten oder bestickten Klappfächer der Damen besaßen wenigstens 30 Rippen, die der Herrenwelt wiesen wesentlich weniger auf und trugen meist einen Sinnspruch oder ein Gedicht als Zier.
Fächer waren Modeartikel und als solche deren Launen besonders ausgesetzt; sowohl regional als auch jahreszeitlich konnten sie in Form und Größe und Material differieren. Selbst der ärmste Bauer besaß einen Fächer, den er stets mit sich führte, und die Soldaten machten sogar bei Paraden und Übungen von ihrem Fächer Gebrauch, der zur militärischen Ausrüstung ebenso gehörte wie der schon erwähnte Regenschirm.
Historischer Rückblick
Wann und wo der erste Fächer entstand, lässt sich heute nicht mehr genau sagen.
Die ältesten Spuren reichen zurück bis ins Alte Ägypten; wobei es sich damals allerdings noch nicht um Handfächer handelte, sondern um große Wedel, mit denen Untertanen ihrer Herrschaft Luft zuzufächeln. Ein goldener Wedel mit Federn – datiert auf 1350 v. Chr. – gehörte auch zu den Grabbeigaben des Pharao Tutanchamun.
In China läßt sich die Spur der Fächer über 3000 Jahre zurück verfolgen. Aus dem ‚Reich der Mitte‘ stammen die Handfächer, deren älteste aus Bambus mit Federn hergestellt wurden. In großer Formenvielfalt, mit Reispapier, Pergament oder Seide bespannt, zumeist kunstvoll bemalt oder verziert waren Fächer über den Eigengebrauch hinaus bereits frühe ‚Exportschlager‘ der Chinesen.
Wie überall in Asien haben auch in Indien Fächer eine lange Tradition.
Antike Wedel – Flabellum genannt – sind auch von den Römern überliefert. Starr auf einem Stiel angebracht bestanden sie aus Palmwedeln, Lotusblättern oder Pfauenfedern. Vornehme Damen ließen sich von Sklaven oder Sklavinnen kühle Luft zuwedeln. Für Männer schickte sich diese Art der Kühlung in der Öffentlichkeit jedoch nicht.
In Japan schließlich wurde im 9. Jahrhundert der Faltfächer (jap. Sensu o. Ögi) erfunden; schmale hölzerne Speichen bilden das Gerüst, auf welches das ringsegmentförmige Fächerblatt aufgeklebt ist. Diese Form wurde die meistverbreitete Art des Fächers auf der ganzen Welt.
Im 19. Jahrhundert waren die Pariser ‚Maîtres des Eventaillistes‘ die Hoflieferanten der Monarchen ganz Europas. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden Fächerproduktionen auch in Berlin, Dresden, München und Wien.
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Deutschlands einziges Fächermuseum befindet sich übrigens in Bielefeld.
Dies & das
● Fächer & Humor
● Impressionen
Buchempfehlungen
Susan Mayor ‚Fächer‘
– Callwey Verlag, 1981
Renate Müller-Krumbach ‚Alte Fächer‘
– Verlag d. Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der Klassischen Deutschen Literatur, Weimar, 1988
Marie-Luise und Günter Barisch
‚Fächer – Spiegelbilder ihrer Zeit‘
– Hirmer Verlag, 2003