Der Sensenschmied

sw-Abbildung: zwei Männer beim Schleifen der Sensenblätter

Der Sensenschmied.

Sensenschmied als Plastik
Sullingen [Plastik: Robert Enders]

„In manchen Gegenden Niedersachsens, wie zum Beispiel in der Gegend von Liebenau ad. W. oder im Sulingenschen, ist der Sensenschmied zu Hause.
Er schmiedet die eigentliche Sense, das ‚Blatt‘, aus zähem Gärbstahl, denn nur die sogenannte ‚Klopfsense‘ besitzt eine scharfe, dauerhafte Schneide und wird nicht gleich schartig, wenn sie einmal an Holz oder Steinen herziehen sollte.
Solbald das geschmiedete Blatt noch einmal gelbrot glühend gemacht ist, wird es in Oel oder geschmolzenen Talg getaucht, um dadurch den Stahl zu härten. Man reinigt nun die Sense wieder vom Fett, hält sie nochmals ins Feuer und darauf ein Weilchen in ‚Kohlenlösche‘. Dann kommt sie plötzlich in kaltes Wasser. Endlich lässt man das Blatt im Feuer blau anlaufen, bearbeitet es zum Schluß noch mit dem Hammer und schleift dann die Sense ab. Das Schleifen erfordert besonders große Uebung.
Ist die Klopfsense, aus Gärbstahl, stumpf geworden, dann wird sie abends auf dem Klopfeisen, das meist in einem Holzklotze steckt, ‚gedengelt‘. Dieses Dengeln, fast Haus bei Haus, ist ein Stückchen jener alten Dorfpoesie, die mit der Zunahme der Mähmaschine leider schwindet. Solch eine gut gedengelte Sense braucht, tagsüber, während des Mähens, immer nur mit dem Streichbrett (Schmirgelholz) nachgeschärft zu werden.
Einige Zeit vor Beginn der ernte nimmt der Sensenschmied einen Teil seiner Sensenblätter und reist damit umher, um seine Sachen an den Mann zu bringen. Oft geht er immer wieder in dieselbe Gegend. Dort kennt er seine Kunden schon und wenn seine Sensenblätter gut waren, dann macht er stets ein gutes Geschäft.
Die Sensen-Industrie macht aber auch dem fleißigen Sensenschmied immer größere Konkurrenz und die Mähmaschine wird ihm wohl bald den letzten Rest seiner Existenzmöglichkeit nehmen.“
(Hrsg. Ernst Bock: Alte Berufe Niedersachsens. 1926)


Berufsbezeichnungen

Sensenschmied, Sensenmacher, Dengler, Dingler, Happ(en)macher, Sichelschmied, Segisser, Hammacher

Sensenschmied in anderen Sprachen

engl.: scythe maker


Der Dengler (Dingler), malleator, dessen Bezeichnung vom ahd. tangeläri (d.h. malleo tundere, hämmern, klopfen) herzuleiten ist, hämmerte das Blatt der Sense, Sichel oder einen Pflugsechs auf seinem Amboß und schärfte, dengelte oder tengelte sein Erzeugnis. Gleichbedeutend ist der anderwärts Happen- oder Happmacher (auch Hammacher) genannte Gewerker, der die Happe (auch Heppe) verfertigte. Die Happe (ahd. happa, habba; mhd. hape) ist eigentlich ein Messer von sichelförmiger Gestalt für Gärtner und Winzer, bezeichnete dann aber auch die Sichel und Sense in der mundartlichen Nebenform ‚Hippe‘ oder in Westfalen ‚Häpe‘, die besonders zum Strauchhauen diente (sie galt auch als Attribut des Todes, des Hippen- oder Sensenmanns). Seit dem 16. Jahrhundert galt der Happenmacher allgemeiner als Sichel- oder Sensenmacher, dem in Süddeutschland der Segisser entsprach. Der Ausdruck ’segisser‘, der sich später auf das bayrisch-österreichische Sprachgebiet beschränkte, entstand aus dem ursprünglichen segasna, ahd. segesne, gewöhnlich: segense, seginse, mhd. segense, segens, sehnsse, sense, dann bayrisch: segensen oder Segans, 1618 sogar Sagaisen d.h. Sensenschmied, während die Sense in alemannischer Mundart noch Sägese lautet.
Diese für die Feld- und Gartenwirtschaft beschäftigte Gattung der Kaltschmiede findet sich schon früh in den Städten erwähnt, so z.B. in Frankfurt a.M. im Jahre 1290 ein ‚Guntherus sensensmyd‘, wo auch in der Schnurgasse ein Haus ‚zum Sensensmyd‘ benannt war.

aus: Erwin Bolckmann: „Alte Gewerbe und Gewerbegassen“, 1921
Getreide wird gemäht und gebunden - jemand denkelt ein Sensenblatt
Frankreich
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Sensen werden nicht geschliffen, sondern gedengelt. Dazu hämmert man mit einem Hammer oder einer Dengelmaschine einen Grat an das Sensen- oder Sichelblatt, um sie zu schärfen. Kein einfaches Unterfangen. Es verlangt viel Übung.

Hammerstocksetzen in einer Sensenschmiede

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