Der Salunenmacher

Titelbild: wollene Decke

Salunenmacher  waren die Hersteller von sogenannten  S a l u n e n,
grob bis fein gefertigte wollene Decken, die im Mittelalter in Gebrauch kamen.

Sie wurden v.a. in Lazaretten und Krankenhäusern als Bettdecken benutzt, waren aber auch als Pferdedecken gebräuchlich, denn der wichtigste Vorteile dieses Materials bestand in seiner Wärmeaustauschkapazität (d.h darunter wurde einem im Winter nicht kalt und im Sommer nicht heiß).

Stoffprobe
moderner Twill

 

Salun, Schalun, Schalaun: mittelalterliche Webtechnik,
mit welcher in einfacher Köperbindung ein unserem
heutigen Twillstoff ähnliches Gewebe erzeugt wurde.

 

 

 


Berufsbezeichnungen

Salunenmacher,   Salunmacher,   (niederdt.) Salunmaker,   Deckenweber
Schalaunenmacher,   Schalunenmacher  –  (veraltet)  Schaluner,   Schaläuner

verwandte Berufe:   Textilarbeiter,   Weber


 

Die Salunenmacher scheinen ein noch selteneres Gewerk gewesen zu sein als das der Dirredeyer (Verfertiger eines halbwollenen, halbleinenen Stoffes), obwohl ihr Erzeugnis, die Salune, eine sehr weite Verbreitung gefunden hatte.
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Farbfoto: Wolldecke mit RandstreifenDie  S a l u n e  war eine Art grober Wolldecke, die ihren Namen von ihrem Ursprungsorte  Charlons-sur-Marne  (verdeutschtSchalons oder Saluns)  herleitete, wo sie [nach asiatischem Vorbild] zuerst in Massen hergestellt wurde. [Der] Deckenart begegnen wir zuerst  etwa um das Jahr 1290 unter der Bezeichnung ‚Chalones‘, woraus franz. → ‚Châles‘ / engl. → ‚Shawls‚  entstanden.
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Diese Art Wolldecken scheint rasch beliebt geworden zu sein und überall Verbreitung und oft auch Nachahmung gefunden zu haben; denn im 14. Jahrhundert hören wir von einer englischer Salune  (Anglicum Salumen, Proprie Salune und auch von einer Köln’schen  (Coleniensis Salune).
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Urkundlich Erwähnung des Salunenmacherhandwerks

… ist besonders in Lübeck zu finden. So heißt es In einem Inventar von 1387:
…..»1 par gheste laken vnde 1 gheste salun … als to deme kamerwande ghöret“«
………(1 Paar Gastlaken und 1 Gast-Salun … wie sich’s zur Kammereinrichtung gehört)
Über die Lübecker Salunenmacher [selbst] fehlt es [leider] an näheren Nachrichten gänzlich, obwohl dieses Handwerk im 14. und 15. Jahrhundert daselbst nicht unbedeutend gewesen sein kann, denn schon 1376 wird dort die Salunenmakerstrate erwähnt […] – 1471 werden die Salunenmacher als ein Amt aufgeführt, doch war es den Gesellen der Wollweber verboten, bei ihnen zu arbeiten – 1497 wird zwischen den Rotlochern (die Schaffelle gerbten) und den Salunenmachern vereinbart, nur gute Wolle zu verwenden […]
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Jedenfalls war die Salune in Klöstern, Herbergen und Spitälern, sowie bei der ärmeren Bevölkerung sehr verbreitet und ihr Name hat sich, wenn auch in etwas veränderter Bedeutung, lange erhalten, denn noch im 18. Jahrhundert wird mit  ‚Saluns‘  bzw.  ‚Chalons‘  ein gröberes Wollzeug bezeichnet.
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[Erwin Volkmann:  Alte Gewerbe und Gewerbegassen Gebrüder Memminger Verlag, Würzburg 1921]

 

sw illu: 4 Wolldecken mit verschieden gestalteten RandstreifenIm Braunschweiger Land wurden mittelalterliche Deckenweber als Schalaunenmacher bezeichnet. Im Jahr 1561 zählte man 58 Meister dieses Gewerbes in der Stadt. Anno 1594 verlieh der Rat der Stadt dieser Handwerkszunft eine eigene Gilde-Ordnung. Darin vermerkt war u.a., dass sie (im Gegensatz zu Tuchmachern) keine Stoffe zuschneiden durften.

Für die Herstellung ihrer Decken verarbeiteten sie insbesondere die Abfallprodukte aus der Gerberei, (wie Scherwolle oder Tierhaare). Die genaue Zusammensetzung der Stoffe wurden geheim gehalten und die Gesellen durften auf Wanderschaft nur bestimmte Städte (bspw. Hildesheim) aufsuchen.

Die Hauptprodukte dieser Handwerker waren neben Bett- und Pferdedecken auch kleinere Kissenbezüge,  sog. ‚Bühren‘.

 

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  • Lehrjahre

Die Lehrzeit betrug damals bereits 3 Jahre. Neben den männlichen Beschäftigten wurden auch weibliche, sog.  ‚Frauenknappen‘  ausgebildet. Bevor man zum Meister ernannt werden konnte, waren im Anschluss des weiteren 2 Gesellenjahre Pflicht und abschließend die Anfertigung eines Meisterstückes.

 


 

Bis ins 20. Jahrhundert gehörten solcherart einfache Wolldecken zur Ausstattung von Soldaten, dienten Umzugsunternehmen zum Schutz von Möbeln und waren – last but not least – überaus beliebt als Kutscher- und Pferdedecken.

 

 


… weitere Zeitspuren der Salunenmacher

 

  • Ein berühmter Vertreter dieses Gewerbes war der flämische  Boldewin von Brüssel‘,  der von 1590 bis zu seinem Ableben 1617 unter Herzog Heinrich Julius am Wolfenbütteler Hof vertraglich als Teppich– und Schalunenmacher‘  beschäftigt war.
  • In einem Reisebericht des Schriftstellers Moritz August von Thümmel von 1794 ist betr. Schalaune  zu lesen:
    » […] ehe ich meine blösze mit solchen lumpen decken, und, um nicht das forschende auge der neugier zu reitzen, nach der viel zweydeutigeren ehre greifen möchte, in der schalaune meiner vorgänger, die immer einer dem andern verschabter und zerfetzter hinterliesz, dem gähnenden pöbel zur schau zu stehen.«
  • Im Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm von 1854 findet sich unter  Schalaundecke  folgende Anmerkung:
    » […]  hat der kranke ein fedder bett uber, so schneyde mans auff und nehme das inlath mit den feddern heraus, das er allein die ziechen über behalt, ist sie zu dünne, so lege noch darüber eine schalaundecken, nicht eine peltzdecken.«

 


 

Farbfoto