Die Papierlaternenmacher

Papierlaternemacher und Papierlaternenmacherin

japanischer Papierlaternenmaler – [Elstner Hilton um 1914-18-CC BY 2.0 -Flickr]

Berufsbezeichnungen

Papierlaternenmacher, Papierlaternenmacherin, Laternenbauer, Lampionbauer

Berufsfamilie:   Papierhandwerk
Spezialisierungen:   Laternenmaler
verwandte Berufe: Schirmmacher


Papierlaternen in China

Zeichnung: chinesischer Laternenmaler malt Laterne an
1800, China – [Dadley, London]

„Die Chinesen wenden sehr viel auf ihre Laternen. Die sie an ihren Festtagen sehen lassen, sind von einer beträchtlichen Größe, sehr mannigfaltig gestaltet und sehr reich verziert. Sie bestehen aus durchsichtigem Papier oder aus Seidenzeug, worauf Blumen, Thiere und dergleichen gemahlt sind, die durch das Licht innerlich belebt zu werden scheinen. Die, mit welcher der Arbeiter beschäfftigt ist, ist von der gemeinsten Art. Jeder, der sich nach Anfang der Nachtwache, ohne eine Laterne von der dargestellten Art, worauf oben sein Nahme und sein Wohnort gemahlt ist, auf den Straßen treffen läßt, kann von den Polizeydienern eingezogen werden.
Man feyert daselbst jährlich ein Fest, welches das Laternfest heißt.
Es fängt sich gegen Abend des dreyzehnten Tages des ersten Monats an und dauert bis den sechzehnten Abends. Während dieser Zeit gehen die Reichern mit Laternen aus, die wohl 10 Pfund Sterling (ungefähr 60 Thaler) kosten. Die, welche der Vicekönig oder andre hohe Staatsbeamte für sich machen lassen, kommen manchmal 100 bis 150 Sterling zu stehen. Die dortigen Laternen sind nur selten von Glas, denn dieses Kunsterzeugnis wird in China nur wenig und nur zu Spiegeln gebraucht. Ihre Häusern können nirgend gelüftet werden und wo das Licht hineinfällt, da haben sie statt der Fenster Schalen von der Perlmuschel angebracht.“

(Text der Rückseite des Bildes)


asiatische Papierlaterne

Papierlaternen sind in China nicht nur als Schmuckgegenstände bei festlichen Anlässen gebräuchlich, sondern diese Art Lampions wird in allen Familien täglich bei jeder Gelegenheit benutzt und ist einfach nicht zu entbehren. So werden aus Sparsamkeitsrücksichten Papierlaternen mit langen Kerzen als Ersatz für die Oellampen benutzt, da Petroleum noch ungebräuchlich ist. Wer in der Dunkelheit noch etwas in der Stadt besorgen will, nimmt eine Papierlaterne mit. Schliesslich werden die Laternen besonders häufig bei den religiösen Festzügen, bei denen jeder Teilnehmer mit ihnen versehen ist, verwandt.
So finden wir es erklärlich, dass infolge des grossen Absatzgebietes viele Bambus- und Papiersammler die Herstellung dieser Papierlaternen betreiben, da sie nicht viel Kosten verursacht und auch nicht schwer zu erlernen ist. Es werden kleine zerschnittene Bambusstücke gesammelt und gekauft, die als Träger der Lampions dienen. Es wird ferner weisses und rotes Papier bei solchen Familien gesammelt, die gerade einen Trauerfall oder ein Hochzeitsfest haben (diese Papierreste sind in den Familien ausserordentlich zahlreich, da in China die Sitte besteht, dass bei einem Todesfall alle Gegenstände des Salons mit dünnem weissen und bei einer Hochzeit mit rotem Papier bedeckt werden). Dieses Papier ist nach der Feier natürlich für die Familie überflüssig geworden. Der Altwerker kauft in der ganzen Stadt die Papier- und Bambusabfälle auf und ist so ein steter Begleiter der Feste.

asiatische Papierlaterne


In einer Papierlaternen-Werkstatt, in der sich ein Meister mit seiner Familie und einem oder zwei Lehrlingen befindet, werden Laternen aller Art verfertigt, z. B. grosse und runde zum Aufhängen in einem Saale, lange zylindrische zur Verwendung auf den Strassen und runde elastische für die Kinderfeste, zu denen Beleuchtungskörper in den verschiedenartigsten Figuren von Tieren und Vögeln, wie Hunde, Hasen, Adler usw. hergestellt werden. Hierbei ist die Verfertigung des Bambusträgers, der der Figur der betreffenden Tiere möglichst entsprechen soll, das Kunstvollste und Schwierigste. Dies übernimmt der Meister selbst, während den Lehrlingen und manchmal auch der Frau die Aufgabe zufällt, die papierene Umhüllung fertigzustellen.
Da Laternen auch bei Regen und Wind getragen werden, verwendet man Oel , um das Papier wasserdicht zu machen. Dieses Oel ist das verhältnismässig teuerste bei der Herstellung der Laternen. Der Meister muss es gegen Barzahlung kaufen. Auf Bestellung werden nur grosse Aufträge bei Hochzeiten usw. ausgeführt, meist wird auf Vorrat gearbeitet. Diese kleinen Ge- schäftsleute finden sich auf allen Strassen, sie bedienen gegen bar ihre lokale Kundschaft.

(Quelle: Die gewerblichen Betriebsformen der Stadt Ningpo. von Dr. Nyok-Ching Tsur. Erschienen in der Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft. 1909 Tübingen)

Mann verkauft Papierlaterne an Mutter mit zwei Kindern
China: Laternenverkäufer – [E-S-Hardy]
zwei kostümierte Kinder
China – [Bertha Stuart]

Papierlaternen in Japan

„…Man ging und sah! Hier wurden kleine Körbe für die getrockneten Fische geflochten, dort war ein Lampionbauer am Werke. Er konstruierte das Gerippe einer Papierlaterne aus dünnen Bambusstreifen, die er zu Kreisen bog. Dann überklebte er das Gerüst mit Papier. Oder er ölte fertige Laternen, oder ich sah ihm zu, wie er getrocknete Lampen geschickt mit Schriftzeichen versah. Wir hatten viele Lampionbauer in der Stadt, aber noch mehr Schirmmacher. …“

(aus: „Ein Spaziergang durch Japan“ von Bernhard Kellermann, 1920, Berlin, Verlag P. Cassirer)


Papierlaternen in Deutschland

alter Katalog mit dekorativen Papierlaternen