Die Postreiter

kolorierte Zeichnung: Reiter galoppiert am Elbufer das Horn blasend in die Stadt

Als  Postreiter  bezeichnete man  –  anfangs in Herbergen, später direkt in den Poststationen – stationierte Reiter,
die versiegelten Nachrichten in sog. Felleisen* zu einer benachbarten Station brachten oder von dort abholten.

Briefmarke

Ein Postreiter legte in einer Stunde eine Strecke zurück,
für die ein Fußbote zwei Stunden gebraucht hätte.

Reitbott im 16. Jh

Farbfoto: ausgestellte Postmannfigur mit großem Felleisen - 1850
‚Felleisen‘ – um 1850
Holzschnitt: reitender Bote mit Posthorn - 1563, Italien
‚Poste a Cavallo‘  [Giovanni da l’Herba] – 1563, Italien

* lt. der ‚Ökonomischen Enzyklopädie‘ von Krünitz (1773–1858)
war ein  F e l l e i s e n  ein Ranzen, Ränzel, … eine Reittasche,
oder ein kleiner Sack zum Ueberhängen 
über die Schultern,
mehrentheils von rauchem Leder oder Fellen überzogen, 
und
mit einem eisernen Stänglein oder einer Kette verschlossen […]

Bei der Post galt die Bezeichnung Felleisen für das Behältnis,
in welches die Briefschaften eingelegt wurden. Verschlossen
wurde es einem Postreiter zur Beförderung übergeben.  Am
Bestimmungsort wurde es geöffnet und die darin befind-
liche Post an die angegebenen Empfänger weitergeleitet.
Das  Felleisen  war der Vorläufer des späteren Postsacks.


Berufsbezeichnungen

Postreiter, Postkurier, Reitbote, reitender Bote
veraltet: Postreuter, Reitbott

Die Bezeichnungen für einen Postreiter waren regional- und zeitweise fließend; man findet neben ‚Reitbote‘ auch ‚Postknecht‘ und ‚Postillion‘.

in anderen Sprachen

Englisch: postrider
Französisch: poste aux chevaux
Italienisch: poste a cavallo
Niederländisch: postrijder
Polnisch: poczta konna
Portugiesisch: correio a cavalo
Rumänisch: poștă călare
Russisch: почта к лошади
Spanisch: correo a caballo
Ungarisch: posta lovas

verwandte Berufe:   Briefbote,   Postillion,   Standesbote


Die erste schriftliche Erwähnung der Postreiter

findet sich in der von Heinrich Löhlin aufgezeichneten  ‚Memminger Chronik‘  anno 1490

Briefumschlag: aufgedruckt ein römischer Reitbote + Briefmarke mit einem weiteren
‚Römischer Bote‘

Item inn dem Jar legt der Römische König Reitbotten von dem land Ostereich, biis in das Niderlandt, biis in Franckrich auch biis gehn Rohm, unnd lag allweg ein Reitbott 5. meils weeg von einander, es lag einer zu Kembten, einer zu Bleß, einer an der Brugg zu Elchingen unnd allso fort.  Immerdar 5 meil weegs von einander unnd must allweg ein Bott des anderen warten unnd so bald der ander zu ihm ritt, so bließ er ein Hörnlin. Das hört ein Bott, der in der Herberg lag, unnd must gleich auff sein. Es must iegelicher alle stundt ein meil reitten, oder es ward im an seinem Lohne abgetzogen, so vil es gesezt war. Unnd muste reitten tag und nacht, allso kam ein Brieff von Memingen gen Rhom offt in 5 tagen an.


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Anno 1596 wurde in einer Post(ver)ordnung u.a. festgelegt, dass es den Postreitern gegen Strafe von 5 Gulden verboten war, vom Weg abzuweichen. Dagegen durften sie aber unterwegs Post annehmen, sofern dies im Postlaufzettel vermerkt wurde. Falls auf einer Poststation kein Postreiter anzutreffen war, sollte der Bote weiter reiten, bis er auf den anderen stieß.


Die reitenden Boten im 17. und 18. Jahrhundert


Die Reitpost im 19. Jahrhundert

  • Der Pony-Express – eine bemerkenswerte Leistung

schematische Karte

In den USA nahm 1860 der sog. ‚Pony-Express‘ – ein als Reiterstafette organisierter Postbeförderungsdienst – ihren Betrieb auf. Die 3100 km lange Route verlief von Saint Joseph (Missouri) durch die weitgehend menschenleeren Prärien und über die Rocky Mountains bis nach Sacramento (Kalifornien).
Der Postdienst umfasste 153 Zwischenstationen, 80 Kuriere, 500 Pferde sowie 200 Pferdepfleger. Jeder Kurier wurde im Schnitt nach 80, spätestens nach 300 km ausgewechselt. Er führte etwa 10 kg Eilpost mit sich. Für die gesamte Strecke wurden 10 Tage, ca. 120 Pferde und 40 Reiter benötigt.

Stahlstich: Bote reitet in den Sonnenaufgang
um 1820

Obgleich es sicherlich auch beschauliche Momente gab, war der Job der Reitboten vor allem eins, extrem anstrengend und gefährlich. Zum einen waren sie Wind und Wetter ausgesetzt und zum anderen mussten sie auch tiefgründige Hohlwege, steile Felshänge und hochwassergefährdete Flussfurten u.ä. meistern und sich nicht selten obendrein mit Räubern und Wegelagerern herumschlagen. So mancher kam an die Grenze seiner Belastbarkeit und nicht jeder erreichte sein Ziel …

Um so mehr war die Ankunft derer, die heil durchgekommen waren, zeitgenössischen Berichten zufolge jedes Mal ein großes Ereignis. Die in schmucke Uniformen gekleideten Reiter, die wie Musketiere auftraten, genossen eine Art Heldenstatus.


Hommage auf die reitenden Boten

Bronzeskulptur in Leutkirch (Allgäu)

Längst ist sie vorbei, die Zeit, in der von Pferdegetrappel untermalte Hornklänge einen Boten mit einer vielleicht sehnlichst erwarteten Nachricht ankündigte …
aber geehrt werden sie bis heute:
hier und da als Standbilder oder aus Porzellan, zu Werbezwecken
v.a. aber als weltweit beliebtes Postkarten- und Briefmarkenmotiv.


Zinnfigürchen – um 1850