Der Wasserverkäufer

Litho: drei Wasserhändler mit Pferdegespann und großen Wasserfaß

Die Arbeit der Wasserverkäufer, Wasserhändler und Wasserträger.


Berufsbezeichnungen

Wasserverkäufer,   Wasserhändler,    Wasserträger  

in anderen Sprachen
Bulgarisch:Воден носител, Търговец на вода
Dänisch:Vandbærer, Vandkøbmand
Englisch:water carrier, waterboy, water seller, water merchant
Esperanto:Akvoportisto, Akvo-komercisto
Estnisch:Veekandja, Veekaupmees
Finnisch:Vesimyyjä
Französisch:Porteur d’eau, Marchand d’eau
Friesisch:Wetterkeapman
Griechisch:Έμπορος νερού
Irisch:Ceannaí uisce
Isländisch:Vatnsberi, Vatnskaupmaður
Italienisch:porta d’acqua, commerciante d’acqua
Kroatisch:vodonoša, trgovac vodom
Latein:utrarius, aquarius, divisores aqua
Mexikanisch:aquado
Niederländisch:waterdrager, water handelaar
Norwegisch:vannbærer, vannhandler
Polnisch:nośnik wody, Sprzedawca wody
Portugiesisch:transportador de água, Comerciante de água
Rumänisch:Comerciant de apă
Russisch:Водовоз, Водный торговец
Schwedisch:vattenbärare, Vattenhandlare
Slowakisch:vodný nosič, Obchodník s vodou
Slowenisch:vodni nosilec
Spanisch:aguatero, portador de agua, Comerciante de agua
Tschechisch:vodní nosič, Obchodník s vodou
Türkisch:Su taşıyıcı, Su tüccarı
Ungarisch:Vízhordozó, Vízkereskedő

Berufsfamilien:         Händler
verwandte Berufe:   Straßenhändler, Kaufrufe


Wasserverkäufer in Paris

„Das archaische Gewerbe der Wasserträger war in Paris niemals zünftig geordnet, aber beinahe monopolartig in der hand von Auvergnaten, im 19. Jahrhundert teilweise auch von Savoyarden.
Die Ausstattung der Wasserträger hatte sich seit dem 13. Jahrhundert kaum verändert. Zwei Holzeimer wurden am Schultergurt getragen, ein ovales Traggestell hielt die vollen Eimer vom Körper entfernt, hölzerne Schwimmer auf der Wasseroberfläche sollten zusätzlich ein Überschwappen beim Gehen verhindern.
Besser gestellte Wasserhändler zogen entweder ein Wasserfaß auf Rädern hinter sich her oder ließen ein größeres Faß auf einem Wagen von einem Pferd ziehen. das Wasser wurde an öffentlichen Brunnen geholt, aber auch noch das ganze 18. Jahrhundert hindurch aus der Seine – aus der von den Kloakenmündungen der Ufer am weitesten entfernten Flußmitte – geschöpft. […]
Die Wasserträger hatten eine feste Kundschaft, die man bei Geschäftsübernahme mitkaufte. Sie wurden im Abonnement bezahlt. Eine Lieferung brachte sechs Liarden (etwa = Pfennig), ein kräftiger Träger konnte bis zu 30 Lieferungen am Tag ausführen. Von diesen geringen Einnahmen mußten die polizeilich registrierten Wasserträger noch eine Abgabe an die Stadt entrichten. Außerdem waren sie verpflichtet, ihre Fässer über Nacht für Brandfälle gefüllt zu halten.
Im 18. Jahrhundert zählte man in Paris ungefähr 20000 Wasserträger, gänzlich überflüssig wurden sie erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als durchgängig Wasserleitungen in die Straßen mit Anschlüssen in die Häuser verlegt wurden.
Jahrhundertelang rechtfertigten die auvergnatischen Wasserträger, die durch ihre Tätigkeit in die Privathäuser kamen, ihren Ruf absoluter Ehrlichkeit. Ebenso traditionell wurde ihnen der Hang zu einem Gläschen Wein oder Schnaps nachgesagt. […]


(aus: Europäische Kaufrufe. Band 2 Die bibliophilen Taschenbücher. Harenberg Verlag, 1980, Hrsg. C.P. Maurenbrecher)


„[…] Eine nicht minder interessante, typische Gestalt ist der Wasserverkäufer, ein sonnenverbrannter Bursche, der fast ohne Unterbrechung cchalli, cchalli! Wasser, Wasser! ausruft und zwar mit so klagend singender Stimme, dass man zu glauben geneigt ist, er litte selbst Tantalusqualen. Seine Waare bringt er in einem grossen über den Rücken eines Pferdes oder eines Esels gehängten Lederbalge in die Stadt. Das Wasser ist übrigens in Tiflis wegen der weiten Entfernung der Brunnen ziemlich kostbar und deswegen bewacht auch der Wasserverkäufer seine Waare sehr aufmerksam und hat oft Händel mit den Strassenjungen oder Eckenstehern, die es wagen aus seinem Wasserbeutel unentgeltlich ihren Durst zu löschen. […]

(aus: Artur Leist: Georgien. Sitten, Natur und Bewohner. 1800)