Allgemein sind Maler, Anstreicher und Lackierer Handwerker, die fachgerecht jegliche Art von Anstrich ausführen an Wänden, Decken, Fenstern, Türen und sonstigen Bauteilen – sowohl im Außen- als auch im Innenbereich. Auch werden Beschichtungen hinsichtlich Feuchtigkeits-, Korrosions- und Brandschutz ausgeführt. Die meisten Maler und Lackierer besitzen eine Zusatzqualifikation als Tapezierer.
Aufgrund einer namentlichen Überschneidung mit dem ebenfalls Maler genannten Kunstmaler hat man handwerkliche Maler früher auch als ‚Tüncher‘ bezeichnet. Der Begriff ‚Tünch(e)‘ stammt aus dem 19. Jahrhundert und bezeichnet eine Feinputzschicht aus Kalk und/oder Gips, die damal üblicherweise auf Wänden und Decken aufgebracht wurden. Gelegentlich wird auch noch die Bezeichnung ‚Weißbinder‚ verwendet, die Mitte des 20. Jahrhunderts geläufig war und in etwa Gipser bedeutete.
Berufsbezeichnungen
Anstreicher, Maler, Malerin, Lackierer, Ipser
veraltet: Düncher, Tüncher, Weißbinder, Staffiermaler
Spezialisierungen: Tapezierer, Dekorationsmaler, Industriemaler
Aufstiegsmöglichkeiten: Malermeister
verwandter Beruf: Autolackierer
Der Tüncher
Streicht Seele, Herz und Mut schön an mit Jesus Blut
Was ist der Reiche, der so pralet?
ein Glück=getünchtes Leimes Haus
auff welches lauter Ehre strahlet.
Lescht diese Wasser=Farben aus
ein Unglücks=Regen, den Gott schicket,
so wird er nicht mehr angeblicket.
1698 – [Christoph Weigel]
Zunftwappen, Berufszeichen, Reklamemarken
Der Staffiermaler
„Staffiermaler, ein Zweig der Maler, der sich jedoch von den wirklichen und studirten Malern, die mit Genialität ihre freie Kunst ausüben, sehr merklich unterscheidet und in die Reihe der mechanischen Handwerker tritt, indem dasjenige, was sich auf die Farbengebung bezieht, nur im Schabloniren und Anstreichen besteht; indessen sind auch hier, wenn gleich diese Kunst mechanisch erscheint, manngifaltige Kenntnisse nöthig. Diese Maler sind da, wo noch die Zünfte und Innungen bestehen, wie die andern Professionisten zünftig, und haben ihre Herberge und Lade, so wie ihre Zunftvorsteher, und theilen sich in Meister, Gesellen und Lehrlinge; sie lernen daher ihre Kunst in einer festgesetzter Zeit müssen ein Meisterstück anfertigen, wenn sie dieselbe selbständig als Bürger und Meister ausüben wollen. In den Staaten, wo der Zunftzwang aufgehoben ist, kann auch diese Kunst, wie jedes andere Gewerbe frei betrieben werden. …
Staffiermalerey oder die Kunst des Anstreichens mit Farben, sowohl der Gebäude und des Holzwerks darin, als der Treppen, Thüren, Fensterrahmen etc., so auch der Möbel, Kutschen, Chaisen, etc. Hierauf beschränkt sich aber diese Kunst nicht allein, sonder ein guter Staffiermaler soll auch das Bohnen, Lackieren und Vergolden verstehen, auch wohl ein Zimmer mit Leimfarben durch die Schablone verzieren oder schabloniren. […]
Was nun das Anstreichen betrifft, so braucht der Staffiermaler fast eben die Farben zu allen Arten des Anstrichs, als der Fresko-, Leimfarben- und Oelmaler, je nachdem das Holz- oder Mauerwerk gestrichen werden soll.
[…]
Was das Anstreichen nun selbst betrifft, so nehme man nie mit dem Pinsel zu viel Farbe auf, das heißt, den ganzen Pinsel voll, bis an den Band, sonder nur etwas über die Hälfte der freien Borsten bis zum Bande. Man setze dann den Pinsel oder die Quaste gerade auf, und streiche nur mit der Unterfläche, welches am besten erreicht wird, wenn man ihn mit den Fingern so faßt, daß man ihn ganz in seiner Gewalt hat; hält man ihn auf die eine oder andere Seite, so wird der Anstrich leicht ungleich.
Man trage die Farbe dreist und mit langen Pinselstrichen auf, damit der Anstrich allenthalben gleich und eintönig werde, ohne bei Verzierungen das Schnitzwerk und die Glieder mit Farbe anzufüllen.“
(Quelle: Johannes Georg Krünitz: Oekonomisch technische Encyclopädie, 1838)
Werkzeuge und Zubehör
Der Anstrich
„Anstrich, eine dünne Schicht einer auf einen festen Körper aufgetragenen flüssigen und dann getrockneten Substanz, die zur Konservierung oder zum Schmuck des angestrichenen Gegenstandes dient. Anstriche werden meist mit dem Pinsel aufgetragen, man hat aber auch mit gutem Erfolg die Farbe durch Druckluft zerstäubt und gegen die anzustreichende Fläche getrieben.“
[nach Weigel]
Schmuckanstrich
„Auf Mauer-, Holz- und Lehmwänden gibt Kalkmilch einen weißen A. (das Weißen), der meist durch billige Farbstoffe (Kalkfarben) abgetönt wird. Haltbarer wird er bei Zusatz von Seifensiederlauge, Alaun-, Salz-, Sodalösung. Auch Käse- oder Milchfarben sind auf Mauer- und Holzwerk anwendbar und haltbar. Sie werden im wesentlichen aus Quark mit ungelöschtem Kalk und Leinöl hergestellt. Zum Anstreichen innerer Räume dienen Leimfarben aus Farbstoff und Leim wasser (1 kg auf 89 Lit. Wasser), vor deren Auftragen die mit Mörtel geputzten Wände erst mit einer Lösung von schwarzer Seife und etwas Leim oder mit Milch grundiert werden.
Schöner sind Ölfarbenanstriche, die der Witterung besser widerstehen, fester haften und abgewaschen werden können. Man grundiert Stein, Putz und Holz mit Leinölfirnis, dem man etwas Farbe zusetzen kann. und wiederholt dann den A. mit Ölfarbe zwei-, auch dreimal, jedoch erst nach völligem Trocknen des vorhergegangenen Anstrichs. Der A. ist um so dauerhafter, je mehr Firnis er enthält; der Farbstoff ist auf die Haltbarkeit ohne Einfluß. Die Farbe streicht sich leichter mit Terpentinöl oder Teeröl verdünnt und trocknet schneller bei Zusatz von Sikkativ. Holz muß vor dem Anstreichen mit Ölfarbe gut ausgetrocknet sein, weil der A. das Entweichen der Feuchtigkeit hindert, so daß das Holz leicht stockt. Holz, das der Sonne ausgesetzt ist, muß möglichst hell gestrichen werden, weil sich das Holz unter dunkler Farbe zu stark erhitzt, Risse und Sprünge bekommt und schnell zu Grunde geht. Glanz und größere Dauerhaftigkeit erhalten Ölfarbenanstriche durch Überziehen mit Lackfirnis. Eisen wird vor dem Streichen mit Leinölfirnis und Mennige grundiert. Als Deckfarbe für die sogen. technischen Anstriche benutzt man Bleiweiß oder Zinkweiß (welches nicht, wie Bleiweiß, durch Schwefelwasserstoff geschwärzt wird) mit etwas Schwarz, ferner Zinkgrau oder Zinkstaub, Königsrot, Eisenmennige, Chromgrün (Berliner Blau mit Chromgelb), Bremer Grün, Graphit, Ruß. Weniger dauerhaft als Ölfarben- sind die Wachsfarbenanstriche, die jedoch nicht nach dunkeln und einen schönen matten Glanz besitzen. Man grundiert mit Leinölfirnis, streicht nach dem Trocknen zwei- bis dreimal und reibt nach abermaligem Trocknen mit einer scharfen Bürste.
Die Anstriche verhalten sich sehr verschieden gegen Bakterien. Auf Leimfarbenanstrichen leben Bakterien am längsten, weniger lange auf Kalkfarbenanstrich, während sie auf Ölfarbenanstrich […] sehr bald absterben.“
(Quelle: Meyers Großes Konversationslexikon)
Schutzanstrich gegen Feuchtigkeit, Säuren und Feuer
„Einen sehr billigen Anstrich gibt Holz- oder Steinkohlenteer, der Mauerwerk vor Feuchtigkeit schützt und sich auch für Holzteile eignet, die vermauert werden sollen. Man trägt den Teer zwei- bis dreimal heiß auf und erzielt durch Überstreichen der geteerten Flächen mit Kalkmilch oder durch Pudern derselben mit seinem Sand, Ziegelmehl etc. noch größere Dauerhaftigkeit.
Sehr anwendbar ist das Bestreichen mit heißem Teer ferner bei Eisen. Kleinere eiserne Gegenstände taucht man heiß in Teer. Statt des rohen Teers benutzt man vorteilhafter eine Lösung von Steinkohlenpech in schwerem Steinkohlenteeröl.
Sandstein, der zu chemischen Apparaten benutzt werden und der Einwirkung der Säuren widerstehen soll, kocht man in Teer, damit dieser möglichst tief eindringe und fest hafte. Tran muß ebenfalls heiß aufgetragen, auch mit etwas Mennige versetzt werden, wodurch er mehr Festigkeit bekommt und schneller trocknet.
Taue und Seile werden vor Nässe geschützt durch einen Anstrich mit einer Mischung aus Teer, Kolophonium und Schwefel.
Asphalt wird behufs des Anstreichens geschmolzen oder in Lein- oder Steinöl aufgelöst und leistet auf Holz- wie auf Eisenwerk gute Dienste. (vgl. Flammenschützmittel).“
(Quelle: Meyers Großes Konversationslexikon)
Die Ausbildung zum Anstreicher und zur Anstreicherin
Das Spritzverfahren
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