Der Messerschmied

alte Fotopostkarte: Ladenfront der Firma Hugo Hoppe

Farbfoto: ungefasste Klinge eines antiken Messers aus Eisen
2008 – [TheDraco, CC-BY-SA-4.0 – 2008]

Von einem Messerschmied werden die Klingen für Messer – auch chirurgische -, Schneid- und Stechwerkzeuge sowie die Bajotte für Schusswaffen hergestellt. Bereits ab Ende der Spätbronzezeit (950 – 800 v.Chr.) kamen erste Messer aus Eisen auf, welche vielfältige Vorteile gegenüber den bereits vorhandenen Bronzemessern aufwiesen.

In Europa sind eiserne Messerklingen seit der Hallstattzeit (ca. 800 – 650 v.Chr.) nachweisbar. Obgleich die Verhüttung von Eisen bereits seit dem 17.Jh. v. Chr. bei den Hethitern belegt ist, breitete sich diese Technik erst ab dem 12.Jh. v. Chr. über den Vorderen Orient und den Mittelmeerraum langsam in Mitteleuropa aus. Ab dem 8. Jh. v. Chr. lösten Eisenmesser schrittweise die Stein-, Bronze- und Messingmesser ab. Die alten Römer jedenfalls nutzten sie um 100 v. Chr. auch bei Tisch zum Zerteilen des Fleisches.
In den armen Zeiten, wie während eines Krieges und ebenso in den Nachkriegszeiten, wurden auch aus allmöglichen Schrottresten Messer geschmiedet.
Messer werden heute nur noch selten von Hand hergestellt.


Berufsbezeichnungen

Messerschmied, Messerschmiedin, Messerer, Meßerer, Messermacher, Messerschmidt, Messeschmid, Schermesserer

Berufsfamilie: Schmied
verwandte Berufe: Waffenschmied, Schwertschmied (Schwertner)



Der Messerschmidt im 16. Jahrhundert

Sammelbild: vorm Stand eines Messerschmiedes
[Tengelmann]

Der Klingenschmied.
Messer- und Klingenschmied sind die Enkel der Schwertner.
Rühmlichst bekannt schon in Augsburg und Passau um 1300.
Hoch ist in Blüte das Handwerk, geachtet um 1600 im Bergischen Land.
Solingens Klingen stehen in Gunst beim Landknecht, Ritter und Fürsten.
Clemens Horn, Wirsberg, Brach, Clemens Keuler, Johannes Wundes und
Clemens Stam, dann Peter Hoppe und Peter Munsten galten als Meister in ihrem Fach.
Heute noch werden dort Klingen geschlagen, in treuer Pflege ererbten Gutes.

(Tengelmann-Sammelbild. Wahrhafftige und Eigentliche beschreibung von den Ständen, Zünften und Handwercken um 1575.)

Ständebuch
1568 – [Jost Amman- Hans Sachs]
Ständebuch: Spruchtext
1568

Der Messerschmidt
Ich mach Par messer wol beschalt /
Köstlich vnd schlecht / darnach mans zat /
Von Helffenbeyn / Buchßbaum vnd Sandl /
Mit rot vnd schwartzem Holtz ohn wandl /
Mach darzu Langwehr / Dolch vnd Tegn /
Kan etzen / Scheyd machn / vnd Schwert fegen
Wer dieser meiner arbeit darff /
Der find mein Zeichen grecht vnd scharff.


Der Messerschmidt im 17. Jahrhundert

Ständebuch
1698 – [Christoph Weigel]
Spruch - Ständebuch
1698

Der Messer-Schmid
Laßt der Woll Sachen weinen wohnt …
Das Messer in deß Kindes Hand,
wird diesen kleinen Widerstand
als ein gefährlichs Spiel entnommen.
So nimt Gott, was uns lieblich deucht,
wodurch wir Blöden aber leicht
in Seelen Unglück mögten kommen.


Der Messerschmied im 20. Jahrhundert

s/w Foto: Messerschmied schleift Messer am Schleifstein
[Jodylenderman, CC-BY-SA-4.0] 1976, Kalifornien

Ein Messerschmiedemeister hatte mit seinem Gesellen, so steht es in der um 1700 bechlossenen Ruhlaer Innungssatzung, am Tag 75 lange Messer und 50 Stück Taschenmesser zu liefern. Zu dieser Zeit fertigte der Messerschmied die Messer schon nicht mehr allein. Es gab jetzt Messerschleifer, die auf von Wasserkraft angetriebenen Steinen die Klingen schliffen. Bis zu 100 Klingen schaffte ein guter Arbeiter in der Stunde. Ein Leben am Rande des Existenzminimums, und die gefürchtete Schleiferkrankheit, die Silikose, führten oft zum frühzeitigen Tod. (Quarzstaublunge)
[…]
Die geschliffenen Messer übergab der Schmied dem sog. Beschaler, der aus Horn, Hirschgeweih und anderem Material die Griffelelemente fertigte und an die Klingen montierte.

(aus: Bernd Wurlitzer: Historische Werkstätten. Verlag Die Wirtschaft Berlin, 1989)


Werkzeuge

Abb. Werkzeuge des Messerschmieds
1761 – [Johann Samuel Hallens]

Zum Messerschmiede. 1761
A. dessen Ambos.
B. Der Gabelrichter, worinnen ein Zakken nach dem andern, oben auf geschmiedet wird.
C. das Sperrhorn.
D. Die Dokke, ein durchlöchertes Eisen, das die Messerklinge in sich nimmt E, indessen daß die Angel im Stempel F stekkt, um in dieser Lage den Absazz an der Messerklinge aufzustampfen.
G. Die Schmiedestange mit der Messerklinge, wie man sie damit hält, und glühen läst. Der Spannring H hält die Zange zu.
I. Sind zwo Gabeln, eine der Länge nach gespalten, die andre schon aus einander gebogen.
K. Eine dreizakkige Gabel, wie sie anfangs aussieht, wenn man sie schmiedet.
L. Ist der Brunirstal zu ungehärtetem Stale, ihn zu poliren. Die stälerne Sache wird im Poliren in das ausgehölte Holz gelegt.
M. Die hölzerne Zange, womit man schon polirte Sachen in den Schraubestokk einspannt.
N. Ein ekkiges, unten rundes Bandeisen, den Messerbeschlag darauf zu machen.


Ausbildung zum Messerschmied

In Deutschland wurde im Rahmen einer Berufs- und Ausbildungsreform im Handwerk Ende der 1980er Jahre anstelle des althergebachten Messerschmied ’s ein neuer adäquater Ausbildungsberuf geschaffen:
Der  Schneidwerkzeugmechaniker  ist ein Ausbildungsberuf im Handwerk im Bereich Metalltechnik.
Die Ausbildungszeit beträgt 3 bis 3,5 Jahre.
Es gibt zwei Fachrichtungen:

  • Schneidwerkzeug – und Schleiftechnik  (Werkzeugschleiftechnik)
    Betrifft vor allem die Herstellung und das Nachschärfen von Werkzeugschneiden, inklusive von Bearbeitungswerkzeugen zur spanenden Fertigung auf Werkzeugmaschinen.
  • Schneidemaschinen – und Messerschmiedetechnik
    Betrifft die Anfertigung von Scheren, Messer und Schneidwerkzeuge aller Art, inklusive Reparatur und Wartung der dazugehörenden Schneidemaschinen.

Beschäftigungsmöglichkeiten nach abgeschlossener Berufsausbildung:
>
im Maschinen- und Werkzeugbau
> in Handwerksbetrieben, die Schneidwerkzeuge bzw. -geräte herstellen und instand halten
> in Messerschleifereien oder Reparaturwerkstätten für Schneidgeräte
Das Schneidwerkzeugmechanikerhandwerk ist zulassungsfrei und unterliegt heute keinem Meisterzwang mehr.


Kupferstich: Messerschmied mir seinen Werkzeugen
1695, Frankreich – [Nicolas de Larmessin]

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