Der Besteckschmied stellte früher in Handarbeit
das für den gehobenen Haushalt benötigte Silberbesteck her.
Text zum Bild:
Der Besteckmaker
Vom Schmied kommt das Handwerk Besteckmacher her,
doch ist die Werkstatt nicht rußig und grob, denn es geht um den mit Feinem
– macht die Messer, Gabeln und Löffel, Scheren und Stichel und Nadeln dazu.
Auch bringt es Zänglein und Häkchen zuweg, welche die anderen Handwerke
brauchen. Anno 1535 führten die Nürnberger Meister unser Wappen.
[1934, Tengelmann-Sammelbild: Handwerck – um 1575]
Berufsbezeichnungen
Besteckschmied, Besteckmacher – (veraltet) Bestecksmid, Bestecksmidt, Besteckmaker
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | прибори за хранене ковач |
Dänisch: | bestiksmed |
Englisch: | cutlery maker, cutlery smith |
Französisch: | forgeron de couvert |
Italienisch: | fabbro del posata |
Niederländisch: | besteksmid |
Norwegisch: | bestikksmed |
Polnisch: | kowala sztućce |
Portugiesisch: | ferreiro de talheres |
Rumänisch: | tacâmuri fierar |
Russisch: | кузнец столовый прибор |
Schwedisch: | besticksmed |
Slowenisch: | kovač jedilni pribor |
Spanisch: | besticksmed |
Tschechisch: | příbory kovář |
Türkisch: | sofra takımı demirci |
Ungarisch: | evőeszközök kovács |
verwandte Berufe: Messerschmied, Silberschmied
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Wie ein Besteckschmied Besteck machte …
„[…] Ausgangsmaterial war ein rechteckiges Stück Silber von einigen Zentimetern Länge, das in glühendem Zustand mit einem Hammer auf dem Amboß geschmiedet wurde. Tüchtige Besteckschmiede formten so das geschmeidige Material in einigen Arbeitsgängen annähernd bis zum fertigen Besteck und hatten nur noch wenig Feilarbeit zu verrichten. Die Laffen (Vorderteile der Löffel) wurden mit Handstempeln aus Stahl in Bleiunterlagen geschlagen. Die Gabelzinken wurden ausgesägt, später ausgefräst und mit Feilen und Schmirgel sauber geformt.
… und wie das heute vor sich geht
„Heute übernehmen Walzen und Pressen die mühsame und schwierige Arbeit des Besteckschmieds. Die Rohformen (Pranteln) werden aus Silberplatten ausgestanzt. Mit speziell entwickelten Walzmaschinen und entsprechenden Werkzeugen (Walzsegmente) wird das Material so verteilt, daß an jeder Stelle die gewünschte Dicke vorhanden ist. Nun wird die Umrißform ausgestanzt, wobei für jedes Besteckteil in einem bestimmten Muster ein separates Werkzeug nötig ist. Damit ist der Rohling bereit, um zwischen zwei Stahlblöcken, in denen die genaue Form des Besteckteils mit Verzierungen und Stempel ausgenommen ist, unter einigen hundert Tonnen Druck fertiggepreßt zu werden. Je genauer und perfekter solche Prägewerkzeuge vom Stahlgraveur ausgefertigt worden sind, desto besser wird auch das fertige Produkt. Die Preßgeräte werden mit Schnittwerkzeugen von Hand entfernt. Schließlich folgen die aufwendigen Schleif- und Polierarbeit, die Feinversilberung, eventuell die Patinierung der Verzierung mit Schwefeloxidbeize und eine sorgfältige Endkontrolle.„
(aus: Schmuck, Edelsteine, Gravuren. Vereinigung Schweizerischer Juwelen- & Edelmetallbranchen – 1975)
In Deutschland gab es um 1900 drei bedeutsame, Besteck herstellende Silberwarenfabrikanten:
‚WILKENS & SÖHNE‘ und ‚KOCH & BERGFELD‘ in Bremen
sowie ‚BRUCKMANN & SÖHNE‘ in Heilbronn.
Hervorgegangen aus den Silberschmieden ihrer Gründungsväter waren alle drei über mehrere Generationen geführte Familienunternehmen, die zu guter Letzt vielen Menschen in großen Fertigungshallen Arbeit boten.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde in fast allen Städten die handwerkliche von der industriellen Fertigung in den Hintergrund gedrängt, doch bedingte die Herstellung von Silberwaren je nach Qualität einen mehr oder weniger hohen Anteil an Handarbeit.
Durch die industrielle Fertigung wurde die Anschaffung von ‚Tafelsilber‘ für eine breitere Masse möglich, vor allem auch für jene, die sich am Großbürgertum und dessen Tischsitten orientierten. Familiäres Tafelsilber gehörte zum wertvollen Erbe und wurde von Generation zu Generation weitergegeben, so nicht ein finanzieller Engpass einen Verkauf erzwang.