Die Streichholzverkäufer tauchten gegen Ende des 18. Jahrhunderts im städtischen Straßenbild auf.
Für einen Hungerlohn verkauften sie Zündhölzchen.
Streichhöler, wie wir sie heute kennen, kamen erst gegen Ende des 19. Jarhunderts auf.
Zuvor wurden von Straßenverkäufern die etwas größeren Schwefelhölzer in losen Bündeln angeboten.
There was an old Woman in Rosemary Lane,
She ent‘ them and dipt and did the same.
Come buy my fine matches, come buy them of me.
They are as fine matches as e’er you did see,
They are as fine matches as you can desire,
For lighting of Candels or kindling of Fire.
Es gab eine alte Frau in der Rosemary Lane,
Sie kam, tauchte ein und tat immer dasselbe.
Kommt kauft meine feinen Schwefelhölzer, kommt kauf sie von mir.
Es sind die feinsten Hölzer, die Sie jemals gesehn,
Es sind die besten Hölzer, die Sie sich wünschen könnten,
Für das Anzünden von Kerzen oder das Entzünden von Feuer.
Berufsbezeichnungen
Streichholzverkäufer und Streichholzverkäuferin, Streichholzhändler, Schwefelholzverkäufer, Zündholzverkäufer
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | мач продавачи |
Dänisch: | svovlstikkernesælger, tændstiksælger |
Englisch: | matchseller |
Französisch: | marchand/marchande d’allumettes, vendeur/vendeuse d’allumettes |
Italienisch: | fiammifero venditore |
Niederländisch: | matchstick verkoper, lucifer verkoper |
Polnisch: | naciągacze sprzedawca, sprzedawca zapałek |
Portugiesisch: | vendedor de jogo |
Russisch: | cпичечный продавец |
Schwedisch: | tändsticka säljare |
Slowenisch: | ujemanje prodajalcev |
Spanisch: | vendedore de partidos |
Ungarisch: | gyufaszál eladó |
verwandte Berufe: Streichholzmacher, Hausierer, Kaufrufer
Von jeher waren es die Ärmsten der Armen,
also Alte, Kranke und Krüppel, Witwen und Waisen und sonstige Ausgestoßene,
die als Verkäufer von Kleinzeug – in diesem Fall von Streichhölzern –
mehr schlecht als recht für ihren Lebensunterhalt sorgten.
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Das Streichholzkarlchen
Das Streichholzkarlchen, mit bürgerlichem Namen Karl Winterkorn (1880-1939), war ein in Offenbach lebender Streichholzverkäufer. Er gilt als letztes Original der Stadt, der durch seine geringe Körpergröße von nur 1,30 Meter und seiner fülligen Figur auffiel. Zeitgenossen, die sich seiner erinnerten, beschrieben ihn als einen etwas schrulligen, aber liebenswürdigen Individualisten, den jeder kannte und sympatisch fand.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zog er Tag für Tag durch die Offenbacher Lokale und Apfelweinstuben, um seine Streichhölzer feilzubieten, die er meist in einer abgewetzten Aktentasche bei sich trug. Gefragt nach seinem Beruf, antwortete er stets: »Holzhändler«, da er es liebte, als solcher betitelt zu werden.
Im Jahr 2000 wurde ihm zu Ehren auf dem Offenbacher Wilhelmsplatz ein Denkmal gewidmet, das von Offenbacher Bürgerinnen und Bürgern finanziert und von der Steinbildhauermeisterin Judith Quartier geschaffen wurde.
Die kleinen Streichholzverkäufer
Während Streichhölzer in Kinderhand heute ein ‚No-go‘ sind,
boten früher in der Not auch armer Leute Kinder auf der Straße die Hölzchen zum Verkauf an.
The tired Match Girl
Armes, müdes Mädchen! Wir möchten es nicht begleiten bei ihrer täglichen Runde, durch die langen Straßen, die Geschäfte, die Treppe hinauf und hinunter, in die Büros, wo es von geschäftigen Männern mit einem schroffen »Nein!« abgewehrt wird. Von rauen Gesellen ins Freie gedrängt, angestarrt, gehänselt, vielleicht beleidigt von gedankenlosen oder gemeinen Jungen, und selten mit einem freundlichen Wort bedacht. Dieses Leben so fortgesetzt, wird in einigen Jahren dieses ehrliche Gesicht durch das Erlebte verhärtet und sein lieblicher Ausdruck durch bösen Gedanken und Leidenschaften, die das Straßenleben mit ziemlicher Sicherheit hervorbringen wird, verdorben sein.
Warum wurde dieses Kind so unbarmherzig in die Welt hinausgedrängt? Es sollte Zuhause in Obhut einer liebevollen Mutter sein oder in der Schule, um von treuen Lehrern zu einem intelligenten, nützlichen, tugendhaften und glücklichen Leben geführt zu werden. Aber sie hat kein Zuhause. Der Ort, an dem ihr betrunkener Vater und ihre kranke Mutter wohnen, ist ein dunkler, kalter, feuchter und schmutziger Keller – die Straße ist besser als das. Es wird Tag für Tag mit Strafandrohungen getrieben, wenn sie es versäumt, eine bestimmte Menge nachts nach Hause zu bringen. Und die Drohungen sind keine leeren Worte; schon oft hat es grausame Schläge erlitten von denen, die ihre Beschützer hätten sein sollen. Das ist die Geschichte von Hunderten von kleinen Streichholzveräufern – Mädchen und Jungen – in New York und anderen Großstädten.
Der du gesegnet bist – mit einem Zuhause, glücklich, ansehnlich und vielleicht würdiger als diejenigen, die du jetzt verachtest, weil sie schlecht gekleidet sind und auf der Straße leben – erinnere dich daran, wenn du versucht bist, hart zu solchen Unglücklichen zu sprechen, oder wenn du selber unglücklich bist, weil du vielleicht keine Dinge hast, welche die Kinder reicherer Leute genießen. Es liegt in deiner Macht, eine Kleinigkeit zu tun, um zumindest ein Lächeln in das Leben dieser Freundlosen zu bringen!
[Beitrag des ‚American Agriculturist‘ – 1868, New York]
Einfühlsam schilderte auch Hans Christian Adersen anno 1845 das Los eines dieser armen Kinder in seinem Märchen:
Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
Es war fürchterlich kalt; es schneite und begann dunkler Abend zu werden, es war der letzte Abend im Jahre, Neujahrsabend! In dieser Kälte und in dieser Finsternis ging ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopfe und nackten Füßen auf der Straße. Sie hatte freilich Pantoffeln gehabt, als sie vom Hause wegging, aber was half das! Es waren sehr große Pantoffeln, ihre Mutter hatte sie zuletzt getragen, so groß waren sie, diese verlor die Kleine, als sie sich beeilte, über die Straße zu gelangen, indem zwei Wagen gewaltig schnell daher jagten. Der eine Pantoffel war nicht wieder zu finden und mit dem andern lief ein Knabe davon, der sagte, er könne ihn als Wiege benutzen, wenn er selbst einmal Kinder bekomme.
Da ging nun das arme Mädchen auf den bloßen, kleinen Füßen, die ganz rot und blau vor Kälte waren. In einer alten Schürze hielt sie eine Menge Schwefelhölzer und ein Bund trug sie in der Hand. Niemand hatte ihr während des ganzen Tages etwas abgekauft, niemand hatte ihr auch nur einen Dreier geschenkt; hungrig und halberfroren schlich sie einher und sah sehr gedrückt aus, die arme Kleine! Die Schneeflocken fielen in ihr langes, gelbes Haar, welches sich schön über den Hals lockte, aber an Pracht dachte sie freilich nicht.
In einem Winkel zwischen zwei Häusern – das eine sprang etwas weiter in die Straße vor, als das andere – da setzte sie sich und kauerte sich zusammen. Die kleinen Füße hatte sie fest angezogen, aber es fror sie noch mehr, und sie wagte nicht nach Hause zu gehen, denn sie hatte ja keine Schwefelhölzer verkauft, nicht einen einzigen Dreier erhalten. Ihr Vater würde sie schlagen, und kalt war es daheim auch, sie hatten nur das Dach gerade über sich und da pfiff der Wind herein, obgleich Stroh und Lappen zwischen die größten Spalten gestopft waren. Ihre kleinen Hände waren vor Kälte fast ganz erstarrt. Ach! Ein Schwefelhölzchen könnte gewiß recht gut thun; wenn sie nur wagen dürfte, eins aus dem Bunde herauszuziehen, es gegen die Wand zu streichen, und die Finger daran zu wärmen. Sie zog eins heraus, »Ritsch!« Wie sprühte es, wie brannte es! Es gab eine warme, helle Flamme, wie ein kleines Licht, als sie die Hand darum hielt, es war ein wunderbares Licht! Es kam dem kleinen Mädchen vor, als sitze sie vor einem großen eisernen Ofen mit Messingfüßen und einem messingenen Aufsatz; das Feuer brannte ganz herrlich darin und wärmte schön! – Die Kleine streckte schon die Füße aus, um auch diese zu wärmen – da erlosch die Flamme, der Ofen verschwand – sie saß mit einem kleinen Stumpf des ausgebrannten Schwefelholzes in der Hand.
Ein neues wurde angestrichen, es brannte, es leuchtete, und wo der Schein desselben auf die Mauer fiel, wurde diese durchsichtig wie ein Flor. Sie sah gerade in das Zimmer hinein, wo der Tisch mit einem glänzend weißen Tischtuch und mit feinem Porzellan gedeckt stand, und herrlich dampfte eine mit Pflaumen und Äpfeln gefüllte, gebratene Gans darauf! Und was noch prächtiger war, die Gans sprang von der Schüssel herab, watschelte auf dem Fußboden hin mit Gabel und Messer im Rücken, gerade auf das arme Mädchen kam sie zu. Da erlosch das Schwefelholz, und nur die dicke, kalte Mauer war zu sehen.
Sie zündete ein neues an. Da saß sie unter dem schönsten Weihnachtsbaume. Der war noch größer und aufgeputzter als der, welchen sie zu Weihnachten durch die Glasthüre bei dem reichen Kaufmanne erblickt hatte. Viel tausend Lichter brannten auf den grünen Zweigen und bunte Bilder, wie die, welche die Ladenfenster schmücken, schauten zu ihr herab. Die Kleine streckte die beiden Hände in die Höh‘ – da erlosch das Schwefelholz; die vielen Weihnachtslichter stiegen höher und immer höher, nun sah sie, daß es die klaren Sterne am Himmel waren, einer davon fiel herab und machte einen langen Feuerstreifen am Himmel.
»Nun stirbt jemand!« sagte die Kleine, denn ihre alte Großmutter, welche die einzige war, die sie lieb gehabt hatte, die jetzt aber tot war, hatte gesagt: »Wenn ein Stern fällt, so steigt eine Seele zu Gott empor.«
Sie strich wieder ein Schwefelholz gegen die Mauer, es leuchtete ringsumher, und im Glanze desselben stand die alte Großmutter, glänzend, mild und lieblich da.
»Großmutter!« rief die Kleine. »O, nimm mich mit! Ich weiß, daß Du auch gehst, wenn das Schwefelholz ausgeht; gleichwie der warme Ofen, der schöne Gänsebraten und der große, herrliche Weihnachtsbaum!« Sie strich eiligst den ganzen Rest der Schwefelhölzer, welche noch im Bunde waren, sie wollte die Großmutter recht festhalten; und die Schwefelhölzer leuchteten mit solchem Glanz, daß es heller war, als am lichten Tage. Die Großmutter war nie so schön, so groß gewesen; sie hob das kleine Mädchen auf ihren Arm, und in Glanz und Freude flogen sie in die Höhe, und da fühlte sie keine Kälte, keinen Hunger, keine Furcht – sie waren bei Gott!
Aber im Winkel am Hause saß in der kalten Morgenstunde das kleine Mädchen mit roten Wangen, mit lächelndem Munde – tot, erfroren am letzten Abend des alten Jahres. Der Neujahrsmorgen ging über die kleine Leiche auf, welche mit Schwefelhölzern da saß, wovon ein Bund fast verbrannt war.
Sie hat sich wärmen wollen, sagte man. Niemand wußte, was sie Schönes erblickt hatte,
in welchem Glanze sie mit der alten Großmutter zur Neujahrsfreude eingegangen war.