Der Schweißer

Foto: Schweißnaht Makroaufnahme

Der Schweißer entwickelte sich als Beruf erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Schweißen ist ein Fügeverfahren zum dauerhaften Verbinden von zwei oder mehr Werkstücken.

sw Foto: Der Schweißnahtmacher ~1912, USA


Neben Kleben und Löten zählt Schweißen
zu den stoffschlüssigen Verbindungsmethoden.

Es ist eines der wichtigsten und am weitesten verbreiteten Fügeverfahren, da es deutlich kostengünstiger ist als das Nieten oder Schrauben und erheblich festere Verbindungen ermöglicht als Kleben und Löten.

Schweißer werden hauptsächlich in Metall verarbeitenden Betrieben, wie Schlossereien oder Schweißereien, eingesetzt. Wichtige Arbeitgeber sind bspw. auch Maschinen-, Eisenbahn-, Fahrzeug- und Schiffsbaubetriebe, Betriebe der Versorgungstechnik oder Stahlbaubetriebe.


Berufsbezeichnungen

Schweißer und Schweißerin

in anderen Sprachen
Arabisch:لحام
Bulgarisch:заварчик
Dänisch:svejser
Englisch:welder
Französisch:soudeur
Italienisch:saldatore
Niederländisch:lasser
Norwegisch:sveiser
Polnisch:spawacz
Portugiesisch:soldador
Rumänisch:sudor
Russisch:сварщик
Schwedisch:svetsare
Slowenisch:varilec
Spanisch:soldador
Tschechisch:svářeč
Türkisch:kaynakçı
Ungarisch:hegesztő

Spezialisierungen:   Karosserieschchweißer,   Kesselschweißer,   Rohrschweißer,   Stahlbauschweißer   etc.
verwandte Berufe:   Metallarbeiter


Die Arbeit der Schweißer

kolorierte Postkarte: Hafenschweißerei in Chauny - 1915, FR
Sammelbild: Werftschweißer in Aktion ~1930

Text zum Sammelbild:

An Stelle des Nietens tritt heute häufig wegen Material- und Gewichtsersparnis das elektri-sche Schweißen.

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Schweißverfahren

Nachdem über Jahrtausende das seit der Eisenzeit praktizierte Feuerschweißen als einziges Verfahren zum Fügen von metallischen Werkstoffen zur Verfügung stand, erfuhr das Schweißen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert entscheidende neu Impulse und Weiterentwicklungen.

Elektrisches Pressschweißen: erfunden von Elihu Thomson (USA) – Patent 1886

In Amerika ist seit einiger Zeit eine von Professor Elihu Thomson entwickelte Methode,
Metallstücke aneinander zu schweißen, in praktischem Gebrauch.

Das Prinzip ist, die beiden aneinander zu schweißenden Stücke mit einer Stromquelle zu verbinden und sie aneinander zu pressen. Ist der Strom genügend groß, so erhitzt er die Metallstücke bis zu beliebiger Höhe und zwar an der Trennungsstelle am meisten, da hier dem Stromübergang der größte Widerstand entgegengesetzt wird. Man verstärkt den Strom, bis die Schweißstelle weißglühend ist, und preßt die Stücke zusammen. Die Zusammenstoßstelle wird bei schwerflüssigen Metallen mit Borax, bei leichter flüssigen Metallen, wie Zinn, Blei, mit Zinkchlorid, Harz oder Talg versehen.

Schematische Zeichnung: Transformator und Schweißapparatur

Äußerst einfach ist es, Ströme von genügender Stärke bei Anwendung von Wechselstrom zu erhalten. Man hat nur nötig, einen Transformator zu Hilfe zu nehmen. Liefert z.B. die Wechselstrommaschine 600 Volt und 20 Ampère, so kann man dies mittels eines Transformators ohne Schwierigkeit in 12,000 Ampère und 1 Volt umsetzen. Diese Stromstärke aber genügt schon, um Stücke von erheblichem Querschnitt in Weißglut zu versetzen.

Mittels des elektrischen Stromes lassen sich auf einfache Weise Metalle schweißen, welche bei andern Schweißmethoden erhebliche Schwierigkeiten bieten.


[Meyers Konversationslexikon, 1885-92]
Autogenschweißen: Schweißbrenner erfunden von Charles Picard und Edmond Fouché (FR) – Patent 1906

Beim Autogenschweißen – heute Gasschmelzschweißen genannt – wird das Metall durch Verbrennungsgase erhitzt, in der Regel ein Acetylen-Sauerstoff-Gemisch. Die Temperatur der Flamme beträgt dabei etwa 3200 °C. In der Regel wird ein Schweißdraht als Zusatzwerkstoff verwendet.
Dieses Verfahren eignet sich sowohl für Schweißarbeiten im Werk als auch auf der Baustelle. Insbesondere kommt es im Heizungs-, Installations- und Rohrleitungsbau zur Anwendung. Als langsames Verfahren eignet sich in erster Linie zum Schweißen dünner Bleche sowie für Reparatur- und Auftragsschweißung.

Lichtbogenschweißen: erfunden von Harold Martin (GB) – Patent 1920
schematische Darstellung

Beim Lichtbogenschweißen brennt ein elektrischer Lichtbogen (Schweißlichtbogen) zwischen Werkstück und einer Elektrode, der Temperaturen zwischen 4500 bis 5000 Kelvin erreicht. Die Elektrode kann je nach Verfahren nicht abschmelzend sein oder abschmelzen, um gleichzeitig als Zusatzwerkstoff zu dienen.
Für dieses Schweißverfahren ist man zwar auf elektrische Energie angewiesen, die aber auch mit Generatoren vor Ort erzeugt werden kann und nicht aus dem Netz bezogen werden muss. Es ist für alle Schweißpositionen und viele Werkstoffe geeignet. Es lässt sich sogar unter Wasser (bspw. bei Reparaturen von Schiffen oder Bohrinseln) einsetzen.

Im 20. Jahrhundert fand eine differenzierte Weiterentwicklung statt,
so dass heute zahlreiche Schweißverfahren zur Verfügung stehen,
die wie folgt zwei Hauptpruppen zugeordnet werden.

Pressschweißverfahren

Die zu verbindenden Werkstoffe werden durch unterschiedliche Energieformen auf die notwendige Schweißtemperatur gebracht und unter zusätzlicher Einwirkung von Kraft wird die Verbindung hergestellt wird. Das Pressschweißen kommt ohne das Zuführen von zusätzlichem Material wie Schweißdraht aus.

Bei den Pressschweißverfahren unterscheidet man in:

•   Feuerschweißen   •   Widerstandsschweißen   •   Kaltpressschweißen   •   Reibschweißen   •   Ultraschallschweißen   •   Sprengschweißen   •   Elektromagnetisches   •   Pulsschweißen   •   Diffusionsschweißen   •   MBP-Schweißen (Pressschweißen mit magnetisch bewegtem Lichtbogen)   •   Lichtbogenbolzenschweißen   •   Pressschweißen von Kunststoffen   •

Schmelzschweißverfahren

Schweißen bei örtlich begrenztem Schmelzfluss, ohne Anwendung von Kraft mit oder ohne gleichartigem Schweißzusatz. Prinzipiell können alle Materialien, die in die schmelzflüssige Phase überführbar sind, durch Schmelzschweißen verbunden werden. Bei vielen Verfahren wird zusätzliches Material etwa in Form eines Schweißdrahtes zugeführt.

Bei den Schmelzschweißverfahren unterscheidet man in:

•   Gasschmelzschweißen (auch Autogenschweißen genannt)   •   Lichtbogenschweißen (Lichtbogenhandschweißen, Schutzgasschweißen, Unterpulverschweißen)   •   Laserschweißen   •   Elektronenstrahlschweißen   •   Aluminothermisches Schweißen   •   Spleißen von Glasfasern   •   Schmelzschweißen von Kunststoffen   •


Arbeitsgeräte & Schutzkleidung

Zeichnung: schematische Darstellung eines Schweißbrenners - 1941, USA
  • Schweißbrenner, Gasflaschen (Acetylen + Sauerstoff), Schweißraht
  • Schutzgasschweißgerät, Elektrodenschweißgerät o.a. Spezialgerät
  • Drahtbürste, Hammer, Zange u.ä.
  • Feuerlöscher
sw Litho: Mann in Schweißerschutzkleidung ~1960, GB
  • Schweißerbrille
  • Schweißerhelm
  • Schutzhandschuhe
  • feuerfeste Kleidung
  • festes Schuhwerk

Ausbildung

Bis 2004 war in Deutschland die Schweißtechnik ein Fachbereich im Ausbildungsberuf Konstruktionstechnik. Nach Aufhebung dieses Fachbereichs hängt es vom Ausbildungsbetrieb ab, in welchem Umfang Schweißtechnik erlernt wird. Angeboten werden Lehrgänge zum ‚Geprüften Schweißer‘, die in vielen Berufsausbildungen im Ausbildungsrahmenplan vorgeschrieben sind. Diese Lehrgänge werden gemäß der Richtlinien des DVS (Deutschen Verband für Schweißen) durchgeführt und der Abschluss erfolgt nach internationalen Normen.

Die Lehrgangsveranstalter sind meistens schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalten, Berufsschulen sowie autorisierte öffentliche und private Organisationen. Die Ausbildungsdauer hängt von den fachlichen Vorkenntnissen, der Lehrgangsorganisation (Voll- oder Teilzeit) bzw. der angestrebten Qualifikation (Schweißberechtigung) ab.

Weitere  Q u a l i f i k a t i o n e n :  Nach 3 Jahren Praxis kann sich ein Schweißer zum Schweißwerkmeister qualifizieren und somit in bestimmten Bereichen der Fertigung Schweißaufsichtsfunktionen übernehmen. Anschließend ist eine Weiterbildung zum Schweißfachmann möglich. Für Schweißwerkmeister und Schweißfachleute ermöglicht das Zusatsmodul Prüftechnik die Qualifikation zum Schweißgüteprüfer. Schweißfachleute mit entsprechenden fachpädagogischen Kenntnissen können auch als Schweißlehrer tätig werden. Darüber hinaus kann ein international anerkanntes Diplom als Schweißfachingenieur erhalten, wer entsprechende Prüfungen in Schweißtechnik, Werkstoffkunde, Konstruktion und Fertigung nachgewiesen hat.


Dies & das

•   Der Schweißer als Briefmarkenmotiv

•   … im Auge der Kunst


Farbfoto: junger Schweißer in Marrakesch - 2018