Der Schriftsetzer

Foto: Metalllettern

Die Arbeit der Schriftsetzer.


Schriftsetzer, Buchstaben, Herstellung von Lettern
Herstellung von Lettern

Im Setzkasten sortiert der Setzer die einzelnen Buchstaben. Sie werden im Anschluss zu Buchstabenzeilen zusammengesetzt. Die Herstellung der Buchstaben ist sehr aufwändig. Für jeden Buchstaben wird ein Prägestempel spiegelverkehrt angefertigt. Dieser Stempel wird in weiches Metall eingeschlagen. Die entstandene Form kann immer wieder benutzt werden.


Berufsbezeichnungen

Schriftsetzer, Schriftsetzerin
Spezialisierung:
Maschinensetzer, Handsetzer

typesetter (engl.), compositor (engl.), typographe (franz.), compositore tipografico (ital.), zecer (poln.), betűszedő (ung.)


Schriftsetzer, Setzer, Typographie, Buchdruck
Schriftsetzer, um 1910-38 [Foto: Lewis Wickes Hines]

„Vom Schriftsetzen überhaupt, oden den Verrichtungen des Schriftsetzers überhaupt. Wenn der angehende Schriftsetzer nun die zu einer Schriftgattung gehörigen Buchstaben auf die Art, …, in den dazugehörigen Schriftkasten ordentlich und vollständig eingelegt hat, oder ihm ein anderer mit schon gebrauchter Schrift gefüllter Kasten zum setzen angewiesen ist; so nimmt er das Manuscript (die Handschrift,) nach welcher er setzen soll, steckt solches, oder nur einige Blätter desselben auf den Tenakel (Blatthalter retinaculum), befestigt es mit dem Divisorio an denselben, und steckt diesen Tentakel mit dem Manuscripte mit seiner Spitze auf eine schickliche Stelle des Schriftkastens zur rechten Hand vor sich, uns so weit von seinem Auge, daß er es bequem lesen kann. Der Schriftkasten, aus welchem er setzt, muß nicht zu hoch, aber auch nicht stehen, am besten so, daß er mit dem Ellenbogen des Setzers gleich oder nicht viel höher mit dem Rande auf dem vordern Regale steht, weil sonst, wenn der Kasten zu tief oder zu hoch steht, ihm das Setzen sehr beschwerlich werden würde.Ist nun der mit Buchstaben vollständig versehen Schriftkasten in seine erforderliche Stellung gebracht, und der Schriftsetzer hat das Manuscript, nach welchem er setzen soll, auf dem Tenakel gehörig befestigt und denselben schicklichen Orts auf den Schriftkasten, vermittelst der unten an demselbem befindlichen stählernen Spitze, aufgesteckt; so nimmt er den Winkelhaken in seine linke Hand, greift dann mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand nach den Buchstaben in die Fächer des Schriftkastens, setzt einen nach dem andern, so wie er solche zum Satze der zusammen zu setzenden Wörter nöthig hat, in denselben ein, so daß dadurch die Sylben und Wörter gebildet werden. Zwischen jedes Wort setzt er, um den nöthigen Zwischenraum zu bilden, gewöhnlich zwey Spatien; und wenn er so viele Worte in die Zeile gesetzt hat, daß kein folgendes Wort mehr hineingeht; so versucht er, ob nicht von dem folgende Worte wenigstens eine oder mehrere Sylben hineinzubringen sind; kann dieses geschehen, so teilt er dasselbe Wort ab, und setzt an die Sylbe des abgebrochenen Wortes ein Theilungszeichen (Divis) an das Ende der Zeile. Ist die Zeile durch die auf obige Art eingesetzten Wörter nicht ganz voll geworden, so greift er in das Spatienfach, und setzt aus demselben zwischen jedes Wort der Zeile noch ein Spatium; wird dadurch die Zeile im Winkelhaken noch nihct bis zur ihrer bestimmten Breite ausgefüllt; so muß er zwischen jedes Wort der Zeile noch ein Spatium setzen, und dies so oft wiederholen, bis die Zeile ganz voll wird, oder die bestimmte genaue Breite im Winkelhaken, die schon dazu abgemessen und gestellt ist, bekommt, welches man das Ausschließen der Zeile nennt. Bey diesem Ausschließen mit den Spatien, welches von verschiedener Stärke in einem dazu bestimmten Fache, gerade mitten unten im Schriftkasten liegen, muß er besonders dahin trachten, daß er dabey nicht zwischen ein Wort zu viel und zwischen andere Wörter zu wenig Raum bildet, oder nicht zwischen ein Wort 3 und zwischen das andere wieder 5, 6 oder gar mehrere Spatia setzt, weil dieses sehr unregelmäßig und übel ins Auge fällt. Er muß daher den zwischen den Wörtern nöthigen Raum möglichst gleich, oder zwischen ein Wort eben so viel Raum bilden, oder eben so viele Spatien setzen, als zwischen das andere, in so weit es möglich ist. Freylich kann dieß nicht immer mathematisch genau befolgt werden, weil die Buchstaben nicht alle einerley Dicke oder Breite haben, und hierinn gar sehr voneinander abweichen; der Setzer muß aber doch beym Ausschließen der Zeile stets darauf bedacht seyn, daß dem Leser die Räume zwischen den Wörter im Abdrucke nicht so auffalelnd verschieden ins Auge fallen, und die ZWischenräume, so viel ihm möglich, verhältnismäßig gleich zwischen die Wörter der Zeile eintheilen, so, daß eine kleine Ungleichheit die Zwischenräume dem Auge im ganzen nicht leicht bemerklich wird.“
(aus: Vollständiges theoretisch-practisches Lehrbuch der Buchdruckerkunst für angehende Schriftsetzer und Drucker in den Buchdruckereien, 1809}

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Die Arbeit am Schriftkasten


Ausbildung

Schriftsetzer
Die gedruckte Schrift muss, bevor sie auf der Handpresse oder der Druckmaschine auf Papier gedruckt wird, vom Schriftsetzer zusammengestellt werden. An Hand des Manuskriptes oder anderer Unterlagen stellt er aus den Lettern, die im Schriftkasten systematisch geordnet vor ihm liegen, den Text zusammen. Dabei muss er nicht nur die Buchstaben und Satzzeichen einsetzen, sondern auch die Wortabstände und andere leere Stellen mit nichtdruckendem Füllmaterial (es muss also niederer sein als die Buchstaben) überbrücken. Buchstabe um Buchstabe, Komma, Punkt, Fragezeichen wandern rascher Folge in den Winkelhaken, reihen sich zu zu Zeilen und Abschnitten zusammen und werden auf einer metallenen Platte zusammengefügt.
Zu setzen sind aber auch Tabellen, Titel und Überschriften, Fussnoten, Inserate, Fahrpläne, Kalendereinteilungen, dazu Anzeigen und kleine Drucksachen (Heiratsanzeigen, Einladungen, Visitenkarten, Diplome und Zeugnisse, Urkunden usw.), die vom Schriftsetzer sehr viel Formgefühl und Sinn für Raumeinteilung verlangen. Beides braucht er auch für das Umbrechen des Satzes, das heisst zum Gruppieren und Einteilen der einzelnen Abschnitte, so dass zum Schluss ein einheitliches Ganzes und ein ansprechendes Satzbild entsteht.
Nach der Ausbildung und einiger Zeit praktischer Erfahrung, kann sich der gelernte Handsetzer durch den Besuch eines Fachkurses zum Maschinensetzer weiterbilden. Längere Texte werden immer mit der Maschine gesetzt (Zeitungen, Bücher usw.), wozu man die Monotype- udn Linotypemaschinen verwendet. Die Bedienung dieser komplizierten und hochautomatisierten Maschinen stellt grosse Anforderungen an Konzentration und geistige Beweglichkeit.
Sicheres Sprachgefühl, Sicherheit in Grammatik und Orthographie, rasche Auffassung, geistige Wendigkeit und rasches, präzises Denken, dazu eine gute, eventuell korrigierte Sehschärfe und gute Beobachtungsgabe gehören zu den Eigenschaften, die man mitbringen sollte, um Schriftsetzer zu werden. Lehrzeit in Handwerk und Industrie 3 Jahre.
(W. Leber / B. Burges: Der junge Mann vor der Berufswahl. Stuttgart, 1966)