Der Perlenfischer

Die Arbeit der Perlenfischer besteht im ‚Ernten‘ von Perlmuscheln
entweder vom Meeresboden – dann handelt es sich um  Seeperlmuscheln  (Meleagrina margaritifera)
oder vom Grund eines Flußbettes – dann handelt es ich um  Flußperlmuscheln  (Margaritana margaritifera).

Berufsbezeichnungen

Perlenfischer, Perlenfischerin, Perlentaucher, Perlentaucherin

Perlenfischer in anderen Sprachen

Afrikaans:pêrel duiker, pêrel visserman
Albanisch:peshkatar perlash, peshkatar margaritarësh
Bulgarisch:ловец на бисери
Dänisch:perlefisker
Englisch:pearl diver, pearler, pearl-fisher
Estnisch:pärlipüüdja
Finnisch:helmien kalastaja
Französisch:pêcheur de perles, pêcheur des perles
Griechisch:ψαράς μαργαριταριών
Irisch:iascaire péarla
Isländisch:perluveiðimaður
Italienisch:pescatore di perle
Kroatisch:ribar bisera
Lateinisch:margarita piscatoria
Lettisch:pērļu zvejnieks
Litauisch:perlų žvejys
Luxemburgisch:Pärel Fëscher
Niederländisch:parelvisser
Norwegisch:perledykker, perlefisker
Portugiesisch:pescador de pérolas
Rumänisch:pescar de perle
Russisch:искатель жемчуга
Schwedisch:pärlfiskare
Serbisch:рибар бисера
Slowakisch:perlový rybár
Slowenisch:ribič biserov
Spanisch:pescador de perlas
Türkisch:inci avcısı
Ukrainisch:рибалка на перли
Ungarisch:gyöngyhalász

Berufsfamilie:  Taucher
verwandte Berufe: Taucher


„Schon die ‚Alten‘ erhielten Perlen von der arabischen Seite des Persischen Meerbusens und aus dem Indischen Meer zwischen Ceylon und der Koromandelküste, und dort wird auch jetzt noch Perlenfischerei getrieben. In Indien reicht die Kenntnis der Perlen bis ins höchste Altertum; auch in der Bibel werden sie erwähnt, und in Ägypten wurden sie nach der Vertreibung der Hyksos häufiger.
Viel später lernte man sie in Europa kennen, wo sie Theophrast zuerst erwähnt. Von den Griechen kamen sie zu den Römern […]

In Rom kam der Luxus mit Perlen seit den Feldzügen des Pompejus, noch mehr seit der Unterwerfung Alexandrias auf, und es wurden für größere Perlen ganz enorme Summen gezahlt.
Kolumbus fand den Perlenschmuck bei den Indianern und entdeckte die Insel Margarita (bei Venezuela), an deren Küste die Indianer Perlen fischten. Hier und bei den kleinern Inseln Coche und Cubagua, bei El Tirana, nordöstlich und bei Macanao, nordwestlich von Margarita, auch an der Halbinsel Goajira (westlich vom Golf von Maracaibo), wird Perlenfischerei noch jetzt betrieben. […] Auch an der Westküste Mexikos waren Perlen den Eingebornen bekannt, und die Europäer richteten später Fischereien im Golf von Kalifornien, besonders bei La Paz, ein. An der Küste Nordaustraliens wird die Perlenfischerei hauptsächlich des Perlmutters wegen betrieben.“

(aus: Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1902)

Kupferstich: zwei knieende dunkelhäutige Perlenfischer haben die Muscheln aus ihren Körben auf den Boden entleert, rechts stehen drei diskutierende edle Herren, im Hintergrund im Wasser weiter Perlenfischer

Vers zum vorstehenden Bild in alter Schrift
Der Perlen-Fischer
Die Tugend ziert ihr Haus mit Glanz und Reichtum aus
Der Muschlen Silber, zartes Gut,
wird aus dem Schos gesalzner Flut
von tieffen Tauchernabgerissen.
So muß, wer nach der Weißheit strebt,
die auff dem Grund der Wahrheit schwebt,
der niedern Demut seyn beflissen.

Die Perlen

Aus dem Reich der Perle

„Die Perlen gleichen in ihrem Bau der ‚Perlmutter‘, welche die innern Schichten der Schale bildet, d. h. sie bestehen aus zahlreichen ganz dünnen Schichten organischer Substanz und kohlensaurem Kalk, sind daher nichts andres als eine Absonderung von Perlmutter an einer Stelle, an der ein ungewöhnlicher Reiz auf die Muschel ausgeübt wird. Dies geschieht nun z. B. durch leblose Gegenstände, die beim Offenstehen der Schale hineingeraten sind, oder durch Parasiten […]

Je nach der Farbe der Muschel sind die Perlen bläulich oder gelblich oder, wenn am Rande der Muschel entstanden, schwärzlich. Die kleinsten Perlen haben nur Sandkorngröße, die größte bekannte dagegen ist birnförmig, 35 mm lang und 27 mm breit. Kleine Perlen findet man zu mehreren (sogar bis über 80) in einer einzigen Muschel.“

(aus: Meyers Großes Konversations-Lexikon von 1902)

„[…] Die Perlmuschel gedeiht ausschließlich in den warmen Meeren, in bestimmten Breitegraden, rund um die Erde und nur in gewisser Meerestiefe. Die meisten und schönsten Perlen werden im Indischen Meere oder im Persischen Golf gefischt, dort – der arabischen Küste vorgelagert – liegen eine Menge kleiner Inseln, deren größte Bahrein heißt. Die Eingeborenen, die da ihr Leben fristen, beschäftigen sich ausschließlich mit der Perlenfischerei.
Reiche und Araber und Inder, denen das Land gehört, geben diesen Fischern für ihre Tätigkeit das Notwendigste an Nahrung und Lebensmöglichkeit, dafür müssen sie ihnen das Kaufrecht zugestehen. Im frühen Sommer, wenn das Meer am ruhigsten ist, ziehen die Fischer in primitiven Segelbooten hinaus auf die See.
Die Art der Fischerei ist noch genau so einfach wir vor Tausenden von Jahren. Die einzigen Geräte, die der sonst nackte Taucher braucht, sind eine kleine Zange aus Knochen, um die Nasenlöcher zuzupressen, Leder an den Händen zum Schutz gegen die Riffe, ein kleiner Korb an der Brust hängend, um darin die Beute zu sammeln, sowie ein Stein an langer Leine, die den Taucher mit der Oberwelt verbindet. Gibt er daran aus der Tiefe kein Zeichen mehr, so ist er einer Ohnmacht oder sonst einem Unglück zu Opfer gefallen.
Tauchen kann der Fischer zwei bis vier Minuten und zwanzig Meter tief und mehr; doch mühsam kommt er zurück an die Oberfläche des Meeres. Ein solches Leben halten die Taucher nicht länger als einige Jahre aus, die meisten sind dann taub und elend. […]“


(Quelle: Emil Lettré: Kleinodien. Erich Reiss Verlag, 1922)

Perlentaucher
1908 – [Player’s Cigarettes]

Musik und Literatur


Wissenswertes und Lustiges

Fluß-Perlmuscheln in der Lüneburger Heide

Die Perlfischerei blüht noch heutzutage im Persischen Golfe, im Roten Meere, bei Ceylon,
an den Inseln des großen Ozeans, im Meerbusen von Panama und Mexiko, an der Küste von Kalifornien und Westaustralien.
Weniger bekannt dürfte es wohl sein, daß auch die Lüneburger Heide früher reich an Perlmuscheln war und daß darum auch einst bei uns die Perlfischerei ein interessanter und lohnender Beruf war. Da die Flüsse und Bäche der Lüneburger Heide mit ihrem klaren, aber kalkarmen Wasser dieser Muschel prächtige Lebensbedingungen boten, so konnte der Perfischer hier zuzeiten wohl auf seine Rechnung kommen. Berühmt wegen des Muschelreichtums waren besonders das Flußgebiet der Ilmenau, Luhe und Este. Reiche Beute lieferte die Gerdau im Amte Oldenstadt, und ein Nebenfluß der Elste heißt noch heutzutage der ‚Perlbach‘. Die Muscheln selbst waren etwa 10 Zentimeter lang und 4 bis 5 Zentimeter breit, dazu dunkel gefärbt. Zuweilen fand man Bänke von 20-30 dieser Mucheln vor. Aber die Perlen waren im allgemeinen doch ziemlich sparsam, konnte man doch oft fünfzig bis hundert Muscheln öffnen, bevor man eine einzige Perle fand. Der Wert dieser Perlen richtete sich ganz nach der Größe (zuweilen 3,5 bis 5 Millimeter Durchmesser), der Färbung und ihrem Glanze. Es wurden häufig wirklich kostbare Perlen gefunden, die den ausländischen in nichts nachstanden.
Die Perlfischerei war bei uns aber ein herrschaftliches Regal. Die Perlfischer in den einzelnen Ämtern wurden auf ihr Amt vereidigt und unterstanden einem Inspektor.

Eine Verordnung des Herzogs Georg Wilhelm zu Braunschweig und Lüneburg lautete:
‚Von Gottes Gnaden Herzog zu Braunschweig und Lüneburg.
Demnach Wir in Gnaden verordnet, daß der Perlenfang von gegenwärtigen, Madame de Harrbourg, Kammerdiener, Jaques Rennier, als dazu von Uns sonderlich verordneten Inspektore durch die dazu bestellten Perlen-Fischer, als Jakob Peppern zu Wülffen, Hans Rickemann zu Toppenstedt, Amts Wilsen, und Jakob Bungenern zu Bölsen, Amts Bodenteich, hinwieder, angetreten und fortgesetzt werden soll: so befehlen Wir Unseren Beamten in denen Örtern, wo der Perlenfang exerziert (ausgeübt) wird, hiermit gnädigst, daß sie vorberührten (vorbenannten) Jaques Rennier und dessen obgedachte (oben benannten) beeidigte Gesellen zu sothanen (solchen) Perlenfang verstatten (berechtigt sind), und Rennier im Notfall von einem Ort zum andern mit einer Wagenfuhr forthelfen sollen, gestalt (dazu) denn auch jeder an seinem Orte, daß aller Unterschleif (Diebstahl) und Partieren (heimlicher Handel) vermieden bleiben, fleißig mit Aufsicht führen, hiermit ernstlich befehligt wird.

Celle, den 22.April 1671 Georg Wilhelm‘

Alle Perlen mußten gegen eine Prämie oder Finderlohn von den Fischern an den Staat abgeliefert werden, der dann seinerseits für guten Absatz sorgte, und so stand zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die Perlfischerei im Hannoverlande in hoher Blüte. Die Behörden suchten mit aller Strenge dem heimlichen, unbefugten Perlfang zu steuern. Und doch wurden durch ‚Wildfischer‘ und unehrliche Beamte heimlich und für wenig Geld dann und wann Perlen ins Volk gebracht.
Denunzianten aber bekamen gute Prämien, und ‚harte Leibesstrafen‘ hatten sich die Übeltäter zu vergegenwätigen; doch die Unkosten wurden mit der Zeit zu groß für die Regierung. Da die Perlfischerei recht emsig betrieben wurde, so konnte ein merklicher Rückgang an Muscheln nicht ausbleiben; die Behörde gab die Perlenfischerei nun auf, ließ eines Tages also ihr ausschließliches Privilegium fallen, und nun konnte fangen, wer da wollte. Natürlich waren es nun in erster Linie die Schäfer und Hirten, welche sich die Zeit damit vertrieben, und manche von ihnen brachten es zu außerordentlicher Geschicklichkeit und hinreichender Ausbeute. So verdienten sie also ein schönes Stück Geld nebenher.
Das Fangen setzt eine genaue Kenntnis des Flußbettes voraus und Geschicklichkeit, die Muscheln an die Oberfläche zu befördern.
Uneingeweihte Fischer haben durch vorzeitiges Öffnen der Muscheln manche Perle in ihrer Entwicklung gestört, auch wurden vielfach dabei Wassermilben getötet, welche mit die Ursache zur Bildung von Perlen sind.
Langsam aber sicher ist dann später die Perlfischerei wegen des übertriebenen Fischens und wegen der Flußregulierungen, wodurch sich die Daseinsbedingungen der Perlmuscheln immer schlechter gestalten, ganz zurückgegangen und heute so gut wie völlig vorbei.
Das Gewerbe der Perlfischer, welches einst große Erfolge aufzuweichen hatte, ist damit zugrunde gegangen und wird nach menschlichem Ermessen auch wohl nie wieder bei uns neu erstehen.“


(Quelle: Alte Berufe Niedersachsens – Hrsg. Ernst Bock, 1926)

Die Perlenfischerei im Persischen Golf

sw-Abb.: Taucher mit Nasenklemme, Boote, die die Tauche auf den Meeresgrund hinablassen

1. Somali-Taucher mit dem Nasenklemmer.
2. Die Perlenfischer-Flotte vor Anker.
3. Die Taucher am Meeresgrund an der Arbeit.
4. Geräthe und Amulett der Perlenfischer.

Der Perlenfang. Die Korallen-Fischerey.

„Die Perlen werden in verschiedenen Arten von Muscheln gefunden, die theils zu den Austern, theils zu andern Muscheln gehören. Gemeiniglich hat eine Muschel mehr als eine Perle, und zuweilen hat sie deren so viel, daß das Thier daran sterben muß. Aber unter den verschiedenen Perlen, die in einer Muschel gefunden werden, ist gemeiniglich nur eine von besonderer Größe und Schönheit, die daher auch am meisten geschäzt wird. Die Perlen werden in allen Theilen des Leibes desienigen Thieres gefunden, welches die Muschel bewohnet; in dem Kopfe, dem Magen, kurz, in einem ieden fleischigen Theile desselben. Die Perlen sind bey diesen Thieren eine Krankheit, ohngefehr so eine Krankheit, als der Stein bei Menschen und Thieren ist. Der Mensch, dessen Eitelkeit auf die seltsamsten Dinge gerathen ist, ist auch auf den Einfall gekommen, auf diese Krankheit einen besondern Werth zu setzen, und sie zu seinem Schmucke anzuwenden.
Man findet die Muscheln, die dieser Krankheit unterworfen sind, in allen Theilen der Welt, selbst in einigen Flüssen Sachsens. Die besten Muscheln dieser Art, das ist, die kränkesten und gebrechlisten finden sich aber nur in den Meeren um Asien, besonders in dem persischen Meerbusen; und die Perlen genennet, und am theuersten bezahlt, weil sie größer, heller und schöner sind, als andere.
Da sich die Perlenmuscheln tief in dem Meere an die Felsen unter dem Wasser veste anhängen, und ihren Ort niemals verlassen, so ist es eine mühsame und gefährliche Arbeit, sie zu bekommen. Man hat daher gewisse Leute, welche Taucher genannt werden, und die sich von Jugend auf gewöhnen, eine Zeitlang unter dem Wasser zu bleiben, ohne Athem zu holen; ja einige haben es soweit gebracht, daß sie fast eine halbe Viertelstunde unter dem Wasser bleiben können.
In dem persianischen Meerbusen fischet man die Perlenmuscheln nur zweymal im Jahre, nehmlich im Frühlinge und Herbste, weil die Krankheit alsdann am heftigsten unter den Muscheln wüethet. Es kommen viele hundert, ia oft einige tausend Fischerkähne zusammen, in deren ieden sich ein oder zwey Taucher befinden. Die Kähne werfen an solchen Orten Anker, wo sich Felsen unter dem Wasser befinden, und wo das Wasser noch fünf Klaftern tief ist. Alsdann bindet sich der Taucher einen schweren Stein um den Leib, und noch einen an den Fuß, damit er desto geschwinder auf den Grund komme, und von dem Wasser nicht fortgetrieben werde. Er bindet sich überdieß ein starkes Seil um den Leib, dessen anderes Ende an dem Kahne befestigt ist, und mit welchem man ihn wieder heraus zieht, wenn er Athem holen will. In dieser Verfassung lässet er sich auf dem Grund hinunter, wo er sich seine Zeit so gut als möglich zu Nuze zu machen sucht. Er reißt alle Perlenmuscheln, die er sieht, (denn in dieser Tiefe kann er unter dem Wasser noch ganz bequem sehen ) herunter, und steckt sie in ein Nez, das er sich um den Hals gebunden hat. Sobald sein Nez voll ist, oder wenn ihm der Athem fehlet, so thut er einen Ruck an das Seil, hält sich mit beyden Händen an, und wird von denen, die in dem Kahne sind, den Augenblick herauf gezogen. Oft bringet er fünfhundert Muscheln, oft aber kaum funfzig mit.
Das Wasser ist in diesen Gegenden gemeiniglich sehr helle; sonst würde der Taucher nicht sehen können, was um ihn ist. Wenn er aber einen Raubfisch kommen höret, so macht er das Wasser zuweilen trübe, damit der Fisch ihn nicht sehe. Allein demohngeachtet werden immer viele Taucher von den grossen Fischen gefressen, und andere werden oft nur mit einem Arme, oder einem Beine herauf gezogen. Auch sind manche so begierig mehr Muscheln zu bekommen, als ihre Nachbarn, da sie von großer Begierde auch das Athemholen vergessen, und unter dem Wasser ersticken.
Wenn ein Taucher mehr Muscheln findet, als er auf einmal fortbringen kann, so leget er sie auf einen Haufen zusammen, kommt herauf, Luft zu schöpfen, und taucht dann wieder unter, um seinen Schaz zu holen, wenn ihm derselbe nicht gestohlen worden; denn hier giebt es auch Diebe unter dem Wasser. Weil die Kähne sehr nahe bey einander stehen, so geschieht es oft, daß die Taucher unter dem Wasser zusammen kommen, und sich schlagen, wenn einer dem andern seinen zusammen gelesenen Haufen Muscheln entwenden will.
Man fischet die Perlenmuscheln nur des Vormittages, und ist diese Arbeit so schwer, daß die Taucher des Tages nicht über sieben bis achtmal untertauchen können. Wenn der Mittag heranrückt, so fahren alle Kähne an das Ufer. Hier machen sie eine große Menge viereckiger Gruben, die vier bis fünf Fuß tief sind. Die Erde, die sie aus den Gruben graben, werfen sie an der Seite, in Gestalt kleiner Hügel auf. Aussen an diese Hügel legen sie die erbeuteten Perlenmuscheln, eine neben der andern. Da das Thier nur allein im Wasser zu leben gewohnt ist, so muß es hier auf die grausamste Art verschmachten. Indem es stirbt, öffnet sich auch die Schale, und bleibt offen. Wenn nun das Fleisch verfaulet ist, so fällt die Perle aus der Muschel, in die dabey befindliche Grube, aus welcher man sie hernach holet, und sie vom Sande und andern Unreinigkeiten reiniget. Man lieset sie aus, sortiret sie nach der Größe, und verkauft sie.
Die Perlen haben den Vortheil, daß sie weder geschliffen noch poliret werden dörfen. Sie haben allen ihren Glanz und ihre ganze Schönheit von Natur. Man hat weiter nichts nöthig, als ein Loch durchzubohren, wenn sie ein Loch haben sollen. Die unächten Perlen werden in Europa von den Schuppen des Weißfisches gemacht, die fast eben den Glanz haben, als die natürlichen Perlen. Man bläset erst geschmolzenes Glas in besondern Formen zu sehr dünnen Perlen, läßt sie hernach eine Masse, die von den Schuppen des Weißfisches zubereitet wird, hinein laufen, welche, wenn sie trocken geworden ist, durch das Glas durchscheinet. Endlich füllet man diese gemachten Perlen mit weißen Wachse aus. Der Erfinder dieser Kunst hieß Janin. Was man aber im gemeinen Leben Perlenmutter nennet, kommt nicht von der Schale der Perlenmuschel, sondern von einer ganz andern Muschel her, die Seeohr heisset. Sie hat den Namen blos daher, weil sie inwendig so weiß und helle wie eine Perle ist, übrigens auch mit allerley Farben spielet.“

(aus: Hrsg. J.S.Stoy. Bilder-Akademie für die Jugend. Nürnberg 1784)