Der ursprünglich Flickschneider genannte Beruf wird heute als Änderungsschneider bezeichnet.
Durchgeführt werden Reparaturen und Änderungen an Kleidungsstücken oder Heimtextilien.
Sie führen Handnäharbeiten aus und nutzen inzwischen natürlich auch Nähmaschinen. Der fach- und sachgerechte Umgang mit einem Bügeleisen gehört ebenso zum ihrem Aufgabenbereich. Änderungsschneider arbeiten in Änderungsateliers sowie in Serviceabteilungen von Kauf- oder Modehäusern und Konfektionsfachgeschäften.
Im Mittelhochdeutschen meint vlicken einen Fleck an- oder aufsetzen.
Im ‚Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart‚ (1793) von Johann Christoph Adelung heißt es dazu: ‚Ein Flicken sei, derjenige Fleck, welcher auf eine beschädigte oder zerrissene Stelle geheftet wird.‘
Die heutige Bedeutung von flicken ist ausbessern,
wobei zum Überdecken einer schadhaften Stelle möglichst das gleiche Material gewählt wird.
Wird statt mit einem Flicken eine schadhafte Stelle mit Nadel und Faden ausgebessert, wird dieses (wie bei Strumpfreparaturen) stopfen genannt. Angewendet wird es insbesondere, wenn es sich um kleinere Löchern handelt, denn es ist dann weniger auffällig als ein aufgesetzter Stoff. Bei wertvoller Kleidung, kunstvollen Mustern und teuren Stoffen, wo die Ausbesserung für das Auge möglichst wenig erkennbar sein soll, wird diese Arbeit von Kunststopfern ausgeführt.
Berufsbezeichnungen
Flickschneider, Flickschneiderin, Kleiderflicker, Wäscheflicker, Änderungsschneider, Oltschrôder
Flickschneider in anderen Sprachen
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Albanisch: | qepur ndryshim |
Baskisch: | aldaketaren neurrira |
Bosnisch: | prilagođeni krojač |
Bulgarisch: | промяна на шивача |
Dänisch: | ændring skrædder |
Englisch: | alteration tailor |
Esperanto: | altera tajloro |
Estnisch: | muudatus vastavalt |
Finnisch: | räätälöinti |
Französisch: | raccommodeur, tailleur de modification, retoucheur (en confection) |
Griechisch: | αλλαγή προσαρμογής |
Irisch: | athrú oiriúint |
Isländisch: | breyting sníða |
Italienisch: | sarto di alterazione |
Katalanisch: | modificador d’alteracions |
Korsisch: | sforzu di alterazione |
Kroatisch: | krojačica |
Lateinisch: | sarcinator, sartor |
Lettisch: | pārveidošana pielāgota |
Litauisch: | pakeitimas pritaikytas |
Luxemburgisch: | änneren |
Niederländisch: | aanpassings kleermaker |
Norwegisch: | endringsskredder |
Polnisch: | krawiec, krawcowa |
Portugiesisch: | alfaiate de alteração |
Rumänisch: | modificarea tailor |
Russisch: | портной изменения |
Schwedisch: | ändringsskräddare |
Serbisch: | адаптерски кројач |
Slowakisch: | úpravy na mieru |
Slowenisch: | popravljalec/popravljalka oblek |
Spanisch: | remendón, sastre de arreglos |
Tschechisch: | změna na míru |
Türkisch: | tadilat terzi |
Ukrainisch: | зміна кравця |
Ungarisch: | foltozó szabó |
Spezialisierungen: Maßschneider/in, Modeschneider/in
verwandte Berufe: Kunststopfer, Näher, Schneider
Dies & das vom Flickschneider (n)
Der Flickkünstler
„[…] Representanten der untegehenden Species ‚Scheider‘ […] Ist es nicht der Mühe werth, sie der Vergessenheit zu entreißen, ehe es nur noch ‚Kleidermacher‘ gibt?
.
Die Dachstuben der Flickkünstler haben seit jeher eine besondere Anziehungskraft auf mich ausgeübt, und ich besitze unter diesen ehrenwerthen Gliedern der Gesellschaft gar manchen Freund. In diesem Verkehr, habe ich oft denken müssen, wie es doch gar nicht zu verwundern sei, daß es […] unter den Schneidern so manche unruhige und revolutionäre Köpfe gegeben; denn […] wie leicht schweifen die Gedanken eines Mannes, dessen Beruf es ist, mit verwegener Hand in den vollen Stoff oder in ein umzugestaltendes altes Kleidungsstück zu schneiden, wie es der Flickschneider thut, um dann wieder zu neuem, nützlichen Gebrauch das Getrennte zu vereinen. Wie leicht schweifen eines solchen Mannes Gedanken über den engen Gesichtskreis hinaus und möchten auch mitschneiden und mitflicken an dem Leben des Staates und der Völker! […]„
(Otto Roth – in ‚Daheim‘ von 1868)
Früh übt sich
Beim Springen und Klettern kann’s leicht gescheh’n,
Daß die besten Höschen in Stücke geh’n.
Doch wendet die Schwester mit Nadel und Faden
Geschickt wie ein Schneider sogleich den Schaden.
.[aus dem ‚Münchner-Bilderbogen Nr. 1006‚ von 1898].
Flicktag
„Wie schnell zerreißen doch die Kinderkleider!
Verschiebt das Flicken man, was vorkommt leider,
Dann merkt man erst, was so ein Pack verschleißt.
Der lieben Mutter Sorg‘ und Plage macht,
Wenn mehr noch kommen, wird noch mehr zerreißen.
Dann werd‘ ich wohl in’s Bett sie stecken müssen.
Mein Bruder will ein Doktor werden, schneiden.
Doch will ich’s nicht, da mein Kindern leiden.„
Er hat sich drei geborgt und als er schreit: „Die drei sind tot!“ da weinte ich wie nie.
Hab ich am Flicktag nicht zum Klagen Gründe? Ich wünschte, Gott – der Wunsch ist eine Sünde –
hätt‘ nur papierne Puppen mir geschickt, Gemalte Kleider werden nicht geflickt.
Änderungsschneidereien
„Wenn Bekleidung zu klein oder zu groß geworden ist, umgändert werden soll oder repapiert werden muss, ist die Arbeit von Änderungsschneidern und Änderungsschneiderinnen gefragt. Sie nähen Kleidungsstücke um, ändern aber auch Heimtextilien wie Vorhänge oder Gardinen. Änderungsschneider- und schneiderinnen nehmen die Aufträge ihrer Kunden entgegen und beraten sie über Änderungsmöglichkeiten und Kosten. Dann stecken sie z.B. Hosen, Röcke oder Kleider ab, kürzen die Länge, trennen defekte Reißverschlüsse aus und nähen neue ein. Die Nährabeiten führen sie zumeist mithilfe von Nähmaschinen aus, manchmal ist aber auch Handarbeit erforderlich. Abschließend bügeln Änderungsschneider/innen das Kleidungsstück, übergeben es an den Kunden und nehmen die Bezahlung entgegen. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, den Bestand an Nähutensilien zu pflegen und vollständig zu halten.„
(aus: Lexikon der Berufe. Hrsg. Bundesagentur für Arbeit. Ausgabe 2008/2009)
Ausbildung zum Änderungsschneider
Der Änderungsschneider (ursprünglich Flickschneider) ist in Deutschland ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz und der Handwerksordnung. Die Ausbildung beträgt in der Regel zwei Jahre und erfolgt wechselweise am Lernort in einem Geschäft und in einer Berufsschule.
Auszubildende werden dazu befähigt, Kleidungsstücke und Heimtextilien zu ändern, zu modernisieren und zu reparieren.
Die wichtigsten Lerninhalte sind:
- Handhaben von Arbeitsgeräten, Maschinen und Einrichtungen
- Planen der Arbeitsschritte
- Vorbereiten von Klein- und Großstücken sowie Hilfsstoffen
- Ausführen von Näharbeitsgängen von Hand und mit Maschine, sowie von Bügelarbeiten
- Annehmen von Änderungsaufträgen und Beraten der Kunden über Änderungsmöglichkeiten und Kosten
- Dokumentieren der Auftrags- und Änderungsdaten
- Durchführen von Eingangskontrollen
- Disponieren der Materialien
Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung zum Änderungsschneider, kann in einem zusätzlichen dritten Ausbildungsjahr eine Weiterqualifikation zum Modenäher oder Maßschneider angeschlossen werden.
Buchempfehlung
Maryanne Becker: Die Flickschneiderin
Grenz-Echo Verlag, 2012