Der Steinmetz zählt zu den ältesten Handwerksberufen überhaupt und beinhaltete ursprünglich jegliche Steinbearbeitung – von der Natursteingewinnung im Steinbruch, über die Bearbeitung zu Steinrohlingen und fertigen Bausteinen, der bildhauerischer Gestaltung von Bauelementen bis zur Errichtung von Bauwerken.
Die ältesten ‚Steinmetzarbeiten‘ sind ca. 40.000 Jahre alte
Halbreliefdarstellungen an Felsgesteinen der Dordogne aus der Altsteinzeit,
der Epoche, in der sich die anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens)
in weiten Teilen West-, Mittel- und Osteuropas ausbreiteten.
Unter der veralteten Bezeichnung ‚Steinhauer‘ versteht man heute nur noch den Arbeiter im Steinbruch, der Naturstein abbaut und Rohlinge für den Steinmetz oder den Steinbildhauer zurichtet. Da diese Arbeit inzwischen meist maschinell und industriell-automatisiert geschieht, findet man Steinhauer nur mehr in wenig industrialisierten Ländern (wie z.B. in Indonesien).
Berufsbezeichnungen
Steinmetz, Steinmetzin (veraltet) Steynmetz, Steinhauer, Steinklopfer (althochdeutsch) Steinmezzo
Englisch: Esperanto: Französisch: Griechisch: Italienisch: Lateinisch: Katalanisch: Niederländisch: |
stone breaker, stonemason ĉizisto, ŝtonmartelisto, ŝtontajlisto casseur de pierre, tailleur de pierre λιθοξόος , κτίστης scalpellino aciscularius, lapicida, lapidarius picapedrer steenhouwer |
Norwegisch: Portugiesisch: Rumänisch: Russisch: Schwedisch: Spanisch: Tschechisch: Ungarisch: |
steinhogger, steinhugger canteiro pietrar каменотёс stenhuggare cantero, picapedrero kameník kőfaragó |
verwandte Berufe: Steinbildhauer, Steinhauer, Holzbildhauer
Ich bin ein Steynmetz lange zeit /
Mit stangn / Winckelmaß un‘ Richtscheit /
Ich aufricht Steynheuser wolbsinn /
Mit Keller / gewelb / Bad und Brünn /
Mit Gibelmauwrn von Quadersteyn /
Auch Sclösser und Thürmen ich meyn /
Setz ich auff festen starcken grundt /
God mus erstlich die Kunst erfund.
Dombauwesen und Bauhütten
Aufgrund der gestiegenen hohen und handwerklichen Anforderungen des gotischen Dombaus kamen im Laufe des 13. Jahrhunderts in Mitteleuropa die Bauhütten auf, die eine spezifische und arbeitsteilige Organisationsstruktur entwickelten. Die Bauhütten vereinigten zunächst ausschließlich Steinmetze, die sich in so genannten Steinmetzbruderschaften organisierten.
Definitonen zu Differenzierung
B a u h ü t t e : vor Ort tätige Organisation der an einem Dombau beteiligten Steinmetze
S t e i n m e t z b r u d e r s c h a f t : überregionale Organisation der Steinmetze, die an Kirchen-Großbaustellen arbeiteten
Z u n f t : ständische Organisation der Handwerksmeister
G i l d e : Zusammenschluss von Kaufleuten, die u.a. Kirchenbauten mitfinanzierten
Im Jahre 1275 beraumte Erwin von Steinbach (1244–1318), Dombaumeister zu Straßburg, eine Versammlung der wesentlichsten deutschen, französischen, italienischen und englischen Baumeister an. Er beabsichtigte die vorhandenen Regeln zu vereinheitlichen, um zum eine die Arbeit zu erleichtern und zum anderen dabei mehr Gerechtigkeit walten zu lassen. Dies gilt als der entscheidende Schritt zur Herausbildung des Bauhüttenwesen. Auch wurde die Münsterbauhütte von Straßburg zur übergeordneten Hauphütte erklärt und als oberste und letzte Instanz anerkannt. Weitere Haupthütten gab es in Köln, Bern (später Zürich) und Wien.
Die vereinbarten Regeln – Steinmetzordnungen genannt – blieben zunächst ungeschrieben und wurden mündlich nur innerhalb des Hüttenwesen weitergegeben. Da sich üblicherweise die Gesellen auf Wanderschaft begaben, war die nur mündliche Weitergabe hauptsächlich der Wahrung der relative Eigenständigkeit der gotischen Bauhütten geschuldet – sprich der Geheimhaltung der jeweiligen Rituale und bautechnisch planerischerischen Grundlagen der Steinmetzarbeit – und zum anderen konnten viele der mittelalterlichen Handwerker derzeit ohnehin noch nicht lesen.
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Die Hütte war nicht nur auf Werkstätten begrenzt, sondern umfasste neben Holz- bzw. Steingebäuden weitere Baulichkeiten für Küche und Schlafstätten. Die Unterkunft nebst erforderlichem Inventar sowie Verpflegung wurden gestellt. Mitglied einer Hütte konnten nur freie Steinmetze mit untadeliger Lebensführung und einer anerkannten handwerkliche Ausbildung werden.
Der Steinmetz um 1575. Schützende Mauern, feste Burgen, Schlösser und hehre Dome
baut der Steinmetz mit kunstreichem Sinn.
Mit Hammer, Meißel und Winkelmaß bezwingt er den Quadern Ungetüm
und fügt sie zu stolzen Gewölben.
Zu ebener Erde, auf schwankem Gerüst erfreut ihn die Weite der schwingenden Bogen.
Der Bauhütte Mitglied ist jeder Meister, deren Gesetze er willig befolgt.
Der Schutzpatron des Steinmetz ist der heilige Stefanus.
Berufs – & Zunftzeichen der Steinmetzen
Steinmetz – Werkzeuge
- Hammer
- Holzschlegel
- Meißel
- Richtscheid
- Steinbohrer
- Winkel
- eisener Zirkel
- Schablonen
- Breiteisen
- Knüpfel
- Kröneleisen
Interessantes & Schönes
- Schutzpatrone der Steinmetzen
Quatuor coronati – wörtlich: ‚Die vier Gekrönten‘, auch ‚Die (heiligen) vier gekrönten Märtyrer‘
Eine Überlieferungen vom Beginn des 4. Jahrhunderts besagt, dass vier (manchmal auch fünf) Steinmetze, die in einem römischen Steinbruch in Dalmatien arbeiteten sich weigerten, eine Statue des heidnischen Gott Asklepios der Römer aus Stein zu hauen. Deshalb seien sie gegeißelt und in Bleisärgen in der Save ertränkt wurden. Ein Christ namens Nikodemus barg die Reliquien von Sempronianus, Claudius, Nikostratus und Castorius. In einem Martyrologium aus dem Jahre 354 wird der 8. November als Gedenktag genannt.
Mitglieder der Bauhütte erklärten die pannonischen Steinmetzen zu ihren Schutzpatronen, da Handwerke üblicherweise die Heiligen zu ihren Schutzpatronen wählten, die ihren Beruf ausgeübt hatten. In den Steinmetzordnungen von Torgau und Rochlitz ist die Ehre der vier gekrönten Märtyrer niedergeschrieben.
Der Steinmetz
Was zerstreut scheint, wird stets vereint.
wenn nicht unter meinem Stein, so wird es doch drüben sein.
Hast du dein Leben ausgeschnaubt, ich setz dir dann den Stein auf’s Haupt
und wünsch‘, er werd‘ dir nicht zu schwer. Im Leben trugst du oft viel mehr.
Willst du, daß wir in das Haus mit hinein dich bauen,
laß es dir gefallen, Stein, daß wir dich behauhen.
[Alte Handwerksweisheiten. Hrsg. Michael Kurzer. Stürtz Verlag, Würzburg. 1998]