Der Kettenschmied

Detail von ineinander verschlungenen Kettenringen

Der  Kettenschmied  –  teils auch Ringschmied genannt  –
war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein eigenständiger Berufszweig des Schmiedehandwerks.
Nicht selten war er gleichzeitig auch der Panzerschmied für Kettenhemden.

Farbfoto: große Ketten hängen an einer bemalten Wand
gefunden 1280, Italien/Pisa

Er war spezialisiert auf die Anfertigung von Gliederketten aus Eisen, welche bspw. für Brunnen- und Ankerwinden, für Zugbrücken, für Schiffs- und Ankerketten, für Wagen- und Zuggeschirr, zum Sperren von Straßen und Flüssen und zum Fesseln Gefangener bestimmt waren.
Heute gibt es keine berufsmäßige Kettenschmiede mehr,
denn Ketten  werden inzwischen maschinell hergestellt.


Berufsbezeichnungen

Kettenschmied,   Kettenshopp (nhd.)    –   veraltet:  Kettenschmid(t),   Kettner, Kettenmacher
Ringschmied,   Rinker  –  veraltet:  Ringschmid(t)

Kettenschmied in anderen Sprachen

bitte hier aufklappen
Afrikaans:Kettingsmid
Bulgarisch:Верига ковач
Dänisch:Kædesmed
Englisch:chain smith
Esperanto:Ĉenforĝisto
Französisch:chaînetier
Isländisch:Keðjusmiður
Italienisch:fabbro di catene
Lettisch:Ķēdes kalējs
Litauisch:Grandinės kalvis
Niederländisch:Kettingsmid
Norwegisch:Kjedesmed
Polnisch:koval łańcuchów
Portugiesisch:ferreiro de cadeia
Rumänisch:Fierar de lanțuri
Russisch:звенo кузне́ц
Schwedisch:Kedjesmed
Slowakisch:Reťazový kováč
Slowenisch:Verižni smith
Spanisch:forjador de cadenas
Tschechisch:Řetězový kovář
Türkisch:zincir demirci
Ungarisch:lánckovács

Berufsfamilien:         Schmied
verwandte Berufe:   andere Schmiede


Der Ketten-Schmid

Kupferstich: drei Kettenschmiede hämmern
1698 – [Christoph Weigel]
Text

Der Ketten-Schmid
Zusamm gefügte Macht wird offt zusbat verlacht.

Bewahrt der Seelen theuren Frieden,
Ihr, die des neuen Bundes Blut,
gekrönt mit diesem edlen Gut.
Last Sünd‘ euch nicht mehr bande schmieden.
Viel besser ist’s in Ketten schlagen
die Lust, als ihre Fesseln tragen.


Der Kettner

Sammelbild: feiner Herr beim Kettenschmied
[Tengelmann]

Der Kettner

Selten war das Gewerke der Rinker, selbst in den größeren Städten, nicht zahlreich an Meistern. In frühen Zeiten machten sie Ketten und Panzer aus Ringen, Schuppen und Draht. Frauen und Töchter halfen am Amboß, bis es der Rat diesem Handwerk verbot. Es fiel das Ansehn der Zunft, als besondere Handwerker das Panzerhemd herstellten. Der Schriftsteller Fischart, ein Zeitgenosse, meldet vom Kettner, daß er sein Handwerk im Umzieh’n betreibe ein ‚Kuderwelsch‘ und ‚Landzetler‘ sei.


[Tengelmann: Wahrhafftige und Eigentliche Beschreibung
von den Ständen, Zünften und Handwercken
 – um 1575]


Das Kettenschmieden

Der Kettner schmiedete zuerst Ringelemente
und diese dann zu Ketten.

Zeichnung: Fertigungsschritte vom Rohling bis zur Kette
12. Jh., Angelsachsen

Als Rohlinge dienten runde oder quadratische Eisenstangen. Glühend wurden diese über dem Horn des Amboss zu Ringen geformt. Danach wurden sie in schon fertige Glieder eingehakt und in der Hitze des Feuers zu einer Kette zusammen geschmiedet.

Die fertigen Ketten blieben entweder in unbehandeltem Zustand oder wurden durch Einschmieren mit verschiedenen Materialien wie Steinkohleteer, Wachs, Talg, Hornspäne oder Pech geschwärzt. Sollten sie verzinnt werden, wurde das vom Zinner übernommen.


Werkzeuge und Utensilien

Zeichnung: Zangen, Feilen, Schraubstock
1782, Frankreich: Traditionelle Kettenschmiedewerkzeuge – [Bernard Derexet]

Kettenformen und -arten

Zeichnung: verschiedene Kettenarten
1877
  • Ankerketten
  • Bandketten
  • Brückenketten
  • Brustketten
  • Deichselketten
  • Halfterketten#
  • Halsketten
  • Hemmketten
  • Kuhketten
  • Messketten
  • Schiffsketten
  • Sperrketten
  • Uhrenketten
  • Wagenketten
  • Zaumketten


Farbfoto: auf Boller aufgewickelte, rostige Kette
2012, Frankreich