Um Kirchenglocken herzustellen, muss man zunächst ein Wachsmodell anfertigen, welches auf einen Kern aus Lehm und Ziegelsteinen geformt wird. Über die Wachsschicht wird eine weitere Lehmschicht aufgetragen. Nun wird das Wachs geschmolzen und in den Hohlraum Bronze gegossen. Nach dem die Glockenbronze ausgekühlt ist, wird die Lehmform zerstört und man erhält die gegossene Glocke.
Mitunter wurden die Glocken aus Kostengründen aus hartem Gusseisen gefertigt. Jedoch konnten diese im Gegensatz zu Bronzeglocken rosten.
Die Glockengießer gehören zu den Rotgießern.
Berufsbezeichnungen
Glockengießer, clockengeiter (14.Jh.)
Glockengießer in anderen Sprachen
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Englisch: | bell-founder |
Französisch: | fondeur de cloches |
Italienisch: | campanaro |
Latein: | fusor campanarum |
Polnisch: | ludwisarz |
Schwedisch: | klockgjutare |
Spanisch: | campanero |
verwandte Berufe: Metallgießer: Stückgießer, Bildgießer, Rotgießer
Die Glocke und die Glockengießer
„Glocken wurden und werden vielfältig eingesetzt. Sie ertönen bei Tempeltänzen, sollen böse Geister abwehren, eröffnen mit ihrem Klang Märkte, warnen vor Gefahren, sagen uns die Zeit. Seit jeher drücken sie den Wunsch der Menschen Frieden aus. Einen Erfinder der Glocke gibt es nicht. Glocken haben sich aus Rasseln, Klappern und Schellen vermutlich vor mehr als 3000 Jahren entwickelt. Die Chinesen gehörten mit zu den ersten, die Glocken besaßen. Überliefert ist von Kaiser Qin Shihuangdi unter dessen Herrschaft China geeint wurde und die Große Mauer entstand, daß er zwischen 246 und 210 v.u.Z zwölf Glocken zu je 22000 Kliogramm Gewicht gießen ließ. Zu großer Berühmtheit gelangten vor über 1000 Jahren auch die Glockengießer Koreas.
Zu einem selbständigen Gewerbe bildete sich die Glockengießerei im 8. und 9. Jahrhundert heraus, da sich in der Regierungszeit Karls des Großen die Glocken als liturgische Instrumente über ganz Europa verbreiteten und der Bedarf sprunghaft stieg. Damals wurden die Glocken in Klöstern gegossen, später zogen die Gießer durch das Land und gossen dort, wo Glocken benötigt wurden. Stehende Gießhütten verzeichnet die Chronik dieses Gewerbes erst seit etwa 500 Jahren. Ihre heute bekannte Form bekam die Glocke im 14.Jahrhundert.
Berühmtheit erlangte unter dem Namen ‚Zar Kolokol‘ eine 1735 in Moskau gegossene Glocke. Sie befand sich noch in der Grube, als ein Stadtbrand auch die Gießerwerkstatt vernichtete. Bei den Löscharbeiten gelangte kaltes Wasser auf die erhitzte Glocke, und ein großes Stück brach heraus. Deshalb konnte die auf 202000 Kilogramm geschätzte schwerste Glocke der Welt nie geläutet werden. Heute betrachten jährlich Zehntausende die 1836 im Moskauer Kreml aufgestellte ‚Zar Kolokol‘, die Napoleon 1812 vergeblich nach Paris zu schaffen versuchte. …“
(aus: Bernd Wurlitzer: Historische Werkstätten, Berlin 1989)
Das Gewerbe der Glockengießerei
„Der Glockengießer, fusor campanarum, gehörte als Rotgießer im 15. Jahrhundert mit Stück- und Bildgießerin in eine meist gemeinsame Zunft, doch wurde der ausschließliche Glockenguss auch als Wandergewerbe und Lohnwerk betrieben, zu dem nicht einmal das Meisterwerden erforderlich war, bezeugt uns doch die Inschrift einer Glocke zu Lauenstein in Hannover, daß diese 1494 von Herman Kester, apengeterknecht, gegossen wurde.
Bereits im 12. Jahrhundert beweist das Vorhandensein eines ‚vicus capanariorum‘ in Köln, wie frühzeitig das städtische Handwerk den Glockenguss übernahm; in Straßburg erscheint zuerst 1277 ein Meister Hartmann als Glockengießer und 1399 wohnt dort Heintzeman Hopfe als Glockengießer in dem Hause ‚zu der Glocken‘ im Gießen. In Augsburg wird als erster Glockengießer Meister Hugo genannt, der 1339 die sogenannte Sturmglocke goß. In Danzig wurden die Glocken ‚Osanna‘ und ‚Apostolica‘ der St.Marienkirche gegossen und im 15. Jahrhundert hatte die Stadt drei namhafte Gießer […], welch letzterer 1468 nach Magdeburg berufen wurde, um die größte, 200 Zentner schwere Glocke für den dortigen Dom zu gießen, ein Ereignis, über das die Magdeburger Chronik ausdrücklich berichtet. Wie eng – auch oft räumlich – Glocken- und Stück- oder Geschützgießerei im 15. und 6. Jahrhundert zusammengehörten, zeigte uns ähnlich wie in Braunschweig, auch die Kannengießerstraße in Lüneburg. Derartige Gießstätten errichteten in jener Periode manche Städte auch als Selbstunternehmung und Eigenbetrieb; so legte z.B.Augsburg 1502 am Katzenstadl, das seit alters Aufbewahrungsort der „Katzen“ d.h. der ballistischen Maschinen des Mittelalters gewesen war, ein eigenes Gieß- und Zeughaus an und Hamburg erbaute 1549 am Steintore eine städtische Glocken- und Geschützgießerei, nach der heute noch die Straße Glockengießerwall benannt ist.
In Lübeck, als Sitz eines Domkapitels, hielten Glockengießer ebenfalls früh ihren Einzug, denn die jetzige Glockengießerstraße wird schon 1285 als platea campanariorum erwähnt und 1294 klockengeterstrate genannt. Die Glockengasse in Köln hieß 1259 zwar ‚Clocnergazin‘, so daß man sie für eine Straße der Glöckner zu halten versucht ist, doch die Latinisierung, platea campanariorum oder campanarum verweist deutlich auf das Glockengießergewerbe, das zeitweilig auch in der heutigen Brückenstraße, im Bezirk St.Kolumba, ausgeübt worden zu sein scheint, da sie ebenfalls unter der Bezeichnung platea campanarum vorkommt.“
(aus: Erwin Volkmann: Alte Gewerbe und Gewerbegassen. Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921)
„GLOCKENGIESSER.
Der Glockengießer nimmt unter den Metallgießern seit jeher eine besondere Stellung ein. Bei ihm genügt es nicht, wenn beim Zerschlagen der äußeren Form der Guß sich schön aus der Umhüllung schält. Sein Werk ist erst von Erfolg gekrönt, wenn die weithin schallenden Schläge der Glocke künden, daß die Mischung der Metalle die gewünscht ungetrübte Reinheit des Klanges ergeben hat.“
Glockenarten
Der Stück- und Glocken-Gießer im 18. Jh
Der Stück- und Glocken-Gießer.
Des höchsten Zorn reicht weit, erwägt ihn weil es Zeit.
Die Glocke des Gebets anrühren,
und nicht das Herz zur Andacht führen,
macht ein Gebrumm: Stellt dieses ein:
Soll sich ihr Schall im Himmel regen:
so muß der Glaube Hand anlegen,
Auffmercksamkeit der Schwengel seyn.
1730 [Weigel]