Täschner und Täschnerin
Der Täschner stellt Taschen aus Leder für allerlei Gebrauch her. Sie beziehen aber auch Koffer und Stühle mit Leder. Mitunter werden sie auch Säckler genannt.
Berufsbezeichnungen
Täschner, Täschnerin, Taschner, Taschenmacher, Säckler, Beutelmacher, Bürsner, Daschne
Täschner in anderen Sprachen
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Bulgarisch: | производител на чанти |
Dänisch: | posemaskine |
Englisch: | bag maker |
Esperanto: | sako-fabrikanto |
Französisch: | fabricant de sacs |
Isländisch: | poka framleiðandi |
Italienisch: | produttore di borse |
Lateinisch: | factorem lapides sacculi |
Niederländisch: | tas maker |
Norwegisch: | poseprodusent |
Polnisch: | ekspres do torby |
Portugiesisch: | fabricante de sacos |
Rumänisch: | producător de pungi |
Russisch: | производитель сумок |
Schwedisch: | väska tillverkare |
Slowakisch: | brašnár |
Slowenisch: | izdelovalec torb |
Spanisch: | fabricante de bolsas |
Tschechisch: | výrobce tašek |
Türkisch: | çanta üreticisi |
Ungarisch: | bőröndös |
Berufsfamilie: Lederverarbeiter
verwandte Berufe: Beutler, Gürtler, Polsterer, Sattler, Koffermacher
Taschenarten
Reisetasche, Jagdtasche, Sporttasche, Handtasche, Rucksack, Umhängetasche, Aktentasche, Kameratasche, Schultasche, Ranzen, Arzttasche, Patronentasche, Reittasche, Brieftasche
Werkzeuge der Täschner
- Schärfmaschine
- (Industrie)Nähmaschine
- Spindelpresse
- Cornette
- Messer: Schärfmesser, Stanleymesser
- Lochstanzer
- Nadeln
- Ahle
- Fingerhut
- Groover
- Abstandshalter
- Eisenlineal
- Zungenschnitzer
- Gewichte
- Haueisen
- Nähekloben
Zubehör und Material
- Leder
- gewachste Baumwolle
- Nieten und Ösen
- Metallbeschläge
- Magnetverschlüsse
- Schnallen
Berufsbeschreibung
„…Der Täschner überzieht Koffer, er macht Felleisen, mit Leder überzogene Stühle und einige andere ähnliche Dinge ….“
„…Der Bettsack wird von dem Täschner insgemein von schwarzem Rindsleder, selten von Hammelleder gemacht. Ein solcher Sack ist vierkantig, und in kleine Bettsäcke kann man Betten für eine, in große für zwey Personen hinein stecken. Alle seine Theile sind inwendig mit Leinwand gefüttert. Er hat aber einen Boden und vier Seitenwände, welche fest zusammen genähet werden. Oben wird ein gefutterter Flügel oder Deckel bloß an einer langen Seite des Körpers angenähet, und an den übrigen drey Seiten wird er an dem Körper oder Kasten angeschnallet. Daher sind an dem Flügel Riemen, an dem Kasten aber Schnallen. Unter dem Flügel werden der Sicherheit wegen zwey gleich große Klappen an den Kasten angenähet, die nach der Länge des Kastens zusammen schlagen. …“
„…Der Täschner hat seinen Nahmen überhaupt von der Verfertigung allerley lederner Taschen erhalten. Die vornehmste Tasche dieser Art ist die Patrontasche, die aber insgemein von dem Sattler verfertigt wird. Sie hat drey Theile, nähmlich einen Vordertheil, einen Hintertheil, woran zugleich der Flügel sitzt, und einen Boden, der mit den beyden Seitentheilen ein Ganzes ausmacht. Diese drey Theile werden sämmtlich aus plattblankem holländischem Ochsenleder zugeschnitten, und inwendig mit Schafleder gefuttert, den Flügel ausgenommen, der nur aus einer starken Stelle des Leders zugeschnitten wird. Das Leder muß durchgehends in Wasser eingeweicht, und mit einem Hammer vor dem Zuschneiden geschlagen werden. Die zugeschnittenen Stücke werden auf einer hölzernen Form zusammen gewöhnt, und die Naht wird eingefaßt. Der Riemen ist von sämischgarem Ochsenleder. …
Die Reittasche ist etwa von der Form des Bettsackes, nur kleiner und hat noch einen Riemen zum Umhängen. Sie ist also vierkantig, und ihr Flügel kann mit einem Riemen angeschnallet werden. Sie wird nur aus Hammelleder gemacht, und inwendig mit Leinwand gefuttert. Die Jägertasche verfertigt der Täschner von Dachsfell, dessen rauhe Seite auswendig gekehrt wird. …
Die Brieftasche oder Portefeuille ist unter allen diesen Taschen die kleinste und zierlichste. Sie wird aus Juchten, Corduan, Saffian oder schwarzem Kalb= oder Hammelleder verfertigt. Sie hat, wie die Jägertasche, einen Vordertheil und einen Hintertheil, der mit dem Flügel zusammen hängt. Inwendig wird sie mit Leinwand gefuttert. Wenn beyde Theile zusammen genähet sind, so wird sie durchgängig eingefaßt, und der Flügel erhält ein metallenes Schloß, womit die Tasche zugemacht wird.
Hierzu kann man auch das Kammfutter rechnen, das mit der Brieftasche einerley Einrichtung hat, außer daß es inwendig verschiedene Fächer erhält. Es wird aus schlechtem Schafleder gemacht, und mit altem Leder gefuttert. …„
„Zuweilen verfertigt der Täschner auch lederne Decken, die z. B. auf Tische gedeckt werden. Diese Decken schneidet der Professionist bloß aus gedrucktem Schafleder zu, ohne sie einzufassen. Sie sind jetzt indeß fast ganz aus der Mode gekommen. …“
„In die eisernen Feldbetten setzt der Täschner den Fußboden ein, worauf die Betten liegen. Der Schlösser muß die Einrichtung des Bettes so treffen, daß der Fußboden befestigt werden kann. Er ist von doppeltem Zwillich oder Leinwand mit Leder besetzt. Der Täschner setzt zwey Riemen zum Zusammenschnallen an. …“
„Eine wichtige Arbeit der Täschner war sonst das Beschlagen der Stühle mit Leder, obgleich das Beschlagen der Sofas etc. eigentlich eine Arbeit der englischen Stuhlmacher oder der Tapezierer ist. Seitdem die Rohrstühle so sehr Mode geworden sind, werden wenig neue mit Leder überzogene Stühle mehr gemacht. Das Gestell dieser Stühle verfertigt übrigens der Tischler. Bey einem Großvaterstuhl schlägt der Täschner auf dem Sitze 4 Gurte übers Kreuz an, im Rücken aber nur einen nach der Breite. Ueber dem Gurt spannt er sowohl auf dem Sitz als in der Lehne Leinwand aus, und schlägt sie mit Nägeln an. Endlich wird auf dem Sitz sowohl als in der Lehne Schafleder mit Pinnen und einem untergelegten Riemen angeschlagen, und zugleich der Stuhl mit Kälberhaaren gepolstert. Das Schafleder ist insgemein nur braun oder roth, und es wurde sonst öfters gedruckt. Den Feldstuhl beschlägt der Professionist nur vermittelst Nägel auf der Lehne, und im Sitz mit Juchten, ohne ihn zu polstern; denn er muß bekanntermaßen zusammengeschlagen werden können. Jetzt sieht man bey dem Militär indeß selten dergleichen Geräthe, weil sie ein Heer nur belästigen….“
[aus: Oekonomische Enyclopaedie von Johann Georg Krünitz, 1773 – 1858]
Ausbildung zum Täschner
„…Die Lehrbursche der Täschner lernen ihre Profession unentgeltlich in 5 — 6 Jahren, in 4 Jahren aber, wenn sie ein Lehrgeld von 50 Thalern erlegen. Sie verfertigen zum Meisterstück einen Koffer mit Rindsleder überzogen, auf dessen Deckel getriebene Arbeit seyn muß. Man leimt nähmlich Verzierungen von Bildhauerarbeit auf dem Deckel an, und diese muß der Jungmeister mit Leder überziehen. Ueberdem muß er noch ein Felleisen von schwarzem Corduan und einen Großvaterstuhl mit Roßhaaren und Stahlfedern verfertigen. …“
[aus: Oekonomische Enyclopaedie von Johann Georg Krünitz, 1773 – 1858]