Der Schwertner

Sandsteinrelief: ein Schmied arbeitet am Amboss, zwei stehend daneben

Der  Schwertner  gehört zu den Klingenschmieden
und ist heute nicht nur in unseren Breiten ein sehr seltener Beruf.

Kupferstich: zwei mittelalterliche Schwertner
Litho: Schmied mit Schwert steht neben Herd

Er stellte sog. blanke Hieb- und Stichwaffen her,
d.h. er schmiedet sowohl Schwerter als auch Degen, Säbel und Dolche,
sowie Hellebarden-, Lanzen- und Speerspitzen.


Berufsbezeichnungen

Schwertner,   Schwertschmied,   Schwertmacher,   Schwertfeger,  Schwertfurbe,   Schwertfürbel
(veraltet)   Swerterer,   Swertfäger,   Swertfeger,   Swertueger,  Schwerdtfeger,   Schwerthfeger,   Zweertvager

in anderen Sprachen
Bulgarisch:ковач меч
Dänisch:sværdsmed
Englisch:swordsmith, sword maker
Esperanto:miekkaseppä
Französisch:armurier
Isländisch:
Italienisch:fabbro di spade
Lateinisch:
Niederländisch:zwaardsmid, zweertfegher
Norwegisch:sverdsmed
Polnisch:kowal mieczy
Portugiesisch:ferreiro de espadas
Rumänisch:
Russisch:кузнец мечей
Schwedisch:svärdsmed
Slowakisch:kováč meč
Slowenisch:kovač mečev
Spanisch:herrero de espadas
Tschechisch:kovář meč
Türkisch:demirci kılıç
Ungarisch:kovács kard

Spezialisierungen:   …,   …,   …
verwandte Berufe:   andere Schmiede und Waffenschmied, Metallarbeiter


Zunft- und Berufszeichen


Schwertschmied / Schwertfeger

kleine Bronzefigur

Vor dem Hochmittelalter schliffen die Schwertschmiede die Klingen ihrer Schwerter selbst. Ab dem 12. Jahrhundert findet man dann spezialisierte  Schwertfeger.  Diese – auch Schleifer genannt – arbeiteten, wie die Scherenschleifer, an einem rund umlaufenden Schleifstein; kleinere wurden mit einem Fußbrett, größere durch Kurbeln angetrieben. Seit dem 14. Jahrhundert wurden Schleifsteine von bis zu zwei Metern Durchmesser durch Wasserkraft angetrieben.

Die ursprüngliche Arbeit der Schwertfeger begann nachdem das Schmieden und Härten getan war. Seine Aufgabe war es, die Klinge und die ggf. eingearbeiteten Hohlkehlen (fälschlicherweise oft ‚Blutrinnen‘ oder ‚Blutbahnen‘ genannt) zu reinigen, sie auf einem Schleifstein blank zu schleifen und zu polieren. Zum Polieren setzte er Polierstähle, Polierachate, Schmirgelpulver und Polierhölzer ein.

„Nach dem Privileg von 1735 wurde den Schwertfegern die Verfertigung von degen, Säbeln und Hirschfängern gestattet, wobei sie nur die Gefäße, Schäfte und Griffe, nicht die Klingen selbst herstellen durften.“

Kupferstich: Kunde begutachtet ein Schwert beim Schwertfeger
1698 – [Christoph Weigel]
Originaler Sinnspruch

Der Schwerdt-Feger
Dem Schaf, das dulden kan, steht keine Wollfsklau an.

Wer auff deß Lamms bedornten Wegen,
Ihm folgen will zur Krom und Segen,
der steiget durch Gedult empor.
Der Feinde unverdientes Tchelten,
muß er mit segnen so vergelten,
wie ihm sein Heyland gienge vor.

Seit der maschinellen Schwertfertigung bezeichnete man als Schwertfeger einen Schmied, der die Endmontage von Schwertern, Degen, Säbeln, Dolchen und ähnlichen Waffen vornahm. Er setzte Klinge und Gefäß (=Griff) zusammen, schützte sie mit Fett gegen Korrosion und fügte sie in ihre Scheide.


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sw Foto: mehrere Schwertfeger an verschiedenen Arbeitsplätzen - 1910, USA
‚Sword Maker Manufactory in Philadelphia‘ – um 1910, USA

Werkzeuge

1761

Fig. I. Ist die Griffwinde, auf dessen Stange man den hölzernen Degengriff aufstekkt, und so den Drat, mittelst der Kurbel und des Rades straff aufwindet. Das Rad hält eine Klinke an, und alles ist an dieser Maschine von Eisen.
II. Ist ein Meisselchen zu den krausen Arbeiten.
III. Ein rundlicher Polirstal, Sachen zu poliren.
IIII. Ein andrer gebogner.
V. Ein flacher gebogner Polirstal.
VI. Ein Schneideisen, Schrauben zu machen.
VII. Ein Schaber, am andern Ende ein herzförmiger.
VIII. Gedoppelte Riffelfeile.
VIIII. Ein gebogner Schaber.
X. Modelle von Eisen zum Ohrbande und Mundstükke.
XI. Der Küttstokk zum Treiben.
XII. Das Zwirnrad, einen gedoppelten Drat zum degengewinde an dessen Haken zu zwirnen. Der Hake stekkt im Getriebe, und die Maschine wird in einem Tische fest geschroben. Jedesmal wird nur immer ein Haken gebraucht.


Erzeugnisse der Schwertner

  • Schwerter

Ein   S c h w e r t   ist eine Hieb- und Stichwaffe mit gerader oder gebogener, ein- oder zweischneidiger Klinge. Das Schwertende – sog. ‚Ort‘ –  kann stumpf  (Schwert zum Hauen)  oder spitz  (Schwert zum Stechen)  sein. Neben vielfältigen individuellen Benennungen unterscheidet man allgemein

Farblitho: Schwerter und Schwertgriffe - 1300

 

um 1300

kolorierter Kupferstich: Reichsschwert, Zermeonienschwert und Zepter] - 1755

 

Reichsschwert, Zermeonien-schwert und Zepter – 1755

.
nach Länge:

  • Kurzschwert
  • Langschwert

nach Gebrauch:

  • Kampfschwert
  • Richtschwert
  • Reichsschwert
  • Zeremonienschwert

Die Konstruktion und Teile eines mittelalterlichen Schwertes

schematische Zeichnung

1 – Der Griff oder auch das Gefäß
2 – Der Knauf dient als Abschluss des Schwertes und soll das Abrutschen des Schwertes aus der Hand verhindern. Zudem bildet der Knauf ein Gegengewicht zur Klinge, was die Schwerpunktlage verändert und die Schwertführung verbessert.
3 – Die  Angel (auch ‚Erl‘ genannt) bildet den Teil der Klinge, der durch die Parierstange, Griff und den Knauf führt und den Niet für den Knauf bildet.
4 – Das Heft dient der Handhabung des Schwertes und besteht meist aus Hartholz, welches die Angel umschließt und mit einem Geflecht aus Leder, Stoff oder Metall umwickelt ist.
5 – Die  Parierstange soll Schläge des Gegners abfangen und verhindern, dass die Hand auf die Klinge rutscht.
6 – Die  Klinge
7 – Die  Chappe  (sog. ‚Regenleder‘)
8 – Die  Fehlschärfe ist der Bereich (am Anfang der Klinge kurz vor der Parierstange), der nicht geschliffen wurde. Bei großen, zweihändigen Schwertern kann die Fehlschärfe einen großen Bereich der Klinge einnehmen und wird dann bei verschiedenen Schlagversionen zeitweise mit der zweiten Hand gegriffen. Bei einigen Spätrenaissance-Zweihändern wurde dieser Bereich daher durch eine zweite Parierstange (sog. ‚Parierhaken‘) geschützt, die im Gegensatz zur Parierstange immer ein ausgeschmiedeter Teil der Klinge ist.
9 – Die  Hohlkehle dient der Gewichtsreduzierung der Klinge, ist aber keine Abflussrille für das Blut des Gegners. Oft wurden darin Markenbezeichnung, Namen oder Segenssprüche eingearbeitet.
10 – Die Schneide  ist der scharf geschliffene Teil der Klinge und bestand oft aus in die Klinge eingelassenen ‚Schneideleisten‘ aus besonders hartem und schneidhaltigem Stahl.
11 – Der Mittelgrat  einer Klinge dient der Versteifung derselben.
12 – Der Ort  ist die Klingenspitze.
13 – Die Schwertscheide soll die Klinge und den Träger schützen; besteht aus Holz, Leder, Fell oder Metall. Die Scheiden mittelalterlicher Schwerter wurde wohl auch mit Fell gefüttert, in dem sich auch Pflegeöle gut hielten.
14 – Das Scheidenmundblech soll das Leder vor der Schneide des Schwertes schützen und das Eingleiten der Klinge erleichtern. Daran befinden sich meistens diverse Tragebügel oder Schlaufen, um sie zu befestigen.
15 – Das Ortband schließt die Schwertscheide schützend nach unten ab.

  • Degen

Ein Degen ist eine vorwiegend auf den Stich ausgelegte zweischneidige Klingenwaffe (Stichdegen). Eine Ausnahme stellt eine im 16. Jahrhundert in Spanien und Italien für die berittenen Truppen eingeführt Abart mit einschneidiger Klinge und zweischneidiger Spitze dar (Haudegen).

Grafik: im Kreis angeordnete historische Degen

1, 2, 12 – jüngere preußische Degen  (19. Jh)
3, 4 – Degen Philipps II. von Spanien  (16. Jh)
5 – Degen Friedrichs d.Gr.  (18. Jh)
6 – Degen des Herzogs Friedrich Heinrich von Nassau (19. Jh)
7 – Degen Napoleons I.  (19. Jh)
8 – Klinge der Colada des Cid mit Gefäß  (16. Jh)
9 – Degen aus Toledo  (17. Jh)
10, 11 – ältere preußische Degen  (18. Jh)
Mitte – Schild mit Degenbrecher


 


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Je nach historischem Kontext wurden im Deutschen allerdings auch eine Reihe von anderen Waffen als Degen bezeichnet. Demnach konnte/kann Degen bedeuten:

Grafik: barocker Degen

 

Offiziersdegen um 1850

Farbfoto: Sportdegen mit französischem Griff

 

Sportdegen mit frz. Griff

Zeichnung: kunstvoll verzierter Ehrendegen - 1850

im 14. bis 17. Jahrhundert:  ein Dolch
– im 16. bis 17. Jahrhundert:  ein allgemeines Synonym für Schwert (Rapier)

– im 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts:  ein Bestandteil der vollständigen Garderobe von Offizieren und Adligen  (Offiziersdegen, Uniformdegen, Paradedegen, Galadegen, Galanteriedegen, Trauerdegen, Ehrendegen etc.)

Ehrendegen von 1850

– im 18. bis 19. Jahrhundert:  eine Fechtwaffe, u.a. im sog. ‚Akademischen Fechten‘  (Fechtdegen, Raufdegen, Stoßdegen)
– im 20. Jahrhundert:  eine dreikantige, elastische Stichwaffe des modernen Degen-fechtens  (Sportdegen)

  • Dolche

Ein Dolch ist eine kurze ein- bis mehrschneidige Stichwaffe mit meist symmetrischem Griff. Allgemein spricht man bei einer Klingenlänge bis 40 cm von Dolchen, darüber hinaus bis etwa 80 cm bereits von Kurzschwertern.

Zeichnung: Dolche aus verschiedenen Zeiten und Regionen

 

‚Historische Dolche‘ [Walter Hough]

  • diverse Hieb-und Stichwaffen


 

Das Schmieden von Schwertern

… ist eine langwieriger, hochkomplizierter Prozess – eine hohe Kunst, die insbesondere in Japan kultiviert wurde.

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Korehira Watanabe ist einer der letzten verbliebenen japanischen Schwertschmiede. Er hat 40 Jahre damit verbracht, sein Handwerk zu verfeinern, um Koto, eine Art Schwert, das aus der Heian- und Kamakura-Zeit stammt, nachzubilden.


 

Prähistorisches

Urzeit

Zeichnung: verschiedene 'Klingen' aus Geweih, Knochen, Feuerstein und Obsidian

 

‚Urzeitliche Klingen‘ [Walter Hough]

Bronzezeit

Die bis dato ältesten Schwerter, datiert in die Mitte des 4. vorchristlichen Jahrtausends, wurden auf dem Gebiet der heutigen Türkei in Arslantepe geborgen. Ebenda wurde durch dem Kupfer beigemischtes Arsen die sog.  ‚Arsenbronze‘ erzeugt, was schon so  früh das Gießen von Schwertern ermöglichte.
Mit großem Abstand zu jenen Funden treten um 2500  v. Chr. erneut bronzene Schwerter in Kleinasien auf; diese nun v.a. mit Zinnbeimischungen. Ab Beginn des 2. vorchristlichen Jahrtausends datierte Funde belegen Bronzeschwerter im gesamten ägäischen Kulturraum. Nur wenig später finden sich Bronzedolche auch in Mittel- und Nordeuropa – um ca. 1.600  v. Chr. entwickeln sich daraus dann lange Schwerter.