Die Moluckendreher
In ganz vereinzelten Gegenden Niedersachsens, so z.B. besonders in Twistringen im Kreise Syke, betrieb man früher häufig eine Hausindustrie, welche man die „Moluckendreherei“ nannte, das ist die Herstellung von Strohhülsen für Flaschen. Diese Hülsen stellte man zur Winterszeit her, wenn es auf dem Acker und im Garten nichts mehr zu tun gab.
Man nahm gutes Stroh, wie es der Strohdachdecker gebrauchte, breitete es in etwa bleistiftdicker Schicht auf dem Tische aus und beschnitt es, je nachdem, wie hoch oder lang die Hülsen werden sollten. Mit dünnem Faden wurde nun das Stroh mehrfach durchflochten, gleich einer dünnen Strohmatte. War diese nun breit genug, so daß sie eine Flasche umhüllen konnte, dann wickelte man sie rohrförmig auf und umschnürte das eine Ende gehörig mit einem anderen Faden. die Molucken wurden natürlich, je nach dem sie für Weißwein-, Rotwein- oder andere Flaschen bestimmt waren, in verschiedenen Größen und Weiten hergestellt und dann an Weinhändler usw. verkauft.
Die Moluckendreherei hat als Hausindustrie schon immer mehr aufgehört. Manche Leute besitzen schon selbst eine kleine Maschine zur Herstellung von Flaschenhülsen; gewöhnlich aber ist sie schon ein neuerer „Fabrikationszweig“ geworden.
In der ganzen Gegend von Twistringen, nicht weit von Bremen, überhaupt blühte in alten Zeiten die Strohflechterei. Und waren es nicht immer Flaschenhülsen, die man herstellte, so waren es in großen Mengen auch grobe und seine Flechtwerke für Strohhutfabrikanten, die sich hier und da niedergelassen hatten und reichen Absatz für ihre Strohhüte fanden. Sie hatten sogar große Lieferungen nach dem Auslande, und vor allen Dingen in Gebiete wie Westindien, wo grobe Strohhüte von Plantagenarbeitern in großen Mengen verbraucht wurden bei ihren Arbeiten im heißen Sonnenbrande.
(Hrsg. Ernst Bock: Alte Berufe Niedersachsens. 1926)
Berufsbezeichnungen
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verwandte Berufe: Strohflechter, Korbflechter
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