- Berufsbezeichnungen
- Der Flachser Anfang des 20.Jh.
- Werkzeuge
- Arbeitsschritte der Flachser
- Anbau des Flachs
- Flachsernte
- Das Raufen
- Den Flachs riffeln
- Das Trocknen des Flachses
- Die Röste
- Das Bleichen des Flachses
- Bündeln und Verladen des Flachses
- Das Dörren
- Das Brechen oder Schwingen
- Das Pläuen
- Das Bürsten oder Schaben
- Das Hecheln
- Den Flachs häckseln
- Arbeit in der Flachsmühle
- Flachs fertig zur Weiterverarbeitung
- Flachsarten
Die Arbeit der Flachser wird schon schon seit sehr, sehr langer Zeit ausgeübt.
Da man Flachs, eine blaues Leinengewächs, schon seit Urzeiten nutzt, kann nur noch vermutet werden, woher die Pflanze ursprünglich stammt. So nimmt man an, dass seine Heimat im Orient zu suchen ist. Doch aufgrund seiner Eigenschaft, sich gut an unterschiedliches Klima anzupassen, hat sich der Flachs geografisch sehr verbreitet gehabt. Die Römer brachten ihn wohl mit in den Norden. Doch nicht nur seiner relativ anspruchslosen Natur beim Wachsen ist die weltweite Verbreitung zu verdanken, vielmehr ist es seine vielseitige Nutzbarkeit und seine beeindruckende Witterungsstandhaftigkeit in seiner textilen Form. Ist Leinen nass, ist es sogar noch resistenter als in seinem trockenen Zustand, was ihn unschätzbar in der Schifffahrt als Segel machte. Allerdings wurde er irgendwann mehr und mehr von der Baumwolle verdrängt. Die Erfindung der synthetischen Fasern hat ihr übriges dazu getan. Heutzutage findet man nur noch wenige Anbaugebiete in Europa.
Flachs war neben der Textilindustrie auch wichtig als Öllieferant. Auch heute kann man noch bei uns Leinöl erwerben, auch wenn es nicht mehr den gleichen Stellenwert wie Sonnenblumenöl, Raps- oder Olivenöl hat. Weitere Produkte waren eine Art Verpackunspapier, Bast zur Polsterung von Möbeln und als Füllmaterial verschiedener Anwendungen.
Berufsbezeichnungen
Flachser, Flachsmann, Flachsmacher, Flachsschwinger, Flachsbauer, Flachsarbeiter, Flachskerl, Flachsbinder, Flachsbereiter, Werghändler (schwäb. Kauderer, Kuder), Flachshändler, Leinmacher
Der Flachser in anderen Sprachen
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Albanisch: | liri |
Bulgarisch: | лен |
Dänisch: | hør |
Englisch: | flax maker |
Esperanto: | lino |
Finnisch: | pellava |
Französisch: | lin |
Griechisch: | λινάρι |
Isländisch: | hör |
Italienisch: | lino |
Latein: | linarus, lintearius |
Niederländisch: | vlas |
Polnisch: | len |
Portugiesisch: | linho |
Russisch: | лен |
Schwedisch: | lin |
Slowenisch: | lan |
Spanisch: | linaza |
Tschechisch: | len |
Türkisch: | keten |
Ungarisch: | len |
Berufsfamilie: Landwirt
verwandte Berufe: Leinenweber, Bracker, Hanfbauer, Flachsspinner
Der Flachser Anfang des 20.Jh.
„Der Flachsmann oder Flachsmacher […] bearbeitete den rohen Flachs oder Hanf, um ihn zu verkaufen. Er war Flachshändler und nahe verwandt dem Kauderer oder Kuder, dem schwäbischen Werghändler, der jedoch gleichzeitig auch Flachsschwinger und -händler war. Kauder und Kuder ist ein Wort der oberdeutschen Mundarten gleich stupa d.i. „groß Werk, Abwerk von Hanf oder Flachs“; übertragen, auch für Abfälle verschiedener Art gebraucht. Im Schwäbischen versteht man darunter ein „Gebund Werg, so viel auf einkal an den Rocken gelegt wird“, eine Anlege (Grimm); in Altpreußen hat sich das Wort noch mundartlich umgeformt, in Kodder, Schrobkodder, erhalten, worunter man ein grobes Leinentuch (Feudel) versteht, das um einen Schrubber (eine an einem Stiele befindliche Bürste) gewickelt, zur Reinigung der Fußbodendielen usw. gebraucht wird. In Bayern hat das Wort Kauderer eine andere Bedeutung), während man auch dort unter Kuder Werg oder Flachs und unter Kuderer den damit Handel treibenden versteht. In Straßburg, das sich im Mittelalter eines bedeutenden Leinenhandels erfreute, wird zum erstenmal 1295 ein Kuderer erwähnt, während die dortige Flachsgasse, heute Haspelgässel genannt, bereits 1239 vorkommt, 1278 und öfter Flachsgesselin heißt und ihren Namen dem Flachs verarbeitenden Gewerbe verdankt; die darauf ebenfalls hindeutende Bezeichnung Haspelgäßl ist entlehnt von dem ehemaligen Hause „zum Haspel“ in der Seilergasse (Schmidt). Vom Kauderer wanderte der Flachs zum Verspinnen.“
(aus: Erwin Volkmann: Alte Gewerbe und Gewerbegassen. Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921)
Werkzeuge
- Bläuel (Bleuel, Potthammer): Mit dem Flachsbläuel wird der geröstete Flachs vor dem Brechen geklopft.
- Bürste
- Breche (Brake, Brechbank, Brechstock, Brechmaschine, Micke, Nick, Äuel, Schnöpp, Klamm): Ein Werkzeug aus Holz mit dem das geröstete und wieder getrockneten Fasern des Flachses gebrochen werden.
- Darre: Die Flachsdarre ist ein Gebäude, in dem der geröstete Flachs gedörrt wird.
- Hechel
- Raufe (Riffel): Mit der Flachsraufe werden die Samenknopsne von den Stengeln getrennt. Das Werkzeug gleicht einem großen Holzkamm.
- Samenklapper
- Drahtsiebe
- Flachskratze: Eine Art Harke zum Säubern der Flachstränge.
- Röste (Röthe, Riese, Rate, Rode, Rotte): Die Flachsröste geschieht meistens an einem Platz in einem See, Teich, Bach oder Fluss. Dazu wird der Flachs oder Hanf an Pfählen in Bündeln befestigt.
- Flachsmühle: Ein Pochwerk, welches in der Gegend von Hannover erfunden wurde. Damit wird der Flachs oder Hanf mürbe gestampft.
- Schwingmaschine, Schwinger, Schwingstock, Schwingrahmen
Arbeitsschritte der Flachser
Anbau des Flachs
Flachsernte
Der richtige Zeitpunkt der Ernte ist davon abhängig, ob man nur den Samen oder nur die Fasern oder beides gewinnen möchte.
Möchte man gute Fasern zur Weiterverarbeitung gewinnen, sollte man ernten, bevor die Samenkapseln zu groß sind. Das ist in unseren Breitengraden so in etwa Ende Juli der Fall.
Das Raufen
Beim Raufen werden die geernteten Pflanzen in kleine Büschel gebunden und zu Kapellen zusammen gestellt, damit die Körner nachreifen können und eine erste Trocknung erreicht werden kann.
Den Flachs riffeln
Auch als „rüffeln“ oder „ribben“ bekannt.
Beim Riffeln trennen die Flachser die Samenköpfe vom Stengel. Dazu werden sie durch einen Stahlkamm gezogen. Die Samenkampseln können zum Ölpressen oder auch als Viehfutter verwendet werden.
Das Trocknen des Flachses
Das Trocknen wird mancherorts auch „Kapellen“ genannt, weil es in Dreiecken zusammengestellt wird und sie die abstrakte Form von Kapellen aufweisen.
Die Röste
Nachdem die Stengel von den Knoten befreit sind, kommt das Rösten an die Reihe. Dabei wird der Bast und die Rindes des Flachse vom inneren Holzkörper gelöst, die mit einer Art Gummi daran befestigt sind. Das kann durch zwei unterschiedliche Röstverfahren erreicht werden: der Tau- bzw. Landröste oder der Wasserröste.
Bei beiden Verfahren geht es darum, durch einen chemischen Prozess einen bakteriellen Abbau des Klebstoffs und des Marks, die die Fasern zusammenhalten, zu erreichen.
Die Trockenröste
Bei der Landröste wird der geerntete Flachs auf der Wiese o.ä. ausgebreitet und man macht sich den Tau für den chemischen Zersetzungsvorgang zu nutze. Nun muss man 3-4 Wochen warten, während die Stengel regelmäßig gewendet werden müssen. Vernachlässigt man das oder tritt schlechtes Wetter ein, verfault der Flachs sehr wahrscheinlich und ist nicht mehr zu gebrauchen.
Die Wasserröste
Bei der Wasserröste werden im Anschluss des Raufens, Trocknens und Riffelns die Stengel zusammengebunden und in einen stillen Teich gelegt, über- und nebeneinander. Allerdings nicht zu tief, da die Röste aufgrund der unterschiedlichen Wassertemperaturen sonst nicht vollständigt verläuft. Über den Flachs werden Bretter gelegt, die noch mit Steinen beschwert werden. Sie können auch in eine Art Kasten gelegt und zu Wasser gelassen werden. Nach 10-14 Tagen ist die Röste im Wasser abgeschlossen. Danach müssen die Stengel getrocknet werden.
Die Wasserröste in Belgien
Das Bleichen des Flachses
Das Bleichen erfolgt nach der Röste und dient zum einen dem Nachrösten und zum anderen dem Erreichen einer helleren Farben. Dabei wird der Flachs auf Gras oder Klee sehr dünn ausgebreitet und so der Sonne ausgesetzt. Ist das Wetter zu regnerisch, muss der Flachs in trockeneen Räumen bis zum kommenden Frühjahr gelagert werden, um dann die sogenannte „Märzbleiche“ zu erhalten. Auch bei der Bleiche müssen die Stengel von den Flachsern gewendet werden. 8 bis 30 Tage kann das Bleichen dauern.
Bündeln und Verladen des Flachses
Das Dörren
Im Anschluss der Bleiche kommt das Dörren. Dies muss unmittelbar vor dem Brechen oder Pläuen geschehen.
Es gibt die natürliche (an der Sonne) oder die künstliche Dörre. Zu letzterer gehört das Dörren in einer Grube, die Malzdörre, das Dörren im Ofen und in den Dörrstuben.
Das Brechen oder Schwingen
Beim Schwingen bzw. Brechen wird der hölzerne Teil der Flachspflanze gebrochen, so dass dieser leichter entfernt werden kann. Dabei kommen das Schwingmesser oder die Flachsbreche zum Einsatz.
Das Pläuen
Auch „Potten“ genannt.
Auf jeden Fall ist das Pläuen schonender als das Brechen. Außerdem geht das Pläuen schneller und ist kostengünstiger. Auch hier geht es darum, die Holzteilchen zu entfernen, da man sie nicht zur Weiterverarbeitung benötigt.
Das Bürsten oder Schaben
Nach dem Schwingen wird der Flachs entweder mit dem Schabemesser oder mit einer breitstehenden, steifhaarigen Bürste bearbeitet, um die restlichen Körnchen zu entfernen.
Das Hecheln
Beim Hecheln werden die Faser längs gleichmäßig geteilt, um dabei die kurzen Fasern, die man nicht zum Spinnen verwenden kann, zu entfernen. Dazu zieht man sie über eine Art großen, eisernen Kamm oder ein Nagelbrett. Dabei fällt das minderwertigere Werg, so nennt man die kurzen Fasern, ab. Das Werg wird zum Beispiel als Matrazenfüllung, zum Kalfaltern auf Schiffen oder auch zum Seilmachen verwendet.
Den Flachs häckseln
Arbeit in der Flachsmühle
Flachs fertig zur Weiterverarbeitung
Flachsarten
Langflachs, rheinischer Flachs, Schleisslein, Springflachs (Klanglein), Steinflachs, Schließlein (Dreschlein, „Tonnenlein“), Königslein, Schlaglein (wird nur zum Ölschlagen genutzt)