Die Arbeit der Drahtzieher.
Mittels einer Drahtziehscheibe, wurde weiches Eisen zu Draht gezogen. Zunächst wurde die im Mittelalter erfundene Ziehscheibe per Hand angetrieben, später dann mithilfe von Wasserkraft. Es entstanden die Drahtmühlen, die bereits im 14. Jahrhundert nachweisbar sind.
Die Drahtzieherei war in keiner Zunft zusammengeschlossen.
Berufsbezeichnungen
Drahtzieher, drohziher (Mitte 16.Jh.), drattoghere (Anfang 14.Jh.)
Spezialisierungen
Grobdrahtzieher , Mitteldrahtzieher (Scheibendrahtzieher), Feindrahtzieher (Leiern-Zieher)
verwandter Beruf
Drahtschmied
Drahtzieher in anderen Sprachen
engl.: wiredrawer
rum.: trefilator
Produkte
Metalldrähte gehörten seit dem Mittelalter zu den wichtigsten gewerblichen Halbfertig-Produkten und bildeten die Produktionsgrundlage für eine Reihe von metallverarbeitenden Gewerben. Eisen-, Stahl- und Messingdrähte waren Ausgangsmaterial für Nägel, Näh- und Stecknadeln, Ketten, Drahtsiebe, Drahtnetze, Fliegendraht, Wollkratzen, Harnische, Nieten, Federn, Häkchen, Ösen und andere Produkte. Gold- und Silberdrähte sowie feine versilberte oder vergoldete Kupfer- und Messingdrähte (die sog. leonischen Gold- und Silberdrähte) wurden zu verschiedenen Schmuck-, Zier- und Luxusgütern weiterverarbeitet. […]
Herbert Aagard in „Lexikon des alten Handwerks“, 1990
- Eisendraht
- Golddraht
- Kupferdraht
- Messingdraht
- Silberdraht
- Stahldraht
Arbeitsorte
Drahtziehmühle (trothziehmüll), Drahtzieherei
Produktionsstandorte
- 14.-18.Jh. vorallem in Nürnberg
- das Sauerland (in Altena, Lüdenscheid, Iserlohn) stellte seit Ende des 14.Jh. vor allem Stahl- und Eisendrähte her
- in Aachen und Umgebung wurden seit Mitte des 15.Jh. hauptsächlich Messingdrähte produziert
- leonische Drahtproduktion seit 16.Jh. in Freystadt und Allersberg; vom 17.-20.Jh. in Roth und Schwabach
Das Herstellen des Drahtes
Der Metalldraht wird gezogen. Dazu benötigt man man einen sich verjüngenden Hohlkörper, durch den mehrmals nacheinander Eisen- oder Kupferstangen zu ziehen sind. Man kann das mit der Hand oder einer Zange machen. Dabei sitzt der Drahtzieher auf einer Schaukel, um mit Schwingbewegungen mehr Kraft zu erzeugen.
[…] Diese geschmiedeten Metallstangen oder „Zaine“ wurden vom Grobdrahtzieher weiterverarbeitet. Er spitzte sie etwas an und zog sie mit einer Zange durch die Löcher des „Zieheisens“.
Herbert Aagard in „Lexikon des alten Handwerks“, 1990
Infolge des Zuges verringerte sich der Querschnitt des Drahtes entsprechend der Zieheisen-Öffnung, während die Länge des Drahtes zunahm. Da eine Verringerung des Querschnitts je Zug bei grobem Draht um nicht mehr als höchstens 8% und bei feinerem Draht um nicht mehr als 25% möglich war, mußte der Draht auf dem Weg vom Grob- zum Feindraht nacheinander durch mehrere Löcher gezogen werden, deren Öffnungsquerschnitte nur allmählich geringer wurden. Je dünner der Draht wurde, umso weniger Kraftaufwand für den Zug war erforderlich. Vom Mitteldraht an konnte der Drahtzieher auf die Zange verzichten und den Draht mithilfe der rotierenden Bewegung einer zylindrischen Trommel („Rolle“, „Scheibe“, daher „Scheibenzieher“ für den Mitteldrahtzieher), auf die sich der Draht wickelte, durch das Zieheisen ziehen. Beim feinsten Draht reichte eine einfache Kurbel an der Trommel („Leier“, daher „Leiern-Zieher“ für den Feindrahtzieher), um den Zug durchzuführen. Edelmetalle konnten aufgrund ihrer physikalischen Vorraussetzungen von vornherein unmittelbar auf die Scheibe gezogen werden. […]
Das moderne Drahtwalzen ersetzt die Arbeit des Drahtschmiedes und des Grobdrahtziehers. die feinen und mittleren Drähte werden nach wie vor gezogen, wenn auch seit Ende 14.Jh. nicht mehr durch (alleinige) Muskelkraft.
Sprüche und Sprichwörter
- Wenn die Drahtzieher sterben, legen die Heftelmacher Trauer an.