Der Töpfer

Foto: Hände formen Gefäß an Töpferscheibe

Die Arbeit der Töpfer und der Töpferin.
Das Töpferhandwerk ist schon mehr ist 9000 Jahre alt.
Ausgangsstoff des Töpfers ist Ton, der sich formen und trocknen lässt, und durch das Brennen im Feuer zu Keramik wird. Bereits 8000 Jahre vor Christus wurden Tonklumpen ausgehöhlt und in einer offenen Grube zu Gefäßen gebrannt. Etwa 3000 Jahre v. Chr. wurde im alten Ägypten die Töpferscheibe entwickelt. Nun konnte in einem Arbeitsgang aus dem Lehmklumpen ein Gefäß gezogen werden. Später brachte die Scheibe mit Fussantrieb einen großen Fortschritt.Die Arbeit des Töpfers hat sich im Laufe der Jahrtausende nicht geändert. Zunächst muß der Ton von Steinen befreit werden. Dann erfolgt der Zusatz von Glimmer, Kalk und Quarz. Nach dem Einweichen formt der Töpfer aus dem Batzen kleine Würfe (Stücke) in der für das Werkstück benötigten Grösse. Diese werden mit feuchten Händen auf der Scheibe zentriert, und mit dem Daumen ein Loch in die Mitte gedrückt, welches mit der gesamten Hand ausgeweitet und der Tonkörper hochgezogen wird. Der Scherben (Werkstück) wird mit einer Holzschiene und einem nassen Filzlappen geglättet. Wenn nötig, werden die Wandungen mit einer Klinge verjüngt. Abhängigig von der Fähigkeit zur Wasseraufnahme wird zwischen porösem Steingut und Steinzeug unterschieden, das gesintert in der Lage ist, Wasser zu halten. Steingut wird bei 900 bis 1000 Grad Celsius, Steinzeug bei über 1200 Grad Celsius gebrannt. Dem ersten Brand folgt das Glasieren.
Zu den Produkten des Töpfers gehörten Kannen, Krüge, Teller, Töpfe und Schüsseln, auch Kacheln und Öfen. Das Handwerk ging seit 1850 stark zurück, als die Verbilligung der Herstellung durch Manufakturen und Importe einsetzten.


Berufsbezeichnungen

auch mundpsprachlich: Aulenbäcker, Auler, Debber, Depfer, Depper, Dibbemacher, Dippemacher, Döpfer, Döppelbäcker, Eilebäcker, Erdebäcker, Euler, Eulner, Gröper, Gröpeler, Hafner, Häfner, Häffner, Häwener, Hoafner, Hofner, Kachler, Kannebäcker, Kleibener, Kochler, Leimenmacher, Lehmer, Ohlenmacher, Pödder, Pörrer, Pottbacker, Pöttcher, Pötter, Pöttjer, Pottmacher, Pötter, Pöttjesbäcker, Pöttker, Pöttscher, Pütjer, Taper, Tepfer, Töpfer, Töpfner, Töpper, Ulenbecker, Ullner

in anderen Sprachen
Bulgarisch:грънчар
Dänisch:pottemager
Englisch:potter, ceramist, crocker, pottery-maker
Finnisch:savenvalaja
Französisch:potier
Griechisch:αγγειοπλάστης
Isländisch:leirkerasmiður, leirlistamaður
Italienisch:vasaio
Kroatisch:lončar
Latein:figlinus, figularis
Niederländisch:pottenbakker
Polnisch:garncarz
Portugiesisch:guardião bloqueio
Rumänisch:olar
Russisch:гончарный
Schwedisch:krukmakare
Slowakisch:hrnčiar
Spanisch:ceramista,alfarero
Ungarisch:fazekas



Die Töpferei

„… da sitzt auf einer schmalen, an der Wand angebrachten Bank, den Rücken gegen die Wand gestemmt und die Töpferscheibe zwischen den Knien, der Töpfer, um aus einer besonderen Erdart, dem Töpferton, Töpfe, Kannen, Teller und Näpfe, sogenanntes irdenes Geschirr, zu formen. Der Töpferton ist feinerdig, fühlt sich fettig an, sieht weißgrau aus ist formbar. Nicht gleich so, wie er aus der Erde kommt, läßter er sich verarbeiten. Der Töpfer bringt ihn erst in eine Preß- oder Quetschwalze, um ihn von den kleinsten Steinchen zu reinigen. Dann legt er ihn auf die Drehscheibe, die aus zwei wagerecht übereinanderliegenden Holzscheiben besteht, die durch eine senkrechte Eisenstange verbunden sind. Durch fortwährendes Treten mit bloßen Füßen – die nur, wenn sie durchgetreten sind, durch Socken geschützt werden – auf die untere Scheibe setzt er diese in Bewegung, wodurch auch zugleich die obere Scheibe mitgedreht wird. Nun formt er ohne jegliches Instrument, nur mit den Händen, die er fortgesetzt anfeuchtet, aus dem Tonklumpen, der auf der oberen Scheibe liegt, das schönste Geschirr, wie Töpfe, Teller, Schüsseln, alles hübsch rund, als wenn es aus einer Form gekommen wäre. Eckige Gegenstände bildet er in Holz- und Gipsformen. Henkel und andere Stücke können nicht gedreht werden, er formt sie aus freier Hand und setzt sie dann an.
Die Arbeit des Töpfers sieht leichter aus  als sie ist. Setz‘ dich einmal an seinen Platz, du wirst entweder das Treten oder das Formen vergessen und nichts zustande bringen.
Die fertigen Gefäße schneidet der Töpfer mit einem feinen Draht vopm Gestell und stellt sie auf ein unter der Decke angebrachtes Brettergerüst, wo es schattig ist. Hier sollen sie trocknen. Zum Gebrauch werden sie hier jedoch nicht hart genug. Hineingeschüttetes Wasser würde sie noch aufzulösen vermögen. Deshalb bringt sie der Töpfer noch in einen großen Ofen, den Brennofen. Durch allmähliches Erhitzen werden sie hart und bekommen die bekannte rote Farbe. Aber auch jetzt würden Flüssigkeiten durchsickern können. Um dies zu verhindern, versieht er die Gefäße mit einem glasartigen Überzuge, der Glasur. Diese besteht gewöhnlich aus Kieselerde und Bleiglätte. Nach dem Glasieren wird das Geschirr noch einmal gebrannt, wodurch es dann vollkommen brauchbar gemacht wird.
Man bedenke den geringen Preis, für den die Sachen zu kaufen sind, und man wird einsehen lernen, daß des Töpfers Hände und Füße am Tage nicht ruhen dürfen, daß er erst manches Stück anfertigen muß, um seinen täglichen Unterhalt zu erwerben, geschweige denn sich etwas zu erübrigen. Trotz der Armut triffst du ihn aber doch immer seelenvergnügt an. Wie bei einem Automatenmenschen sind bei ihm alle Glieder in Tätigkeit, und köstlich sieht er aus, wenn er auch noch seinen Mund in Bewegung setzt und seine Arbeit durch das uralte Töpferlied begleitet, das da lautet:

‚Was für schöne bunte Sachen
Kann ich nicht aus Ton Euch machen!
Wenn ich meine Scheibe drehe,
Meiner Hände Werk besehe,
Das hier um und bei mir liegt,
O, so bin ich hochvergnügt.

Kacheln, Flaschen, Krüge, Kannen,
Tiegel, Töpfe, Bratenpfannen,
Kuchenformen, Blumentöpfe,
Schüsseln, Teller, Suppennäpfe,
Sauber ausgemalt, glasiert
Und mit Sprüchelchen geziert.

Zwar spricht mancher unbedächtlich,
Meine Ware sei verächtlich,
Schief und plump und ungeschliffen;
Aber habt ihr’s wohl begriffen?
Kommt sie denn so hoch zu stahn
Als das echte Porzellan?

Dies ist zwanzigmal so teuer,
Und ihr könnt mit sieben Dreier
Euch so gut bei mir beraten
Als für jenes mit Dukaten.
Und dies – glaubt es auf mein Wort –
Nützt so gut wie jenes dort!!

[…]“
(Hrsg. Ernst Bock: Alte Berufe Niedersachsens. 1926)


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Tongefäße

Lithografie: Tongefäße des Mittelalters
1810

Werkzeuge der Töpfer

Abdrehschlinge, Abschneidedraht, Drehschiene, Modellierholz, Modellierschlinge, Polierblech, Schwamm, Töpfernadel, Ziehklingen (Niere), Tupfer, Rehleder, Töpferdraht, Töpferzirkel


Arbeit an der Töpferscheibe

Die Töpferscheibe wurde vor 4000 Jahren in Mesopotamien erfunden. Anderen Berichten zufolge 300 v.Chr. in Griechenland und Ägypten



Der Töpfer

Töpfer, mach ein Kännchen mir!
Drei Dukaten geb ich dir,
Dreh’s mit deinem Fingerlein
Extra-rund und extra-fein.
Sollst mir drauf zwei Röslein malen,
Ei, ich will dich gut bezahlen,
Drei Dukaten geb ich dir
Mach ein Kaffeekännchen mir!


Töpfer weltweit


Sonstiges


„The Making of Wedgwood“, Film von Pathé, 1958

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