Die Flößer

Stich: Flößer und andere Personen auf dem Floß; außerdem sind Fässer geladen

Die Arbeit der Flößer.

alter Stich: gefällte Holzstämme schwimmen im Wasser
1859 – Trift

Das abgeschlagene Holz wurde zum Fluß geschleift und dort vom Flößer zu einem Floß aneinandergebunden. Ein Floß bestand aus mehreren ‚Tafeln‘. So konnten die Baumstämme mithilfe des Flößers flußabwärts am leichtesten zu ihrem Bestimmungsort gebracht werden. Das nennt man die gebunde Form des Flößens. Die lose Form nennt man Trift. Dabei werden Holzscheite und Stammabschnitte in den strömenden Fluss geworfen und an einem bestimmten Punkt mit einer Auffangrichtung aus dem Wasser gesammelt. Mitunter wurden die Flöße gleichzeitig auch zum Transport von Waren und Personen genutzt.

Zusammenbau des Floßes:
Unter Zuhilfenahme von Kantring und Kanthaken wurden die Stämme ins Wasser gerollt. An den beiden Außenrändern wurden Querbalken, s.g. ‚Klampen‘ zum besseren Halt angebracht. Dies waren dünnere Stämme. Teilweise wurden mehrere Tafeln übereinandergeschicht, um mehr Holz auf einmal transportieren zu können.

sw-Foto: Flößer binden Baumstämme aneinander
1910, Salza/Palfau – Floßbau

Wollte man schweres Holz wie Eiche und Buche transportieren, wurden es auf das leichtere Holz lose aufgelegt, da man sie selbst nicht flößen konnt. Generell wurden hauptsächlich Nadelhölzer geflößt, da Laubhölzer dafür zu schwer waren.

Mitunter wurden zum Schutz auch Schutzhütten oder Zelte auf den Flößen für die Flößer errichtet. Die Flößer mussten sehr aufpassen, da da Holz durch das Wasser rutschig wurde. Mitunter befestigten sie deshalb Eisenkrampen unter ihren Stiefeln.
Eine Floßfahrt konnte mitunter mehrere Tage dauern.

In Franken/Bayern wurde Holz bereits im 12. Jahrhundert geflößt. Die professionelle Flößerei hatte in manchen Gegenden noch bis ungefähr Ende der 1970 Jahre Bestand. Allerdings wurde sie bereits schon vierlorts von der Eisenbahn und der Dampfschifffahrt Ende des 19.Jahrhunderts abgelöst.


Berufsbezeichnungen

Flößer, Flottage, Flößler, Fluderer, Floßmann, Floßknecht, Ableitner, Floßherr, Flötzer
mitunter auch: Holzhändler
engl.: rafter, rafts man, log driver
franz.: flotteur
kanad.: draveur
ital.: zatteriere
port.: jangadeiro
russ.: сплавщик
ung.: tutajos

„[…] Was den Gross-Handel betrifft, so besteht derselbe in Holz, da die gebirgige Slovakei kaum ein andere Export-Waare besitzt; ausgenommen sind bloss der westliche und südliche Theil, die reich an Wein

Flößer, Floß, Holzfloß
Balkan, um 1912

und Körnerfrüchten sind.
Der Holzhandel selbst jedoch befindet sich nicht in den Händen des slovakischen Volkes, sondern nur die mühevolle Aufarbeitung und Fortschaffung des Holzes, namentlich die Flösserei. Die Flösserei ist kein lukratives, aber dafür äusserst beschwerliches und gefahrvolles Metier, und nicht selten kommt der Fall vor, dass ein armer Flossmann bei der Arbeit von einem niederstürzenden Baumstamme erschlagen wird, oder in den tückischen Wellen des besonders im Frühjahre tiefen und reissenden Waag- und Granflusses ein provisorisches kühles Grab findet, bis sein Leichnam oft erst nach einigen Tagen an’s Ufer gespült und nach vorgenommener Agnoscirung in die Muttererde gebettet wird. Die den Flössern gefährlichsten Felsen sind bei Strečno, sie heissen Margita und Besná.

sw-Stich: Floß mit Schutzhütte und Leuten beladen auf dem Fluss
1877, Slowakei/Donau

Die unermesslichen Forste des Hochlandes bieten dem Flösser den zu verarbeitenden Stoff in Hülle und Fülle; er arbeitet jedoch nie auf eigene Faust, sondern gewöhnlich für Rechnung grösserer, meist jüdischer Holzhändler und Unternehmer. Die Baumstämme werden gefällt, per Achse an’s Ufer befördert, da zu Flössen verbunden, mit Brettern und Baumaterial beladen, welche dann bis nach Comorn und Gran schwimmen, um zumeist den Hauptstädtern als Brenn- und Baumaterial zu dienen. Die slovakischen Flösser, die ihre ‚Schiffe‘ gleich jenen spanischen Helden hinter sich verbrannt, respective dem betreffenden Händler übergeben haben, kehren dann zu Fuss, oder, viel schneller als auf der Hinreise, nämlich per Eisenbahn, in die Heimat zurück.

Wunderbares leistet der slovakische Flösser in der Askese; er ist gegen Kälte so abgehärtet, dass er im Frühjahre stundenlang im eiskalten Wasser stehen und die Baumstämme behauen oder die Flösse heben kann, ohne sich auch nur einen Schnupfen zu holen.“

(aus: Franz V. Sasinek: Die Slovaken. Eine ethnografische Skizze. 1875)


Werkzeuge der Flößer

Axt, Hammer, Flößernagel, Kantring, Kanthaken, Nägel, Winde, Drahtschlinge (Stropp), Holzseile, Stangen, Keilriemen, Krampen, Flößerhaken


Flößerszenen

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Die Flötzer.
Die „Flötzer“ (Flößer) hatten den gesamten Holzhandel in ihren Händen; sie schafften das Holz teilweise aus dem Wiederwalde, teilweise aber aus Oberösterreich auf der Donau herbei. Die Flötzer waren vor dem Stubentore (Scheffstraße) und Werdertore, wo sich die Kleubhöfe und Holzstadeln befanden, angesiedelt und bildeten eine Bruderschaft, welche ihren Gottesdienst in der St. Johanneskapelle im Werd abhielt. Alljährlich zu den Pfingsfeiertagen veranstalteten sie unter Vorsitz des Stadtrichters in der Scheffstraße vor den Subenhause ihre Versammlung. Durch Vorschriften, welche der Rat der Stadt im Jahre 1405 erließ, wurde ein billiger und gleichmäßiger Verkauf der verschiedenen Holzgattungen gesichert. Bemerkenswert sind die Abgaben der Flötzer an das Stadtgericht. Sie mußten jährlich dem Stadtrichter dreißigtausend Weinstecken, dem Nachrichter viertausend und dem Schrannenschreiber zweitausend liefern. […]
Der Eisentransport erfolgte in Verbindung mit dem Holzhandel, indem das zum Verkaufe bestimmte Holz zu Flößen zusammengefügt und das Eisen verladen wurde.
(aus: Karl Fajkmajer: Skizzen aus Alt-Wien. 1900)


Hilfskonstruktionen

Um von Witterungen und Jahreszeiten unabhängig sein zu können, wurden einige „Umbauten“ der Wasserwege vorgenommen. Zum Teil wurden Flüsse begradigt, Ufer befestigt, Wasserstufen,Stauanlagen und Holzrutschen gebaut, um die Flößerei ganzjährig betreiben zu können.


Floßhafen

  • um 1860 Heilbronn (B-W)
  • 1891 Aschaffenburg
  • 1912 Eröffnung in Bamberg
  • Worms
  • Mainz/Kostheim

Flöße

Gemälde: Flöße liegen bereit am Seeufer
1811 [Walter Leistikow]
Baumfloß, Brutfloß, Großfloß, Holzfloß, Schaufloß, Badefloß, Rettungsfloß, Segelfloß


Schutzpatron der Flößer

farbige Abbildung in Tracht vom Schutzpatron NepomukDer heilige Johannes Nepomuk ist nicht nur Brückenheiliger,
sondern galt auch als Schutzpatron der Flößer.
Denn er soll die Gefahren, die das Wasser birgt, abwehren.

 

 

 


UNESCO Kulturerbe

Die Flößerei steht im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission


Floßordnungen

Diese wurden schon frühzeitig erlassen und regelten:

  • die Ausbildung zum Flößer
  • wem es überhaupt erlaubt war zu flößen
  • die erlaubte Holzmenge
  • die Floßgröße
  • was auf dem Floß transportiert werden durfte
  • welche Strecken genommen werden durften
  • zu welcher Zeit geflößt werden durfte
  • Zölle und Gebühren
  • Sicherheitsaspkete
  • die Instandhaltung der Uferbefestigung und der Wehre

Internationale Flößerstädte

  • Altensteig (Schwarzwald) 2012
  • Lychen (Brandenburg) 2008
  • Wolfrathshausen (Bayern) 2010

Flößermuseen

Bayern/Franken

Brandenburg


Buchempfehlungen

  • Karl Filser: Flösserei auf Bayerns Flüssen. Zur Geschichte eines alten Handwerks. 1991 – Sachbuch
  • Nele Blumbach: Denkmäler der Flößerei im Frankenwald.1999
  • Hans-Walter Keweloh (Hrsg.): Auf den Spuren der Flößer. Wirtschafts- und Sozialgeschichte eines Gewerbes.1988
  • Hans-Walter Keweloh (Hrsg.): Flößerei in Deutschland. 1985
  • Ralf H. Dorweiler: Der Pakt der Flößer. 2017 – Historischer Roman
  • Hans-Henrik von Köller: Jakob, der Flößer. 2011 – Historischer Roman

5 Kommentare zu „Die Flößer“

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