Ein Edelsteinschleifer bearbeitet Edelsteine. Zuerst beurteilt er sie hinsichtlich Reinheit und Qualität,
entscheidet dann über deren Verwendbarkeit und gibt ihnen die gewünschte Form und den richtigen Schliff.
Die Verwendung der Edelsteine beruht entweder auf ihrem schönen Aussehen und ihrer Härte zusammen oder auf ihrer Härte allein. Im ersten Fall dienen sie zum Schmuck, im anderen zu gewissen technischen Zwecken, die ein besonders hartes Material erfordern.
Weitaus die meisten und namentlich die schönsten und kostbarsten in ihren wertvollsten Exemplare werden als Schmucksteine verwendet. Zu diesem Zweck sind sie aber in ihrem natürlichen, dem sogenannten rohen Zustande, als sogenanntes ‚Brut‘ des Edelsteinhandels, wenig geeignet, weil sie in diesem meist ein unansehnliches Äußeres haben.
Erst nach ihrer Bearbeitung, durch das Schleifen und Polieren tritt ihre ganze Schönheit hervor,
erst im geschliffenen Zustande sind sie zum Schmuck tauglich.
[Dr. Max Bauer ‚Edelsteinkunde‘ – Leipzig, 1909
Berufsbezeichnungen
Edelsteinschleifer und Edelsteinschleiferin – (veraltet) Farbsteinschleifer
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | скъпоценен камък мелница |
Dänisch: | ædelstensliber |
Englisch: | precious stone cutter |
Esperanto: | ĝemelmuelilo |
Französisch: | broyeur de pierres précieuses |
Indisch: | एक रत्न चक्की |
Indonesisch: | penggiling batu permata |
Italienisch: | macinino di pietre preziose |
Lateinisch: | gemma circumdatos |
Niederländisch: | edelsteenslijper |
Norwegisch: | edelstenesliper |
Polnisch: | kosiarka do kamieni |
Portugiesisch: | moedor de pedras preciosas |
Rumänisch: | polizor de pietre pretioase |
Russisch: | шлифовщик драгоценных камней |
Schwedisch: | ädelstenkvarn |
Slowakisch: | brúska na drahokamy |
Slowenisch: | mlinček dragih kamnov |
Spanisch: | molinillo de piedras preciosas |
Tschechisch: | bruska na drahokamy |
Türkisch: | kıymetli taş değirmeni |
Ungarisch: | drágakő köszörű |
Spezialisierungen: Edelsteinfasser (Schmucksteinfasser), Juwelier
verwandte Berufe: Achatschleifer, Diamantschleifer, Steinschneider
• Holzschnitte aus dem 16. Jahrhundert
In Deutschland wurde das Handwerk seit dem 15. Jahrhundert zunftmäßig ausgeübt.
Bedeutende Edelsteinschleifereien existierten in Freiburg und Waldkirch im Breisgau (Baden-Württemberg) und v.a. im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein, wo sich auch seit 1859 das heutige ‚Deutsche Edelsteinmuseum‘ befindet.
• Deckblatt einer Abhandlung über Edelsteine von 1877
Der beste Edelstein ist, der selbst alle schneidet
Die andern und den Schnitt von keinem anderen leidet.
Das beste Menschenherz ist aber, das da litte
Selbst lieber jeden Schnitt, als daß es andre schnitte.
[Rückert]
Die Edelsteine.
[Themen der Abhandlung]
Kennzeichen. – Edelsteine und Halbedelsteine. – Vorkommen derselben. – Diamant. – Zusammensetzung. – Künstliche Edelsteine aus Bor. – Die bekannten größten Diamanten der Welt. – Diamantenfelder in Brasilien und im Kaplande. – Gewinnungsweise. – Diamantenpreise. – Korund. Rubin. – Saphir – . Spinell. – Zirkon. – Smaragd. – Die Smaragde von Santa Fe de Bogota. – Beryll. – Aquamarin. – Topas. – Turmalin. – Granat. – Chrysolith. – Türkis. – Opal. – Lasurstein. – Malachit. – Feldspat. – Adular. – Labrador. – Rhodonit. u.s.w. – Der Bernstein und die Bernsteinfischerei. – Bergkrystall. – Der Fund am Fieschergletscher in der Schweiz. – Amethyst. – Achat. u.s.w. – Schleifen und Bohren der Edelsteine.
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Edelsteinschleifer bei der Arbeit
Vom Schleifen edler Steine
Am Anfang steht der Edelstein als Rohstoff. Durch das Schleifen in regelmäßige Formen wird die wahre Schönheit der edlen Steine ans Licht gebracht.
Kleinere, reine Exemplare (wie bspw. Diamanten und Rubine oft natürlich vorgefunden werden) können unmittelbar dem Schleifprozess zugeführt werden.
Meist aber braucht es erst noch etwas vorbereitende Arbeit:
Sind, wie es bei bei anderen Edelsteinen (z.B. beim Aquamarin) häufig der Fall ist, die in der Natur vorkommenden Stücke für ein einzelnes Schmuckstück zu groß, oder sind (wie oft beim edlen Opal usw.) nur einzelne Stellen eines größeren Stückes von genügender Klarheit und Reinheit und diese von trüben, fehlerhaften und daher unbrauchbaren Partien umgeben, so muß der rohe Stein vor dem Schleifen in geeigneter Weise zugerüstet werden, indem man ihn in mehrere Teile von passender Größe zerlegt, oder indem man die unbrauchbaren Teile durch eine minder zeitraubende und kostspielige Operation als das Schleifen entfernt.
Das Sägen, Ebouchieren, Schleifen und Polieren:
Das Sägen erfolgt mit Diamantsplittter, die in Blech- oder Kupferscheiben eingesetzt sind.
An Carborundumrädern bekommen sie ihre Form und Größe. Das nennt man Ebouchieren.
Danach werden die vorgeschliffenen durchsichtigen Edelsteine auf Kitthölzer gekittet, diese in Lochbretter eingesetzt und in einem bestimmten Neigungswinkel auf horizontal laufenden Bleischeiben mit Carborundum geschliffen. Man verwendet auch Kupferscheiben, die mit Diamantstaub versetzt sind.
Als letztes wurden sie auf Zinn- oder Kupferscheiben mit unterschiedlichen Oxiden, Tripel oder auch Diamantpulver poliert.
Hochwertiges Rohmaterial wird meist von Hand geschliffen, um unnötigen Substanzverlust zu vermeiden; anderes Edelsteinmaterial vorrangig mit vollautomatischen Schleifmaschinen.
[Dr. Max Bauer ‚Edelsteinkunde‘ – Leipzig, 1909]
Ausbildung
Diese bundesweit geregelte 3-jährige Ausbildung zum Edelsteinschleifer bzw. zur Edelsteinschleiferin wird in handwerklichen und industriellen Unternehmen der Edelsteinbearbeitung und Schmucksteinbearbeitung dual, also in Kombination mit Berufsschulen, angeboten.
Voraussetzungengen:
Der Gesetzgeber hat keinen bestimmten Schulabschluss vorgeschrieben.
Für das präzise Bearbeiten der häufig sehr kleinen und wertvollen Edelsteine benötigt man v.a. Sorgfalt, Verantwortungsbewusstsein und einiges an handwerklichem Geschick. Wichtig sind auch gute Kenntnisse in der Mathematik, um z.B. die unterschiedlichen Schliffwinkel zu berechnen oder die Qualität des fertig geschliffenen Edelsteins mit verschiedenen zur Verfügung stehenden Messtechniken zu überprüfen.