Der Buchdrucker

Die Arbeit der Buchdrucker.

Mitte des 11. Jahrhunderts bereits druckten die Chinesen mit Schiftzeichen aus Ton und später aus Zinn. In Korea entstand 1403 das erste Buch, das mit beweglichen Metallettern gesetzt war. Die neuen Verfahren konnten sich aber noch nicht durchsetzen, und so waren weiterhin in aller Welt Schreiber damit beschäftigt, menschliches Gedankengut festzuhalten und Bücher handschriftlich zu vervielfältigen.

Als Stammvater der Buchdruckerkunst gilt deshalb kein Chinese oder Koreaner, sondern der um 1397 in Mainz geborene und dort 1468 verstorbene Johanes Gensfleisch vom Hofe zum Gutenberg. er konstruierte ein Handgießgerät, mit dem man metallene Druckbuchstaben in unbegrenzter Menge und gleichmäßig gießen konnte.

Als bedeutendstes Zeugnis der Kunst Gutenbergs gilt die 42zeilige lateinische Bibel in zwei Bänden, von der in den Jahren 1452 bis 1455 etwa 180 bis 200 Exemplare in seiner Mainzer Werkstatt gesetzt und gedruckt wurden. Dieses Druckwerk, von dem noch 48 Exemplare – wenn auch oft nur als Fragment – erhalten sind, gilt bis heute als ein Meisterwerk der Buchdruckerkunst.

Gutenberg, so wird behauptet, habe versucht, die Kunst des „truckens“ streng geheimzuhalten. Nach Arbeitsschluß habe er seine Geräte in Einzelteile zerlegen lassen, damit sie über Nacht keiner entwenden konnte, um somit hinter seine Methode der Textvervielfältigung zu gelangen. Doch trotz dieser Geheimhaltung verbreitete sich die Schwarze Kunst schnell, nicht zuletzt durch die Wanderlust der Buchdruckergesellen. 1476 beispielsweise erschien in Rostock das erste von den Michaelisbrüdern gedruckte Buch. 1480 gab es in Deutschland 118 Orte, in den Druckereien errichtet worden waren. Die von Gutenberg erfundene Technologie der beweglichen Lettern hat sich im Prinzip über als drei Jahrhunderte unverändert erhalten.

Die industrielle Revolution im grafischen Gewerbe leitete Friedrich Gottlob Koenig mit seiner 1812 in London konstruierten Zylinderdruckmaschine ein. Diese Maschine hatte eine Leistung, die der von vier Handpressen entsprach. Als erster bestellte der Verleger der Londoner „Times“ zwei solcher Schnellpressen, und am 29. November 1814 ließ er seine Zeitung erstmalig auf einer dieser Pressen drucken. In ihrem Leitartikel an diesem Tag bezeichnete die Zeitung deb „mechanischen Apparat“ von Koenig als „die größte Erfindung seit Bestehen dieser Kunst …, weil sie den Drucker von der schwersten körperlichen Arbeit befreit.“ Doch für die Massenproduktion von Druckerzeugnissen fehlten noch leistungsfähige Setzmsachinen, denn mit den mittelalterlichen Handgießinstrumenten konnten die Drucktypen nicht in der benötigten Menge hergestellt werden. 1883 und 1897 kamen wirtschaftlich geeignetere Setzmaschinen zum Einsatz.

In unseren Tagen werden Bücher in Großbetrieben industriell gedruckt und gebunden. Die Mikroelektronik hat auch hier Einzug gehalten. Nach der Methode von Gutenberg arbeiten kleine handwerkliche Buchdruckereien, die Briefbogen und Karten aller Art, aber auch Plakate, Urkunden oder Werbematerial herstellen.

(aus: Bernd Wurlitzer: Historische Werkstätten. Verlag Die Wirtschaft Berlin. 1989.)

Berufsbezeichnungen

Buchdrucker und Buchdruckerin   –   (veraltet)  Boekdrukker,   Buchdrücker,  Buchtrucker,   Buchtrücker

>> in anderen Sprachen
Arabisch:طابعة(tabiea)
Baskisch:inprimagailu
Bulgarisch:печатар (pechatar)
Dänisch:bogtrykker
Englisch:book printer
Esperanto:presilo
Finnisch:kirjoitin
Französisch:imprimeur
Griechisch:εκτυπωτής (ektypotís)
Irisch:printéir
Isländisch:prentari
Italienisch:tipografo, stampante
Katalanisch:impressora
Korsisch:stampetta
Lateinisch:calcographus, imprimatorus, typographus
Lettisch:printeris
Litauisch:spausdintuvas
Luxemburgisch:Dréckerspäicher
Polnisch:drukarka
Portugiesisch:impressora
Rumänisch:imprimantă
Russisch:печатник (pechatnik)
Schwedisch:boktryckare, skrivare
Serbisch:штампач
Slowakisch:tlačiareň
Slowenisch:tiskalnik
Spanisch:impresora, tipógrafo
Tschechisch:tiskárna
Türkisch:basımcı, yazıcı
Ungarisch:nyomdász, nyomtató

Spezialisierungen:   Kunstbuchdrucker,   Universitätsbuchdrucker,   (früher auch)  Hofbuchdrucker
verwandte Berufe:   Buchbinder,   Schriftgießer,   Schriftsetzer,   Typograf


Die allerersten Buchdrucker kamen aus den Gewerben der Briefmalerei, des Bilderdrucks, der Illumination, der Kalligraphie, der Form- und Münzschneiderei und auch aus der Goldschmiede. Und nicht wenige Studenten, die ihr Studium abgebrochen hatten, versuchten sich in der Buchdruckerkunst.

Bereits 1475 hatten sich in 34 Städten Buchdrucker dauerhaft niedergelassen. Zunächst hauptsächlich in Süddeutschland und Italien. Frankfurt (am Main), Köln und Leipzig etablierten sich erst später als Buchdruckstädte.

Vor allem der Klerus und die Universitäten trugen zur Verbreitung des Buchdrucks bei.


Zunftwappen der Buchdrucker

„Im 17.Jahrhundert regte sich auch in den Buchdruckern das Standesgefühl, und sie schlossen sich zu ‚Societäten‘, zu zunftartigen Gesellschaften zusammen. In ihr Wappen aus dem Jahre 1720 nahmen die Leipziger Buchdrucker das alte Sinnbild der schwarzen Kunst auf: den Druckerballen.“
(Sammelbild Nr. 18, Serie 1:  Aurelia Zigarettenfabrik Dresden: Deutsche Zunftwappen. Die Adelszeichen deutscher Arbeit.)


Werkzeuge und Zubehör

Buchdruckerstock (=Druckplatte aus Holz oder Metall), Buchdruckwalze, Druckerschwärze

Maschinen für den Buchdruck

Buchdrucker, Druckerpresse

Buchpresse

Buchpresse, Druckerpresse

Handabzugsapparat
Pressen: Schnellpresse, Schnelldruckpresse, Zylinerpresse, Kniehebelpresse, Tiegelpresse


Buchdruckerei, mit Text

Ich bin geschicket mit der preß
So ich auftrag den Firniß reß/
So bald mein dienr den begel zuckt/ So ist ein bogn papyrs gedruckt.
Da durch kombt manche Kunst an tag/
Die man leichtlich bekommen mag. Vor zeiten hat man die bücher gschribn/
Zu Meintz die Kunst ward erstlich triebn.


Der Beginn der Buchdruckerei im ausgehenden Mittelalter

Buchdrucker im 18./19. Jahrhundert


‚Buchdruckerordnung‘

Zunächst wurden die Regeln nur zwischen den einzelnen Meistern und ihren Gesellen festgelegt. Doch nach und nach entstand daraus immer mehr Zwist und Streitereien, so dass es an der Zeit schien, eine übergeordnete Regelung für die Städte zu vereinbaren. Diese Ordnungen legten einer Satzung gleich, die Rechte und Pflichten der Buchdrucker und ihren Gesellen fest. In ihnen wurden desweiteren Tarife zur Entlohnung festgelegt sowie Arbeitszeiten, Feiertage, Kündigungsfristen, Anzahl der max. Lehrlinge, Regelungen der Ausbildung und ihr Abschluss. Für Kranke und Gebrechliche gab es eine Krankenbüchse. Auch der genaue Umgang damit wurde in der Buchdruckerordnung aufgeführt. Mit der Zeit wurde auch immer genauer das Nachdruckverbot und ihre Ausnahmen beschrieben , ebenso wie es sich mit der Zensur verhält und die Abgabe von Pflichtexemplaren. Die meisten dieser veröffentlichten Ordnungen waren sehr zu Ungunsten der Buchdruckergesellen, die sich das jedoch nicht gefallen ließen und durch Streiks neue Regelungen erzwangen.

1471, 1531, 1661 Basel (die erste Regelung durch einen Gerichtsbeschluss herbeigeführt)
1573, 1588, 1598 Frankfurt (wohl die älteste Buchdruckerordnung)
1578 Wien
1580 Genf
1588 Konstanz
1596 München
1606 Leipzig und Wittenberg
1628 Straßburg
1651 Hamburg
1655 Jena
1673 Nürnberg
1684 Danzig
1714 Augsburg


Redewendungen

  • Der lügt wie gedruckt.
  • Buchdrucker ist ein Schlucker.

Museen

goldene Münze mit 2 arbeitenden Buchdruckern - 1998, Österreich