Die Bleicher

niedliche Postkarte mit Katzen, die Wäsche zum Bleichen auslegen
um 1903, FR

Berufsbezeichnungen

Bleicher, Bleicherin, bleiker (veraltet)

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Berufsfamilie:   Textilarbeit
Spezialisierungen:   Leinwandbleicher, Flachsbleicher, Wachsbleicher
verwandte Berufe: L Wäscherin

Die Arbeit der Bleicher bestand darin, die natürlichen Färbungen aus Stoffen und Garnen zu entfernen, um ein reines Weiß zu erhalten. Dabei mussten die Farbstoffe aus den Fasern entfernt werden. Bei Leinen z.B. verwendete man dazu Asche.

  • Weißbleiche
  • Rasenbleiche / Ozonbleiche / Naturbleiche
  • chemische Bleiche /Kunstbleiche

Zunftzeichen der Bleicher


Die Entwicklung

  • Bis ins 18. Jh. üblich: man legte die Tücher in eine Lauge aus Pottasche oder Holzasche (das Anbäuchen). Dann wurden sie auf dem Rasen ausgebreitet und der Luft und Sonne ausgesetzt. Anschließend erfolgte ein Wasserbad und dann noch ein Bad aus Milch oder Roggen/Gerstenmehl. Die Bleiche wurde nur in den warmen Monaten betrieben, dauerte 3-4 Wochen und nahm viel räumlichen Platz ein.
  • Im 18. Jh. fing man an, Chemikalien einzusetzen. Schwefelsäure, Soda und Chlorkalk (Bleichkalk) kamen nun zum Einsatz und verbesserten das Ergebnis. Mittels Kalk, kohlensaurem Natron und Schwefelsäure wurden die Textilien entfettet. Mit Salzsäure, Chlorkalklösungen und ebenfalls kohlensaurem Natron wurde die Farbe rausgelöst.
  • 1770 wurde in Hessen das Bleichsalz erfunden, mit dem man die Stoffe schneller und mit weniger Seife weiß bekommen konnte.

Bleichen an der frischen Luft in der Sonne




Bleichen im 18. Jahrhundert

„Weil die Flachs- und Leinwath*-Arbeit in der Wirthschafft ein nicht geringes Stuck ist, als werden fast bey allen wolbestellten Gütern abgesonderte Bleich-Stätte verordnet; die müssen vornemlich an einem grafischen Ort, an einem Fluß, bach oder klaren Ort liegen, damit sonderlich bey Flüssen und Bächen, die offt unversehene Güsse, den Platz mit Koth, Schlamm und Sand nicht verunreinigen können; und hat man hin und wieder Schäffer und Bodingen eingegraben oder sonsten stehen, darein man das Wasser durch Rinnen zur Nothdurft verschöpffen mag oder wo man ein gutes Plump-Werk machet, kan ein Mensch in ein paar Stunden, mit hin und wieder gelegten Rinnen, so viel Wasser schöpffen, als man den ganzen Tag über bedarff.
Wo es aber, wie zu Regensburg, grosse und weitläufige Bleich-Stätte gibt, da kan man, wie daselbst im untern Wehrd, gleich nicht weit von der hölzernen Brucken, wann man einen Wasser-Fluss zum Vortheil hat, ein oder mehr grosse Wasser-Räder verfertigen lassen, die sind an der äussersten Circumferentz mit ziemlich grossen Wasser-Eymern rund herum versehen, daß, wann das Rad herum gehet, die unten angehenckte Eymer, einer nach dem andern, indem sich das Rad durch den Fluß ziehet, Wasser schöpffen, und wann sie in die Höhe kommen, und das Wasser sich wieder abwärts neiget, ihr geschöpfftes Wasser in eine zimlich weit ausgehauene untergelegte Rinnen ausgiessen und also, so viel man bedarff, Wasser zuführen.
Der Platz, wo man bleichet, soll zwey oder drey Gräblein haben, darinnen auf zwanzig Schritt mehr oder weniger voneinander, allzeit ein mit Holtz ausgefutterter Kalter ist, darein sich das Wasser sammlet, und daruas man mit Schöpffen die Bleich zum Genügen versehen kan. Die Räder sind also formiret, daß man sie Winters-Zeit, oder wann man nicht mehr bleichet, mit grossen Ketten von dem Stromm aufwärts ziehen, und sie also vor der Fäule, oder in Wasser-Güssen und Eys-Rinnen, desto länger und beständiger erhalten kan. Gleich dabey ist, hart innerhalb der Räder, eine grosse wolgedeckte und verwahrte Hütten, wie eine Scheuren, dadurch die Wasser-Rinnen auf die Bleich-Statt gerichtet sind; und an dem Wellbaum des Wasser-Rades, inwendig, hat es zween Heb-Armben, die man auf die Stampff richten kan, daß sie solche auffheben, und wieder in ein rund asugehauen Loch, so in eychenem Holtz glatt ausgearbeitet ist, fallen lassen, dabey sie die Leinwath waschen und stampffen können, daß sie sich desto eher bleichen lässet. Gleich dabey hats auch einen grossen, Mannstieffen, viereckigen mit Holtz ausgetäfelten Behälter, darinn sie die Bleich, und andere Wäsche, wann ungestümm Wetter ist, bequem und wol waschen können.
Weil auch diejenigen, so ihre Leinwath auf die Bleiche geben, solche gerne mercken, damit sie nicht möge ausgewechselt werden, will ich ihnen ein Stücklein zeigen, ein Merckmal zu machen, so nicht auszubringen, also man sie destoweniger betriegen kan: Leg ein sehr rostiges Eisen in ein irden Geschirr, gieß scharffen Eßig darauf, daß er über das Eisen gehe, lasse es 8. oder 10. Tage also stehen, mit diesem kan man, nach Belieben, die Leinwath mercken, so gehet es nimmer aus, weil ein Faden daran ist. Zum Waschen des feinen Gewands, nimm auffgedörnte und klein gepulverte Eyer-Schalen, mische es unter den Aschen, den man zur Wasch-Lauge braucht, das machet schön weiß, und lässt keinen Flecken in Gewand bleiben. Wer mehr von dergleichen Bequemlichkeiten, vom Schopff-Werck, Pumpen, Wasser-Sprützen, und dergleichen, haben will, der besehe öffters ernennten Jacobum de Strada, vornemlich Herrn Böcklern.“


*Leinwath = Leinwand

Quelle: Wolf Helmhardt von Hohberg: Georgica curiosa aucta, das ist umständlicher Bericht und klarer Unterricht von dem vermehrten und verbesserten adelichen Land und Feldleben etc., 1716


Die chemische Bleiche

Mit Lauge wie zum Beispiel: gebrannter Kalk oder kaustischer Soda. Das nennt man „beuchen“ oder auch im Plattdeutschen „büken“.
Mit Chemikalien wie: Chlor, Wasserstoffperoxyd, Natriumperborat, Natriumsuperoxyd.


Das Bleichen im 20. Jahrhundert

Das Bleichen der Wäsche. Für die Hausfrau auf dem Lande kommt jetzt die schöne Zeit, der Wäsche durch Bleichen auf dem Rasen neuen Glanz zu verleihen. Man bringt die Wäsche auf den Bleichplatz, wenn sie rein gewaschen und von den Flecken befreit ist, brüht sie aber vorher einmal mit recht kochendem Wasser, damit Soda und Seife daraus entfernt werden, die sonst leicht gelbe Flecke erzeugen, wenn die Wäsche an einzelnen Stellen trocken wird. Soll das Bleichen aber wirklich von Nutzen sein, so muß es in rechter Weise geschehen. Es gehört nicht allein ein schöner, reiner Rasenplatz womöglich am Abhange gelegen und klares, weiches Fluß- oder Seewasser, sondern ebenso Zeit und Pflege dazu. Die Wäsche muß einmal umgedreht und oft befeuchtet werden, damit die Sonnenstrahlen die Flecken nicht einbrennen, statt ausziehen. Die Wäsche darf auf eben gemähtem Rasen nicht ausgebreitet werden, die verschiedenen saftigen Blütenstengel, besonders die des Löwenzahns, geben Flecke, welche schwer wieder ausgehen. Bleicht man nur einen oder einen halben Tag, so kann man niemals erwarten, daß die Sonne in der kurzen Zeit auch Flecke verschwinden läßt, wozu mehrere Tage gehören. Da taufrische Nächte sich besonders gut zum Bleichen eignen, sollte man die Wäsche, wenn irgend möglich, während der Zeit liegen und bewachen lassen. Kommt die Wäsche von der Bleiche, so sieht man sie sorgfältig nach; denn es gibt nicht selten Flecke, durch Gras, Würmchen etc. veranlaßt, die noch herausgewaschen werden müssen und manchmal recht schlecht weichen. Man spült die Wäsche noch einmal in warmem Wasser, oder besser brüht sie, ehe man sie schweift. Für vergilbte Wäsche ist indes das Bleichen am vorteilhaftesten.
(Quelle: Kochschule und Ratgeber für Familien und Haus, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905)

runde Siegelmarke
alte Reklamemarke

Unentbehrlich für die Zurichtung der fertigen Leinwand als Marktware waren die Bleicher (von ahd. pleichen, pallere), worunter Leute zu verstehen sind, qui lintea candefaciunt d.h. die Linnen bleichen. In Gegenden, in denen die Leinenanfertigung eine bedeutendere war, wie. z.B. im Elsaß, Schwaben, Schlesien, gab es bereits frühzeitig Stadtbleichen, die, ähnlich wie die Mangen für Tucher und Färber, Stadteigentum waren, unter städtischer Verwaltung standen und angestellten Bleichern und Bleichmeistern unterstanden. So errichtete z.B. Augsburg 1320 eigene Bleichen, für deren Benutzung ein Entgelt erhoben wurde, das in den Stadtsäckel floß. Kaiser Karl IV. verlieh 1359 der Stadt Breslau eine Leinenbleiche mit den Freiheiten und Vorrechten, welche die Bleichen in Schwaben haben, doch wird daselbst bereits 1345 ein „Heynusch, bleicher“ ewähnt, während in Straßburg ein Bleicher erst 1427 nachweisbar ist.
Von dem Bleichergewerbe, oft aber auch von den Bleichern selbst, auf deren Gelände sie angelegt wurden oder zu denen sie führen, haben öfters Straßen den Namen erhalten. z.B. in Elbing eine Bleicherstraße oder in Breslau die Vorder- und Hinterbleiche, zwei Inseln nordwestlich der Sandinsel, die von dieser nur durch einen künstlichen Graben getrennt sind; in Osnabrück eine Bleichenstraße u.a.m. Immerhin können Bleicherstraßen ihren Namen auch von andern, als Leinenbleichern tragen, denn es gibt noch verschiedende Arten von Bleichern z.B. Wachsbleicher, Flachsbleicher und, seit alters her, den Weinbleicher […] – wir nennen es richtig Weinpantscher – auch heute noch zu den tatsächlich unehrlichen Handwerken!

(aus: Erwin Volkmann: Alte Gewerbe und Gewerbegassen. Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921)


Bleichen in Japan

alter Holzschnitt: Menschen bei der Arbeit
1799, Japan/Nara

1 Kommentar zu „Die Bleicher“

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