Berufsbezeichnungen
Brunnenbauer, Brunnenmacher
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Spezialisierungen: …, …, …
Berufsgruppe: Bauberuf
Berufsfamilie: Tiefbauer
verwandte Berufe: …, …, …
Der Brunnenmacher
„[…] Um nun diesen unterirdischen Vorrat über die Erde zu erheben, haben die Menschen die Brunnen erfunden.
Man gräbt anfangs in der Erde ein weites Loch, 14-20 Fus tief, oder so tief, bis man eine Wasserader warnimmt. Auf dieses runde Loch wird ein Kranz von gedoppelten Spunddielen in die Runde gezogen, wodurch man die Perpherie zu einem runden Mauerwerke erhält. Man bauet auf diesem runden Kranz eine hole cilindrischrunde 12 bis 16 Fus hohe Mauer, oder holen Thurm, aus den besten Ziegelsteinen (Klingesteinen) in die Höhe. Die obere Oefnung dieses Thurms wird mit einer Rüstung von Brettern belegt, und mit dikken Strikken, wie ein Fas gebunden, indem diese Mauer, wie man gleich sehen wird, viel auszustehen hat.
Sie mus nämlich, so hoch sie auch über dem Grunde heraufgefürt worden, dennoch mittelst des Sandborers ganz und gar in das Grundwasser wieder versenket werden. Zu dieser Absicht besteigen 3 Arbeiter oben auf dem Thurme die hölzerne Rüstung, sie stekken den ungeheuren Sandborer in den runden und holen Thurm, drehen ihn am Knebel oder durchgestekkten Hebel in dem Grundwasser einige male mit Gewalt um, und so schöpfet der am Borer befindliche Sakk so viel Sand in sich, daß die Mauer an derselben Stelle zu sinken anfängt, weil man, so zu reden, ihren Grund untergraben hat. Sobald nun der Grund an einer Seite mehr ausgetieft wird, als an der andern, und die Mauer folglich auf diese mehr sinkt oder überhängt, als auf der andern Seite: so wird sie so lange geschlagen, und mit Hebebäumen gerükkt, bis sie wieder senkrecht zu sinken genötigt worden, oder bis sie, kurz zu sagen, 10 oder 12 Fus tief ins Wasser herabgebort ist. Dieser nunmehr versenkte Thurm ist der Schuzz der hölzernen Plumpenröhre, welche in ihn herabgelassen wird, wieder das geschwinde Verfaulen, und ein Wasserbehälter, welcher das Wasser in seiner Tiefe versammlet, um der Plumpe ein beständiges Wasser zuzufüren, da sonst eine Wasserader, die ohne Fesseln ist, oftermals nach einiger Zeit einen andern Strich zu nehmen pflegt.
Die runde Brunnenmauer ist nur einen Ziegel dikk, man mauert sie, statt des Mörtels, mit Leimerde und nassem zerfaserten Mooße, und die Steine werden zu ihrer Rundung behauen, und nach ihrer Länge rings herum geordnet. Der Sandborer ist eine sehr lange starke hölzerne Stange, an dem Ende mit einem Eisen, wie eine Lichtscheere, womit man Lichter puzzt, versehen, woran ein starker feiner Sakk, wie ein Klingebeutel herabhängt. Wenn man 5 oder 6 mal den Borer herumgedreht hat, so ist der Sakk voll Sand, und man zieht alsdenn den Borer an zwei Strikken aus dem Brunnen herauf, um ihn auszuleeren. Das Boren selbst geschieht von einigen Personen mit Hülfe des, an dem obern Ende des Sandborers angebundnen Kurbels oder Holzes.
Diejenige hölzerne Rühre, oder der Baum, welchen man eigentlich Plumpe zu nennen pflegt, wird mit der Schnekke, d.i. einem grossen stälernen Holborer, welchen man in eine Vorstange einstösset, durch 2 Leute, die den Borer am Knebel umdrehen, hol gebort, und der Borer ruht indessen auf dem Nagel eines dreibeinigen Bokkes, dabei eine Person den Borer auf die Mitte des Baums richtet, damit in den holausgeschnittnen und schnekkenförmig geblätterten Spänen der rote Holzkern recht in der Mitte zu liegen kommen möge. Zu diesen Röhren wird Kienenholz genommen. Wenn man solchergestalt die ganze Länge des Baums mitten durchgebohrt hat, so pflegt man in beide Enden einen hölzernen Propf einzuschlagen, damit die Kinder nicht allerlei hineinstekken mögen. Hierauf schneidet man ein Loch, 3 Zoll gros in die Röhre, oder, wofern die Röhre noch nicht ihre verlangte Weite hat, so nimmt man immer dikkere Borer, nämlich den Schrotborer zu Hülfe. Dieser ist nicht nur an sich selbst grösserr, als die Schekke, sondern auch an der Spizze mit einem umgelegten Haken versehen, der die gemachten Späne von selbst herausbringt, sondern er stekkt auch noch, wie eine kleine Schüssel in einer grössern, in einem grössern Borer, deren Zwischenräume man nach Erfordern mit Spänen weiter oder enger machen kann. Dadurch wird das Loch im Baum 5,6 und mehr Zoll gross, nach der Rundung zu rechnen.
Die ganze Röhre ist 20, 30 und mehr Fus lang, und wofern im Boren die Vorstange nicht lang genug ist, so wird noch eine eiserne Stange angesezzt, welche man den Ansazz nennt. Röhren, welche man zu Wasserleitungen in die Erde legt, werden rund gelassen, zu stehenden Plumpen aber mit den Breitbeile vier oder achtekkig zugehauen, und man lässet die also in der Gestalt über die Erde heraufgehen, oder man gibet ihnen durch den Tischer eine längliche Bekleidung von Brettern.
Diese also geborte Röhre wird an einem Brete in den versenkten Brunnenthurm hinabgelassen, oberwerts mit einer Dekke von Halbholze belegt, welches man um die Röhre genau herumfügt. Die Fugen müssen mit Moos verstopft werden. Solchergestalt stehet die Plumpenröhre einige 20 Fuis tief unter, und 6 oder 8 Fus über der gepflasterten Erde, und die gedachte Dekke ruhet ohngefehr 3 Fus tief unter dem Pflasterwerke; bis die Röhre unbeweglich und mitten in dem Thurme steht. Wenn alles seine Richtigkeit hat, so stösset man mit einer Stange das Ventil in die Röhre herab, welches sich sehr genau und gedrenge in die Röhre hineinpassen mus.
Das Ventil ist ein spannlanger Cilinder von Eichenholze gedrechselt, mitten durch seine Länge hol, auswendig mit ein Paar Furchen ausgedreht, um den umgewikkelten Hanf und das Fett an sich zu behalten. Oben macht man an dem Ventile einen eisernen Biegel, um bei der künftigen Ausbesserung diesen holen Propf aus der Röhre wieder herausziehen zu können. Unter den Biegel nagelt man über das Loch der Ventilöfnung eine Klappe von Leder auf, welche das Ventil genau verschliessen mus. Diese Klappe ist es , welche von dem Wasser in die Höhe gestossen, und also geöfnet wird; das Wasser steiget über die Klappe herauf, und wird nachgehens von dem Zuge und der Ziehstange weiter in die Höhe geschaft. Ganz unten wird die Röhre, bevor man sie in die Erde hinabläst, zugepropft, und nur zween Fus vom Grunde seitwerts ein Loch eingestemmt, damit das Wasser keinen Sand mit sich in die Röhre hineinbringe, wodurch sich nur die Plumpe verstopfen würde. Einen Fus hoch über dem festeingestossnen Ventile, befindet sich in der Röhre der Zug, d.i. ein ebenfalls durchborter und mit einer ledernen Klappe versehener hölzerner Propf, welcher aber beweglich ist, und in der Röhre von der Ziehstange auf und niedergezogen wird, sobald man plumpet. Man übrnagelt ihn nämlich mit einer 8 Fus langen Stange von Eisen, und dieses ist die Ziehstange. Der cilindrische Theil dieses Zuges hat von aussen rings um einen ledernen Streifen, damit er sich in der Röhre ein wenig drenge, und kein Wasser zwischen ihm und der Röhre an den Seiten durchkommen könne. Sobald, wenn man plumpt, der Zug mit der Ziehstange, vermittelst des niedergezogenen Schwengels in die Höhe gezogen wird, so wächst der leere Raum zwischen dem Ventile und dem Zuge. Die über dem Grundwasser befindliche Luft bekommt dadurch Gelegenheit sich auszudehnen, sie verlängert sich, so zu reden, in der Röhre, das Grundwasser folgt ihr auf dem Fusse nach, stöst die Ventilklappe über sich hinauf, bis an die Klappe des Zuges, und den Augenblikk fällt die Ventilklappe zu, so daß nunmehr ein Wassercilinder zwischen beiden Klappen gefangen wird. Nun plumpt man zum zweitenmale, das Ventil eröfnet sich, und das Wasser wird wieder um einen Schritt weiter erhoben, die Klappe springt zurükk, und dieses erfolget so oft, bis das Wasser, von dem nachfolgenden Wasser gedrengt, so hoch gestiegen, daß es vermöge seiner Schwere aus der Tille von selbsten herausläuft. Wenn endlich das Plumpen, oder allmäliche Aufwinden des Wassers nachläst, so fallen die beiden Klappen wieder von selbst zu.
Die Klaue ist ein halbgespaltenes Stükk Eichenholz, ein wenig winklig zugehauen, und bestimmt der Träger des Schwengels für gemeine Brunnen zu seyn. Der eiserne Bolzen, der durch die Klaue geht, trägt den Schwengel nebst dem Gewichte des Plumpens. Gemeine Brunnen, um welche man eine getafelte Bekleidung, oder einen länglichvierekkigen Kasten zieht, bekommen auch eine Ziehstange, die von eisernen Stüzzen getragen wird, un einen herabgehenden eisernen Schwengel. Zu der Tille wird über dem Pflasterwerke ein vierekkig Loch, 3 Fus vom Boden entfernt, gestemmt, um eine Tille von Kienenholz, die das Wasser ausgiest, hineinzuschlagen.
Bei Verlegungen unter der Erde bleiben die Röhren rund, und man ist oft genötigt, sehr viele solcher Röhren an einander zu sezzen, welche eine Länge von 100 und mehr Fus betragen, so weit nämlich das Wasser zu einer Plumpe hingeleitet werden soll. Gesezzt nun, man wollte aus dem nächsten Flusse das Wasser auf den Hof, oder in den Garten herbeiführen, um daselbst eine Plumpe zu errichten, so wird die Röhre ins Wasser gelegt, eine und mehr Röhren horizontal und nach der Wasserwage angesezzt (indem man jedesmal, so oft es bergan geht, desto tiefer gräbt); jede Röhre wird mit der andern durch eine bleierne Büchse und mit Bleinägeln verbunden, und an der lezzten Röhre wird eben solche Bleibüchse angenagelt, zulezzt eine Röhre von 12 Fus hoch stehend hinabgelassen, die ein Seitenloch hat, welches auf die Bleibüchse der Erdröhre zutreffen mus. Zu den Verlegungen bei Wasserkünsten hat man Bleibüchsen mit mehr als einem Ventile nötig.
Das Meisterstükk ist in Berlin ein neuer Brunnen, 4 Fus tief in der Rundung, und der Thurm des Grundwassers mus 10 Fus tief unter Wasser stehen; ferner eine 150 Fus lange Verlegung.
Unter dem Werkzeuge der Brunnenmacher befindet sich noch die Brechstange, d.i. eine sehr lange starke hölzerne Stange, vorn mit einem flachabgerundeten Eisen beschlagen, um den Thurm, wenn er sich im Verboren schief senkt, damit senkrecht zu richten.
Sobald an Plumpen der lederne Streif des Zuges, oder der fette Flachs am Ventile durch den Gebrauch zerrieben worden, so kömmt das Wasser schäumend herauf, und die Plumpe zieht nicht.
Holz, Blei, Verlegung, alles wird hier fusweise verdungen. Die alten verfaulten Brunnenröhren ziehet man mit dickken Thauen und Ketten heraus, und man sezzt dagegen neue Röhren ein. Die Rizzen von aussen werden mit einer Platte Blei übernagelt; die zerriebnen oder felerhaften Klappen ziehet man mit dem Schraubenzeuge heraus, man nagelt neues Leder auf, umlegt sie mit Flachs, und übergiest sie mit geschmolznem Talg. Die Lehrbursche lernen 3 Jare.“
(aus: Johann Samuel Halle: Die neue Kunsthistorie. 1761, Brandenburg und Leipzig)
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Brunnenbauer im Wörterbuch der Berufe
„Brunnenbauer, handwerklicher Lehrberuf, abgeschlossene Volksschulbildung. Lehrzeit 3 Jahre, zu den Bauberufen und zur Berufsfamilie der Tierfbauer gehörend.
Der Brunnenbauer erbohrt Bunnen aller Art., mauert und baut sie aus, stellt Pumpen aller Art auf und schließt sie an den Brunnen an.
Der Beruf erfordert kraftvollen, abgehärteten Körper, Umsicht und Gewissenhaftkeit.
Gesellenprüfung vor zuständiger Innung.
Aufstiegsmöglichkeiten: Meisterprüfung, Selbständigmachung.
Berufsaussichten nicht günstig.“
(Quelle: Julius Streller: Wörterbuch der Berufe. 1953. Körner Verlag, Stuttgart)
Brunnenarten
Laufbrunnen, Schöpfbrunnen, Ziehbrunnen, Springbrunnen, Zisternen, Rammbrunnen, Plätscherbrunnen, Abessinierbrunnen
Buchempfehlung
- Wilhelm Pengel: Der praktische Brunnenbauer. 1922
- Franz Bösenkopf: Brunnenbauer. 1928