Die Apotheker

Straßenschild

„[…] Apotheker sollen nach Vorschrift des Arzneibuches oder nach Anweisung des Arztes arbeiten, sie sollen kein Mittel durch ein anderes ersetzen und kein verdorbenes Präparat verkaufen. Fehlt ihnen bei der Bereitung ihrer Electuarien und Syrupe ein Bestandteil, so sollen sie ein Ersatzmittel nur auf ärztlichen Rat verwenden.

Arzneibuch, Medizin, Apotheker, Würtembergische Pharmacopoe
Arzneibuch „Pharmacopea Wirtenbergica“, 18. Jh.

Die Apotheker sollen keinen Gemeinschaft mit den Ärzten schließen, noch Gelderlös mit ihnen teilen, sie sollen von ihnen weder Dienste noch Geschenke annehmen, es sei denn Speise und Trank. Auch sollen genannte Apotheker niemand Arzenei ohne ärztliches Vorschrift verkaufen. Oben genannte Bestimmungen sollen sie beschwören und Zuwiderhandlungen mit 300 Solidi büßen. […]“

(Aus den Gesetzen [1162 – 1202] der südfranzösischen Stadt Arles – dort in lateinischer Sprache; in deutscher Übersetzung zu finden in dem Büchlein „Die Kölner Apotheken“ von Alfred Schmit, 1930)


Berufsbezeichnungen

Apotheker, Apothekerin, Aromatarius,  Drogist, Gewürzkrämer, Krudener, Olitätenhändler, Medikamentenmacher, Pharmazeut, Pillendreher, Ranzerte, Scheidekünstler, Statzaune

Apotheker in anderen Sprachen

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Albanisch:farmacist
Amerikanisch:druggist
Bulgarisch:apoteker
Dänisch:farmaceut
Englisch:apothecary, parmacist
Esperanto:apotekisto
Finnisch:apteekkari
Französisch:pharmacien, apothicare
Griechisch:φαρμακοποιός
Isländisch:lyfjafræðingur
Italienisch:farmacista
Kroatisch:apotekar, ljekarnik
Niederländisch:apotheker
Norwegisch:apoteker
Polnisch:aptekarz
Portugiesisch:farmacêutico
Rumänisch:farmacist
Russisch:фармацевт
Schwedisch:apotekare
Slowakisch:lekárnik
Slowenisch:farmacevt
Spanisch:farmacéutico, boticario
Tschechisch:farmaceut
Türkisch:eczacı
Ungarisch:gyógyszerész

Berufsfamilie:   Chemiker
Spezialisierungen:   Klosterapotheker, Buckelapotheker, Wanderapotheker
verwandte Berufe:   Kräutersammler, Mixturenverkäufer, Salbenmacher, pharmazeutisch-technische/r Assistent/in, pharmazeutisch-kaufmännische/r Angestellte/r


Lange Zeit bereiteten die Ärzte die von ihen verordneten Heilmittel selbst zu. Die ersten, die den Apothekerberuf vom Arztberuf trennten, waren die Araber. Diesem Beispiel folgte der in Sizilien unter dem Einfluß arabischer Lehrer aufgewachsene Hohenstauferkaiser Friedrich II. Vor über 700 Jahren erließ er das Medizinaledikt von Salerno, in dem er die Trennung von Arzt und Apotheker für sein Reich bestimmte: ‚Die Apotheker aber sollen die Arznei auf ihre Kosten unter Aufsicht der Ärzte gemäß der Anordnung der Konstitution herstellen, und zudem sollen sie nicht zur Führung von Apotheken zugelassen werden, wenn sie nicht einen Eid abgelegt haben, daß sie alle ihre Arzneien gemäß vorgenannter Anordnung ohne Trug herstellen werden.‘ Zu Apothekern entwickelten sich vorrangig jene, die bislang die Ärzte beliefert hatten, die Kräutersammler, Mixturenverkäufer und Salbenmacher.
Das älteste bekannte deutsche Apothekerprivileg erteilte Markgraf Otto IV. von Brandeburg 1303 für einen Apotheker in Prenzlau. Ähnliche Privilegien sind 1305 für Görlitz, 1310 für Straßburg und 1332 für Augsburg bezeugt. Zunehmend enstanden stationäre Apotheken, nachdem zuvor Arzneimittel ausschließlich an beweglichen Marktständen zu haben waren. Bereits im 15.Jahrhundert gab es in fast jeder größeren Stadt Deutschlands eine stationäre Apotheke. Die Apotheker waren an Vorschriften gebunden und standen unterstrenger Aufsicht.
Das Wort ‚apoteca‘ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Niederlage.
Demzufolge verstand man einst unter einer ‚Apoteca‘ einen Lagerraum.
Nach und nach bürgerte sich für die ortsansässigen Arzneimittelläden die Bezeichnung ‚Apotheca‘ ein, und man bezeichnete ihre Besitzer als ‚Apothecarius‘. Die erteilten Privilegien sicherten den Apothekern eine Monopolstellung in ihrem Einzugsgebiet. Durch ihren Bildungsstand gehörten sie zu den angesehendsten Bürgern der Stadt, nicht selten hatten sie Ehrenämter inne. Diesen Stand demonstrieren sie mit prunkvollen Ausstattungen ihrer Verkaufsräume, Offizin genannt.
Prunkstücke in solchen Räumen war meist der Rezepturtisch, auf dem Etiketten, Fläschchen, Rezepte und die verschiedensten Geräte zur Herstellung der Arzneien lagen und an dessen Aufsätzen die Waagen hingen.
Das Berufsbild des Apothekers veränderte sich im vorigen Jahrhundert mit der Entwicklung der pharmazeutischen Industrie, die zahlreiche und vor allem preiswerte Medikamente auf den Markt brachte. Die Apotheker wurden damit weitgehend einer ihrer wichtigsten Tätigkeiten beraubt: der Herstellung der Arzneimittel im eigenen Laboratorium.


[Bernd Wurlitzer: Historische Werkstätten, Berlin 1989]

Apothekenschilder und -zeichen

Zunftwappen

Sammelbild: Zunftwappen
Text

Apotheker zu Wien

Gleich den Badern und Chirurgen schlossen sich auch die Apotheker zusammen. Das Wappen der Wieder Apotheker von 1796 zeigt ein blühendes Heilkraut, eine Arzneiflasche mit Fahne und darüber, als Verbeugung vor dem Landesherrn, die Abkürzung für Kaiser Franz I.

Sammelbild: Zunftwappen
Text

Apotheker zu Nürnberg

Nürnbergs Apotheker, offenbar Freunde sinnfälliger Darstellung, begnügten sich nicht mit Symbolen, sondern führten die Beschauer ihres Wappens in das Innere einer Apotheke mit Tisch, Waage und dem Gestell mit den Arzneigefäßen.


Die Apotheker im Mittelalter bis ins 14.Jh.

Die Apotheker im 16.Jh.

„Der Apotheker trägt die Verantwortung für die in den Apotheken nach den Rezepten der Ärzte verabreichte Medizin, weil es sich dabei oft um ausserordentlich wirksame Stoffe handelt, die genau nach Vorschrift dosiert sein müssen. Da Giftstoffe und andere gefährliche Substanzen seiner Hand anvertraut sind, erfordert seine Tätigkeit grosse Gewissenhaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Die Vorschriften der Arzneimittelgesetzgebung müssen ihm genau bekannt sein, daneben aber hat er sich vor allem in der ausserordentlich grossen Zahl von Medikamenten und Arzneimitteln (es gibt Tausende!), die die pharmazeutische Industrie heute auf den Markt bringt, auszukennen. Spezielle Rezepte aber muss er selbst herstellen, weshalb die Rezeptur einen wichtigen Teil der Ausbildung umfasst. […]“
(aus: W.Leber, B.Burges: „Der junge Mann vor der Berufswahl“, 1966, Hallwag Verlag)

Die Apotheker im 17.Jh.


Die Apotheker-Kunst im 18.Jh.

alte Zeichen
Frankreich/Lisieux, Rue de la Boucherie

„Die Apotheker-Kunst ist eine der ältesteten und nützlichsten Künste, weil durch dieselbe die Kräfte der natürlichen Dinge erforschet, und zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit angewendet werden. Der Ort, wo dieß hauptsächlich zu geschehen pflegt, in welchem allerley aus den drey Reichen der Natur gesammlete Simplitcia, welche einigermassen zu der Menschen Gesundheit dienen können, nach den Verordnungen der Aerzte zubereitet und ausgetheilet werden, wird die Apotheke genennet.
Zu derselben gehören eigentlich vier Haupt-Abtheilungen oder Gemächer:
1) ein Kräuterboden, auf welchem die frischen Kräuter gedöret, die Blumen eingesammlet, die Wurzeln, Samen und Frücht wohl verwahret, und gut aufbehalten werden können;
2) ein Keller oder Gewölbe, in welchem die von den Kräutern herübergezogene Wasser, die Säfte, Weine, Oehle und Fetter aufbehalten werden;
3) ein Laboratorium, mit seinen Oefen, Brennkolben, Helmen, Vorlagen oder Recipienten, Schmelztiegeln, und dergl.;
4) ein offner Laden, welcher insgemein die eigentliche Apotheke oder Officin genennet wird.
Es ist dieselbe auf allen Seiten mit wohlgeordneten schönen Repositorien, Glasschränken, Schubladen und Fächern versehen, in welcher hauptsächlich allerley große und kleine hölzerne, zinnerne, gläserne, steinerne und porcellainere Gefässe und Büchsen mit zierlichen Ueberschriften stehen. Das mittelste Repositorium wird mit feinsten trockenen oder flüssigen ätherischen Dingen, Balsamen, Geistern, Tinkturen und Elexieren, welche in runden oder viereckigen Gläsern verwahrt, und mit ihrer Signatur oder eigentlichen Namen bemerkt sind, besezt. Man nennt dieses den chymischen Körper. Unter demselben befindet sich der Plaz zu den fertig gemachten Recepten. Vor demselben steht der Receptirtisch mit den Verzierungen oder Gitter nebst den Wagschalen und Gewichtern. Nach dem Apotheker-Gewichte hat:
1) ein Pfund 12 Unzen, oder 24 Loth;
2) eine Unze 8 Drachmen;
3) ein Drachma, oder Quintchen [?] 3 Scrupel, und
4) ein Scrupel 20 Gran, deren eines so schwer als ein Gestenkorn ist.
Ferner liegen auf dem Receptirtische Propfe, bunte Papiere, Blasen, Bindfaden, Pillenschachteln, Tropfen- und Mixtur-Gläser, Wachspapier, runde Pulberlöffel, Spatel ec.
Unter dem Tische sind viereckige Kasten, mit ihren Signaturen zu Species, Erzen ec. (Was man aber Species nennet, sind grobe, oder fein zerschnittene oder pulverisirte, trockene Dinge.) Die übrgen Repositorien enthalten: Salben, Muße in porcellainen Kannen mit Blasen verbunden; Pulver in hölzernen Büchsen; Pflaster in Kasten – und im chymischen Körper stehen die gebräuchlichsten Arzneyen in Reihen, weil die beständig vorkommen, dem receptirenden Gehülfen zur Hand.
Die vornehmsten Arbeiten der Apotheker sind:
1) das Pulverisiren in großen und kleinen Mörsern;
2) das Schmelzen;
3) das Auslösen;
4) das Ausziehen, oder extrahiren;
5) das Verdicken;
6) das Sublimieren;
7) das Destilliren;
8) das Maceriren, Digeriren, Abklären, Kristallisiren, und Niederstürzen.

Die Präparata, die der Apotheker durch diese und andere Arbeiten bereitet, sind:
1) allerley Essige, z.E. den Pestessig;
2) gebrannte Wasser, z.E. Zimmtwasser;
3) Balsame, z.E. Lebensbalsam;
4) eingemachte und überzuckerte Sachen; z.E. Kalmus,
5) Elixire, z.E. Brustelixir;
6) Pflaster, z.E. Bleiweißpflaster;
7) Salben, z.E. Liliensalbe;
8) Essenzen, z.E. Brustessenz;
9) Tinkturen, z.E. Rhabarbertinktur;
10) Extrakte, z.E. Wermuthextrakt;
11) Latwergen, z.E. Mithridat;
12) Oehle, z.E. Mandelöhl;
13) Mixturen, wenn Pulver, Salze oder Säfte mit destllirtem Wassern vermischt werden;
14) Pulver, z.E. Markgrafenpulver;
15) Salze, z.E. das Weinsteinsalz;
16) Spiritus, z.E. Ameisen-Spiritus;
17) Pillen;
18) allerley Zucker, Säfte, Julepe, Sirupe, Mehle, Dekockte, Trisenete, Marsellen, Zuckerkuchen, u.a.m.

Diese Arzneyen selbst werden vom Arzte in Recepten verschrieben; auf welchen nicht nur die Specien selbst angezeigt werden, sondern auch die Quantität derselben, und wie die Medicin abgeliefert und gebraucht werden soll. Sie heissen:
1) Halenische Arzneyen, die aus dem Pflanzenreiche,
2) chemische, die aus Mineralien verfertigt werden;
3) officinelle, die schon in der Apotheke fertig sind,
4) specifische, die ohnfehlbar eine Krankheit heben;
5) niederschlagende, erweichende, kühlende, temperirende, auflösende, stärkende, schmerzstillende, einschläfernde Arzneyen;
6) Brechmittel, Abführungen, Schweißmittel, Harntreibende Mittel, Niese-Brust-Spey- und Blasen-Mittel.

Damit die verlegenen Waaren aus der Apotheke gestossen werden, und dieselbe ihren guten Ruf erhalte, werden die Officinen jährlich durch Aerzte und obrigkeitliche Personen visitirt. Ausser dem schreibt die Medicinaltare dem Apotheker die Preise, und das Dispensatorium die Formel und Bearbeitungsart der gewöhnlichsten Zusammensezungen, die in Officinen vorräthig sind, pünktlich vor.

Es giebt Schloß- Stadt- Feld- Reiß- Hospital- und Kloster-Apotheken; und trift man in denselben gemeiniglich, ausser dem Herrn derselben, einen Provisor an, dem die Aufsicht über die Officin, und all die dazu gehören, anvertraut ist – ingleichen Gesellen und Lehrjungen, auch Stösser, Schneider, Presser und dergleichen zu den groben Arbeiten bestimmte Leute.“

(aus: Hrsg. J.S.Stoy. Bilder-Akademie für die Jugend. Nürnberg 1784)



Die Apotheker im 19.Jh.

Die Apotheker im 20.Jh.

Die Apotheke im 21.Jh.


Arbeitsmaterialien der Apotheker

Destilierapparat, Destilierkolben, Pflanzenpresse, Mörser, Waage

Gefäße für Arzneien und Salben

Schilder zum Beschriften der Arzneien

 Apotheker-Gewichte

unterschiedliche Feingewichte für den Apotheker
Feingewichte

zum Abmessen der Arzneien:
Pfund, Unze, Drachmen, Scrupel, Gran

20 Gran = 1 Scrupel
3 Scrupel = 1 Drachme
8 Drachmen = 1 Unze
12 Unzen = 1 Pfund


Apothekerrezepte

Ab Mitte des 16.Jh. gab es amtliche Vorschriften für die Herstellung nach Rezepten,für die jeweilige Dosierung und die Aufbewahrung von Medikamenten.
Die Rezepte wurden in offiziellen Dispensatorien gesammelt.

altes Rezept

Medikamente

Tabletten, Kapseln, Dragees, Salben, Zäpfchen, Tees, Säfte, Tinkturen, Öle


Ausbildung zum Apotheker und zur Apothekerin

  • seit 1871 wird die Ausbildung in Preußen zum Apotheker gesetzlich geregelt
  • 1875 wurden Zusatzverordnungen erlassen
  • Zulassung zur Prüfung bedingte folgende Voraussetzungen:
    • lateinische Sprachkentnisse
    • abgeschlossene 3jährige Ausbildung in einer Apotheke (mit Abitur eine 2jährige Lehrzeit)
    • vier Semester an einer Universität oder technischen Hochschule
    • Militärdiensttauglichkeit
  • 1966: Voraussetzung: Abitur und kleines Latinum. Bevor das Studium (mind. 6 Semester) erfolgt, muss ein 2 jähriges Praktikum in einer Lehrapotheke erfolgt sein. Nach dem Praktikum erfolgt eine pharmazeutische Vorprüfung.
  • seit 1971: muss ein 3,5 jähriges Studium und 1 Jahr Praktikum in einer Apotheke absolviert werden
  • 2018: pharmazeutisches Studium (8 Semester) mit einem anschließenden praktischen Jahr

Apotheker-Anzeigen

Alte Anzeige einer Raths-Apotheke
1867, Polen, Thorn

Apotheken

Nachtschalter – Nachtapotheken – Bereitschaftsapotheken

französischer Nachtschalter einer Apotheke
2012, FR, Rodemack – [Foto: Sulamith Sallmann]

Spruchweisheiten

  • Arznei und Wein wollen zur rechten Zeit genossen sein.
  • Je mehr Apotheker, desto mehr Leichensteine.
  • Teure Arznei hilft immer, wo nicht dem Kranken, so doch dem Apotheker.
  • Mit Arznei und Pillen soll man nicht den Hunger stillen.
  • Kein Apotheker ohne Gift
  • Mische jeder Arzenei einen Tropfen Liebe bei.
  • Der Apotheker halte den Stössel und der Brauer rühre im Kessel.
  • Ein Apotheker ohne Zucker ist ein armer Schlucker.

„Tritt guter Mann getrost herein,
steht auf den Büchsen auch Latein.
du hast nicht gern die Apotheken,
doch schlimmer, Freund, sind Hypotheken.
Gut schmecke dir stets Speis und Trank,
doch aber werd auch manchmal krank.“


„Ich hab in meiner Apotheken
viel Materie,
die lieblich schmecken,
auch zu stärken den Kranken
und Schwachen.
Kann auch mancherlei Labung machen.“


heilige Schutzpatrone der Apotheker

Damian, Michael, Kosmas


Dies und das

1828 gab es im Staat Preußen bereits 1300 Apotheken.

Straßenschild
2021, Spreewald, Lübbenau – [Foto: Sulamith Sallmann]

Lehrfilm

Der Pharmazeut, 1946 (englisch)

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