Die Aalfischer

Aquatinta: Männer und Frauen mit ihrer Aal-Beute am Flussufer

Aalfischer  sind Fischer, die sich auf das Fangen von Aalen spezialisiert haben,
wozu sie je nach Fangtechnik verschiedenes Gerät benutzen.

Zeichnung: Fischer hält gefangenen Aal in die Höhe - 1903



Wie das Leben früherer Aalfischer aussah,
lässt sich seit Mai 2019
im interaktiven Aalfischerei-Museum
in Mohnheim am Rhein nachvollziehen.


Berufsbezeichnungen

Aalfischer und Aalfischerin,   Aalfänger,   Aalstecher   –   (ndd)  Alreper,   Alesteker

in anderen Sprachen
Afrikaans:eel vissers
Albanisch:ngjala peshkatarët
Bosnisch:jegulja ribara
Bulgarisch:змиорки рибари
Dänisch:ålefiskerne
Englisch:eel fisher, eel cacher, eeler
Estnisch:angerja kalurid
Finnisch:ankeriaan kalastajat
Französisch:pêcheur d’anguille
Griechisch:αλιείς χελιών
Irisch:hiascairí eascann
Italienisch:pescatori di anguille
Lettisch:zušu zvejnieki
Luxemburgisch:eel fëscher
Maltesisch:sajjieda tas-sallur
Niederländisch:paling vissers
Norwegisch:ål fiskere
Polnisch:rybacy węgorza
Portugiesisch:pescadores de enguias
Rumänisch:pescarii de anghilă
Russisch:угря рыбаков
Schwedisch:ål fiskare
Serbisch:јегуља рибари
Slowakisch:úhora rybári
Slowenisch:jegulje ribiči
Spanisch:pescador de anguila
Tschechisch:úhoře rybáři
Türkisch:yılanbalığı balıkçılar
Ungarisch:angolnahalászok
Walisisch:pysgotwyr llyswennod
Zulu:umbokwane abadobi

verwandte Berufe:   Angler,   Fischer


Aalfischer bei der Arbeit

Icon: Lautsprecher

Hörbeitrag des WDR aus der Reihe ‚Erlebte Geschichten‘   –   Rudi Hell, Aalfischer

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Arbeitsmittel der Aalfischer

Fangboote

Das bekannteste Fangboot der Aalfischer war der Aalschokker, ein bis ins 20. Jahrhundert gebräuchlicher niederländischen Schiffstyp. Insbesondere zeichnet er sich durch den sogenannten Schokkerbaum aus, eine ausschwenkbare Vorrichtung zum Fischfang mit Schleppnetzen. Die Bezeichnung Schokker geht zurück auf die Insel Schokland in der Zuidersee.

Früher gehörten Aalschokker zum vertrauten Bild auf dem Rhein; allein zwischen Bad Honnef und Emmerich waren Mitte der 20er Jahre mehr als 1000 dieser Fangschiffe im Einsatz-Mit großen, seitlich ins Wasser hängenden Fangnetzen, die vorne eine Öffnung […] hatten und wie ein Trichter wirkten, wurden die Aale aus dem Rhein gefischt. […]


Hinweistafel zum Aalschokker ‚Aranka‘

Aalfanggeräte und deren Gebrauch

sw Fotopostkarte: Aalfang am Mühlenkanal in Königswusterhausen - 1937

•   Aalfang
Als Aalfang bezeichnet man eine meist hölzerne, feste Installation am Abfluss von (Mühlen-)Teichen oder am Wehr von aufgestauten Flussläufen, um die durchschwimmenden Aale darin aufzufangen.

Zeichnung: Gerüst der Aalglippe und Plumperstock - 1886

•   Aalglippe und Plumperstock
Die Aalglippe  (auch Täng genannt)  ist ein aus Latten verfertigtes, dachförmiges, an den beiden Seitenflächen sowie an zwei Längsseiten mit Netzen überzogenes und an einer Seite offenes Fanggerät, das an einer langen Stange befestigt ist.
Die Aale werden durch einen Treiber mit Hilfe eines langgestielten T-förmigen Plumperstocks in die Aalglippe getrieben, von wo aus sie von einem weiteren Fischer in Netze verbracht werden. Das ‚Tängen‘ gilt als sehr schonende Methode des Aalfangs, wird heute aber kaum mehr praktiziert.

Farbfoto: Aalharke aus dem 19. bis frühen 20. Jh


•   Aalharke
Aalharken waren an eim Stiel befestigte rechenförmige Geräte, die durch den Schlick gezogen wurden und mit deren Zinken die dort verborgenen Aale aufspießt wurden.
Diese Fangmethode ist seit den 1920er Jahren verboten.

Zeichnung: Aalpuppe genannte Treibangel - 1886

•   Aalpuppe
Bei einer Aalpuppe handelt es sich um eine unbewachte, einzeln fischende Treibangel. Diese besteht aus einem ‚Puppe‘ genanntem Schwimmkörper – der früher aus Binsen oder Kork, heute meist aus anderen Materialien mit guten Auftriebseigenschaften hergestellt wird – sowie einer darauf aufgewickelten Angelschnur, deren Länge üblicherweise etwa der doppelten Gewässertiefe entspricht, mit einem Haken.
Aalpuppen werden, mit einem Köder (Fisch oder Regenwürmer) bestückt, gewöhnlich bei leichtem Wind abends so in einem Gewässer ausgesetzt, dass sie auf ein übersichtliches Ufer oder eine Bucht zutreiben, wo sie am nächsten Tag eingesammelt werden. Sie sind daher nicht in Fließgewässern einsetzbar. Da die Aalpuppe eine größere Gewässerfläche bestreicht, ist der Fangerfolg deutlich größer als bei der ortsfesten Aalschnur.
Der Aalfang mit Treibangeln ist heute in vielen Regionen untersagt.

•   Aalreuse
Die älteste Form ist der aus Weidenruten gefertigt Aalkorb (u.a. als Kübbe bekannt). Daraus wurde die Aalreuse (auch Aalfuuk genannt) entwickelt, die aus mehreren Ringen aus stärkeren Weidenruten, späterhin aus Plastik oder Metall besteht und mit Netzgarn bespannt ist. An der Öffnung befindet sich, wie bei Reusen üblich, ein kegelartig ins Reuseninnere laufender Netztrichter, die Kehle. Meist sind mehrere Netzkammern mit Kehlen hintereinander angeordnet; sie bilden sogenannte Aalkorbketten oder Säcke. Wenn ein Aal in die Reuse hineinschwimmt, findet er durch die schmalen hinteren Öffnungen nicht wieder hinaus. In die hinterste Kammer können Köder (bspw. Nacktschnecken, Tauwürmer oder Muschelfleisch) gelegt werden.

Bügelreusen werden vor allem in der Binnenfischerei, aber auch in der Küstenfischerei eingesetzt. Es gibt verschiedene Kombinationen beim Einsatz von ein oder mehreren Reusen mit Seitenflügeln und/oder Leitwehren, an denen die Fische zum Einlauf der Reusen geführt werden. Schwimmende Aalreusen werden meist mit einer Leine am Ufer befestigt und durch Gewichte sowie einen Schwimmer in der Strömung gehalten. Bei der Seen- und Küstenfischerei werden die Reusen an Stangen, sogenannten Staken, befestigt.

Die größten Aalreusen sind zum einen die in Deutschland verwendeten Kammerreusen, die auch ‚Kumreusen‘ genannt werden. Zum anderen gibt das ähnliche sogenannte Bundgarn aus Dänemark. Ihre Netzkammern sind unten geschlossen und nach oben offen. Die seitlichen Netzwände stehen senkrecht an Pfählen. Vor den Reusenöffnungen werden Leitwehre (Stellnetze) mit bis zu 2000 m Länge angeordnet. Diese Reusen können bis zu 10 m Wassertiefe eingesetzt werden. Wegen ihrer Grösse braucht es zur Bewirtschaftung eine Gemeinschaft von Fischern, die zusammen auch den Aufbau im Frühjahr und den herbstlichen Abbau bewerkstelligen.

sw Foto: aufgewickelte Aalschnur mit mehreren Haken

•  Aalschnur
Eine Aalschnur ist ein passives Angelgerät. Eingesetzt als Reihenangel, besteht sie aus einer Hauptschnur und 150 bis 300 sogenannten Mundschnüren mit den Haken. Letztere sind meist 30 bis 40 cm lang und in Abständen von zwei bis drei Metern an der Hauptschnur befestigt. Als Köder dienen neben Regenwürmern auch verschiedene kleine Köderfische.
Aalschnüre werden überwiegend zum nächtlichen Aalfang eingesetzt. Das Beködern und Auswerfen erfolgt gewöhnlich abends vom Boot aus während der Fahrt. Mit an der Hauptschnur befestigten Gewichten und Schwimmern, werden Lage und Fangtiefe reguliert. Die während der Nacht unbewachte Aalschnur wird am folgenden Tag eingeholt.

Zeichnung: Steinzeitmensch in einem Einbaum benutzt einen Aalstecher

•   Aalstecher
Ein Aalstecher ist ein auf dem Urtyp des Dreizacks basierendes Aalfanggerät, das bereits von unseren Vorfahren in der Steinzeit erfunden wurde. Andere Bezeichnungen sind Aaleisen, Aalgabel, Aalpricke, Aalschere, Aalspeer, Aalstachel   –   veraltet Elger, Aalger (von germanisch: ‚Ger‘ = Speer, Spieß)   –   auch die dänische Bezeichnung Lyster war mancherorts gebräuchlich.

Farbfoto: historischer, 3zackiger Aalstecher aus Eisen - 16./17. Jh, NL

Historisch bestand der Aalstecher aus einer flexiblen, mit Dorn versehenen Klammer, die an einem langen Stab befestigt war. Daraus entwickelte man später zumeist gabelartige Geräte in mannigfacher Form mit 3 und mehr Zacken, die oft auch mit Widerhaken oder Sägezähnen versehenen waren.
Aale vergraben sich im Herbst und Winter, aber auch wenn Bäche trocken fallen, im schlammigen Untergrund. Mit dem Aalstecher sticht man blind in den Untergrund, der Aal verfängt sich zwischen den Eisen und kann an die Oberfläche gezogen werden.
Die Benutzung von Aalstechern ist seit den 1950er Jahren verboten.

Video – Beitrag aus der experimentellen Archäologie

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sw Foto: Pödderblei mit Wurnknoten

•  Pödder
Das Pöddern ist eine aus Ostfriesland stammende Aalangeltechnik ohne Einsatz von Angelhaken.
Einen Pödder muss man sich selber herstellen. Dazu braucht es nur eine 2-3 m lange, einfach Stange, eine kräftige Schnur und Würmer (Tau-, Erd-, Rot-, Laub- oder Mistwürmer). Mit einer Ködernadel werden 20-30 Würmer längs auf einen starken Wollfaden gezogen, die Wurmkette sodann um die Hand gewickelt, die Enden des Wollfadens über den Würmern verknotet und unter einem Pödderblei angebunden. Der fertige Pödder wird am unteren Ende der Schnur und diese an der Stange befestigt und aufgerollt.

sw Foto: gepödderter Aal wird in Fischsenke verbacht

Durch Drehen der Stange wird der Pödder im Wasser bis einige Zentimeter über Grund versenkt. Die Aale verbeißen sich im Wurmbündel und bleiben mit ihren feinen Zähnen an den Wollfasern hängen. Sobald das der Fall ist, werden die Tiere aus dem Wasser gezogen und behutsam in eine Fischsenke (ein etwa Quadratmeter großes Netz im Wasser) abgeschüttelt. Die Aale bleiben unverletzt und können – so zu klein – aussortiert und wieder zurückgesetzt werden.
Gepöddert wird in der Regel nachts bzw. mit Einbruch der Dämmerung; in trübem Wasser (Brack) sind Fänge auch tagsüber möglich. Die Pödder-Saison beginnt ca. im April und dauert bis in den späten Herbst hinein.

Kupferstich: 2 Fischer im Boot unterwegs mit Schleppnetz - 1887, USA

•   Schleppnetz

Mit Schleppnetzen ist der Aalfang meist nur in größeren Gewässern möglich, in denen die Fangrechte entweder nicht aufgeteilt oder entsprechend geregelt sind.
Nachteilig beim Einsatz von Schleppnetzen zum Aalfang ist ihr extrem hoher Beifanganteil von vor allem anderweitigen kleinen Jungfischen.
Deshalb wurde die Aalschleppnetzfischerei Anfang der 2000er als schädliche, bestandsdezimierende Fangmethode eingestuft.

Inzwischen hat der Gesetzgeber den Schleppnetzfang auf Aal vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns verboten. Eine Ausnahme-Konzession wird nur erteilt für ein Aalschleppnetz, das nachweislich nur 10% Beifang verursacht (welches allerdings erst noch erfunden werden muss).

Farbfoto: Wissenschaftler mit Elektrofanggerät - 2007, Australien

•   Elektrofanggerät
Anfang des 20. Jahrhunderts durch Zufall entdeckt, dass man elektrischen Strom zum Fischfang nutzen kann. Mit der Entwicklung entsprechender Geräte begann man ab 1948 und Dank neuerer Elektronik wurde inzwischender der Bau von handlichen Elektrofischfanggeräten möglich.
Beim Elektrofischen (auch Pulsfischerei genannt) wird ein Gleich- oder Impulsstrom durch das Wasser geleitet, was die sich im Stromkreis befindlichen Fische dazu bringt, zur Anode zu schwimmen, wo sie eingesammelt werden können.

In der Berufsfischerei wird diese Methode Gewässern eingesetzt, die mit anderen Fangmethoden nicht zufriedenstellend befischt werden können. Da die Tiere bei sachgemäßer Anwendung nicht getötet werden, ist Elektrofischen insbesondere auch zum wissenschaftlichen Fischfang geeignet; Fischbestände können so schnell und schonend erfasst und untersucht werden.
In Deutschland ist Elektrofischen genehmigungspflichtig – Voraussetzung ist eine Prüfung als Elektrofischer, eine Genehmigung der Fischereibehörden und Einhaltung der Vorschriften des VDE (Verband Deutscher Elektrotechniker).


Der Aal

schematische Darstellung: Lebenszyklus des Aals - 2006, Island


Laut Experten wird der Europäische Aal  (Anguilla anguilla)  vor Nordamerika in den Tiefen der Sargassosee, einem Gebiet südöstlich von Bermuda, geboren. Mit dem Golfstrom werden die winzigen Leptocephalus-Larven über eine Zeit von 1 bis 3 Jahren an die Küsten Europas getrieben. Vor dem Erreichen der Küste verwandeln sie sich in Glasaale und wandern nach einer weiteren Umwandlung als Gelbaale in die Flüsse und Seen. Dort verbringen sie einen Großteil ihres Lebens, um sich eine Fettschicht anzufressen. So nicht vorher gefangen, schwimmen sie nach 8 bis 14 Jahren als Blankaale zurück an ihren Geburtsort, um zu laichen.

In den vergangenen Jahrzehnten ist der Bestand des Europäischen Aals dramatisch zurückgegangen. Nach Schätzungen von Experten leben in Europa inzwischen 95 Prozent weniger Aale als während der 1970er Jahre; zu einem grossen Teil resultiere dies aus der Überfischung von Glasaalen für den asiatischen Markt.
Da vom Aussterben bedroht, wurde er auf die ‚Roten Liste‘ gesetzt .


Dies & das

•   Skulpturen

•   Zeitspuren

Im ‚Landbuch der Mark Brandenburg‚ (auch ‚Landbuch Kaiser Karls IV.‘ genannt) von 1375 ist notiert, dass die Fischer im Flecken namens Potsdam allein für den Aalfang (alrep) pro Kahn (cymba) 1 Pfund Pfeffer und als Genossenschaft (universum) 6 Schilling abzuführen hatten. Hinzu kamen noch Wasserzinsen für die Kitze, in denen gefischt wurde.

Das Aalstechen war in früheren Zeiten häufiger als jetzt […] Diese Fangart wird besonders gern im Winter ausgeübt durch Löcher, die in das Eis gehauen werden und in Rostock erinnert eine Aalstecherstraße, die 1601 der Aalsteker Brok hieß, noch an diese Art es Aalfangs; auch eine in Stade während des 14. Jahrhunderts erwähnte Stekerstrate soll ihren Namen dem gleichen Ursprung verdanken.


Erwin Volckmann ‚Alte Gewerbe und Gewerbegassen‘ – 1921

•   Buchempfehlungen

Buchcover

Willi Gutting ‚Die Aalfischer – Roman vom Oberrhein‘
– Gauverlag Bayreuth GmbH, 1943

Buchcover

Wilhelm Petersen ‚Der Aalstecher Batavia‘
– Küstenverlag Hamburg, 1949


Farbillu: sich dahin schlängelnder Aal