Der Schleusenwärter

Aquarell: Schleuse am Erie-Kanal - 1839

Schleusenwärter bedienen und warten Schleusen.
Sie koordinieren das Schleusen, geben die Ein- und Ausfahrt frei,
öffnen und schließen die Tore, sichern und überwachen den Schleusenvorgang.
Beschäftigt werden sie in der Binnenschifffahrt, sowohl von öffentlichen als auch von privaten Schleusenbetrieben.


Berufsbezeichnungen

Schleusenwärter u. Schleusenwärterin,   Schleusenwart,   Schleusenmeister
–   (veraltet)  Schleusengeschworner,   Schleuseknecht,   Schleusevogt,   Schleuswart

in anderen Sprachen
Afrikaans:slot bewaarder
Bulgarisch:заключване вратар
Dänisch:lås keeper
Englisch:lock keeper, lock master, lock operator, lock tender, sluice keeper
Esperanto:seruro gardisto
Estnisch:lukk väravavahi
Finnisch:lukko maalivahti
Französisch:éclusier
Isländisch:læsa markvörður
Italienisch:custode della chiusa
Katalanisch:esclusero
Kroatisch:zaključavanje čuvar
Lettisch:slēdzene audzētājs
Luxemburgisch:gespaarten goalkeeper
Niederländisch:sluiswachter
Norwegisch:lås keeper
Polnisch:guardião bloqueio
Portugiesisch:guardião bloqueio
Rumänisch:deținător de blocare
Russisch:замок хранитель
Schwedisch:slussvakten
Slowakisch:lock brankár
Slowenisch:zaklepanje vratar
Somalisch:goolhayaha qufulka
Spanisch:esclusero
Tschechisch:zdymadlo
Türkisch:kilit kaleci
Ungarisch:zsilipőr
Walisisch:ceidwad loc

verwandte Berufe:   Kanalwächter,   Schleusenzöllner
Spezialisierungen:
  Schleusenrichter für Deichschleusen


Früher war es notwendig, dass Schleusenwärter ständig vor Ort waren. Oft wohnten sie sogar mit der ganzen Familie in nahe den Schleusenkammern errichteten Bauten, im Schleusengehöft oder Schleusenknechtehaus. Das Schleusenwärterhaus musste mindestens so hoch sein, dass auch der obere Wasserbereich von einem Fenster aus überblickt werden konnte.

Gemälde: Schleuse Poppenbüttel umgeben von Wiesen u. Wald - 1856
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Das Schleusen

Bei unterschiedlicher Wasserständen eines Flusses oder Kanals dienen Schleusen dem Ausgleich des Höhenunterschiedes, damit die Schiffe dem Wasserweg weiter folgen können. Dazu muss in der Schleuse der Wasserstand dem des nachfolgenden Verkehrsweges angepasst werden. Das geschieht, indem in der Schleusenkammer Wasser entweder abgelassen oder eingelassen wird.

Zeichnung: Phasen Aufwärts- (Bergfahrt) u. Abwärtsschleusen (Talfahrt)
farbige Schulbuchillus: Kahneinfahrt / Aufwärtsschleusen / Abwärtsschleusen ~1950, FR
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Schleusenbetrieb gestern und heute

sw Foto: Schleusenwärter bedient Schleuse von Hand - 1915, FR


Bevor Schleusen mittels Elektronik und Hydraulik betrieben werden konnten, musste der Schleusenwärter die mechanische Schleusen-Vorrichtungen von Hand mit eigener Muskelkraft bedienen.

Farbfoto: altes Handkurbelrad für Schleusentor - 2009

2014 – Schleusen an der Donau in Österreich:

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Schleusenarten & Schleusentypen

Je nach Lage und Art der Wasserstrasse unterscheidet man in:

• Binnenschleuse:
• Kanalschleuse:
• Flussschleuse:
• Hafenschleuse:
• Seeschleuse:

Schleuse an Flüssen, Kanälen sowie als Verbindung zu Binnenseen
Schleuse an einem Kanal
Schleuse an einem Fluss
Kanal- oder Flussschleuse, die zu einem (Binnen-) Hafen führt
Schleuse, die eine Binnenwasserstraße mit dem Meer verbindet

Bilder zu Kanal-, Fluss- und Seeschleuse

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In Abhängigkeit von der Größe der zu schleusenden Wasserfahrzeuge unterscheidet man in:

• Bootsschleuse:
• Schiffsschleuse:

Schleuse für kleinere Sport- und Motorboote
Schleuse für größere Lastkähne und Schiffe plus kleinere Boote

Bilder zu Boots- und Schiffsschleuse

Je nach Konstruktionsart unterscheidet man in folgende Schleusentypen:

• Kammerschleuse:
• Doppelschleuse:
• Zwillingsschleuse:

Schleuse mit nur einer Schleusenkammer
hat zwei nebeneinaderliegende, unabhängig funktionierende Schleusenkammern
hat zwei nebeneinaderliegende, abhängig funktionierende Schleusenkammern

Bilder zu Kammer-, Doppel- und Zwillingsschleuse

• Koppelschleuse:
• Schleusentreppe:

hat zwei hintereinanderliegende, abhängig funktionierende Schleusenkammern
hat mehrere hintereinanderliegende, abhängig funktionierende Schleusenkammern

Bilder zu Koppelschleuse und Schleusentreppe

• Kesselschleuse:

hat eine runde Schleusenkammer und mehr als zwei Tore, z.B. an Kanalkreuzungen

Bilder zu Kesselschleuse

• Sparschleusen:
(a) Zwillingsschleuse:
(b) Schachtschleuse:
(c) Sparschleuse:

dienen mittels Sparbecken der Reduzierung des Wasserverbrauchs pro Schleusung
die jeweils andere Schleusenkammer übernimmt die Funktion des Sparbeckens
die Sparkammern liegen neben Schleusenschacht in mehreren Lagen übereinander
die Sparbecken liegen, in der Höhe gestaffelt neben der Schleusenkammer

• Schutzschleusen:

finden Verwendung im Tidebereich an Küsten
und Flüssen mit zu erwartendem Hochwasser

Abb. nach Meyers Großes Konversations-Lexikon - 1909

Schutz- oder Sperrschleusen und Dockchleusen dienen meistens der Seeschiffahrt.
Wenn nur zeitweilig höheres Außenwasser abzuhalten ist, dieses aber mit Sicherheit wenigstens einmal täglich tiefer abfällt als das Binnenwasser, so genügt bei wenig lebhafter Schiffahrt die einfache Schutz- oder Sperrschleuse (Fig. 1 und 2).
Zum Zurückhalten besonders hoher Außenwasserstände werden zweckmäßig zwei Torpaare, die beide nach dem Außenwasser stemmen, hintereinander gelegt. Das äußere Torpaar, die Fluttore, sind stärker konstruiert. Um auch das Binnenwasser jederzeit zurückhalten zu können, pflegt man noch nach binnen stemmende Ebbetore hinzuzufügen.
Tritt der umgekehrte Fall ein, daß das Binnenwasser zeitweilig zurückgehalten werden soll, so genügt die einfache Dockschleuse (Fig. 1). Er tritt ein, wo der Flutwechsel hoch und regelmäßig ist, wo das Binnenwasser in der Höhe der gewöhnlichen Flut gehalten wird, und wo, ohne Schaden anzurichten, höhere Fluten in den Dockhafen eintreten können.
Muß von dem Dockhafen ein sehr hoher Wasserstand abgehalten werden, so pflegt man eine Verbindung von Schutz- und Dockschleuse herzustellen (Fig. 3).

[Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1909]

Dockschleusen an Seehäfen und an Einmündungen von Schifffahrtskanälen in Flüsse haben nur ein sog. Schleusenhaupt, also keine Kammer. Geschleust wird nur bei beidseitig gleichem Wasserstand, wofür das Zeitfenster nur etwa 1 Stunde beträgt.
Sperrschleusen sind sind oft in Deiche und Dämme eingebunden als Hochwasserschutz bei tieferliegenden Hinterlandgebieten.

Bilder zu Schutz- und Dockschleusen

• Deichschleuse:
(a) Kumpsiel:


(b) Ständersiel:


(c) Gewölbesiel:

(niederdeutsch) SIEL – verschließbarer Gewässerdurchlass in einem Deich
in den Deich eingelegtes Rohr (histor. aus zwei ausgehöhlten Baumstammhälften); seeseitig mit einer Klappe geschützt, die von ausströmendem Binnenwasser auf- und von anflutendem Seewasser zugedrückt wird
Deichöffnung mit zumeist zweiflügeligem, an Angeln hängendem Fluttor; so dimensioniert, dass bei Ebbe, wenn die Tore offen stehen, kleine Kähne hindurch fahren können
durch den Deich führender gewölbter Torweg aus Stein, den auch kleinere Schiffe passieren können; mancherorts so hintereinander angeordnet, dass das Siel wie eine Kammerschleuse genutzt werden kann

Siel (Deichschleuse), Vorrichtung mit beweglichem Verschluß, um aus eingedeichten Niederungen das Wasser durch den Damm abfließen zu lassen, wenn der Außenwasserstand niedrig ist, oder um höhere Außenwasserstände vom eingedeichten Gelände abzuhalten.
Es kann auch den kleinen Watt- und Binnenschiffen als Durchfahrt und zu Bewässerungszwecken dienen. Siele sind als notwendiges Zubehör der Deiche ebenso alt wie diese. […] Flußdeichsiele bleiben oft monatelang geschlossen, während Seedeichsiele, abgesehen von Stürmen, täglich zweimal bei Ebbe und Flut selbsttätig aufgehen und sich wieder schließen .
[Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1909]

Bilder zu Deichschleusen


Die Schleusen vom Panamakanal – eine Meisterleistung technischer Ingenieurskunst

Der Panamakanal hat drei große Doppelschleusen-Anlagen: die   Miraflores-Schleusen   mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Schleusenkammern (Hub 13-20 m), die   Pedro-Miguel-Schleusen   mit nur einer Schleusenkammer (Hub 9,5 m) und die   Gatún-Schleusen   mit drei direkt aufeinanderfolgenden Schleusenkammern (Hub 24-27 m).
Die Schleusenkammern werden ohne Pumpen, allein durch die Schwerkraft des Wassers gefüllt und geleert. Es dauert nur ungefähr acht Minuten, um den Wasserspiegel in einer Kammer vom Niveau des Unterwassers auf das des Oberwassers anzuheben und umgekehrt.
Für eine zügige und sichere Schleusendurchfahrt sorgen die jeweils beidseitig neben den Kammern verlaufenden Zahnradbahnen. Je nach Größe und Last des Schiffes schleppen 4-8 Treidelloks   (liebevoll ‚Mulis‘ genannt)   mittels stabiler Seile die Schiffsgiganten in wahrer Milimeter-Arbeit durch die Schleusen.
An den Panamaschleusen herrscht Hochbetrieb: kaum ist ein Frachter aus der Schleuse heraus, ist ein nächster schon wieder drin … 24 Stunden am Tag, an allen sieben Tagen in der Woche.

sw Foto: Miraflores Schleusen am Panama Canal ~1915, Panama City

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Nach dem ’24 h-Zeitraffer‘ hier noch eine gemütlichere ‚Mitfahrglegenheit‘ vom Pazifik zum Atlantik
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Ausbildung

In Deutschland ist Schleusenwärter kein Lehrberuf.
Voraussetzung für diese Tätigkeit ist stattdessen eine Aus-oder Weiterbildung im Wasserbau, die 2 bis 3 Jahre dauert. Zusätzlich ist häufig ein Befähigungszeugnis nach der STCW (Standards of Training, Certification and Watchkeeping for Seafarers) und ein allgemeines Betriebszeugnis für Funker erforderlich.


Dies & das

• Der Schleusenpfennig

Früher mussten die Schiffsbetreiber oder Eigner meist ein Schleusengeld – den sog. ‚Schleusenpfennig‘ –
als Obolus für die Instandhaltung und Funktionstüchtigkeit der Schleuse bezahlen.
Häufig wurde auch ein Schleusenzoll für die an Bord befindlichen Waren erhoben.

• Belegzitat Preußischer Härte

wer dämme, deiche, schleusen oder andre wasserbaue […] vorsätzlich durchsticht, wegreißt, oder sonst dergestalt beschädigt, daß dadurch ein gewaltsamer durchbruch oder ueberströmung des wassers verursacht wird; der hat die todesstrafe verwirkt .

[PreußALR. II 20 § 1571 anno 1794]


Buchempfehlungen

Buchcover

Jake Kavanagh ‚Schleusenwärters Berg‑ und Talfahrten‘
– Quick Maritim Verlag, 2003

Buchcover

Larry B. Ritter ‚Der Schleusenwärter von Kiew‘
– Buchwerk Verlag, 2016


Farbfoto: Dienstmarke Alster Schleusenwärter