Ursprünglich ist ein Fakir ein religiöse Anhänger,
besonders des Islam oder Hinduismus, der durch Kontemplation, besondere Atemtechnik und lange Praxis der Körperbeherrschung übernatürlich erscheinende physische und psychische Zustände hervorzubringen vermag.
„Fakir (arab. ‚Armer‘), in Indien ein Büßender, welcher mit struppigem Haar und fast nackt einher zieht und sich die schmerzhaftesten Selbstpeinigungen zufügt, um die Sinnlichkeit zu ertöten und der Betrachtung über Gott und religiöse Gegenstände nachzuhängen. Viele nehmen die Weise eines Fakirs an, um Almosen zu erlangen oder als Wahrsager leichter ihren Unterhalt zu verdienen. F. ist nur Bezeichnung für mohammedanische Asketiker (s. Derwisch); die Europäer begreifen aber darunter zuweilen auch die fanatischen Hindu-Sektierer dieser Art und nicht mit Unrecht, weil die Fakire am zahlreichsten unter den Moslems Hindostans, seltener in Persien etc. vorkommen. „
[Meyers Konversationslexikon, Bibliographisches Institut, 1884-92]
Der Begriff Fakir wird auch für heimat- und besitzlos umherwandernde indische Asketen verwendet und für Yogis, die als Sadhus ihre teilweise bizarren Künste vor Publikum demonstrieren, und ebenso für Anhänger des islamischen Sufismus, die Derwische.
Berufsbezeichnungen
Fakir, Asket, Sadhu, Derwisch
in anderen Sprachen
Arabisch: | faqīr, miskīn |
Englisch: | fakir |
Esperanto: | fakiro |
Französisch: | fakir |
Friaulisch: | fachîr |
Griechisch: | φακίρης, φακίρισσα… |
Italienisch: | fachiro |
Niederländisch: | fakir |
Polnisch: | fakir |
Portugiesisch: | faquir |
Russisch: | факир |
Schwedisch: | fakir |
Spanisch: | fquir |
Ungarisch: | fakir |
Berufsgruppe: Künstler
Berufsfamilie: Zirkuskünstler
verwandte Berufe: Bettler, Gaukler, Messerwerfer
Das Leben als Fakir – Askese, Versenkung & Selbstdarstellung
In Europa wurde die Vorstellung von Fakiren besonders geprägt von den Anfang des 20. Jahrhunderts verbreiteten Fotos, auf denen sie liegend, sitzend oder stehend auf Brettern mit großen Eisennägeln gezeigt werden. Das ist jedoch nur eine von vielen Varianten, mit der sie ihre Schmerzunempfindlichkeit und damit den Sieg des Geistes über den Körper verdeutlichen.
Neben den spirituellen Fakiren gibt es heutzutage auch nicht wenige – sich ebenso nennende – Bedürftige und Gaukler, die sich Aberglauben und Sensationslust anderer Menschen zu nutze machen, um mit der Demonstration vermeintlicher Wunder ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Dschābir ibn Zaid (islamischer Rechtsgelehrter des 7. Jahrhunderts) unterschied in Faqīr, der nicht bettelt, und Miskīn, der das sehr wohl tut.