Der Spiegler

Stich: Spiegelgießerei

Handspiegel

Der Begriff Spiegel leitet sich von dem lateinischen Wort speculum ab,
was so viel wie schauen oder auch spähen bedeutet.
Im Mittellateinischen wandelte es sich dann zu speglum 
und seit dem Althochdeutschen  ist die Bezeichnung Spiegel geläufig.

sw-Zeichnung: drei runde Handspiegel mit Griff
antike, ägyptische Handspiegel

Der Spiegel, Speculum, Fr. le Miroir, ist eine ebene und sehr glatt und blank oder hell polirte Oberfläche, welche die Gegenstände empfängt und wieder zurückgiebt oder darstellt, welches von dem dunklen Hintergrunde herrührt. Man macht diese Spiegel von verschiedener Materie und Form; die gewöhnlichsten sind von Glas und werden zum Bespiegeln und daher zur Auszierung der Zimmer etc. angewendet. Optische und mathematische Spiegel, unter welchen es glatte hohlgeschliffene, erhaben geschliffene, kegelförmige, cylinderförmige, sphärische oder kugelrunde und andere giebt, gehören nicht eigentlich in den Handel, obgleich sie manchmal in den Kunsthandel und in die mathematisch-physikalischen Kabinette kommen.
Die ersten künstlichen Spiegeln waren von Metall.

sw-Zeichnung: ein eckiger und ein runder Spiegel
antike, römische Spiegel – [Navellier]

Geschichte der Spiegel. Nach dem Cicero soll der Aeskulap, der Gott der Arzneikunst oder der Aerzte, der Erfinder des Spiegels seyn; allein diese Erfindung reicht wohl noch höher hinauf, welches die Stelle 2. Mose 38,8 beweiset, wo gesagt wird, man habe die Spiegel der Weiber geschmolzen, die bei der Stifthütte bedient gewesen, und habe daraus ein ehernes Meer mit seinem Fußgestelle gemacht. Außer dem Erze brauchte man noch Zinn und Eisen. Nach dem Plinius wurden ehemals metallene Spiegel auch sehr gut zu Brundusium aus Zinn und Kupfer gemacht, man zog aber hernach die silbernen Spiegel vor, welche der Maler Praxiteles erfunden haben soll, ein Zeitgenosse Pompejus des Großen war.
Die äußere Gestalt war länglich oder rund. Nach dem Vitruv sollen die Wände in den Zimmern der Römer mit Spiegeln und Abaken verziert gewesen seyn, welches eine abwechselnde Vermischung von runden und viereckigen Figuren gab. Im Jahre 1647 entdeckte man zu Nimwegen ein Grabmahl, worin sich ein stählerner oder auch wohl rein eiserner Spiegel in runder Gestalt befand, dessen Durchmesser 5 Römische Zolle hatte. Die Gegenseite desselben war kugelförmig, hohl ausgeschliffen, mit silbernen Blättern und einigen Zierrathen bedeckt.
Die metallenen Spiegel waren im Alterthume lange Zeit im Gebrauche, obgleich man das Glas auch in den ältesten Zeiten kannte; denn ungefähr tausend Jahre vor der christlichen Zeitrechnung soll diese Materie, nämlich das Glas, zufällig entdeckt worden seyn, […]; allein wenn selbst die Alten den Gebrauch des Krystalls kannten, welches hauptsächlich in den Spiegelfabriken gebraucht wird, so bedienen sie sich desselben doch nicht zu diesem Gebrauche. Man weiß nicht genau de Zeit, in welcher die Alten anfingen Spiegel vom Glase zu machen; die ersten gläsernen Spiegel kamen aus Sidanischen Glashütten. Man arbeitete darin das Glas sehr gut und machte daraus schöne Sachen, die man an den Rändern mit halberhabenen Figuren schliff und verzierte, so wie man es mit goldenen und silbernen Gefäßen machte. Die Erfindung der Glasspiegel mit einer metallischen Folie (Stanniol), schreibt Abat der Stadt Sidon zu. Nach dem Isidorus von Sevilien, welcher im siebenten Jahrhundert lebte, soll nichts besser zu Spiegeln seyn, als Glas, und Alexander Aphrodisiensis, der zu Ende des zweiten Jahrhunderts lebte, redet auch von Glasspiegeln.
Nach der Meinung Einiger soll man zu Sidon, als einer reichen Handelsstadt, in welcher die Kunst, vorzüglich aber die Glasmacherkunst stark getrieben worden ist, auch wohl das Foliieren der Gläser verstanden haben.
Deutsche Schriftsteller aus dem 13ten Jahrhunderte reden von Spiegeln aus geblasenem Glase, als von einer bekannten Sache, und der Minnesänger Tunrad von Würzburg weiß sogar, daß man sie aus Asche verfertigte. Zu welcher Zeit übrigens mit Gewißheit die jetzigen Spiegel mit dem durch Quecksilber hinten belegten Zinn erfunden worden, ist ganz unbekannt. In Nürnberg kommen die Glasspiegelmacher schon im Jahre 1273 vor, indessen findet man nicht bemerkt, ob die von ihnen verfertigten Spiegel schon auf die jetzige Art hinten belegt gewesen; denn Alles, was man darüber findet, sind bloße Vermuthungen, nicht Gewisses, welches auch schon die verschiedenen Anfragen wegen dieser Erfindung in öffentlich Blättern, als in Journalen, Zeitschriften, Magazinen etc. beweisen, weil darauf nie eine befriedigende Antwort erschienen ist; ja man will sogar, daß diese Erfindung um d. Jahr 1500 geschehen ist.

Verfertigung der Spiegel. Die gewöhnlichsten Glasspiegel werden, wie es gegenwärtig am meisten zu geschehen pflegr, gegossen, oder auch nach alter Weise geblasen. Das Hauptmaterial in den Spiegelfabriken zur Verfertigung des Spiegelglases ist weißer Kieselsand, wozu noch Salz, als Soda, Potasche oder Weinstein genommen wird, welche Salze aber gut gereiniget seyn müssen, wenn sie zur Masse genommen werden; denn wenn diese Reinigung nicht gehörig geschehen, so wirft das Glas im Schmelzen kleine Blasen, welche hernach den größten Fehler an der Spiegelwaare ausmachen. Da man aber, selbst bei aller nur möglichen Vorsicht, niemals vor diesem Fehler bei frischem Salze gesichert ist, so machen die besten Fabrikanten eine sogenannte Fritte, welche aus einem fast unfühlbaren Kieselpulver, mit dem Salze vermischt, besteht. Diese Fritte wird sorgfältig vor dem Staube bewahrt; man hält sie beständig an einem warmen Ort. Man läßt auch ein Paar Monate vergehen, ehe man sie gebraucht, so hat man wegen der Blasen wenig oder nichts zu befürchten. In der Venetianischen Spiegelfabrik auf der Insel Murano, wo man die schönen weißen Kiesel aus dem Flusse Ticino bekommt, reibt man zwei Centner Kiesel auf anderthalb Centner Salze zu einem ganz feinen unfühlbaren Pulver, welches man viele Stunden in Calciniröfen röstet, und an warmen Orten vier Monate wohl verwahrt. Diese Fritte nimmt man nun zu dem Spiegelglase, und ist dann vor den Blasen im Glase gesichert. Man setzt auch gemeiniglich noch Salpeter, Alaun, Borax und Arsenik hinzu, jedoch sind diese Spezies nicht so nothwendig, als die zuerst erwähnten. In Frankreich, welchem Lande man die Entdeckung der gegossenen Spiegel zu verdanken hat, die von einem Herrn Theward ausgeht, macht man das gegossene Spiegelglas aus gereinigtem, ausgelaugtem, gesiebtem Sodasalze, und sehr weißem, durch Seidensiebe geworfenem Sande. Den Ofen, worin die Masse, Fritte, zu Spiegelglas geschmolzen wird, ist schon unter Glas, […] beschrieben; er steht hier in seiner rechten Hitze, wenn 50 Klafter Holz verbrannt werden; zwei Männer im bloßen Hemde heizen ihn, und lösen sich alle sechs Stunden ab, und der Ofen, der in eins fortgeht, wird nach sechs Monaten eingerissen. Die Glastöpfe sind weiß, von Thon, dreieckig, und 3 Fuß hoch und 3 Fuß weit.“

(aus: Ökonomischtechnologische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats, Stadt, Haus und Landwirthschaft, und der KunstGeschichte in alphabetischer Ordnung. von Johann Georg Krünitz, 1833)


Berufsbezeichnungen

Spiegler, Spiegeler, Spiegelfabrikant, Spiegelmacher

in anderen Sprachen
Albanisch:prodhues pasqyre
Bulgarisch:производител на огледала
Dänisch:spejl maker
Englisch:mirror maker
Esperanto:spegulisto
Finnisch:peili valmistaja
Französisch:fabricant de miroirs
Griechisch:καθρέφτης
Isländisch:spegill framleiðandi
Italienisch:creatore di specchi
Latein:speculum factorem
Niederländisch:spiegelmaker
Norwegisch:speilprodusent
Polnisch:ekspres do lustra
Portugiesisch:fabricante de espelho
Rumänisch:producător de oglinzi
Russisch:производитель зеркал
Schwedisch:spegel tillverkare
Slowakisch:zrkadlo výrobcu
Slowenisch:proizvajalec ogledal
Spanisch:fabricante de espejos
Tschechisch:výrobce zrcadel
Türkisch:ayna üreticisi
Ungarisch:tükörkészítő

Berufsfamilie:         …,   …,   …
Spezialisierungen:   Glasspiegelmacher
verwandte Berufe:   Glaser


sw-Stich: Frauen stellen Spiegel her
um 1877, Frankreich – [P.Ferat]

Die Wirkweise des Spiegels

Die Spiegelung, welche wir im Spiegel erkennen können, ist eine Reflexion, die durch das Auftreffen und Zurückwerfen des Lichts auf eine Fläche entsteht.


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Die Geschichte und Herstellung des Spiegels

1568 [Amman]
1568 [Amman]

Bereits in der Antike benutzen die Menschen für ihre Toilette polierte Metallspiegel, die oft mit Silber oder Platin beschichtet und deren Rückseiten kunstvoll verziert waren. Belege für die ersten Spiegel aus Glas fand man 1 Jh. v. Chr. in Ägypten. Seltsamerweise war diese Wissen um die Herstellung im Mittelalter verloren gegangen, so dass sich nur äußerst selten in dieser Zeit Spiegel finden ließen. In Venedig entwickelte man Anfang des 16. Jh. die Amalgamschicht, eine gesundheitsschädliche Verbindung aus Quecksilber und Zinn, mit der das Glas von hinten bestrichen wurde. Bis weit ins 19.Jh. hinein wurden solche Spiegel angefertigt, die aufgrund der Ausdünstungen von Quecksilberdämpfen, eine starke gesundheitliche Belastung für die Arbeiter darstellte. Die Spiegelherstellung war zudem eine sehr kostspielige Angelegenheit waren, so dass der Aberglauben: wenn ein Spiegel zerbricht, bedeutet das 7 Jahre Unglück, eine schon fast realistische Aussage meinte, weil man so lange für einen neuen Spiegel sparen musste. Die erste deutsche Spiegelfabrik entstand 1697 in Neustadt an der Dosse. Seit Mitte des 19.Jh. fing man an, die Spiegel mit Silberschichten zu versehen. Das sogenannte Nasssilberverfahren konnte auch für die Innenbeschichtung von Hohlkörpern, wie z.B. Christbauschmuck, verwendet werden. Allerdings fand dieses Verfahren nur zögerlich Zustimmung, da die Silberspiegel im Vergleich zu den Amalgamspiegel eine gelbliche Tönung hatten und zerbrechlicher waren. Das Silberspritzverfahren wird seit 1948 auch in Deutschland angewandt.


Werkzeuge und Hilfsmittel der Spiegler


Produkte der Spiegler

Amalgamspiegel, Autospiegel, Badspiegel, Glasspiegel, Handspiegel, Hohlspiegel, Interferenzspiegel, Konkavspiegel (vergrößert das Abbild), Konvexspiegel (verkleinert das Abbild), Kosmetikspiegel, Metallspiegel (aus Silber, Platin, Bronze, Kupfer – waren schon in der Antike bekannt und in Benutzung), Planspiegel, Rasierspiegel,  Rückspiegel, Standspiegel, Tischspiegel, Vergrößerungsspiegel, Wandspiegel, Zerrspiegel

Miroitier, Spiegelglas, Spiegelmanufaktur, Spiegelteleskope, Spiegelmetall, Spiegelkalotte