Juwelenhändler gab es schon bevor sich der eigentliche Berufsstand der Juweliere herausbildete,
für welche sie, ebenso wie für Goldschmiede und Edelsteinschleifer, als Zulieferer von ‚Rohmaterial‘ fungierten.
Neben der Weiterverarbeitung zu Statussymbolen (bspw. Kronjuwelen)
und begehrtem Geschmeide dien(t)en diese Schätze vor allem auch
als Geldäquivalente und Kapitalanlage.
Berufsbezeichnungen
Juwelenhändler
in anderen Sprachen
Bulgarisch: | търговец на бижута |
Dänisch: | juvelforhandler |
Englisch: | jewel dealer |
Esperanto: | juvela komercisto |
Finnisch: | jalokivikauppias |
Französisch: | marchand de bijoux |
Indisch: | गहना का सौदागर |
Italienisch: | commerciante di gioielli |
Lateinisch: | gemmae mangone |
Niederländisch: | juwelier dealer |
Norwegisch: | juvelforhandler |
Polnisch: | sprzedawca biżuterii |
Portugiesisch: | revendedor de joias |
Rumänisch: | vânzător de bijuterii |
Russisch: | ювелирный дилер |
Schwedisch: | juvelhandlare |
Slowakisch: | predajca šperkov |
Slowenisch: | prodajalec draguljev |
Spanisch: | comerciante de joyas |
Tschechisch: | prodejce šperků |
Türkisch: | mücevher satıcısı |
Ungarisch: | ékszerkereskedő |
verwandter Beruf: Juwelier
Der Erwerb und Handel mit Juwelen – wörtlich: Schmuckstücke – umfasst neben hauptsächlich Diamanten, Edelsteinen und Halbedelsteinen ebenso Edelmetalle, wie Gold und Silber, sowie Perlen, Korallen, Bernstein etc.
Die meisten Diamanten und hochwertigen Edelsteine wurden im 16. und 17. Jahrhundert in Indien gewonnen.
1. Topas vom Schneckenstein in Sachsen, weingelb, mit Quarz in Topasfelsdruse.
2. Topas von Alabaschka im Ural, bläulich, mit Quarz und Albit.
3. Topas von Ouro Preto in Brasilien, bräunlichgelb, in Quarz.
4. Amethyst vom Erzgebirge, auf Quarz, mit Überzug von Eisenerz auf den freien Kristallflächen.
5. Smaragd von Muzo bei Bogotá, mit Kalkspat auf Tonschiefer.
6. Lasurstein von Badachschan (Afghanistan, Zentralasien), mit eingesprengtem Pyrit.
7. Diamant von Kimberley im Kapland, eingewachsener Kristall.
8. Türkis aus Persien, Schnur in Trachyt.
9. Opal von Czerwenitza in Ungarn, Trümer in zersetztem Andesit.
10. Chrysopras von Frankenstein in Schlesien.
11. Almandin von Grönland, eingewachsen in Glimmerschiefer.
12. Saphir aus Ceylon, loser Kristall aus Flußsand.
13. Rubin aus Ceylon, loser Kristall aus Flußsand.
14. Spinell aus Ceylon, loser Kristall ans Flugsand.
15. Hyazinth (Zirkon) aus Ceylon, loser Kristall aus Flußsand.
16. Granat von Ala in Piemont, auf Granatfels.
17. Turmalin von New York, schwarz, auf angewittertem Feldspat.
18. Turmalin von Schaitansk im Ural, rot, mit Quarz.
19. Chrysoberyll (Alexandrit) von der Tokowoja bei Jekaterinburg im Ural, in dunkelm Glimmerschiefer.
20. Edler Beryll von Mursinka im Ural, mit Rauchquarz auf Feldspat.
21. Heliotrop aus Ostindien.
Mit der Weiterentwicklung der Seefahrt und der aufkommenden weltweiten Kolonialisierung am Ende des 15. Jahrhunderts beginnt die frühe Neuzeit mit ihrem allgemeinen Handelsboom. Zwischen den einfachen Leuten auf der einen Seite und der Aristokratie nebst Klerus auf der anderen Seite bildet sich eine, obgleich anfangs noch kleine Mittelschicht heraus – zumeist bestehend aus zu Wohlstand gelangten Großhändlern sowie besonders erfolgreichen Handwerksmeistern. Somit war das Anwachsen der Nachfrage nach kleineren und größeren Kostbarkeiten auch für den bürgerlichen Mittelstand nur eine Frage der Zeit.
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Auf den Spuren der Juwelenhändler – Zeitzeugnisse
Die älteste belegte Spur für praktizierten Juwelenhandel im europäischen Raum fand sich in ‚Le Livre des Merveilles‘ und führt ins 13. Jahrhundert.
Mit einer bildlichen Darstellung ergänzt ist vermerkt, dass 1260 Marco Polos Vater Niccolò und sein Onkel Maffeo – ihres Zeichens Juwelenhändler aus Venedig – vom Hof in Konstantinopel verabschiedet zu einer Reise aufbrachen, um in Sarai am Unterlauf der Wolga mit Edelsteinen zu handeln.
Abraham Senior Teixeira (1581-1666) war ein portugiesisch-jüdischer Bankier und Großkaufmann, der sich nicht unwesentlich auch am Übersee- und Juwelenhandel beteiligte. Er war für die Fürsten von Holstein-Gottorf und den König von Dänemark tätig und wurde desweiteren nach der Abdankung von Königin Christina von Schweden zu deren Finanzverwalter berufen.
Jost Liebmann (geboren 1640 in Halberstadt) war ganz besonders im Juwelenhandel tätig. Er diente dem Großen Kurfürsten (Friedrich Wilhelms I. von Brandenburg) als sogenannter ‚Hofjude‘, war Lieferant und Kreditgeber des Hofes. Mit einem Vermögen von 100.000 Reichstalern galt er um 1700 als reichster Jude Deutschlands. Nach seinem Tod im Jahr 1702 wurde seine Witwe, Esther Schulhoff, vom jungen König Friedrich zur Münzmeisterin befördert und entschied somit über die staatliche Währung, incl. über den Gold- und Silbergehalt der Geldstücke.
Eine weitere bemerkenswerte Person war die Jüdin Glikl bas Judah Leib (1645-1724). Sie wurde in Hamburg als Tochter eines wohlangesehenen Diamantenhändlers und einer Unternehmerin geboren und um 1661 mit Chaijm Hameln (alias Hein Goldschmidt), einem einflussreichen Geschäftsmann, verheiratet. Als dieser 1689 verstarb führte sie dessen Gold- und Juwelenhandel, an dem sie auch zuvor bereits mitgearbeitet hatte, selbstängig fort. Sie entwickelte sich zu einer sehr erfolgreichen Geschäftsfrau, die mit Paris, Amsterdam, Wien, Leipzig, Berlin und Metz Handel betrieb.
Darüber hinaus war sie die erste Frau Deutschlands, die eine erhalten gebliebene Autobiografie schrieb.
Zu hohen Ehren brachte es auch der Schweizer Kaufmann und Händler André Falquet (1681-1755), der ab seinem 22. Lebensjahr in das Geschäft seines Vaters einstieg, der als Juwelenhändler tätig war.
Während des Spanischen Erbfolgekriegs erwirkte er die Freigabe von seitens der Franzosen konfiszierten Wagen mit Handelsware, die Augsburger Kaufleuten gehörten, wofür ihm von der Stadt Augsburg ein wertvoller, silbervergoldeter Pokalbecher gescheckt wurde.
Von Karl VI. erhielt André Falquet 1725 für seine besonderen Handelsverdienste für die kaiserlich-österreichischen Armee den Adelsbrief. Ab 1734 gehörte er bis zu seinem Ableben dem Genfer ‚Rat der Zweihundert‘ – einem parlamentarisch beratendem Gremium – an.
Aus bescheidenen jüdischen Verhältnissen stammend wurde Wolf Breidenbach (1750-1829) zu einem wohlhabenden und einflußreichen Mann. In jungen Jahren zum Talmudstudium nach Frankfurt a.M. geschickt zeichnete er sich durch herausragenden analytischen Fähigkeiten aus, was ihm nach Studienabschluß eine Stelle als Hausfaktor bei einem Adligen einbrachte. Alsbald gründete er in Offenbach ein Bankgeschäft und stieg in den Juwelenhandel ein. 1791 wurde er Hoffaktor des Fürsten von Isenburg-Birstein und 1799 zum Hof- und Kammeragent befördet. Dank seiner erfolgreichen Geschäfte beherrschte ab 1803 das Finanzwesen in Isenburg-Birstein. Darüber hinaus war er auch als Hoffaktor an den Höfen von Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel tätig.
Als Vorkämpfer der Judenemanzipation setzte er sich erfolgreich für die Abschaffung des Leibzolls ein. 1812 schließlich wurde er zum Fürstlich Isenburgischen Rat ernannt.