- Berufsbezeichnungen
- Wappen und Zeichen
- Gerber im 18. Jahrhundert
- Gerber im 19. Jahrhundert
- Die Arbeitsschritte des Gerbers
- Die Qualität des Gerbens
- Arbeitsmittel der Gerber
- Maschinen
- Fachbegriffe
- Gerber weltweit
- Von der Gerber Pfiffigkeit
- Spuren der Vergangenheit
- Sprüche und Redewendungen
- Bücher
- Reklame
- Filmbeitrag
Der Gerber trennt das Fell und eventuell noch vorhandene Fleischreste von den Tierhäuten und verarbeitet die gereinigte Haut zu Leder. Würde man die Tierhaut nicht gerben, würde sie sehr schnell verfaulen. Um dies zu verhindern, werden sie zunächst mit Kalk und Schwefelnatrium behandelt. Später wird die grob gesäuberte Haut mit weiteren natürlichen, aber auch chemischen Stoffen behandelt. Das konnte mitunter Jahre dauern.
Dieses erhaltene Material, das Leder, ist weich, widerstandsfähig, stabil, flexibel und und lässt kein Wasser hindurch. Damit eignet es sich wunderbar für viele alltägliche Dinge, wie Kleidung, Schuhe, Gefäße und anderes, was physisch viel beansprucht wird.
Wie auch bei einigen anderen geruchsbelästigenden Berufen, wurden die Gerber am Rande der Stadt, in den dafür bestimmten Vierteln ansässig.
Berufsbezeichnungen
Gerber, Gerberin, Läderer, Lederbereiter, Lederdauer, Lederthauer, Ledertäuer, Lederbraiter, Lederer, Löber, Loher, Löher, Lorer, Lörer
Gerber in anderen Sprachen
bitte hier aufklappen:
Dänisch: | Garver |
Englisch: | tanner, mégissier |
Esperanto: | tanisto |
Französisch: | tanneur |
Italienisch: | conciatore |
Kroatisch: | kožar |
Niederländisch: | leerlooier |
Norwegisch: | garver |
Polnisch: | garbarz |
Portugiesisch: | curtidor |
Rumänisch: | tăbăcar |
Russisch: | дубильщик |
Slowakisch: | garbiar |
Slowenisch: | Kožar |
Spanisch: | curtidor |
Tschechisch: | koželuh |
Türkisch: | sepici |
Ungarisch: | cserzővarga |
Spezialisierungen: Der Weißgerber gerbt die Haut von Lamm und Zicklein, also die eher weichen Leder, die für die Bekleidung bestimmt sind.
Es gibt außerdem noch die Lohgerber – Rotgerber – Sämischgerber.
Diese stellten die eher rohen Leder her.
verwandte Berufe: Löscher, Ircher
„In des Leders Werdegang
ist die Hauptsach‘ der Gestank.
Kalk, Alaun, Salz, Mehl, Arsen
machen ’s gar recht weiß und schön.
Eigelb, Punkel, Hundeschiete
geben ihm besond’re Güte.
Drum ist es ein Hochgenuß,
auf den Handschuh zart ein Kuß.“
Alter Weißgerberspruch
Wappen und Zeichen
Gerber im 18. Jahrhundert
„Eine Lohgärber-Werkstatt muß 1. Feuerfest, 2. der Kälte widerstehend, 3. geräumig, und 4. nahe beyn Wasser seyn … Der Fußboden muß mit harten Platt-Steinen gepflastert, und in der Mitte mit einer breiten Rinne abschüssig versehen seyn … Im zweyten Stockwerke über dieser Werkstatt, muß ein geräumiges Zimmer zum Zurichten des bereits gargemachten Leders, welches auch im Winter zum Trocknen dient, daneben ein Zimmer für die Gesellen zum Schlaf-Gemach, und der übrige Theil dieses Stockwerkes zur Unterbringung der Loh-Gattungen und anderer Bedürfnisse, eingerichtet seyn.„
(Aus: Johann Georg Krünitz, Ökonomische-technologische Enzyklopädie, 1795)
„Der Corduanmacher
Der rauhen Seite Grund, deckt glatter Schmeidel-Mund. Kommt ? zu der rothen Quell, die weiß macht und in Glantz kan kleiden, Streifft ab unreine Luft und Freuden: Der Geilheit Bock und Ziegen Fell muß unter unsern Füßen seyn, sonst gehet man zum ?amm nicht ein.“
Gerber im 19. Jahrhundert
„Sieht er gerben ein anderes Fell,
fühlt zittern das seine so mancher Gesell;
Doch zu beklagen ist, wenn’s geschieht,
Daß über die Ohren man’s Fell ihm zieht;
Wollen dich Spott und Lohn aber quälen,
Ist dir ein dickes Fell zu empfehlen.„
Visuelle Eindrücke der Clinton Gerberei in den USA, 1857
Die Arbeitsschritte des Gerbers
enthaaren, abfleischen, bakeln, veredeln, einfetten
Das Einweichen im Solebad
Das Lohgerben in den Lohmühlen
„Währen die Weißgerber alle weichen und geschmeidigen Leder für die Bekleidung gerbten, stellten die Loh- und Rotgerber mit der Rotgare aus Eichenrinde die derben Leder her. Hierzu wurden, wie bei den Weißgerbern, die Häute in fließendem Wasser oder in großen Kufen 2 bis 10 Tage lang zu ihrer Auflockerung eingeweicht und zwischendurch mittels Stampfen gewalkt, um Blut und Schmutz abzulösen. Anschließend entfernten die Gerbergesellen das Fettgewebe auf der Unterseite, indem sie die Felle auf einem Schabebaum (Stock) mit dem Schab- oder Streichmesser bearbeiteten. Dann legten sie die dünneren Felle zum „Kalken“, d.h. zur Auflockerung der Haut mit den Haarwurzeln, für 14 bis 21 Tage in wasserdicht ausgemauerte Gruben (Äscher). Dickere Felle ließ man „schwitzen“, um durch eine „gelinde Faulung“ die Auflockerung zu erreichen. Diesem Arbeitsgang folgte zur Entfernung der Haare das Abschaben (Abspälen) der Oberseite. Die endgültige Reinigung der Unterseite geschah durch das Scheren mit geraden, scharfen Scher- und Firmeisen.
Zum gerben der jetzt „Blöße“ genannten Häute benutzte man gemauerte gruben oder in Erde eingelassene Holzkästen, welche in geräumigen Schuppen standen. Zuerst bedeckten die Gesellen den Grubenboden mit einer etwa 3 cm dicken Schicht Lohe; darüber wurde eine Haus ausgebreitet; dann folgten abwechselnd Lohe und Häute, bis die Grube gefüllt war; zuletzt ließen sie die Grube voll Wasser laufen. Dieser Vorgang wurde alle 4 bis 8 Wochen wiederholt, bei Sohlenleder etwa 2 Jahre lang.
Die Lohe bestand aus zerkleinerter Eichenrinde. ganze Forste, wurden zur Rindengewinnung mit Loh-, August- oder Sommereichen bepflanzt (Schälwald), das Eichenholz nach 12 bis 18 Jahre „im Safte“, d.h. im Frühling, abgeschlagen, geschält und die Rinde getrocknet. 10 0kg Rinde konnten bis zu 16 kg Gerbstoff enthalten. Die Rinde bzw. Borke lagerten die Lohmüller in ihrer „Borkenschauer“ (Scheune).
Die älteren Gerber- oder Lohmühlen stellten, vom Wasser getrieben, eine Art Stampfmühle dar, die mit einer holländischen Walkmühle, einer Pulvermühle oder einer deutschen Ölmühle eine große Ähnlichkeit hatte. Jede der Stampfen (Lohstößer) besaß an ihrer Grundfläche kreuzförmig vier scharfe eiserne Schenkel, die von einem Reif umgeben waren, auf dessen Rand oft mehrere Schneiden standen (Krone, Schuh). Der eichene Loh-Kumm (grubenstock) besaß größere Löcher für mehrere sicht nebeneinanderstehende Stampfen. Die Löcher unter den Stampfen waren am Boden mit eisernen Platten gefüttert, die allerdings nicht von den Stampfen berührt werden durften, weil sonst durch die Reibung leicht ein Brand hätte entstehen können.
Die Baumrinde wurde in großen Stücken in die Löcher geworfen, von den Stampfen zerschnitten und zu einem groben Pulver zerstoßen. […]„
(aus: Mühlen und Müller in Berlin. Heinrich Herzberg und Hans Joachim Rieseberg, Werner-Verlag, Düsseldorf, 1987)
Vom Lohen der Kuhhäute und kleinen Ochsenhäute für Sattlerleder.
„Das Zeugleder und die Vachetten oder Himmelhäute werden aus Kuhhäuten und kleinen Ochsenhäuten mit Kalk bereitet; sind sie so weit gebracht, um gehaart werden zu können, was im Winter gewöhnlich in zehn bis zwölf Tagen, im Sommer längstens in acht, der Fall ist, so werden sie auf dem Baum gefleischt, während man sie öfters in fließendem oder wenigstens reinem Wasser, abschwänkt. Das Sattlerleder muß sorgfältig und rein gefleischt werden, und verursacht daher mehr Mühe und Arbeit, als jedes andere.
Sie die Häute gefleischt, so werden sie in holzene Bütten gelegt, welche gemeiniglich auf vier Fuß Höhe sechs Fuß im Durchmesser haben, und die auf ungefähr zwei Drittheile mit Wasser gefüllt wurden, in welches man Lohe schüttet. Diese Mischung muß auf zweimal und in zwei Tagen gemacht werden; die Häute werden täglich herausgenommen und wieder eingelegt, oder man thut sie aus einer Bütte in die andere.
Auch werden die Häute in machen Gerbereien in eine Brühe gethan, die aus heißem Wasser und Lohe besteht, von welcher letztern man auf vier und zwanzig Kuhhäute 200 Pfund nimmt. Sobald als die Häute in der Bütte sind, oder vielmehr so wie sie in die Flüßigkeit versunken sind, müssen sie mehrmals stark umgerührt werden; es stellen sich zu diesem Zwecke eine hinlängliche Anzahl Arbeiter mit holzenen Schaufeln um die Bütte und rühren die Häute nach allen Richtungen herum. Diese Verrichtung wird mehrmals wiederholt; jeden Tag nimmt mna die Häute heraus und läßt sie abtropfen; während dieß geschieht wird etwas frische Lohe in die Bütte gethan und mit der holzenen Schaufel umgerührt. Dieses Verfahren ist jedoch gegenwärtig weniger mehr üblich, als das zuerst beschriebene, dem man in den meisten Gerbereien den Vorzug gibt.
…“
(Friedrich Adolph Bickes: Darstellung der künstlichen Sattler. Profession in ihrem ganzen Umfange, 1850)
Die Qualität des Gerbens
„…Die gute oder schlechte Gerbung läßt sich am Durchschnitt erkennen. Wenn man das Leder zerschneidet, so muß es auf dem Schnitt glänzend und gleich seyn, eine lichtbraune oder Muskatnußfarbe haben, auch allenthalben, die Narbenseite ausgenommen, eine gleiche Farbe und weder schwarze noch weiße Streife haben, und nicht hornartig seyn. Um das Leder zu untersuchen, schneidet man die Haut gewöhnlich am Rücken oder Halse durch, wo sie am stärksten ist.
Will man mehrere Sorten Leder mit einander vergleichen, so nimmt man von jeder ein gleich großes Stückchen, wiegt diese ab, läßt sie sämmtlich eine gleiche Zeit in Wasser liegen und trocknet sie dann wieder; dasjenige Stück, welches am wenigsten von seinem Gewicht verloren hat, ist das beste. Bei langsamem Biegen, darf die Narbenseite keine Brüche zeigen.
Ein schlecht gegerbtes oder verdorbenes Leder ist im Schnitt gelblich oder schwärzlich, hat in der Mitte einen schwarzen oder weißlichen Streifen, ist schlaff, locker.
…
Die äußere Farbe des Leders hängt von der Art ab, wie es aufgeschwellt und zum Lohen vorbereitet ward. Ein mit Kalk gebeiztes Leder ist auf der Narbenseite beinahe schwarz, und roth auf der Fleischseite; sein Inneres oder der Schnitt ist ziemlich hellroth. Die Farbe eines mit Gerste behandelten Leders ist auf der Narbenseite schiefergrau, und sowohl im Schnitt, als auf der Fleischseite weißlich. Die meisten Fehler im Leder kommen folglich entweder von der Beschaffenheit der Häute oder von der unrichtigen Zubereitung her.
Es ist unmöglich, schwache, trockene Häute und überhaupt alle diejenigen, die sich schwer aufschwellen lassen, vollkommen lohgar zu machen; oder solche, bei denen, es sey in Folge der Natur oder eines Fehlers in der Zubereitung, das Aufschwellen sich nicht auf genügende Weise bewirken läßt.
…
Bleiben die Häute zu lange im Kalk, so verbrennen sie bisweilen in solchem Grade, daß sie zerreißen, wenn man sie beim Herausnehmen mit der Zange anfaßt, und es dann fast unmölich sie auszufleischen.
Arbeitsmittel der Gerber
Werkzeuge und Utensilien
Bütte, Feile, Gerberbaum (Schabebaum, Stock), Hobel, Lochzange, Raspel, Schermesser (Schereisen), Firmeisen, Schmirgelpapier, Stoßeisen, zweigriffiges Haareisen, Armkrispelholz, Falzbock, Walktrommel, Trockenofen
Maschinen
Fachbegriffe
(Gerber)Lohe = zum Gerben benutzte zerstampfte Baumrinde (meist Eiche und Fichte) sowie Blätter
Lohgerbung/Rotgerbung = pflanzliche Gerbmittel werden verwendet
Alaungerbung/Weißgerbung = mineralische Gerbmittel werden verwendet (z.B. Aluminiumsalze)
Sämischgerbung = mit Ölen und Fetten wird gegerbt
Als Tiere kommen, Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Kälber, Yaks, Bären, Robben sowie Schlangen, Krokodile und Haie in Frage.
Der Corduanmacher
Der rauhen Seite Grund, deckt glatter Schmeidel-Mund. Kommt ? zu der rothen Quell, die weiß macht und in Glantz kan kleiden, Streifft ab unreine Luft und Freuden: Der Geilheit Bock und Ziegen Fell muß unter unsern Füßen seyn, sonst gehet man zum ?amm nicht ein.
1699
Gerber weltweit
„Der Undanck kennet nicht was ihm …. geschieht.
So lang man hillft und gutes thut,
Undanckbarn die in Unglücks-Flut, wie eingebeizte Felle lagen:
So lang sind sie geschlachter Art.
Des Glücks Luft macht sie wieder hart
Doch Liebe muß hiernach nichts fragen.“
(Die Weißgerber, 1730)
Von der Gerber Pfiffigkeit
„Es beichtete einmal ein Gerber, wie er des Willens gewesen wäre, einen totzuschlagen, aber er hätte es nicht getan. Der Beichtvater sprach: „Du mußt wallfahrten von wegen des Totschlages oder du mußt mir vier Gulden geben dich zu absolvieren, denn ich hab‘ über vierzig Personen des Papstes Gewalt, und du bist derer bedürftig.“ Er sprach: „Ich hab doch den Totschlag nicht getan, ich hab ihn nur in dem Sinn gehabt.“ Der Beichtvater sprach: „Gott nimt den Willen für die Werke.“ Der Gerber sprach: „Wenn es nicht anders kann sein, so will ich Euch die vier Gulden geben. Absolviere mich.“ Da absolvierte ihn der Priester, es gab ihm der Gerber den Beichtpfennig. Der Beichtvater sprach: “ Wo sind die vier Gulden?“ Er sprach: „Nehmt den Willen für die Werke, ich hab im Sinn gehabt, Euch die vier Gulden zu geben.“
(aus: Hermann Gumbel (Hrsg.):Alte Handwerkerschwänke. 1928, Leipzig)