Ein Sieb, auch Seiher genannt, benötigt man, um Materialien zu filtern, also voneinander zu trennen. Je nach Beschaffenheit der Rohstoffe, mussten die Siebe unterschiedlich feiner oder gröber gearbeitet sein.
„Die Siebmacher zogen oft mit ihren Sieben umher und boten sie feil. Manchmal sieht man auch noch heutzutage einen Siebmacher von Haus zu Haus gehen, um den Leuten seine selbstgefertigten Siebe zum Kaufe anbieten.
In früheren Zeiten, besonders als das Getreide noch durch „Worfeln“ gereinigt wurde, war die Siebmacherei noch eine lohnende Hausindustrie, und hier und da traf man drum auch einen Siebmacher im Dorfe an. Der äußeren Form nach wurden zwei Arten Siebe angefertigt, nämlich rechteckige und runde.
Zu einem eckigen Siebe wurde zunächst der hölzerne Rahmen hergestellt. Nun wurde die Siebfläche nach der Größe der Maschen eingeteilt und mit kleinen Nägeln versehen, um die man in Längsreihen quer über den Rahmen doppelte Drahtstränge straff spannte. Dann wurden andere Drahtstränge quer hindurch geflochten. Dadurch entstanden erst die eigentlichen Maschen des Siebes. War die Flechtarbeit fertig, so wurden die Nägel fest eingeschlagen, und das Sieb war hergestellt.
Bei einem runden Siebe gebrauchte man keine Nägel, sondern die Längsdrähte wurden durch in den runden Rahmen gebohrte Löcher gezogen, aber auch doppelt und recht straff. Dann wurden die Querdrähte hindurchgeflochten, bis das Sieb ebenfalls fertig war.
Die Siebmacherei als Hausindustrie war eine mühselige Arbeit, die heute ihren Mann wohl kaum ernähren kann; denn die Maschine arbeitet in unserer Zeit schneller – und billiger!“
(Hrsg. Ernst Bock: Alte Berufe Niedersachsens. 1926)
Berufsbezeichnungen
Siebmacher, Sieber, syber (veraltet), Sieberhandwerker, sevemaker, sevemekere, Sieberer, Siebler, sibmacher, Cribrarius, sibner (Würzburg), Sibber (Stralsund)
in anderen Sprachen
Albanisch: | prodhuesi i ekranit |
Bulgarisch: | Производител на екрани |
Englisch: | screen maker |
Esperanto: | Ekranverkisto |
Finnisch: | Näytön valmistaja |
Französisch: | Näytön valmistaja |
Griechisch: | Κατασκευαστής οθόνης |
Isländisch: | sSkjár framleiðandi |
Italienisch: | produttore dello schermo |
Lettisch: | ekrāna veidotājs |
Niederländisch: | schermmaker |
Norwegisch: | Skjermprodusent |
Polnisch: | kreator ekranu |
Portugiesisch: | Fabricante de tela |
Rumänisch: | Producător de ecran |
Russisch: | Создатель экрана |
Schwedisch: | skärmtillverkare |
Slowakisch: | výrobca obrazovky |
Slowenisch: | Izdelovalec zaslona |
Spanisch: | Creador de pantalla |
Tschechisch: | Výrobce obrazovky |
Türkisch: | Ekran yapımcısı |
Ungarisch: | Képernyőkészítő |
Berufsfamilie: Handwerker
verwandte Berufe: Werkzeugmacher
Der Siebmacher im 16. Jahrhundert
Der Siebmacher um 1575
Der Siebler oder Sieberer werden in Frankfurts Büchern seit 1324 urkundlich aufgeführt. 1474 nennt Stralsund und ihr Gewerbe. Sie wohnten häufig bei den Grütznern, die ihre guten Kunden waren. Ein Reimspruch von Hans Sachs besagt, was einst ein Sieberer gemacht:
„Ich muß am tag viel Höltzer kliebn,
zu dünnen Spänen zu den Siebn,
Und zu zargen oben herumd,
Der Sieb mach ich ein große Summ,
In die Müllen,
Auch zu den Beckn,
Das Mehl zuscheydn in den seckn,
Mach auch Würtz Sieblein in die Kräm,
Grob Rätten ich den Bauwren nem.“
Siebe
Abflusssiebchen, Abtropfsieb, Ährensieb, Backsieb, Beutelsieb, Drahtsieb, Drehsieb, Durchschlag, Erzsieb, Fliegensieb, Fruchtsieb, Getreidesieb, Haarsieb, Handsieb, Honigsieb, Ingwersieb, Kaffeesieb, Käsesieb, Keltersieb, Kernsieb, Kiessieb, Kornsieb, Mehlsieb, Metallsieb, Milchsieb, Nudelsieb, Plansieb, Presssieb, Pudersieb, Sandsieb, Schnupftabaksieb, Schüttelsieb, Seiher, Staubsieb, Teesieb, Traubensieb, Trommelsieb, Trottsieb, Weinsieb, Wurfsieb, Zentrifugalsieb, Zylindersieb
„Sieberer oder Siebler (in Würzburg: sibner) vorkommt. In Frankfurt a.M. kommen bereits seit 1324 regelmäßig (2-3, Höchstzahl 4) Sieber (auch Sibber) vor und in Stralsund bestand eine, seit 1869 zur Jakobieturmstraße geschlagene Siebmacherstraße, die zuerst 1474 als sevemakerstrate erwähnt wird, 1614 aber in Sebeckermacher- und 1755 in Sibenmacherstraße verderbt war; während des 15. Jahrhunderts hie die Gasse zweitweilig auch Grüttemakerstrate, denn die Grützemacher waren gute Abnehmer für Siebe und die Siebmacher scheinen sich klugerweise hier zwischen ihren Hauptkunden niedergelassen zu haben.“
(aus: Erwin Volkmann: Alte Gewerbe und Gewerbegassen. Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921)
Werkzeuge der Siebmacher
Biege
Messer (Schnitzer: Schabschnitzer, Schneidschnitzer)
Schleißpass
Hobel
Kloppe auch Klemme
Stecher
Unterstecheisen
Wulstnadel
Siebmacherstuhl (auch: Siebmacherrahmen, Siebstuhl, Drahtbodenstuhl) – eine Art Webstuhl
Fig.1 Der Stuhl zu dem eisernen Dratboden und hözernen Bastsieben, um diesen Boden darauf zu weben.
Daran ist a) der Oberriegel, der den Aufzug hält; b) die Dratstange trägt eigentlich die Kette; c) ist der Schrank; d) der Schüzzen, der spaltet den Drat in zwo Reihen; e) der Kamm; g) Unterstange, die den Aufzug spannnt; h) Unterriegel, spannt als ein Baum das Gewebe von unten aus.
Fig.2 Der Schleißpaß, oder zwei Bretterchen, das Haselholz statt der Fingerfeste zu halten.
Fig.3 Ein Hobel mit zwo Schneideklingen, um die gespaltnen Holzfäden durchzuziehen.
Fig.4 Der Schabeschnizzer mit schiefer Schneide zum Beschaben.
Fig.5 Der Schneideschnizzer, zerspaltet das Haselholz in viele Schienen.
Fig.6 Der stälerne Stecher, die Löcher in die Siebränder einzustechen.
Fig.7 Die Wulstnadel.
Fig.8 Unterstecheisen zum Dratsiebe.
Fig.9 Die Kloppe, oder Kleinhölzer.
Fig.10 Ein Kiezling oder Sieb.
Fig.11 Ein rundes Sieb.
Fig.12 Ein Ring Ränder.
Der Siebmacher im 18. Jahrhundert
Herstellung von Sieben im 18. Jahrhundert
„Der Stuhl der Siebmacher zu den eisernen Dratboden der Siebe, und worauf man auch die hölzernen Boden der Siebe webt, ist ein Gerüste, welches an die Wand schief ausgerichtet wird, und vor welchem der Siebmacher sizzt. Es kommt daran oben vor der Oberriegel, welcher die Schnüre des Aufzuges bisweilen auch vermittelst einer Schraube ausgespannt erhält. Unter diesem liegt die Dratstange, die insbesondre diesen dräternen Aufzug, der verwebt werden soll, feste hält. Jeder Drat des Aufzuges geht oben und unten über das Kreuz, um den Drat zum Durchschlage durchschlingen zu können. Die Dratstange stekkt in zwo Schrauben von Holz, um sie herauf und herab schrauben zu können. Unter ihr liegt ein Brett, welches Schrank heißt, woran ein Griff und ein angebundner Stokk ist, an welchem die Schleifen von Bindfäden hängen, welche machen, daß sich der Drat durchkreuzt. Dieser Schrank wird hinten von einem Gewichte, so über eine Rolle läuft, hinauf gezogen. Der Schüzze spaltet den Drat in zwo Reihen, eine hinter der anderen. Der Kamm oder langvierseitige hölzerne Rahme mit stählernen Platten, welche so nahe beisammen stehen, daß der Webedrat nur zwischen zwo Platten durchgehen kann. Mitten an jeder Platte ist ein Loch zu grobem Gewerbe. Zu den Haarkämmen ist der Kamm mit feinem Drate besezzt.
Um den Einschlagdrat einzuweben hat man den Unterschüzzen, d.i. ein hölzernes Lineal, welches an seinem Ende ein Loch hat, durch welches man den Einschlagdrat wie einen Faden in eine Rehnadel einfädelt, und indem man dieses Lineal durch den gespaltnen Aufzugsdrat queer durchschiebt, so schlingt sich dieser Drat hindurch, und macht also den Queerfaden zum Gewebe. Jeder Durchschlagdrat ist schon so lang mit der Dratscheere zugeschnitten, als es näthig, oder das Gewebe breit ist, weil jeder Queerfaden ein neuer Drat ist, dessen vorragende Enden zulezzt an beiden Seiten abgeschnitten werden. Um die Unterstange ist der Aufzug unten aufgezogen. Der Unterriegel spannt das Gewebe von unten aus.
Nachdem man also den Aufzug zweimal über das Kreuz gelegt und durch den Kamm geführt, weil er unten um die Rahmstange über das Kreuz zusammen gedreht ist, so schiesset man einen Queerfaden nach dem andern mit dem Schüzzen durch, und diesen schlägt man mit dem Kamme etliche male feste und herab, nachdem die Maschen groß oder klein werden sollen; man ziehet den Schüzzen wieder heraus aus den Aufzuge, fädelt einen neuen Drat ein, und webt das Gewebe zu Ende.
Man macht Dratsiebe von Messing oder Eisendrate. Der von Messing wird nach Pfunden oder Ringen gekauft. Ein Ring besteht aus fünf Pfunden. Die feinste Nummer der Siebmacher ist Nr.10 zu feinen Mehlsieben. Nr.9 zum Griessiebe. Nr.8 zum Staubsiebe nebst Nr. 7 zum halben Radesiebe. Nr.6 und 5 die Unkrautsamen vom Getreide zu scheiden. Nr.3 zum Erbsensiebe oder Leinsamen. Jezzo kostet Messingdrat Nr.7 das Pfund zwanzig Groschen. Die übrigen Nummern von den groben jede gröbere einen Groschen weniger, und die feinsten sind die theuersten. Von Eisendrat ist hier Nr.8 die feinste Sorte. Man nennt sie nach den Bleiringen, die daran hängen, Dreiblei, Vierblei usw. Einsblei ist der grööste von den Ringen. Unter diese folgen ein, zwei bis sechs Band, nach diesen die Stürzsorten und gröbere, welche aber beim Siebmachen niemals vorkommen.
Was die Haarsiebe betrifft, so bestehen diese aus weissen oder schwarzen Pferdehaaren vom Schweife der Pferde, oder man färbt sie auch wohl. Sie werden vom Scharfrichter jezzo das Pfund zu zwölf Groschen eingekauft, wenn sie lang genug sind. Man färbt sie zu den bunten Sieben, welche man wie die Seidenzeuge streift, in einem Kessel mit Scharte und Alaun gelb; roth mit Fernambuk und Alaun. Um den Boden der Haarsiebe zu weben, bedient man sich einer Art von Leineweberstühlen mit einem Zwirnkamme und Rohrblatte. Der Aufzug ist so lang, als die Haare sind, und längere Gewebe kommen hier nicht vor. Man lieset zu den langen Arbeiten die längsten Haare aua. Der Kamm hat keine Augen, sondern ist, wie sie sagen, blind. Jedes Haar geht durch zwo Schleifen durch, und der Haarstuhl hat vier Tritte.
Man webt solchergestalt von den Haaren feine Pudersiebe auf dem feinsten Kamme, weil jede Sorte Haarsieb ihren eigenen Kamm hat, ohngesehr Dreiviertelelle im Durchschnitt, und rund zum Pudersiebe. Hierauf folgen die Pfeffer und Ingwersiebe, denn die runden zu den Fleischbrühen, und andre zum Schnupftabakke.
Die Siebe mit hölzernem Boden werden von Hasel- oder Saalweidenholze gemacht. Jezzo gilt das Schokk Haselstäbe einen Thaler. Man spaltet sie mit dem Schnizzer. Dazu gehört der Schleißpaß, d.i. ein kleines Instrument ais zwei zusammen gelegten Brettchen, welche oben durch ein messingnes Gelenk, wie ein Buch zusammen gedrükkt werden, und zwischen sich eine Austiefung übrig lassen, um damit das dünngeschnittene Haselholz statt der Finger einzuklemmen und feste zu halten, indessen daß man das andre Ende des gespaltenen Holzes mit den Zähnen gegen sich zieht und also mehrmalen spaltet.
Der Hobel ist ein Holz, mit zwo kleinen scharfen Stalklingen, deren Schneiden vorne näher, hinten weiter von einander stehen. Dadurch dasselbe zieht man die gespaltnen Haselstäbe durch, indem man sie so lange mit dem am Hobel angenagelten ledernen Lappen feste hält, damit sie nicht wanken und die Zerspaltung unvollkommen geschehen möge. Der Schabschnizzer ist ein Messer, dessen Schneide vermittelst eines streichenden Stals auf die Seite umgebogen wird, und dient die gespaltnen Holzstreifen glatt zu schaben. Der Schneideschnizzer, ein Messer, spaltet den Haselstab in Streifen. Man kann aus einem Haselstokke, von der Dikke eines Spazierstokkes, einige zwanzig Streifen spalten, und die Haselstökke werden grün oder frisch verarbeitet. Man schneidet nämlich an ihr Ende einen Kerb ein; man biegt den Stokk über dem Knie, Stelle vor Stelle, indessen daß man seine beiden Enden in den Händen feste hält, mit Gewalt, und davon löset sich ein Streif ab, den man mit dem Schabeschnizzer auf den Knien beschabt, indessen daß ihn ein Riemen fest hält, in den man mit dem Fusse eintritt. Während des Beschabens liegt der Haselstokk auf dem dikken Leder des Schaberiemens. Der abgelöste Streif wird in den Schleißpaß eingeklemmt, mit den Zähnen fest gehalten, durchgezogen, beschabt, noch dünner gespalten, egal gehobelt, und denn auf dem Dratstuhle zum Siebboden verwebt.
Das gröbste unter den Sieben mit hölzernem Boden ist das Aehrensieb, durch dessen Löcher man einen Finger stekken kann, um die Aehren abzusondern, und hierauf folgen die Rüben-, Rosinen,- Salz-, Erd-, Erbsen-, Gersten-, Korn- und Hirsensiebe.
Der stälerne Stecher ohne Schneide, spizz, rundlich, wie eine Piramide, dient die Löcher in die Siebränder einzustechen, wenn man sie bindet, und die Schneide des Schabers umzulegen. Die stälerne gebogne Wulstnadel hat unten, nach der Queere, zwei lange Löcher, um an einem bereits gertigen Siebe das Haar im Wulste oder Kranze zu befestigen. Alle Siebränder d.i. ihre runde Einfassung ist von Tannenholze, so aus Böhmen, schon gebogen, und schokk- oder ringweise hergebracht, und auch zu Schachteln gebraucht wird.
Das Unterstecheisen zum Dratsiebe ist vorne wie ein Meissel scharf und schief. Um die Ränder zu binden, sticht man da, wo die beiden Enden des rundgebognen hölzernen Randes zusammen gehen, mit dem Stecher durch beide Enden ein Loch durch; man stechet sie mit Streifen von Haselstäben ganz herab zusammen, damit das Sieb nicht aus einander fallen möge. In dieser Arbeit klemmt man die Enden des Randes mit der Kloppe oder Klemme zuammen, die aus zwei Hölzern besteht, deren oberes Ende durch eine Schraube, das untere durch ein umgelegtes Stükk feste gehalten wird, bis man die haltenden Bänder durchgezogen hat.
Ein hölzernes Sieb entsteht auf folgende Weise. Man spaltet erst von dikken Tannenbäumen oder Kienbäumen ein Stückk nach dem andern, dieses wird mit dem Schnizzer auf der Schneidebank dünner geschnitten. Diese Bank ist ein langes Brett mit einem vorne eingeschlagnen Zapfen, um ein dergleichen zu schnizzendes Holz daran feste zu stemmen. Alsdenn biegt man es auf der Biege. Diese Biege besteht aus zween an die Wand gelehnten Bäumen mit mit zween runden Queerriegeln, über welche man ein solches gespaltenes Holz Stelle vor Stelle krumm biegt, so daß die Fasern davon eine Krümmung annehmen, und sich das Holz in beiden Händen zirkelrund biegen läßt. Daraus macht man einen Siebrand, dessen Peripherie drei Ellen lang, und die Breite zu grossen Sieben über einen halben Fuß hoch ist. Zu kleinen Sieben ist der Rand schmäler und kürzer. Man stekkt solche Ränder, wenn man sie vorräthig macht, eins immer kleiner als das andre, in einen Einsazz in einander, und dieses nennt man Ring. Einer enthält dreissig Ränder. Sie sind von Tannen oder Kienholze.
Hierauf bindet man den Siebrand feste. Man klemmt nämlich die zwischen beiden Händen ungebognen Ende längst der Höhe herab, mit dem Stecher, man stekkt durch diese Spalten in Wasser gelegte Holzstreifen, statt der Bänder, und verbirgt vermittelst des Zurückbiegens, im obersten und untersten Stiche die Enden des Bandes, damit sie nicht wieder aufgehen. Um diesen großen grossen Oberrand wird ein schmaler kleiner Unterrand herum gebogen, welcher im vorigen Exempel etliche Zolle weniger hoch ist. Auch diesen bindet man eben so mit Holzstreifen. Man hat diesen Unterrand bereits mit dem von Holz gewebten Siebboden, durch welchenman eigentlich siebt, bezogen, und nun drükkt man diesen Boden über die runde Kante des grossen Oberrandes herüber.
Man hat die Enden des Siebbodens mit Nadeln benäht, wenn es ein Haarsieb ist; wenn es aber ein hölzerner Boden ist, so flechtet man seine vorragenden Gewebenden wie einen Haarzopf ein, und daraus entsteht ein Wulst oder Kranz, welcher den eingeklemmten Boden zwischen beiden Rändern feste halten muß, nachdem dieser Wulst mit einem nassen Holzstreifen umwikkelt worden.
Zulezzt wird der Unter- und Oberrand durch unterzogne Holzstreifen, welche den Boden wider das Nidersinken und Zerreissen von der eingeschütteten Last unterstüzzen, versichert. Diese laufen unter dem Boden als acht Stralen über das Kreuz, und ihre durchgestrekkte acht Enden befestigen zugleich beide Ränder. In Dratsieben ist diese Unterlage von vier Drätern zusammen gesezzt, woraus ebenfalls ein Stern von acht Stralen entsteht.
Ihre Winterarbeit ist, Ränder groß und klein, ringweise, und daneben Gebünde von Haselholz fertig zu schnizzen. Die besten Streifen dienen zu feinen Siebböden, andere zu Wülsten, andre zu Unterschienen oder Bändern, Während der Arbeit liegen alle Bänder in einem Gefässe voll Wasser, damit sie nicht im Flechten zerbrechen. Eben so benezzt man auch die Ränder, wenn man sie rund biegt
Um die länglichen Siebe, die wie ein spizzer Hut anzusehen sind, Riezel heissen, und zu Fleischbrühen und andern Küchendurchseihern gebraucht werden, zu machen, nimmt man einen bereits gekrümmten und mit zwirn zusammen genähten Rand, den man in der Hand wie eine papierne Tüte gebogen; man legt von aussen um seine kleine Mündung ein fertiges Haarsieb herum, um das Bodenloch damit zu bedekken. Man umlegt den Boden mit einem dikken Holzstreifen, Reifen genannt, dessen beide Enden man mit Zwirn und Nadel zusammen näht. Um diesen Reifen wird der nasse Streif, den man in die Wustnadel herum geschlungen, und mit seinen beiden Enden in den Rand eingestekkt. Man schneidet den Ueberfluß des Haargewebes rings umher ab, und zulezzt bedekkt man den Wulst mit einem breiten Streifen, um damit den Boden auszuspannen, so oft er schlaff wird, indem man ihn mit den Fingern gegen die grosse Mündung zieht.
Der Kiezelrand entsteht, wenn man einen Rand aus dem Ringe in Wasser legt, und nur dessen Mitte allein auf der Biege oder dem Knie rund biegt, die beiden Enden des Holzes aber schont, und sie vielmehr gerade ausstreicht. Nun legt man seine beide Enden kreuzweise über eiander, man bindet und schneidet sie gerade und benäht sie mit Zwirn.
Die Pferdehaare zu den Haarsieben werden anfangs mit Wasser und Seife wohl gewaschen, an der Sonne oder dem Ofen getrokknet, und sie werden davon glänzend, aber auch krumm. Alsdenn hechelt man sie auf einer gemeinen Hechel, man schlägt sie, wie einen Haarzopf, zwischen Bindfäden ein, und darin zieht man ihre beide Enden gerade. Man macht kleine Gebünde daraus, man umflechet sie am Kopfende mit Werk, schleifet sie am Weberstuhle mit Bindfäden ein, hängt sie über den Stokk und verwebt sie. Die Kiezel sind grob oder fein, auch von Drat, zu MIlch und andern Durchseihungen.
Zu Sieben mit doppeltem Boden, zum Pulver oder Pulvermachen, wird unten und oben ein Schafleder oder Pergament wie an Trommeln befestigt, und mit Spiegeln, darauf das Leder ruht, unterzogen. Haarsiebe haben einen freien Boden; Drat- und Holzsiebe aber nicht, sondern ihre Schienen, oder Dratkreuz.
Was die Schachteln betrifft, so giebt es deren vierekkige mit Schiebern, von allerlei Grössen und Einsäzzen, und runde mit geleimten und ungeleimten Dekkeln. Sie bestehen aus kienenem oder tannenem Holze, welches man noch grün oder naß biegt, nachdem man es von dikkem Holze gespalten. Das Biegen geschieht auf der Biege, Stelle vor Stelle, doch nur in der Mitte, indem man die beiden Enden, so sich zum Schlusse bequemen müssen, ungekrümmt oder gerade läßt, wofern die Schachtel ovalrund werden soll. Verlangt man sie hingegen ganz rund, so wird der Rand durchgängig gebogen. Die über einander gelegten Enden der Ränder werden durch Schienenbänder, so man durchstekkt, zusammen gehalten; an kleinen Schachteln werden die beiden umgebogenen Enden zusammen geleimt. Der Unterboden wird wie der Oberboden mittelst des Zirkels gerissen, mit dem Schnizzer zugeschnitten, eingepaßt, an dem Rande eingeleimt, oder mit kleinen hölzernen Nägeln, so man hie und da einschlägt, verzwikket, damit beide Boden nicht ausfallen. Und auf solche Art entstehen grosse und kleine Schachteln, alles in einander gestekkt, oder nach Einsäzzen. Die gröbste Art enthält zwo kleinere zum Einsazze, eine in der andern stekkend, und man macht sie von einer Elle im Durchschnitte, so wie die Perükenschachteln noch länger ausfallen. Die kleinste Schachtelnummer besteht aus fünf. Alle werden sazzweise verkauft; der große Sazz zu einem Thaler, der kleinste zu zween Groschen. In Berlin handeln die Drechsler damit, und man bringt sie ihnen aus Böhmen schon fertig; sie bleiben weiß, sie werden mit schlechten Figuren bunt bemalt, oder man bindet sie mit gefärbten Schienen zu Figuren am Dekkel aus. Gemeiniglich hührt diese Prozession den Namen der Sieb- und Schachtelmacher. Im Reiche, Ungarn u.s.w. beziehen die auch die Trommeln und Pauken mit Pergament, so sie selbst zubereiten.
Das berlinische Meisterstück besteht besteht in einen feinen Mehlsiebe von Messingdrate, in einem feinen hölzernen Mehlsiebe, und einem dergleichen Haarsiebe zu den Gewürzen der Apotheker, in einem Pudersiebe, einer Elle hoch, einer Elle breit, und unten und oben mit einem pergamentnen Dekkel verschlossen.
Die Kornsegen bekommen ein dräternes Blatt von Einblei und Stuzzdrate, so man auf dem Dratstuhle webt, in den Rahmen einnagelt, und in den Kasten der Kornsege einsezzt. Die Waaren der Siebmacher werden an einem trokknen Orte verwaht; an der Wand zernagen die Motten und Spinnen die Haare der Siebe. Die kleinen Randringe kosten im Einkaufe (jeder Ring besteht aus dreissig Einsazzstükken) sechszehn Groschen, und die grossen Ringe drei Thaler“
(aus: Johann Samuel Hallens, Professors der Historie bei dem Königlichen Preussischen Kadettenchore in Berlin, Werkstäte der heutigen Künste oder Die neue Kunsthistorie. 1761)
Redewendungen
- Ein Kopf wie ein Sieb haben.
- Wer nicht durch ein Sieb sehen kann, muss blind sein.
- Ein neues Sieb hängt man an den Nagel, das alte wirft man auf die Erde.
- Ein Sieb hält kein Wasser.
- Ein Sieb wird nimmer voll, wie lange man auch schöpfen soll.