Der Dompteur

sw Postkarte: Dompteur Carl Hagenbeck mit Löwen im Zirkus ~1890

Ein  Dompteur  richtet wilde – also nicht domestizierte – Tiere ab,
weshalb er im Volksmund auch Tierbändiger genannt wird.

Kupferstich: 9 Szenen mit verschiedenen Rautieren - 1897

Am häufigsten handelt es sich um
Löwen, Tiger, Leoparden und andere Raubkatzen,
aber auch um Bären oder Elefanten.

Puppe: Dompteur mit Stock und Zylinder ~1900

Unter seinen Willen gebracht
studiert er mit den Tieren diverse
Kunststücke und Choreografien ein,
welche dann in der Manege dem
Publikum vorführt werden.


Berufsbezeichnungen

Dompteur  und  Dompteuse,   Raubtierlehrer,   Raubtiertrainer,   Tierbändiger

in anderen Sprachen
Bulgarisch:доптевро
Dänisch:tammere
Englisch:tamer
Französisch:dompteur, dompteuse
Italienisch:domatore
Lateinisch:equum domitor
Niederländisch:temmer
Norwegisch:tamer
Polnisch:poskramiacz
Portugiesisch:domador
Rumänisch:dresor
Russisch:дрессировщик
Schwedisch:domptör
Slowakisch:domptér
Slowenisch:krotilec
Spanisch:domador
Tschechisch:krotitel
Türkisch:hayvan terbiyeci
Ungarisch:szelídítő

Spezialisierungen:   Bärendompteur,   Elefantendompteur,   Raubkatzendompteur
verwandte Berufe:
  Dresseur,   Tierpfleger,   Tierarzt


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Headline: Der kleine Raufbold ist mein Lieblings-Tiger

Dieser echte Hanseate, Rudolf Matthies, hat die Tiger von Carl Hagenbeck schon in mehr als 5000 Vorstellungen vorgeführt,ohne jemals von ihnen angefallen worden zu sein. Ein glücklicher Zufall? – Nein, sondern der Beweis für die Tierkenntnis und die Tierliebe dieses Meisters.
Matthies wurde bei Hagenbeck der Schüler und Nachfolger des größten Raubtierdompteurs der Neuzeit, Richard Sawade, der ursprünglich Lehrer, richtiger Kinderlehrer gewesen war, ehe er Lehrer der Tiger, Löwen, Bären und Panther eine Weltberühmtheit wurde.
Als Sawade eines Abends jn Buenos Aires von einem Tiger, der zu niedrig sprang, skalpiert wurde und sich auf den Blutüberströmte die elf anderen Tiere stürzten, holte ihn sein jüngster Kutscher, Rudolf Matthies, aus dem Zentralkäfig. Da bestimmte Sawade: »Du sollst mein Nachfolger werden, Rudolf.«

‚Mein kleiner Tiger.‘
So nennt Rudolf Matthies zärtlich diesen Tiger mit dem prächtigen Gebiß. Es ist ein kurzbeiniger Sumatraner, und er hat es in sich. Wie der Blitz ist er hinter den anderen Tigern der Gruppe her und balgt und beißt sich mit ihnen herum; namentlich beim Herausgehen, im Laufgang, dem niedrigen Verbindungsgang zwischen der Manege und den Käfigwagen. Da sind dann solche Balgereien durchaus unangebracht und gefährlich, weil hinten die einzelnen Tiere genau in der richtigen Reihenfolge in ihre einzelnen,abgetrennten Wagenabteile gebracht werden müssen, während vorn in der Manege der Käfig abgebrochen wird. Der Dompteur, der hinter seinen Tieren herläuft, bildet also die lebende Barriere für sie. Der verspielte, rauflustige Sumatraner macht Rudolf Matthies viel Arbeit, aber gerade in ihn ist der Meister verliebt.

Der Sprung durch den Feuerreif.
Oben mußte ein Tiger, über den dann ein anderer hinwegspingt, Platz nehmen. Im Sprung offenbart sich die ganze kraftvolle Schönheit des des Tigerkörpers, und deshalb bringt jeder gute Dompteur in seiner Nummer Tigersprünge. Sie einzustudieren ist keineswegs einfach. Der Tiger ist von Natur springlustig, und wenn einer springen darf in der Manege springen darf, liegt es für die anderen nah, mitzumachen, und es könnte ein tolles Durcheinander werden. (Man versteht nun, warum über dem Tigerkäfig immer ein Netz gespannt wird.) Der Dompteur muß also nicht nur den springenden Tiger zur genauesten Präzision erziehen und aus dem Naturtrieb eine wohlabgewogene Leistung machen, er muß gleichzeitig auch alle anderen, unbeschäftigt auf ihren Plätzen sitzenden Tiger fest im Auge behalten, jede ihrer Regungen und Bewegungen durch Zuruf regulieren.

Der schwierigste Trick.
Nicht jeder Tiger kann jeden Trick ausführen, und der Meisterdompteur zeigt sich darin, daß er den Tieren, die ihm frisch zugeführt werden (sie sind durchweg nicht in Gefangenschaft geboren), allmählich von ihrer Körperkonstitution und ihrem Charakter die jeweilige Eignung abliest.


So hat Rudolf Matthies nach langem Suchen dann auch diesen Tieger gefunden, der imstande ist, auf der Kugel über das Brett zu rollen. Er war, als Zirkus Carl Hagenbeck seinerzeit in Skandinavien reiste, als der ‚Hoteltiger‘ berühmt. Matthies hatte ihn derartig an sich gewöhnt, daß er ihn in die Hotels mitnehmen und dort den Pressevertretern vorstellen konnte. Der Tiger fuhr auch im Fahrstuhl hoch und machte Zimmerbesuche. Heute ist es für solche Spaziergänge zu groß.


[Text & Bilder: Thea Umlauff – 1939]

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Kinderbuchillu: Dompteur mit Löwe - 1946, FR