Die Brillenmacher

Foto: Brillengestell liegt auf Text und durch die Brillengläser ist er scharf zu lesen

Die Brillenmacher hatten die Aufgabe, die Brillengestelle herzustellen und die Vergrößerungsgläser einzusetzen. Für die Gestelle verwendeten sie verschiedene Materialien. Z.B. Holz, ebenso Metalle wie Eisen, Draht, Gold und Silber, aber auch tierische Rohstoffe wie Elfenbein, Leder und Horn.
Zunächst tauchte die Brille in Oberitalien Im 13. Jahrhundert auf. In Deutschland wird Ende des 15. Jahrunderts ein Brillenmacher aus Nürnberg erwähnt.

Brille

„Durch Brillen wird das Kleine groß,
das Aug von Unerkenntnis los,
und seine Blödigkeit gebessert:
Liest unser Geist im Buch der Zeit,
durchs Augenglas der Sterblichkeit,
so wird, was ewig ist, vergrößert.“


Berufsbezeichnungen

Brillenmacher und Brillenmacherin, Perspektivmacher, Parillenmacher (15.Jh.), Prillenmacher (17.Jh.)

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verwandte Berufe:   Augenoptiker, Optiker, Brillenverkäufer (Brillenmänner=umherziehende Brillenhändler)


„Als weiterer Gewerker der beginnende Optik tritt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch der Brillenmacher vereinzelt auf. Die erste authentische Nachricht „von den neulich erfundenen Gläsern, Brillen genannt, ein wahrer Segen für arme Greise mit schwachem Gesicht“ setzt Feldhaus auf das Jahr 1299 an. Wobei es sich jedoch nicht um die schon im 11. Jahrhundert bei Alhazan erwähnten lediglichen Vergrößerungsbrillen handeln kann. Der Ausdruck Brille (spätmhd. barille, berille) ist entlehnt von dem Halbedelstein Beryll, den man bald, statt aus dem Beryll, aus Bergkristall anfertigte, da das damalige Glas zunächst noch nicht genügend frei von Bläschen hergestellt werden konnte. Eine allgemeinere Verbreitung der Brille begann jedoch, wie gesagt, erst durch eine größere handwerskmäßige Herstellung um die Mitte des 15. Jahrhunderts, und jedenfalls gehört die Erwähnung eines „meister Johan brelnmecher“ im Frankfurter Gerichtsbuche im Jahre 1450 zu den frühzeitigsten dieses Gewerbes. Im Marktrechtbuch von Frankfurt wird dann ferner 1472 ein Mann bezeichnet, „der mit den brellen am Romerdore“ (Bücher), während in Straßburg zum erstenmal ein Brillenmacher 1466 (dann 1515) vorkommt und in Nürnberg erscheint das Gewerbe seit 1483 öfters. Jedenfalls war die Errungenschaft der Brille eine aufsehenerregende, und begegnen wir ihr auf zahlreichen Holzschnitten der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts als unvermeidliche Beigabe von Klerikern und Gelehrten, bisweilen bereits mit einer Beimischung von Humor oder Lächerlichkeit, wie wir uns ja selbst heute noch den deutschen Wissenschaftler ohne Brille vorzustellen kaum gewohnt sind.“

(Quelle: Erwin Bolkmann: „Alte Gewerbe und Gewerbegassen.“ 1921)


Der Brillenmacher im 16.Jh.

Sammelbild: Brillenmacher mit Brille in der Hand und drei Gänsen in seiner Werkstatt
[Tengelmann]

Der Brillenmacher
„Von dem Beryll her, dem Halbedelstein stammt das Wort Brille. Älteste Kunde von Augengläsern gibt ein Bericht aus dem Jahre 1300, darin zu lesen von „neulich erfundenen Gläsern, Brillen genannt, ein wahrer Segen für arme Greise mit schwachem Gesicht.“ Da noch das Glas längst nicht frei war, von Bläschen, stellte man Brillen aus Bergkristall her. Erst nach 1450 fand ihr Gebrauch eine weite Verbreitung. Aus dieser Zeit sind nur einzelne Meister, später erst ganze Gewerke bekannt.“

(Sammelbilder: Wahrhafftige und Eigentliche beschreibung von den Ständen, Zünften und Handwercken um 1575)


Alte Brillen

„In China trägt man heute Brillen, die ebenso beschaffen sind wie die unsrigen und zumeist auch aus Europa stammen, Vor fünfzig und sechszig Jahren sahen aber Reisende im Reich der Mitte gar absonderliche Augengläser. Sie hatten keine Seitenstangen, sondern wurden mittels Schnüren um den Kopf festgebunden. Das war aber nicht bequem, und man verfiel auf ganz sinnreiche Methoden des

alte Handschrift mit Zeichnungen von zwei alten Brillen
16. Jahrhundert

Brillentragens. Als Beispiel möge nur der auf Seite 776 abgebildete Chinese gelten, der seine Brille durch um die Ohren geschlungene, an den Enden beschwerte Schnüre im Gleichgewicht erhält. Auch sonst waren diese Brillen absonderlich; sie hatten große runde Scheiben, die aus einem bräunlichen Stein geschliffen waren, den die Chinesen Teestein nennen, weil seine Farbe der eines Teeaufgusses gleicht. Es handelt sich um eine Abart des Rauchtopases. Solche Brillen waren in alter Zeit auch in Europa gebräuchlich. Wir erfahren darüber verschiedenes aus dem neu erschienen Buche von Dr. Emil Bock: „Die Brille und ihre Geschichte“ (Josef Safár, Wien 1903). Als die Brillen um das Ende des 13. Jahrhunderts in Gebrauch kamen, machte man sie nicht nur aus Glas, sondern sehr häufig auch aus dem gemeinen Beryll, wovon sie auch ihre Namen erhielten. Sie hatten dann meist eine graue oder bräunliche Färbung. Im Jahre 1691 fertigte Christian Porschinen in Königsberg in Preußen sogar Brillen aus Bernstein, indem er geschliffenen Bernstein in Leinöl sott, wodurch dieser gelbe Färbung verlor und durchsichtig wurde. Die Gläser der Brillen macht man damals nicht nur rund und oval, sondern auch vier- und achteckig. Die älteste Form in der wir der Brille begegnen, ist das Leseglas für alte Leute, ein rundes Glas in einer Metallfassung an einem langen Stiel, den man in der Hand hielt. Aus diesen entwicklte sich zu Ende des 15. Jahrhunderts die Brille mit zwei Gläsern, die gleichfalls mit einem sich gabelnden Stiel versehen war. Aber schon zu Anfang desselben Jahrhunderts tauchten die „pöglete Brillen“, d.h. Bügelbrillen auf; zwei Gläser, die mit einem recht plumpen Bügel verbunden waren. Sie saßen aber noch nicht fest auf der Nase und Savonarola empfahl in seinen Predigten, die Brille an dem Schirm einer tiefsitzenden Mütze zu befestigen. Zu derselben Zeit begann man aber auch die Gläser in schwerfällige Gestelle aus Holz oder Leder zu fassen, die mit Schnüren oder dem Leder selbst hinter den Ohren zusammengebunden wurden.

alte Handschrift mit Zeichnungen von alten Brillen
16. Jahrhundert

Daher hießen auch solche Brillen Bindspiegel oder Bindtspiegel. Später erst kamen Fassungen aus Stahl, Gold, Silber, Horn und dergleichen auf. Diese Gestelle waren lange Zeit recht plump und massiv, aber oft fein verziert. Man verwahrte sie auch in schönen Futteralen oder kostbaren Kästchen, denn die Brillen war ursprünglich nicht billig. Ende des 16. Jahrhunderts kostete noch eine Brille auf das heutige Geld umgerechnet 80 bis 160 Mark. Vornehme Leute besorgten sich darum Brillen um sie wie Abraham a Santa Clara sagte, nur zum Staat zu tragen. Mitunter konnte man sie selbst für schweres Geld nicht auftreiben. Als Kurfürst August von Sachsen (1553 bis 1586) in seinem achtundvierzigsten Lebensjahre einen Diener nach Augsburg um eine Brille schickte, bekam sie dieser dort nicht, sondern mußte sich deshalb nach Venedig wenden. Die Bügelbrille wurde bald durch den Klemmer oder die Federparille ersetzt, aber die plumpen Klemmer saßen bis in das 18. Jahrhundert schlecht und unsicher und mußten weit nach vorne in die Nasenwangenfalte geschoben werden. Wir bilden eine Anzahl solcher alten Brillen und Klemmer nach der Regensburger Brillenmacherordnung, einer Handschrift aus dem 16. Jahrhundert, ab. Die handschriftlichen Notizen neben den Bildern sind nur nähere Beschreibungen der einzelnen Instrumente. Lange Zeit hindurch kannt man nicht die optischen Gesetze, auf denen die Wirkung der Brille beruht, man fertigte stärkere Brillen für alte und ältere und schwächere für junge Leute; damit traf man nur selten das Rechte. Die Ärzte hielten es lange für unwürdig, sich mit Brillenverordnung abzugeben; der Handel lag zumeist in Händen reisender Brillenverkäufer, und dabei wurde viel Unfug getrieben. Jemand Brillen aufsetzen oder verkaufen hieß daher auch lange Zeit soviel wie ihn betrügen. Statt zu sagen, das ist Betrug, sagte man, das sind Brillen.“

[Quelle: alter Zeitungsbericht von 1903]


Brille, Brillenmacher

Brillenarten

alte Brillenwerbung aus einem amerikanischen Magazin
1912, USA, Ohio und Baltimore
  • Korrektionsbrillen
  • Zylindrische Brillen
  • Sphärische Brillen
  • Prismatische Brillen
  • Schutzbrillen
  • Fernbrillen
  • Nahbrillen: Lesebrillen, Arbeitsbrillen
  • Gleitsichtbrillen
  • Varifokalbrillen
  • Fernrohrbrillen
  • Sonnenbrillen
  • Lünette
  • Lorgnette (Nachfolger der Scherenbrille): die Gläser waren nur an einem Stil befestigt und wurden damit vor die Augen gehalten
  • Lupenbrillen
  • Nietbrille: so nannte man die frühesten Brillen, die in Eisenringe gefasst waren
  • Bügelbrille (Nasenquetscher)
  • Kneifer(brillen)
  • Riemenbrille: mithilfe eines Lederbandes wurden sie um den Kopf geschnallt
  • Mützenbrille: wurde direkt an der Mütze befestigt
  • Stirnfortsatzbrille: die Brille wurde an einem Fortsatz festgemacht. Dieser wurde unter der Perücke oder Kopfbedeckung versteckt.
  • Stirnreifenbrille: 16.Jh.: um die Stirn wurde ein Metallring gebunden, an dem die Augengläser an Bändern vor den Augen hingen
  • Scherenbrille (Vorläufer der Lorgnetten)
  • Schläfenbrille
  • Drahtbrille: später dann die Nickelbrille: 18.Jh.: das war die erste Brille, die mittels eines biegsamen Büels hinter dem Ohr befestigt wurde.
  • Schutzbrillen

Ehrenfahne

kolorierte Zeichnung: Mann im Kostüm mit großer Fahne
1834 – [Carl Heideloff]

Foto: Brille
2020 – [Foto: Sulamith Sallmann]

„Die Brillenmacher seynd den Glasmachern und Glasarbeitern auch verwandt, fast wie die Blumen irem Kraut, denn es kommen ja die Brillen von den Glasmachern her, haben aber einen sonderlichen Namen von den Brillenmachern, als von welchem sie gemacht und bereitet werden. In Frankreich werden die besten gemacht, desgleichen auch zu Venedig, allda unterschiedliche Meister dieses Handwerks gefunden werden, endter welchen die berühmtesten seyend M. Lorenzo >>zum großen Brill<< zu S. Salvatore und M. Petrus >>zum Engel<< bey S. Juliano. Zu ihrer Arbeit brauchen sie allerley Instrumenta aus Eisen, beydes platt und rund, mit welchem sie ein Gesicht machen zu 50 und 60 Jahren, damit zwar erstlich das Gesicht geschwächt, aber hernach gewaltig gestärkt wird. Sie machen auch Brillen zu 30 und 40 Jahren so zu beyden Seiten gearbeitet seynd. Mit den runden und erhabenen Eisen arbeiten sie auf einer Seiten, da das Glas ausgehölet und auf der anderen erhaben, damit das Gesicht gemacht wird zu 40 oder 50 Jahren, welches auswendig schwach auf zweien Punkten, inwendig aber bis auf 60 oder 70 Jahr und zwar auch etwas schwach, aber nur auf einem halben Punkt. Die Eisen zu 90 Jahr sind etwas mehr ausgehölt und ihr Gegenteil etwas mehr erhöhet. Machen auswendig ein Gesicht zu 30 Jahr, aber kurz auf drei Punkt; Auswendig aber machen sie ein Gesicht auf 90 Jahr. Die Faden Eisen macht auswendig ein kurz Gesichte und hat außer allem Zweiffel das Teutsche Glas den Vorzug hierinnen vor allen anderen. Nachdemselben ist das zu Muran gemacht wird, ist aber härter zu arbeiten. Das härteste aber ist das Berg Kristall. Zum Arbeiten muß man haben den roten Sand, der zu Vincenz gegraben wirdt, daneben vorgemeldt unterschiedliche Eisen, hölzerne Formen aus dem Hispanischen Pech oder Tarr, welches man mit gemeinem Oele vermischt, daß man das Glas fest einlegen möge. Wann es gearbeitet so fasset man es entweder in Leder oder in Bein. Das Leder muß man anfeuchten, das Bein aber bei dem Feuer wärmen, wenn man das Glas einfassen will. Und diese sey auch von den Brillen und Brillenmachern genug.“
(aus: Porta: Magia naturalis. Neapoli, 1589)


Sprüche und Zitate

  • Wir tragen Nasen, damit wir Brillen darauf setzen können. Voltär