Die Scherenschleifer

sw-Bild: Mann schleift Messer am Schleifstein
16. Jahrhundert

Der  Scherenschleifer – regional auch Messerschleifer genannt – repariert, wartet und schärft defekte und/oder stumpfgewordene Scheren, Messer, Sicheln, Sensen und sonstige Klingen an einer Schleifsteinvorrichtung. Seit dem Mittelalter übte er ein sog.  Wandergewerbe  aus, d.h. er zog von Ort zu Ort seinen Runden und bot Privathaushalten seine Dienste an.Die Bezeichnung Scherenschleifer rührte von der speziellen Aufgabe her, ein Paar zusammengehöriger Scherenblätter passend zu schleifen und zu schärfen.
Als um 1500  die Nachfrage nach Hieb- und Stichwaffen stieg  ging  der Scherenschleifer aus dem Handwerk des Waffenschmieds hervor. Während des Schmiedens von Schwerten, Dolche u.ä. gehört wiederholte Schleifen zum Herstellungsprozess. Nicht selten hatte ein Schmied Gehilfen, die genau darauf spezialisiert waren.

Die Bezeichnung Scherenschleifer rührte von der speziellen Aufgabe her, ein Paar zusammengehöriger Scherenblätter passend zu schleifen und zu schärfen.
Als um 1500  die Nachfrage nach Hieb- und Stichwaffen stieg  ging  der Scherenschleifer aus dem Handwerk des Waffenschmieds hervor. Während des Schmiedens von Schwerten, Dolche u.ä. gehört wiederholte Schleifen zum Herstellungsprozess. Nicht selten hatte ein Schmied Gehilfen, die genau darauf spezialisiert waren.

Scherenschleifer in der Stadt vor Schusterladen
etwa 19. Jh

Als neben Waffen auch mehr gute Scheren und Messer von anderen Handwerken benötigt und in privaten Haushalten zunehmend gefragt waren steigerte dies ebenso den Bedarf, durch Gebrauch stumpf gewordene Wekzeuge erneut zu Schärfen. Das war die Marktlücke, in der umherziehende Scheren- und Messerschleifer ihren Broterwerb fanden. Sie lebten  – meist ohne festen Wohnsitz – am Rande der Gesellschaft. Nicht weige zogen gemeinsam mit anderem Fahrenden Volk  über Land, was ihren ohnehin schlechten Ruf noch verstärkte. Letztlich aber wurden sie geduldet, da sie schließlich gebraucht wurden … und wenn der Ruf  »Scheren und Messer zu schärfen!«  erklang, freute das sicher zumindest diejenigen, die gerade Bedarf für seine Dienstleistung hatten.


Berufsbezeichnungen

Scherenschleifer,   Scherenschärfer,   Messerschleifer,   Messerschärfer,   Messerwetzer
–  (veraltet)  Scheerschleiffer,  Scheerschlyffer,  Messerschlyffer,  Schleyffer
mobile Schleifer werden umgangssprachlich auch „Karrenschleifer“ genannt

Bretonisch:
Dänisch:
Englisch:
Französisch:
Galizisch:
Isländisch:
Italienisch:
Katalanisch:
Luxemburgisch:
Niederländisch:
libonig
skærsliber, skærslipper
grinder, scissors- or knife-grinder, knife-sharpener
rémouleur, amoulaire, repasseur de couteaux
afiador
brýningarmaður
arrotino
esmolet
schéiereschlëffer
scharensliep, messensliep
Norwegisch:
Portugiesisch:
Russisch:
Schwedisch:
Sizilianisch:
Spanisch:
Tschechisch:
Türkisch:
Ungarisch:
Venetisch:
skjærsliper, knivslipar
amolador
точильщик ножей
skärslipare
ammola cuteddi
afilador, amolador
brus
zımpara taşı
köszörűs
mołeta

verwandte Berufe:   Waffenschmied   Messerschmied,   Besteckschmied,   Dengler


Vom Schleifen und Schärfen

Scheren- und Messerschleifer war früher ein sog. einfacher Anlernberuf, der gleichwohl
viel Geduld, Geschicklichkeit sowie Kenntnis von Materialien und deren Eigenschaften erforderte.

Verwendet wurden in der Regel rotierende Schleifscheiben oder -räder, die meist mit einem Fusspedal, seltener mit einer Handkurbel betrieben wurden. Durch die hohe Umdrehungsgeschwindigkeit entsteht für den Bearbeitungsprozess günstige Reibungswärme am Werkstück. Allerdings muß bei empfindlichen Materialien (z.B. gehärteten Messer- u. Werkzeugklingen) besonders auf entsprechende Kühlung geachtet werden, da Stahl seine Härte bereits bei über 170°C verliert – besonders anfällig dafür sind dünnen Schneiden von Messerklingen.
Deshalb ist es nötig, den Schleifstein während des Schleifens mit Wasser oder Petroleum/Schleiföl zu benetzen. Diese Maßnahme sorgt u. a. dafür, dass sich kein Metallabrieb in den Poren des Stein ablagern kann und er dadurch effektiver schleift. Die ältere Variante des Befeuchtens stellte ein oberhalb der Schleifscheibe angebrachtes Gefäß dar, aus dem die Flüssigkeit herab tröpfelte. Die spätere Variante ist das Kühlen des unteren Bereiches der Schleifscheibe in einem Flüssigkeitsbehälter, den diese beim Schleifen rundum immer mit durchläuft. Dieser Behälter ist nach Einsatz zu leeren, um zu verhindern, dass der Stein nur mit einem Teil ständig im Wasser verbleibt, während der Rest trocken fällt. Wenn das passiert, führt das schnell zu Unwucht und einseitigem Verschleiß.

Zum Schleifen wird eine Klinge (z.B. die eines Messers) flach aufgelegt und der Rücken je nach gewünschtem Schleifwinkel leicht angehoben. Dieser Winkel richtet sich nach der Geometrie und dem Einsatzbereich des Messers. Feine Schneiden (wie bei Skalpellen, Küchen- und Schnitzmessern) benötigen einen kleinen Winkel von 15 bis 20°. Bei einem kleineren Winkel wird die Schneide schärfer, aber auch empfindlicher. Dann wird die Schneide mit einer bogenförmigen Bewegung und mit leichtem Druck vom Griffansatz bis zur Spitze am Stein entlang gezogen. Das wird so lange fortgesetzt, bis ein Grat entsteht. Das wird mit der anderen Seite der Klinge wiederholt. Wenn auch hier ein Grat entstanden ist, wechselt man zu einem Stein mit feinerer Körnung. Mit diesem Stein wird mit leicht erhöhtem Winkel geschliffen. Wie vorher arbeitet man immer mit dem Grat nach unten zum Stein hin, bis der Grat auf die andere Seite wechselt. Dann wechselt man die Seite und fährt mit geringerem Druck fort, bis der Grat entfernt ist.

Natürliche Schleifsteine gibt es aus Sedimentgestein, wie Sandstein und Schiefer, aber auch Basalte, Granite und Quarzite sind als geeignet. Es kommt dabei auf eine möglichst ebene, aber raue Arbeitsfläche an. Unterschieden wird in Wasser- und Ölsteine. Der alte Ausdruck für letztere stammt noch aus der Zeit, als es noch keine rostfreien Stähle gab. Messerklingen, die auf einem Stein mit Öl geschliffen oder abgezogen wurden, bekamen bei diesem Vorgang einen leichten Ölfilm und dadurch einen kurzzeitigen Rostschutz. Entsprechen waren ölfeste Steine zu jener Zeit besonders begehrt.

Mit der Herstellung von Schleifsteinen befassten sich die Berufe des Schleifsteinhauers und des Schleifsteindrehers

Heute gibt es auch synthetische Schleifsteine mit Kunststoff-Bindung. Sie haben meist ein weiches, offenporiges Gefüge mit homogener Partikeleinlagerung – sie schleifen schnell, nutzen sich allerdings auch schnell ab. Bei unsachgemäßer Handhabung kann flux in den Stein hineingeschnitten werden, was weder Stein noch Klinge zuträglich ist.

Weitere Maschinen, die zum Einsatz kommen können:
Schleifmaschinen (Rasenmäherscheifmaschine, Schlittschuhschleifmaschine), Poliermaschinen, Sägeautomaten.


Ausbildung

In Deutschland ist dafür ein artverwandter, neuer Ausbildungsberuf geschaffen worden, der Schneidwerkzeugmechaniker > siehe Messerschmied.
In einer Schleiferei werden heute eine Vielzahl an Geräten, die zur Benutzung scharf sein müssen, geschliffen.
Dazu gehören neben Messern und Scheren auch Fleischwölfe, auch Skalpelle, Schlittschuhe, Rasenmäher, Sägen – auch Kreissägen-, schwerter.


Kleine Galerie – 500 Jahre europäische Berufshistorie im Zeitraffer

Der Schleyffer im 16. Jahrhundert

Holzschnitt: Scherenschleifer und ein Gehilfe bei der Arbeit. an der Wand hängen Scher, Messer, Dolche Beile u.a. Werkzeuge
1568 – Ständebuch [Jost Amman – Hans Sachs]
Originaltext zum Bild von Amman
1568 [Hans Sachs]

Der Schleyffer
Ich schleiff sehr scharff auff meim schleyff stein

Messerklingen / mittl / groß vnd klein /
Feyln / Schlösser / bender allewegn /
Helleparten / Dolch / Schwert vnd Degn /
Allen Harnisch zu Fuß vnd Roß /
Halb vnd gantz Hacken / zum geschoß
ReitHämmer / Partisan / ich zier /
Auch auff der Scheiben ich palier.

Scherenschleifer im 17. Jahrhundert

Scherenschleifer im 18. Jahrhundert

Scherenschleifer im 19. Jahrhundert

Scherenschleifer im 20. Jahrhundert

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts verschwand dieser Dienstleistungsberuf in unseren Breiten mehr und mehr aus dem Alltagsbild. Da heute nur noch selten anzutreffen, zählt er zu den aussterbenden Handwerken …  was auch insofern schade ist, da offensichtlich von Anfang an jedes Schleifgerät ein sehenswertes Unikat darstellt/e.

Scherenschleifer im 21. Jahrhundert

In unseren Nachbarländern ist noch der ein oder andere umherziehende Kleinunternehmer zu finden, der das alte Handwerk des Scheren- und Messerschleifens noch traditionell praktiziert. Impossant sind besoders die diversen kreativen Lösungen für mobile Schleifvorrichtung in Verbindung mit moderneren Fortbewegungsmitteln.


Scheren- und Messerschleifer in anderen Kulturkreisen

Scherenleifer in der Kunst